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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Er hat mich geschubst



Leilani
26.03.2008, 19:06
Mein Freund hat seinen - meiner Meinung nach ersten ernsthaften - Versuch gestartet mit dem Automatenspielen aufzuhören.
59 Tage lang lief es gut.

Letzte Woche dann kam der Rückfall.
Er hat an einem Tag weit über 3000€ verspielt, war am nächsten Tag am Boden zerstört, sehr wütend auf sich selbst.

Wir haben geredet - was er nicht gern freiwillig tut, und danach ging es ihm auch wieder besser.

Heute bin ich dann - auf Verdacht - am Wettbüro vorbeigefahren und hab ihn auch prompt dort gefunden.
Ich bin schon ein paar Mal hineingegangen wenn er gespielt hat, und auch jedes Mal prompt wieder "rausgeflogen". Es ist ihm extrem unangenehm, dabei gesehen zu werden (zumindest von mir?)

Jedenfalls bin ich heute trotzdem wieder rein.
Nein, nein, ich hatte nicht die Illusion ihn da wirklich rausholen zu können, aber ich wollte ihm die Ansatzmöglichkeiten vorführen
(wir könnten jetzt woanders hingehen, oder ich könnte das Bargeld das du mit hast bis morgen an mich nehmen)

Er hat mich aufgefordert zu gehen, ich hab es aber hinausgezögert und mich geweigert (natürlich wär ich nach ein paar Minuten wieder abgezogen, wollt aber zeigen, dass ich so leicht nicht abzuschrecken bin)
Tja, da hat er mich beiseite geschubst - zuerst eher andeutungsweise, als ich mich dagegen gestemmt habe aber etwas fester, sodass ich tatsächlich über die Stufen hinunter gestolpert bin.

Ich war total baff, hätte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er handgreiflich wird - vorallem weil er gar nicht wütend war, er hat eher total gequält gewirkt.

Um das klarzustellen, es war nicht wirklich ein fester Angriff, er wollte mir wohl nicht wehtun sondern mich nur loswerden, aber ich bin sehr erschrocken und enttäuscht.

Auf der einen Seite weiß ich, dass ich ihn total ins Eck gedrängt hab und ihn wohl auch provoziert, auf der anderen Seite rechtfertigt nichts davon die Situation.
Ich hab ihm daraufhin in meiner Hilf- und Sprachlosigkeit in den Arm geboxt und ihm dann auch noch eine gescheuert (nein, da bin ich nicht stolz drauf), aber in dem Moment hätte ich ihn auch total verprügeln können (theoretisch, praktisch fehlt mir da sowieso die Kraft), denn er hat sich nur noch geduckt wie ein kleines Kind, das Schläge erwartet.

Ich will die Situation einerseits nicht überbewerten, andererseits auch bestimmt nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Ich weiß, niemand von euch kann mir sagen, was ich tun soll, das ist auch gar nicht nötig - ich denke ich weiß recht gut was ich tue, aber ich musste mir das jetzt irgendwie von der Seele schreiben.

Also danke fürs lesen,
liebe Grüße
Leilani

Leilani
31.03.2008, 18:29
Hallo!

Das war eine sehr nachdenkliche Woche für mich.
Mein Freund geht mir seitdem aus dem Weg, ist nicht zu einem Gespräch bereit.
Ist auch nichts Neues.

Ich habe ihm deshalb jetzt einen Brief geschrieben, weil ich so schnell nicht aufgeben möchte.
Aber ich bin mir doch ein wenig unsicher, ob ich damit nicht vielleicht doch zu weit gehe, und möchte deshalb diesen Brief hier hereinstellen
- mit der Bitte um eure Meinung.

Nur bitte ich euch zu bedenken, dass das ein ziemlich intimes Detail ist, das ich hier preisgebe, auch wenn mich niemand von euch kennt.
Und ich hab sehr wohl Angst, gleich in der Luft zerrissen zu werden.


Lieber X,

ich habe viel von dir gesehen – weil ich dich gut kenne, weil ich Interesse an dir habe und deshalb genau hinschaue und nicht zuletzt, weil du mir immer wieder selbst Einblick in deine Seele gewährst.
Ich denke, einerseits möchtest du gesehen werden – denn nur wer dich so sieht, wie du wirklich bist kann wirklich DICH lieben, anstelle der perfekten Maske, anstelle der Schauspielerei.
Andererseits ist dieser Aspekt auch mit einem Schamgefühl verbunden. Es ist peinlich, wenn jemand unser ganzes Elend, unsere Schwächen, unsere Unzulänglichkeiten sieht.

Ist es das, was letzte Woche passiert ist?
Weißt du, ich habe nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich handgreiflich wirst, und zwar aus einem ganz konkreten Grund heraus: Ich habe keine Wut gespürt.
Du warst gar nicht wütend, oder?
Hast du dich einfach beschissen gefühlt, weil du zu schwach warst um den Automaten zu widerstehen? War es dir peinlich so gesehen zu werden? In deiner größten Schwäche?
Mir wäre es vielleicht so ergangen.
Vielleicht irre ich mich, aber du wolltest mir nicht weh tun, oder? Du wolltest mich schlicht und einfach loswerden.
Du bist innerhalb von zwei Minuten total ausgerastet, die Provokation war relativ gering, und es war klar, dass ich letztendlich wieder gehen würde. Trotzdem hast du es nicht ertragen, die fünf Minuten abzuwarten. Was müssen da für Kräfte in dir getobt haben?
Wie klein und zerrissen musst du dich gefühlt haben?
Und wie geht es dir dabei das jetzt zu lesen?
Tu ich es schon wieder? Verletze ich dein Schamgefühl?
Das tut mir leid, das ist nicht meine Absicht. Aber du siehst ja, Absicht und Endergebnis sind nicht immer identisch.
Aus meiner Sicht heraus musst du dich ja nicht schämen für deine (vermeintlichen) Schwächen. Denn ich liebe dich, egal was du auch tust.
Ich sehe auch deine Rückfälle aus einem anderen Blickwinkel als du. Und abgesehen von der finanziellen Seite finde ich sie auch gar nicht so schlimm.

Aber was nun?
Offensichtlich bist du nicht bereit mit mir darüber zu reden – weder über deine Probleme, noch über deine Attacke.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir besonders gut geht.
Ich weiß nicht, ob du wirklich krank bist (es wäre jedenfalls typisch für dich, dass dein Körper auf so eine Situation mit Krankheit reagiert), oder nur mir aus dem Weg gehst (wobei das eine ja das andere nicht ausschließt).
Aber früher oder später werden wir beide uns wieder gegenüberstehen.
Was dann?
Am ehesten rechne ich damit, dass du mir aus dem Weg gehen wirst. Wirst du versuchen so zu tun als wäre nichts? Auf cool machen? Wieder die Wir-sind-nur-Freunde-Nummer?
Das werde ich nicht können.

Egal wie es zwischen uns weitergeht, ich möchte dass du dir meine Empörung und meine ganze Wut anhörst, und dass du sie akzeptierst.
Ich möchte dir meine ganze Traurigkeit und meine Bitterkeit entgegenschleudern.
Und ich möchte, dass du das aushalten kannst.

Ich weiß nicht, was du willst.
Und mehr denn je frage ich mich, ob ich nicht vielleicht doch total verrückt bin.
Bilde ich mir das alles tatsächlich nur ein?
Ist es falsch auf meine Intuition zu hören, weil sie nur Wunschdenken ist?
Bilde ich mir deine Zuneigung tatsächlich nur ein?
Und dass du Fortschritte machst?
Irre ich mich, wenn ich denke, dass du an dir arbeitest?
Gehe ich dir nur auf die Nerven, anstatt dir zu helfen?
Bin ich nur lästig mit meinen Gedanken und Gefühlen und Gesprächsversuchen?
Schade ich dir, wo ich helfen will?
Verfolge ich dich tatsächlich und du weißt einfach nur nicht, wie du mich loswerden sollst?
Bin ich aufdringlich statt verständnisvoll?

Liebst du mich, oder bin ich dir in Wahrheit völlig gleichgültig?
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich glauben soll.
Ich weiß nicht mehr, woran ich mich festhalten soll, worauf mich stützen?
Was ist richtig, was ist falsch?

Meine Intuition sagt, du brauchst meine Liebe mehr denn je, du brauchst die Gewissheit, dass ich tatsächlich hinter dir stehe, dass ich dich tatsächlich liebe, auch wenn du „böse“ bist.
Aber was, wenn das nicht stimmt?
Was, wenn ich dich in Wahrheit damit nur bedränge?
Und wo bleibe ich dabei – wer liebt mich, auch wenn ich „böse“ bin?
Wie kann ich bleiben, wenn ich immer wieder weggestoßen werde – macht das überhaupt noch Sinn?

Warum meldest du dich nicht bei mir?
Verdiene ich es nicht, dass du mit mir redest?
Dass du ausrastest – okay, das ist eine Sache.
Aber warum bringst du es nicht über dich, in dem Moment wo dein Kopf wieder klar wird zum Hörer zu greifen und anzurufen?
Warum hast du kein Bedürfnis mit mir zu reden, oder wenn du das Bedürfnis doch hättest, warum darfst du ihm dann nicht nachgeben?
Warum macht es dir scheinbar nichts aus mir weh zu tun?
Warum kannst du mich nicht einfach in den Arm nehmen und meinen Schmerz wegstreicheln?
Warum ist Berührung und Nähe so schwer für dich?
Warum kannst du meine Ängste nicht nachvollziehen?

Weil ich dir egal bin?
Ist die Antwort auf all diese Fragen so banal?
Oder ist da doch mehr dahinter?

mikesch
31.03.2008, 18:56
Hallo Leilani,

auf Deinen ersten Beitrag habe ich absichtlich nicht geantwortet. Ich hatte den Eindruck, dass es Dir wichtig war, Dir Dein Erlebnis einfach nur einmal von der Seele zu schreiben.

Ein weiterer Eindruck war auch, dass Du eigentlich genau weißt, was nicht richtig ist bei Dir, bei Deinem Freund, aber auch so wirklich nicht bereit bist, loszulassen, um so wohlmöglich eine Änderung herbeizuführen.

Nun stellst Du diesen Brief hier ins Forum und fragst nach Meinungen. Hast Du ihn eigentlich schon weitergegeben? Wieso hast Du das Gefühl, jetzt von den Useren (natürlich auch von mir) in der Luft zerrissen zu werden? Und ist an so einem Gefühl nicht auch einfach immer ein kleines Stückchen Wahrheit? Ich kenne Dich nicht, weiß also nicht wie Du sonst "tickst". Vielleicht interpretiere ich auch völlig falsch, dann bitte ich Dich ganz herzlich um Verzeihung:

Solange Dein Freund "voll drauf" ist, wird er diesen Brief nicht verstehen können/wollen. Er ist eine einzige Liebeserklärung, gleichzeitig aber auch ein (verzeih' mir das harte Wort) Betteln um Liebe. Der Brief beinhaltet alles, was Dein Freund braucht, um weiter seiner Freizeitbeschäftigung nachgehen zu können und genau zu wissen, dass - wenn er mit dem kleinen Finger schnippt - Du sofort die ganze Leilani mit Freuden dem Verbrennungsplatz zuführen wirst, freiwillig und selbstzerstörend.

Es tut mir so leid, ich hätte Dir so unendlich gern etwas Ermutigenderes geschrieben

Marlies

Sternchen
01.04.2008, 17:32
Hallo Leilani,

damit Du eine zweite Meinung haben kannst, möchte auch ich Dir kurz antworten.
Letztlich ist meine Meinung die gleiche wie die von Mikesch.
Du machst Dich klein und liebst über die Grenzen des eigentlich möglichen hinaus.
Du zeigst ihm, dass er im Grunde so weitermachen kann. Hauptsache Du wirst von ihm geliebt.
Vermutlich wirst Du ihn mit diesem Brief nicht erreichen können. Verstehst Du was ich meine? Grenzen aufzeigen wäre vielleicht der richtigere Weg. Du kämpfst gegen oder auch für etwas nicht greifbares und machst Dich dabei kaputt. Wie lange hast Du die Kraft? Hast Du überhaupt noch welche? Du klingst stark und möchtest alles für ihn tun...ihm helfen....
DAS KANNST DU NICHT!
Er muss sich selbst helfen sonst funktioniert das nicht.

Du hast einen Satz geschrieben, an dem ich regelrecht "hängen blieb".

-----ich sehe auch Deine Rückfälle aus einem anderen Blickwinkel als Du.Abgesehen von der finanziellen Seite finde ich sie gar nicht so schlimm--------

Rückfälle sind IMMER schlimm, Leilani, für einen Menschen der wirklich mit dem Spielen aufhören möchte. Das Geld, dass man verliert spielt irgendwann nur noch eine sekundäre Rolle. Natürlich ist das auch schlimm aber es sind für einen Menschen , der aufhören möchte ganz andere Dinge schlimm. Die Gefühle, die man nach einem Rückfall hat...dass man es WIEDER nicht geschafft hat. Dass man schwach und unfähig ist. Das sind die Gefühle, die zumindest in meinem Fall die viel schwerwiegenderen waren.
Wie auch immer, ich denke es ist wirklich falsch zu sagen, dass Rückfälle, egal wie teuer sie waren nicht schlimm sind, denn dann wären Gewinne bei einem Rückfall ja ein GUTER Rückfall und so etwas gibt es nicht. Es wäre auch für ihn ein Grund immer weiter zu spielen...wenn Du es ja nicht so schlimm findest, so lange er kein Geld verliert.
Wer so denken kann, der wird nicht trocken und wer immer Hilfe bekommt, der wird sie auch immer erwarten und nicht selbst etwas tun.
Bring ihn in die Situation selbst etwas tun zu müssen!
Das ist sooo wichtig!

Ich würde mir wünschen, dass Du diesen Brief noch nicht abgeschickt hast und Du Deine Situation und das was Du schreiben möchtest noch mal überdenkst.
Ich kann mir vorstellen , wie Du Dich fühlst und was Du gerne möchtest.

Ich wünsche Dir Kraft!

Sternchen*

Leilani
01.04.2008, 18:21
LIebe Marlies,

erst mal herzlichen Dank für deine Antwort und deine offenen Worte.

Ja, ich denke ich habe einen relativ guten Überblick über die Situation, und darüber was nicht gut läuft.
Mit dem Loslassen - naja, ehrlich gesagt häufen sich meine Zweifel in dem Punkt (je nachdem wie es von dir gemeint ist) mehr und mehr.
Was mich zum einen stutzig macht, ist der Trend, den dieses Wort in den letzten paar Jahren erfährt.
Plötzlich soll man alles und jedes loslassen, ganze Bücher tauchen zum Thema auf, und letztens hab ich sogar eine Anzeige für ein Loslassen-Seminar entdeckt.
Ich will auch gar nicht behaupten, dass da nichts dran ist - so hab auch ich jahrelang fanatisch nach einem Weg gesucht loszulassen.
Das ist so die zweite Sache, die mich daran stutzig macht - denn fast alle haben Probleme damit, keiner weiß so recht wie es geht, und die die es geschafft haben etwas oder jemanden loszulassen, können auch nicht erklären oder beschreiben wie sie das zustande gebracht haben.

Und so entsteht langsam aber sicher eine Ablehnung gegen diesen Begriff in mir - weil ich einfach niemanden kenne, dem der Ratschlag loszulassen irgendwie geholfen hat.

Aber ich möchte noch weiter gehen - gerade hier, in einem Suchtforum.
Du hast das Wort nicht benutzt und vielleicht hast es auch nicht in dem Sinne gemeint - aber gerade im Zusammenhang mit Sucht liegen die Worte "Loslassen" und "Fallenlassen" nicht so weit auseinander.

Und ja, es mag Situationen geben, in der das Beste was man für einen Süchtigen tun kann ist, ihn fallen zu lassen.
Wenn die Chance besteht, dass demjenigen dann die Augen aufgehen und er bereit ist etwas zu ändern, weil er sonst jemanden verliert, dann ist das bestimmt der richtige (und der einfachere!) Weg. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob da nicht auch nur ein Symptom gelöscht wird anstatt der ganzen Krankheit.

Aber - ich schreibe das jetzt am Beispiel meines Freundes, bin aber der Meinung, dass es für sehr viele (oder fast alle?) anderen auch zutrifft - macht das wirklich Sinn?
Wenn ich es nämlich rein aus der Warte des Süchtigen betrachte, und meine eigenen Gefühle, mein Ego und meine Bedürfnisse erst mal außer Acht lasse - was bleibt dann???

Was wäre wenn ich ihn jetzt fallenlassen würde?
Das wäre nichts Neues für ihn.
Er ist seit über 25 Jahren Spieler, sein Vater war Spieler und Alkoholiker noch dazu. Er ist damit also aufgewachsen und hat nie etwas anderes kennengelernt.
Ich wäre nicht die Erste die ihn fallenlässt und bestimmt auch nicht die Letzte.
Geholfen hat ihm diese Erfahrung noch nie.
Ich möchte aber noch weitergehen:
Ist es nicht genau dieses fallen gelassen werden (oder verlassen werden), das uns schon in früher Kindheit so eine tiefe Wunde zufügt, diesen Mangel an Liebe - und in weiterer Folge an Selbstwertgefühl - verursacht?

Ist es nicht schon die Unfähigkeit unserer Eltern uns die Liebe und Fürsorge zuteil werden zu lassen, die wir so dringend brauchen, die uns erst in die Sucht treibt?(und ich meine das jetzt völlig wertfrei!)

Hier zwei Anmerkungen am Rande:
Ich schreibe jetzt "wir" weil ich zwar nicht spielsüchtig bin, aber naja, sagen wir mal Probleme mit der Kontrolle meines Essverhaltens habe.
Und zweitens, das mag vielleicht nicht für alle zutreffen, nichts liegt mir ferner als das hier zu verallgemeinern, okay?

Aber um meine Frage zu konkretisieren:
Wenn es Liebe ist, die uns ohnehin schon mangelt, wie bitte soll Liebesentzug uns dann weiterbringen?

Die Frage ist nur, wie diese Liebe aussieht.
Wie bedingungslos kann diese Liebe sein?
Damit bin ich wieder an dem Punkt von oben, an dem ich mein Ego und meine Bedürfnisse mal außer Acht gelassen habe.
Aber das bringt mich zu dem für mich einzig möglichen Schluss:
Jemanden fallenzulassen mag vielfach - je nach Ausgangssituation - gut für den Süchtigen sein, aber es ist hauptsächlich gut für den, der fallen lässt, weil es eventuell seinen Bedürfnissen und seinem Ego entspricht.

Ich möchte zumindestens versuchen, aus diesem Schema auszubrechen.
Oft bin ich mir nicht sicher, ob ich die Kraft dafür habe - denn ich brauche diese Kraft doppelt - einmal für ihn und einmal für mich.
Und die jüngsten Vorfälle haben mir natürlich einen ziemlichen Dämpfer versetzt.
Und ich verstehe, dass viele Leute der Meinung sind, ich sollte mich dem nicht aussetzen.

ABER
ich tue das nicht nur für ihn.
Ich bin nicht in der Lage irgendjemandem auch nur annähernd zu erklären, wieviel ich in den letzten Jahren ÜBER MICH gelernt habe.
Oh ja, da war weiß Gott viel Schmerz und Leid, und immer wieder bin ich an meine Grenzen gestoßen oder habe sie übertreten.
Angenehm war/ist das nicht.

Ich bin jetzt mehr in meiner Mitte als je zuvor.
Er - und andere Menschen - können mich zwar nach wie vor mit zwei Fingern aus dem Gleichgewicht schnippen, aber mittlerweile kann ich mich meist relativ schnell wieder zurückschnippen.

Dadurch, dass ich mich so sehr mit seiner Problematik, und mit Sucht als Thema beschäftigt habe, habe ich so viel über mich selbst gelernt.
Nicht selten hab ich wegen ihm ein psychologisches Buch gelesen - und mich selbst darin gefunden.
Er ist mein perfekter Spiegel, der mir meine eigenen Mängel aufzeigt, mich auf meine eigene Problematik hinweist.
Es ist nicht so, dass ich durch meine eigene Geschichte schon durch bin, aber ich habe mich noch nie so ruhig und frei (und gut! - trotz der Probleme!) gefühlt wie jetzt.

Und vielleicht - nur vielleicht - habe ich die Kraft mein Ego in Bezug auf ihn ein wenig zurückzunehmen, besonders an den Punkten an denen ich ohnehin weiß, dass sie eigentlich gar nichts mit mir zu tun haben.
Denn wenn es Liebe ist, die wir brauchen, kann Liebes - entzug nicht die Lösung sein.

Leilani

Leilani
01.04.2008, 18:45
Liebe Marlies,
hier noch die Antworten die ich dir schuldig geblieben bin:

Nein, ich hab ihm diesen Brief nicht gegeben und werde es auch nicht tun - aus verschiedenen Gründen, vielleicht auch ein bisschen aufgrund deiner Antwort.

Bettle ich nach Liebe?
Vielleicht.
Auch ich bin vor diesem Bedürfnis nicht gefeit, und ich schäme mich nicht das auch zu zeigen.
Aber bin ich auf seine Liebe angewiesen?
Nein. Früher war das vielleicht so, aber nach und nach entdecke ich die Liebe in mir selbst.

Wieso habe ich das Gefühl gleich in der Luft zerrissen zu werden?
Erfahrung!
Besonders in meinem Umfeld - das größtenteils nichts mit Sucht zu tun hat - neigen die Leute dazu die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen und zu fragen "Mein Gott warum verlässt du dieses Arschloch nicht einfach?"
Ist Wahrheit dran?
Ja, vielleicht, bis zu einem gewissen Punkt. Aber wieviel?
Und wessen Wahrheit?

Und zuletzt, das ist ein wackliger Punkt für mich:

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke nicht dass er "voll drauf" ist momentan - bzw. bezieht sich das auf die Zeit vor diesem Vorfall.
Es ist nicht der erste Brief den ich ihm geschrieben hab, und irgendetwas kommt immer an - manchmal mehr, manchmal weniger.
Und dass sein Kopf etwas nicht versteht bedeutet noch lang nicht, dass sein Herz oder sein Bauch es nicht verstehen - auch eine Erfahrung aus dieser "Langzeitstudie" ;O)

Lange Zeit hab ich gezweifelt, es gab Momente, in denen ich mir nicht sicher war, ob ich mich nicht selbst zerstöre.
Heute weiß ich, ich zerstöre mich nicht, ich heile mich.
Und ich bin überzeugt am richtigen Punkt aussteigen zu können , wenn nötig - bevor es zu gefährlich wird.

Ich denke nicht, dass ich ihm alles biete, was er braucht um seiner Freizeitbeschäftigung weiter nachzugehen.

Ich gestehe, das war vielleicht nicht immer so - das ist aber zu kompliziert um es hier zu erklären.
Aber je mehr ich mich selbst finde, umso strikter werde ich auch ihm gegenüber.
Je klarer ich sehe, desto eindeutiger wird auch meine Haltung ihm gegenüber.
Er kennt meine Grenzen, vor allem weil er ständig dagegenkracht, und ich glaube schon, dass es das ist, was ihn schön langsam aus seiner Erstarrung aufweckt.

Aber ich habe da sicher noch einiges zu lernen.

Ganz liebe Grüße,

Leilani

Leilani
01.04.2008, 19:32
Hallo Sternchen,

auch dir vielen Dank für deine Meinung!
Es tut mir gut mich hier austauschen zu können.

Mache ich mich klein? Ich weiß nicht.
Was genau bedeutet das eigentlich, "sich klein machen"
Und liebe ich ihn über die Grenzen des eigntlich möglichen hinaus - das widerspricht sich schon selbst.
Ich glaube, dass ich hier - auch aufgrund meiner eigenen Geschichte - eine ganz besondere Fähigkeit habe, nämlich die "sehr weit", weiter als die meisten anderen, lieben zu können.
Das macht mich so stark.
Ich bin sehr sensitiv veranlagt, kann oft Schwingungen, Energien, Gefühle von anderen aufnehmen, oft fühle ich auch woher sie kommen, was sie auslöst. Das scheint mir die Möglichkeit zu geben, mich besser auf die Bedürfnisse anderer einstellen und sie erfüllen zu können.
Es war ein langer Prozess zu lernen, dabei auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten, und ich gebe zu er ist noch nicht abgeschlossen.
Aber schön langsam bekomme ich ein Gespür dafür.




Du klingst stark und möchtest alles für ihn tun...ihm helfen....
DAS KANNST DU NICHT!
Er muss sich selbst helfen sonst funktioniert das nicht.


Gib einem Hungernden einen Fisch und er wird einen Tag lang satt sein.
Lehre einen Hungernden zu fischen, und er wird sein Leben lang satt sein.

Ich kann ihm helfen, SICH SELBST ZU HELFEN.
Aber ich kann Erkenntnis nicht erzwingen, die muss er alleine finden.
Wie oben schon geschrieben - er wurde sein Leben lang immer wieder fallen gelassen, offensichtlich ist das nicht der Weg zum Ziel.
Vielleicht ist meiner das auch nicht, aber einen Versuch ist es wert.

[qupte] Du hast einen Satz geschrieben, an dem ich regelrecht "hängen blieb".

-----ich sehe auch Deine Rückfälle aus einem anderen Blickwinkel als Du.Abgesehen von der finanziellen Seite finde ich sie gar nicht so schlimm--------

Rückfälle sind IMMER schlimm, Leilani, für einen Menschen der wirklich mit dem Spielen aufhören möchte. Das Geld, dass man verliert spielt irgendwann nur noch eine sekundäre Rolle. Natürlich ist das auch schlimm aber es sind für einen Menschen , der aufhören möchte ganz andere Dinge schlimm. Die Gefühle, die man nach einem Rückfall hat...dass man es WIEDER nicht geschafft hat. Dass man schwach und unfähig ist. Das sind die Gefühle, die zumindest in meinem Fall die viel schwerwiegenderen waren.
Wie auch immer, ich denke es ist wirklich falsch zu sagen, dass Rückfälle, egal wie teuer sie waren nicht schlimm sind, denn dann wären Gewinne bei einem Rückfall ja ein GUTER Rückfall und so etwas gibt es nicht. Es wäre auch für ihn ein Grund immer weiter zu spielen...wenn Du es ja nicht so schlimm findest, so lange er kein Geld verliert.
Wer so denken kann, der wird nicht trocken und wer immer Hilfe bekommt, der wird sie auch immer erwarten und nicht selbst etwas tun.
Bring ihn in die Situation selbst etwas tun zu müssen!
Das ist sooo wichtig!

[/QUOTE]

Hmmm.
Wie ich oben schon kurz angerissen habe, weiß ich schon, was es bedeutet süchtig zu sein.
Ich habe Essattacken und auch wenn ich es oft im Griff habe, oft hab ich es auch nicht im Griff.
Obwohl ich das erste Mal im Leben das Gefühl habe, da eine Mauer durchbrochen zu haben, und das erste Mal eine Chance sehe, auf dem richtigen Weg zu sein.
Ich weiß, in mancherlei Hinsicht kann man das nicht mit Spielsucht vergleichen, in mancherlei Hinsicht aber doch.

Glaub mir, ich weiß wie sich ein Rückfall anfühlt.
Und ich habe damit bestimmt nicht gemeint, dass es nicht so schlimm ist und nur das Geld zählt, das er verloren hat.
Wahrscheinlich war das auch schlecht formuliert.

Wenn ich eine Attacke habe, dann fühle ich mich auch total schlecht - und zwar nicht erst nachher, sondern schon mitten drin.
Ich weiß, dass es dumm ist was ich tue, dass mir nachher sowohl körperlich als auch seelisch speiübel sein wird. Trotzdem kann ich nicht aufhören.

Was ich damit gemeint habe, war darauf bezogen, dass mir der finanzielle Teil, die finanzielle "Schuld" wenigstens erspart bleibt (Obwohl so eine Attacke auch ganz schön teuer sein kann!)

Und der Grund warum ich das geschrieben habe ist folgender:
Man fühlt sich schon Scheiße genug.
Man hat versagt.
Man geht mit sich selber so unendlich viel härter ins Gericht, als man es jemals mit jemand anderem tun würde.

Er hat in dieser Situation regelrechten Selbsthass entwickelt.
Doch Rückfälle sind normal, auch wenn sie noch so tragisch sind.
Man kann nicht etwas, das man sein ganzes Leben lang (in unser beider Fall) oder auch sonst jahrelang gelebt hat, von heute auf morgen einfach so aufgeben.
Man muss das akzeptieren.
Selbsthass bringt uns nicht weiter.
Wichtig ist der Entschluss, es weiter zu versuchen, es immer und immer wieder zu versuchen, nicht aufzugeben.

Verstehst du, das ist ein Teufelskreis.
Du hast einen Rückfall, bist am Boden zerstört, hasst dich selbst, machst dir Vorwürfe, beschimpfst dich in Gedanken mit den schlimmstmöglichen Schimpfworten - zumindest ich habe das getan, und ich weiß, dass er es auch tut.
Du machst dich also selbst total fertig, setzt dich unter Druck - und was passiert, wenn ich mich so unter Druck setze, Spannung aufbaue?
ICH ESSE.
Und er spielt.
Und damit fängt es von vorne an.

Viel wichtiger finde ich es deshalb, sich selbst zu verzeihen und nicht so streng mit sich selber zu sein. Das kleine Kind, das in jedem von uns drin steckt, in den Arm nehmen, es zu trösten - tatsächlich so wie man es bei einem kleinen Kind tun würde.

Wie gesagt, ich habe vermutlich schlecht formuliert - das liegt daran, dass mir dieser Geldaspekt - und somit auch seine Bedeutung in dem Ganzen - fremd ist, nicht so leicht nachvollziehbar ist für mich.
Hier kann ich sicher noch was lernen.
Es ist aber auch so, dass wir ja über diesen Rückfall bereits gesprochen haben, und ich denke, dass er aufgrund dessen auch verstehen könnte, was ich damit sagen will.

Ganz liebe Grüße
Leilani

winnetou1
01.04.2008, 20:44
Hallo Leilani,
Deine Beiträge sprechen mich an und deswegen habe ich mich hier erneut registriert. Ich bin ein ungebetener Gast hier weil ich ausgestiegen bin aus diesen Verallgemeinerungen…..
Und ich spreche jetzt nur für mich, ich bin dadurch sehr zufrieden und glücklich geworden. Denn was für Person A..B..C…richtig ist, muss für mich noch lange nicht richtig sein. Höre auf Dein Bauch und der Rest wird kommen…………….

Liebe Grüße
Jürgen

mikesch
02.04.2008, 08:01
Guten Morgen Leilani,

ich möchte mich erst einmal dafür bedanken, dass Du mich an Deinen Gedanken teilhaben läßt. Leider fehlt mir im Moment die Zeit mich so ganz ausführlich damit auseinanderzusetzen. Es ist mir allerdings wichtig, auf einen Gedanken von Dir gesondert einzugehen (obwohl alle anderen sind es natürlich auch wert):

Loslassen - Fallenlassen

Ich habe keine Bücher über das Thema gelesen. Auseinandergesetzt damit habe ich mich allerdings sehr intensiv, allein schon aus meiner persönlichen Situation heraus.

Loslassen bedeutet für mich, jemanden in Liebe seinen Weg gehen zu lassen. Einen Weg, den ich nicht mehr mitgehen kann, sei es weil ein Kind erwachsen und für sich selbst verantwortlich geworden ist, sei es, weil jemand am Ende seines Weges angekommen ist (Tod), sei es weil der/diejenige einen Weg geht, der nicht der meine sein kann, z. B. mit süchtigem Verhalten. Loslassen bedeutet für mich manchmal Schmerz - ganz extrem bei Tod, aber auch, als meine Tochter im letzten Jahr aus beruflichen Gründen plötzlich 400 km weit wegzog und ich seitdem nicht mehr sofort für sie da sein kann, wenn sie mal ein Problem hat. Loslassen bedeutet auch die Rücknahme meiner Äußerungen zu Verhaltensweisen von Familie, Bekannten, Freunden, Verwandten mit denen ich nicht konform gehen kann, weil mir eben diese Verhaltensweisen nicht guttun. Trotzdem ist immer Liebe dabei oder manchmal auch nur Zuneigung und...... wenn sie mich um Hilfe bitten, die ich leisten kann, dann bin ich da! Loslassen bedeutet für mich auch, solchen Menschen nicht mehr meine Hilfe anzubieten, sondern abzuwarten, ob sie bereit sind mich darum zu bitten, sprich mit offenen Händen,unterstützend und mit angemessenen Mitteln dazusein, wenn jemand seine Situation ernsthaft ändern möchte.

Fallenlassen hingegen bedeutet für mich, jemandem mit einem intensiven Tritt in den A..... wegzustoßen und die Beziehung - egal welcher Art - für immer zu beenden. Fallenlassen hat oftmals etwas mit Verletzen oder auch "Rückzahlung der von ihr mir zugefügten Verletzungen zu tun" und manchmal auch mit Hass.

Dieses mal auf die Schnelle meine ganz persönlichen Gedanken und Erfahrungen zu den beiden Worten.

Bis die Tage
und alles Gute von mir

Marlies

Cl@us
02.04.2008, 09:46
Hallo Leilani,
ich schalte mich da auch mal ein, weil in meiner/unserer 40-jährigen Beziehung eine Krise durch mein krankes unreifes Verhalten entstand.
Unser Paatherapeut führte uns in die Gestalt-Therapie ein und hier lernten wir beide etwas in der Richtung den Anderen "gehen-lassen"!

Am besten drückt sich das hier aus:

von Fritz Perls (08.07.1893 - 1970) - Begründer der GestaltTherapie

Gestalt-Gebet von Fritz Perls

Ich lebe mein Leben und du lebst dein Leben.
Ich bin nicht auf dieser Welt, um deinen Erwartungen zu entsprechen -
und du bist nicht auf dieser Welt, um meinen Erwartungen zu entsprechen.

Ich bin ich und Du bist du -
und wenn wir uns zufällig treffen und finden, dann ist das schön,
wenn nicht, dann ist auch das gut so.

oder noch eingehender hier: http://www.dieg.org/Wissenschaft/pdf/Paarvorlesung.pdf

Leilani
02.04.2008, 17:26
Lieber Winnetou,

vielen Dank für deine aufmunternden Worte.
Freut mich sehr, dass du es anscheinend geschafft hast,
ich wünsch dir von ganzem Herzen alles Gute!

Leilani

Leilani
02.04.2008, 17:38
Liebe Marlies,

ICH danke DIR, dass du dir die Zeit für mich nimmst!

Ich habe schon vermutet, dass du Loslassen so definierst, und das ist auch gut so.
Du hast Recht, ich möchte nicht loslassen.
Und bislang sah ich auch keinen Grund dazu, ich denke das habe ich erläutert.

Mag aber sein, dass sich das jetzt geändert hat, wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich momentan nicht so recht wie ich mit der Situation umgehen soll.
Er ist inzwischen wieder aufgetaucht, aber er redet nicht mit mir, und kann mich auch nicht anschauen.
Ich nehme an auch da steckt sein Schamgefühl dahinter.
Ich nehme an, ich werde noch ein, zweimal versuchen ihm die Hand zu reichen.
Das ist für mich ein bisschen ein Drahtseilakt, denn ich halte es für wichtig, dass diesmal ER kommt und Initiative zeigt - auch wenn das nur bedeutet, dass er es schafft eine ihm hingestreckte Hand zu nehmen. Das wäre schon ein großer Fortschritt für ihn.

Wenn er das aber nicht schafft, dann muss er ohnehin alleine weitergehen, denn natürlich ist auch mir klar, dass man nur jemandem helfen kann, der diese Hilfe auch will.

Es ist still in mir, und ich bin sehr traurig.
Wünsch mir Glück,
alles Liebe,
Leilani

Leilani
02.04.2008, 17:43
Lieber Cl@us,

danke auch dir für deine Worte.
Das ist ein sehr schöner und sehr wahrer Spruch, den du da aufgeschrieben hast.
Ich denke ich bin an dem Level angelangt, an dem ich das auch leben kann - das war ein langer und harter Weg der Bewusstwerdung.

Und doch ist mir nach wie vor ein "mit ihm" lieber als ein "ohne ihn".
Und ich erwarte nicht, dass er (oder sonst jemand) all meine Erwartungen erfüllt, aber ich gestatte es mir, trotz allem welche zu haben und auf deren Erfüllung zu hoffen!

Alles Liebe,
Leilani

Sternchen
02.04.2008, 18:21
Liebe Leilani,

ich hatte Dir in meiner Mittagspause eine ziemlich lange Antwort geschrieben.
Jetzt kam ich nach Hause und lese Neues von Dir und muss feststellen, dass manches, was ich geschrieben hatte nun nicht mehr passt.

Ich kopiere es nun aber trotzdem hier in diesen Beitrag, vielleicht ist das ein oder andere doch zutreffend. Was mir beim nochmaligen Durchlesen auffällt, irgendwie bin ich wohl zu hart in manchen Formulierungen aber ich dachte so in dem Moment als ich schrieb also lasse ich es auch so stehen.
Es hindert mich ja nicht daran möglicherweise auch was revidieren zu müssen.
In jedem Falle aber möchte ich Dir ein Buch empfehlen:
Wenn Frauen zu sehr lieben – die heimliche Sucht gebraucht zu werden.
Ein Buch von Robin Norwood.
Vielleicht hast Du ja mal Lust es zu lesen....

Nun aber zu meinen Gedanken von heute Mittag----und eine Frage an Dich noch vorweg:
Bist Du der Meinung, dass Dir Dein Freund im Überwinden Deiner Essstörung helfen kann?

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass bei süchtigen Menschen (auch bei mir), häufig eine 2te
Sucht vorhanden ist, nämlich die, helfen zu wollen auf Biegen und Brechen und alles dafür
gebend für einen anderen Menschen da sein zu können, Verständnis aufzubringen etc.
Ob das nun fremde Menschen sind oder der Partner, das spielt wohl kaum eine Rolle.

Diese Reihe setzt Du in meinen Augen nun irgendwie fort. Unabhängig davon, welche Sucht Du nun hast.
Ich habe hier als auch in der SHG viele Menschen „kennengelernt“ die nur eines wollten.
Helfen, helfen, helfen. Gute Worte finden, eine Stütze sein, aufbauen wollen, Tipps
gebend und was auch immer.

Letztlich denke ich, dass man das tut, was man selbst für sich gerne hätte und wenn es
nur ist, dass man das Gefühl vermittelt bekommt, dass sich jemand um einen sorgt und
noch optimaler, das Gefühl vermittelt, verstanden und TROTZDEM geliebt zu werden.
Wo hat man das schon??????
Damit hat es dann schon wieder etwas egoistisches....man will Erfolge sehen, positive
Fortschritte in irgendeiner Form.
Das tut einem dann gut....einfach wunderbar, der/die hat auf meine Worte gehört und das getan was ich ihm geraten habe und ist mir auch ganz arg dankbar dafür..WIE SCHÖN!

Natürlich will man für diesen Menschen wirklich nur das Beste die Frage ist, wie lange
man dieses Ziel verfolgen kann ohne akzeptable Erfolge zu erzielen?

Gib einem Hungernden einen Fisch und er wird einen Tag lang satt sein.
Lehre einen Hungernden zu fischen, und er wird sein Leben lang satt sein.

Ein sehr schöner Vergleich, für das was Du gerne tun möchtest.
Wie lange lehrst Du schon das Fischen?
Es liegt nicht in Deiner Macht, Deinen Freund zum Fischer zu machen wenn er nichts tut.
Wieso bist Du im Forum aktiv und weshalb nicht er?
Was genau nimmt er an von dem , was Du ihn lehrst?
Er zeigt mehr Gefühle und redet?
Das ist das, was ich zumindest vermute.
Damit bekommt er aber keinen Fisch.....
Du dafür aber etwas anderes....nämlich das, was ich oben schon geschrieben habe.

Verstehst Du was ich meine?

Ich meine das was ich schreibe nicht böse aber ich habe ein wenig das Gefühl, dass Du
Dir alles gut „reden“ kannst und ihn schützt.......aus lauter Liebe.......

Sternchen*

mikesch
05.04.2008, 15:29
Hallo Leilani,

Glück wünsche ich Dir von ganzem Herzen.

Bewundern tue ich Deinen Optimismus, obwohl er klingt schon sehr resigniert und auch traurig im letzten Posting.

Ich habe gelernt, dass die "Bekämpfung von Sucht" bei nassen Süchtigen oftmals nur durch immensen Druck von innen (Leidensdruck) und gleichzeitig erhöhtem Druck von außen eine Wirkung zeigt.

Leider bedeutet dieser äußere Druck für denjenigen, der ihn ausübt, sehr viel Kraft und Konsequenz. Auch steht oftmals der eigene Druck, den der Angehörige in diesem Fall gegen sich selbst auslöst in keinem Verhältnis und ist sehr sehr belastend.

Ich glaube, Du steht an einem Scheidepunkt Deines Lebens um den ich Dich in keiner Weise beneide.

Weiterhin alles Gute für Dich und mein Wunsch, dass sich
alles zu Deinem Besten wenden wird

Marlies

Moonflower
05.04.2008, 19:13
Ich werde auch mal was dazu sagen, weil ich mich irgendwie in ähnlicher Situation befinde... habe aber nur kurz Zeit, da ich gleich noch weg will und mir jetzt nicht alle Gedanken einfallen.

Ich finde es schwer, dieses lolassen, aber es muß einfach sein.

Am Anfang unserer Beziehung und auch in den eineinhalb Jahren, die wir zusammen sind, fand ich es gut und vernünftig, daß er mit z.B. seine EC-Karten gegeben hat und die Finanzen in meine Hände. (Wir wohnten nicht zusammen und im Moment nur übergangsweise.)
Ich dachte, bzw wir dachten, es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Nun sind wir uns nicht mehr sicher. Haniball wird nun bald eine eigene Wohnung beziehen (er hat aufgrund eines Ortswechsels erstmal bei mir gewohnt) und nun denke ich, eigentlich müsste er alles wieder in eigene Hand nehmen. Auch wenn das nach hinten losgehen kann.

Ich finde die Gratwanderung zwischen loslassen und für ihn da sein sehr schwer.
Normalerweise ist man ja für den Partner da, er ist es ja für mich auch. Und immer meldet sich dann das Gefühl: darf ich das für ihn tun? Oder muß ich ihn in dem Moment „hängen lassen“?
Das ist so schwer.

Leilani, ich habe diesen Gedanken auch schon gehabt, er ist in seinem Leben auch schon oft fallen gelassen worden, es hat nichts verändert...
...aber ich weiß mittlerweile, ich lasse ihn nicht fallen, ich lasse ihn los.
Ob mir jenes gelingt/gelingen wird das weiß ich nicht, kann man schwer beurteilen.
Loslassen heißt ja nicht ohne ihn sein...

Noch schwerer ist es ja auch, wenn man sich mit diesem Menschen so gut versteht, das Leben schön ist, man gerne seine Zeit verbringt...

Ich habe noch viele Gedanken auch zu den anderen Beiträgen, werde mich nochmal mit mehr Zeit äußern.
Soweit erstmal.

Moonflower

Leilani
06.04.2008, 14:50
Liebe Sternchen,

erst mal vielen Dank für deine Mittagspause!

Vorne weg würde mich sehr interessieren, welchen Teil deines Beitrages du nun als nicht mehr so passend empfunden hast.

Weiters empfinde ich deine Worte keineswegs böse oder hart formuliert.
Ich hole mir heraus, was mir passend erscheint, und nehme alles andere wahr.

Ich werde versuchen dieses Buch in der Bibliothek zu bekommen und mal reinschauen. Habe aber schon einige Bücher - auch in diese Richtung - gelesen, und mich bestimmt auch zum Teil darin wieder gefunden. Tun wir das nicht alle?

Mir sind die Gefahren durchausbewusst, und ich gebe mir wirklich Mühe mich damit auseinander zu setzen.
Ich kann mit Sicherheit von mir sagen, dass ich keine "Helfsucht", kein Helfersyndrom habe. Im Gegenteil bin ich im Normalfall eher wenig hilfsbereit, da bin ich zwar nicht stolz darauf, aber ich kenne meine Grenzen.
Ich kann auch in den Symptomen der Co-Abhängigkeit nichts finden, das auf mich zutreffen würde.
Aber ich muss schon zugeben, dein letzter Satz trifft da schon eher meine Ängste.
Denn natürlich habe ich Angst, mir die Dinge schön zu reden - wie oft beobachte ich an anderen Menschen, wie sie die Wahrheit einfach nicht sehen wollen, sich in Dinge verrennen, sozusagen den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen.
Ich habe das alles sehr wohl im Hinterkopf.
Und bei allem was ich sage, tue und besonders von ihm empfange, prüfe ich alles dreimal nach.
Und mir ist bewusst, dass die Gefahr besteht, dass ich manches einfach nicht sehe, weil ich es nicht sehen will, dass ich vielleicht Positives sehe, das nicht vorhanden ist.
Ich denke aber, mehr als das im Hinterkopf zu behalten kann ich nicht tun.

Verstehst du, es ist ein Risiko, das ich bewusst eingehe - denn solange die Möglichkeit besteht, dass meine Intuition mich in die richtige Richtung leitet, ist es mir das Risiko wert, dass ich eines Tages aufwache und feststellen muss dass es nur Illusion war.
Vielleicht kann ich tatsächlich nichts erreichen, aber am Ende werde ich alles mir mögliche getan haben, selbst wenn es nicht gereicht hat.
Das ist wichtig für mich, und ich denke es ist auch eine wichtige Lernerfahrung für mich.

Du fragst, ob ich denke, dass mein Freund mir bei meiner Sucht helfen könnte.

Was würde passieren, wenn er mich vor die Wahl stellen würde, entweder ich krieg das in den Griff, oder er geht?
Ich würde ihm vermutlich alles versprechen - und im Endeffekt scheitern.
Denn das Problem liegt viel tiefer.

Aber er kann mich sehr wohl darin unterstützen.
Indem er das Problem ernst nimmt, Interesse zeigt.
Indem er mich NICHT unter Druck setzt, indem er zeigt, dass er mich so mag wie ich bin.

Das ist etwas, was mich sehr traurig gemacht hat in deinem Beitrag.
"letztlich denke ich, dass man das tut, was man selbst für sich gerne hätte und wenn es
nur ist, dass man das Gefühl vermittelt bekommt, dass sich jemand um einen sorgt und
noch optimaler, das Gefühl vermittelt, verstanden und TROTZDEM geliebt zu werden.
Wo hat man das schon??????"

Ist es nicht traurig, dass das so schwer zu kriegen ist?
Und warum diesen Kreislauf fortsetzen?
Wenn ich doch in der Lage bin zumindest annähernd genau das zu geben?
Warum soll ich das nicht tun?
Und warum siehst du es negativ, wenn dabei für mich auch was rausschaut - auch wenn es egoistisch ist (ist es das?)
Du schreibst man will Erfolge sehen - ja und?
Warum bewertest du das so negativ?

Verstehst du, worauf ich hinaus will?
Mir geht es gerade nicht darum zu rechtfertigen was ich tue, sondern ich möchte auch dich gerne ein bisschen zum Nachdenken anregen.
Denn obwohl du eine ähnliche Meinung vertrittst wie Mikesch, kommen deine Worte viel erbarmungsloser und viel bitterer an als ihre - erbarmungslos und bitter dir selbst gegenüber.
Vielleicht kommt mir das aber nur so vor, das ist mehr so eine Schwingung, die ich vielleicht falsch interpretiere.

Und wie lange ich das fortsetzen kann, kann nur die Zeit zeigen.
Und Erfolge sind durchaus zu erkennen.
Wielange genau ich jetzt schon versuche fischen zu lehren kann ich dir nicht sagen, vielleicht zwei Jahre - davor war die Situation anders, ich habe vieles nicht ernst genommen, und vieles war auch aufgrund der Art unserer Beziehung nicht wichtig für mich.
Vielleicht könnte man so sagen:
Vor zwei Jahren hab ich begonnen ihm zu sagen er soll fischen lernen.
Dann hab ich ihm eine Angel geschenkt.
Aber erst vor kurzem hab ich erkannt, dass er erst seine Angst vor dem Wasser überwinden muss, bevor er ans Fischen denken kann.

"Wieso bist Du im Forum aktiv und weshalb nicht er?
Was genau nimmt er an von dem , was Du ihn lehrst?
Er zeigt mehr Gefühle und redet?
Das ist das, was ich zumindest vermute."

Ich bin im Forum aktiv, weil ich in erster Linie Hilfe und Antworten FÜR MICH suche. Um mir über einige Dinge klar zu werden.
Was genau nimmt er an?
Kann ich nicht so genau sagen.
Es geht nicht darum, dass er mehr Gefühl zeigt und redet.
Das streichelt zwar mein Ego, das ist aber nicht genug.
Was tut er?
Er setzt sich mit dem Thema auseinander, erkennt dass es so nicht weitergehen kann, dass Dinge die früher gut für ihn funktioniert haben, plötzlich immer schlechter funktionieren.
Er hat den Entschluss gefasst aufzuhören - und ganz ehrlich, 59 Tage finde ich für den Anfang sehr beachtlich.
Er macht sich Gedanken.
Ja, er setzt sich auch mit Dingen auseinander, auf die ich ihn aufmerksam mache, er liest die Bücher die ich ihm gebe, er bleibt schon mal zu Hause und denkt nach, anstatt seinen Energielevel noch und noch zu steigern.
Er ist offensichtlich bemüht, seine Lügen zu reduzieren - zumindest fallen sie ihm inzwischen auf.

Ist das mein Verdienst?
Ich denke nicht.
Ist er mir dankbar?
Jetzt muss ich fast lachen, denn eigentlich denke ich, er verteufelt mich momentan ziemlich dafür, weil ich ihn ständig mit diesen Dingen konfrontiere - denn diese Dinge tun weh.

Leilani
06.04.2008, 14:54
Und nachdem zumindest annähernd Gefühle in seinen Körper zurückzukehren scheinen, spürt er diesen Schmerz auch.

Es sind also kleine, feine Veränderungen, die sich langsam, fast unbemerkt einschleichen.

Noch denkt er, er kann und muss es alleine schaffen, noch schämt er sich für seine Unzulänglichkeiten.
Noch ist er nicht bereit, sein altes Leben - die Vorstellungen von Reichtum und Prestige - aufzugeben.
Wird sich das ändern?
Ich weiß es nicht.
Ich glaube es dämmert ihm bereits.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Änderungen für mich - und ich rede da nur von mir nicht von ihm - zeigen sich bei mir seit einem halben Jahr.
Ich verstehe MICH viel besser, es geht MIR besser als je zuvor, ich bin ruhiger geworden, gelassener, habe Erkenntnisse gewonnen, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte.
Jeden Tag wache ich staunend auf, staunend darüber wie gut es mir geht, staunend darüber wie schön diese Welt doch eigentlich ist.
Staunend über die Überzeugung einfach alles schaffen zu können - auch wenn mir meine Grenzen bekannt sind, erweitern sie sich ständig.

Vielleicht werde ich scheitern, oder vielleicht bin ich gerade jetzt schon gescheitert, aber es geht immerhin um einen Menschen, und dieser Mensch ist diesen Versuch allemal wert.
Und am Ende hab ich auch für mich selbst viel mitgenommen -
Eine sehr, sehr schwierige und anstrengende Erfahrung, dennoch eine die mir im weiteren Leben ihren Dienst erweisen wird.
Niemand wird mir das nehmen können.

Liebe Grüße,
Leilani

Leilani
06.04.2008, 15:05
Liebe Marlies,

vielen Dank für dein Mitgefühl.

Ich weiß nicht, wie es jetzt weiter gehen wird - ein Scheidepunkt ist es allemal, denn so wie bisjetzt kann es nicht weitergehen.

Momentan schwanke ich zwischen genau den Dingen, die du angesprochen hast - Optimismus und Resignation.

Mal denke ich, wir können das hinkriegen, dann wieder denke ich, es ist sinnlos es weiter zu versuchen.

Ich fühle mich gerade nicht dazu in der Lage hier eine konkrete Entscheidung zu treffen, irgendwie habe ich das Gefühl dazu fehlen mir ein paar Fakten.
Früher hab ich mich in solchen Situationen mit dem Versuch eine Entscheidung zu treffen fast kaputt gemacht - heute seh ich das gelassener und bin in der Lage, mir selbst die Zeit zu geben, die ich brauche.
Kaum eine Entscheidung muss augenblicklich getroffen werden.
Zum Glück.

Leilani

Leilani
06.04.2008, 15:16
Liebe Moonflower,

vielleicht kommt es einfach auf die Richtige Mischung aus loslassen und festhalten an.

Mein Gefühl ist halt momentan eher, dass es ihm ohnehin an Halt mangelt, innerlich, gefühlsmäßig, ich meine nicht den Halt, den er braucht um weiterzuspielen, sondern den Halt den er braucht um genau dieses Spielen und diese Ideen die dahinterstecken loszulassen - da haben wir das Wort schon wieder.

Ziel vom Loslassen ist ja, dass jemand lernt alleine zu gehen.
Oder frei ist, alleine zu gehen oder zu stehen.
Ein Kind von 10 oder 11 Monaten werde ich loslassen, es wird hinplumpsen, sich wieder hochhangeln, es weiter versuchen.
Ein Baby von 2 oder 3 Monaten wird wenn ich es loslasse umfallen, nicht alleine aufstehen können und sich vielleicht sogar noch weh tun.

Wichtig ist also offensichtlich der richtige Zeitpunkt.
Liebe Grüße
Leilani

winnetou1
06.04.2008, 15:19
Hallo Leilani,
Du hast alle Zeit der Welt……………niemand kann Dich drängen außer Du selbst! Ich brauchte etwa 30 Jahre um vom Spielen loszulassen………………….heute schaue ich nach vorn, und da sind noch bestimmt 30 Jahre ohne Spielen vor mir………………

Liebe Grüße
Jürgen

mikesch
06.04.2008, 17:10
Hallo Leilani,

es ist zwar Dein Posting an Moonflower, dennoch möchte ich etwas daraus zitieren:

"Ein Kind von 10 oder 11 Monaten werde ich loslassen, es wird hinplumpsen, sich wieder hochhangeln, es weiter versuchen.
Ein Baby von 2 oder 3 Monaten wird wenn ich es loslasse umfallen, nicht alleine aufstehen können und sich vielleicht sogar noch weh tun."

Gestatte mir die Fragen: 1. In welche dieser Entwicklungsstadien würdest Du einen süchtigen Erwachsenen sehen? Was tust Du, wenn das Kind auf dem Level der 2 - 3 Monate stehenbleibt?

Auch die Antwort möchte ich selbst darauf geben: wenn ein Kind in diesem Entwicklungsstadium stehenbleibt, dann werde ich es mein Leben lang (sein Leben lang) mit aller Liebe und Fürsorge betreuen, deren ich fähig bin. Irgendwann wird das Ganze über meine Kräfte gehen, dann habe ich genau 3 Möglichkeiten: 1. Ich hole mir Hilfe. 2. Ich gehe daran zugrunde. 3. Ich gebe die Verantwortung ab, indem ich das Kind in eine Einrichtung, in der geholfen wird gebe,es ab und an besuche, führe aber mein eigenes Leben weiter.

Und noch etwas: für ein Kind gibt es immer Erwachsene, die die Verantwortung tragen.

Ein Erwachsener trägt die Verantwortung selbst.



eine nachdenkliche Marlies

Gerri
07.04.2008, 02:00
Als aktiver Spielsüchtiger war ich nicht in der Lage, selbst Verantwortung zu übernehmen. Ich gab Verantwortung ab - insbesondere in finanziellen Dingen, um mich selbst - und auch meine Familie zu schützen.
Die Hilfe eines liebenden Partners ist für mich ein wesentlicher Beitrag für meine jahrelange Spielfreiheit gewesen. Jedoch bewahrte sie mich letztlich nicht vor Rückfällen, die wohl auf Grund persönlicher Unfähigkeit mit Problemen umzugehen entstanden.
Ich wurde Losgelassen.
Fühle mich Allein - und Fallengelassen.
Es tut nicht gut - und eine Hilfe ins Losgelassensein - kann ich nicht erkennen. Ich erkenne nur, ich kann zocken - es kümmert keinen. Und irgendwie habe ich das Gefühl sehr viel verloren zu haben - nämlich das Interesse an meiner Persönlichkeit schlechthin.
Spielkrank sein - kann auch bedeuten sein Leben verspielen - inklusive Liebe, Vertrauen und Anerkennung - nein, es geht mir nicht gut - suche so sehr die Liebe, die ich nicht mehr erfahre.
gerri

winnetou1
07.04.2008, 05:10
Hallo Gerri,
oh was Du schreibst kenne ich nur zu gut! Gerade die Liebe und die Anerkennung habe ich bis aufs erbrechen gesucht, bis ich erkannt habe sie liegt in mir! Ich wollte Liebe und Anerkennung von anderen, weil ich selbst dazu nicht in der Lage war. Für alles und jeden hatte ich Antworten, ich wollte Lob von außen und gemocht werden. Ich bin von diesem Weg ausgestiegen und habe für „mich“ Verantwortung übernommen. Niemand kann mich mehr von meinen zufriedenen Weg abbringen, außer ich selber. Ich liebe mich inklusive Fehler! Weil das zeichnet meine Persönlichkeit aus, ich bin nicht für andere, ich bin für mich!

Danke fürs Teilen!

Liebe Grüße
Jürgen

Gerri
07.04.2008, 13:01
Vielleicht bin ich auf den Weg zu mir Jürgen - bin mir nicht sicher, ob ich ihn finden werde.
Kann dem Alleinsein in keinster Weise gefallen abgewinnen - und je länger ich allein bin, je mehr ziehe ich mich zurück.
Freue mich, das du zu dir gefunden hast.
Ich spiele nicht, doch das kann jeden Tag wieder geschehen - mir fehlt die Akzeptanz meiner Situation - und die Motivation, das Beste draus zu machen.
Mach es gut, werde mich wieder zurückziehen.
Hoffe finde zu mir - denn was du beschreibst erlebe ich ähnlich - doch bin noch weit davon entfernt, mich selbst zu mögen.
Schön, das du es geschafft hast. Vielleicht ist meine Situation einfach noch zu neu um Akzeptanz zu haben.

gerri

Leilani
07.04.2008, 18:16
Lieber Gerri,

deine Worte berühren mich sehr.
Leider hab ich das Zaubermittel auch noch nicht gefunden, das immerzu glücklich macht, sonst würd ich es dir jetzt schicken.
Fühl dich statt dessen in den Arm genommen und fest gedrückt.

Du schreibst, du versinkst in Selbstmitleid - na und?
Vermutlich krieg ich jetzt wieder eine aufs Dach, weil ich sowas schreibe, aber du hast das Recht dazu, dich selbst zu bemitleiden.
Du hast das Recht dazu, dich schlecht zu fühlen - was nicht umbedingt heißt, dass du Recht hast damit.
Du bist traurig, frustriert, wütend? Du fühlst dich hilflos und ohnmächtig?
Das ist okay!
Gefühle sind nicht richtig oder falsch, sondern sie sind einfach da.
Es ist natürlich schöner glücklich zu sein, aber wenn es nun mal gerade nicht so ist, dann ist das auch okay.
Sei nicht so streng mit dir selbst.
Stell dir mal den kleinen Gerri vor - als Kind - und nimm ihn so in den Arm, wie du gerne in den Arm genommen werden würdest, halt ihn ganz fest, streichel ihm den Kopf, nimm ihn auf den Schoß...
Kannst du das?

Hmm, ich kämpfe hier ziemlich darum die richtigen Worte zu finden, das was ich sagen will kommt nicht so recht raus - ich hoffe du verstehst trotzdem annähernd was ich dir sagen will...
Ich weiß, so Sätze wie "Liebe dich selbst" helfen einem nicht viel, wenn man nicht weiß wie.

Was mir total weiter geholfen hat war das Buch
"Narzissmus - Das innere Gefängnis" von Heinz-Peter Röhr.
Es ist die psychologische Deutung eines Märchens, nicht schwer zu lesen, aber es hat wahrhaftig Mauern in mir eingerissen.
Dicke Mauern.

Ich wünsch dir ganz viel Glück!
Liebe Grüße Leilani

Leilani
07.04.2008, 18:25
Lieber Jürgen,

du sprichst mir aus der Seele.
Ich habe mich selber tief in mir drinnen gefunden, ich kann mich plötzlich akzeptieren, hab Verständnis für mich selbst, gestehe mir Fehler und Irrtümer zu.

Lange Zeit hab ich mir einreden lassen, dass es eine Schwäche ist, starke Gefühle zu zeigen, doch in Wahrheit ist es meine größte Stärke.

Es gibt nur sehr wenige Dinge auf dieser Welt, die ich wirklich "MUSS"
Ich lebe plötzlich eine Art von Freiheit, die mir bislang völlig fremd war.
Und ich habe entdeckt, dass sich die meisten anderen Menschen oft genauso unzulänglich und klein fühlen wie ich selbst - oft gerade die, die so stark und suverän wirken.

Oft kann ich es selber gar nicht fassen, wie gut ich mich fühle.
Ich hoffe nur, das ist nicht so eine Phase, die wieder vorbei geht....

Ganz liebe Grüße
Leilani

Leilani
07.04.2008, 18:44
Liebe Marlies!

"Gestatte mir die Fragen: 1. In welche dieser Entwicklungsstadien würdest Du einen süchtigen Erwachsenen sehen? Was tust Du, wenn das Kind auf dem Level der 2 - 3 Monate stehenbleibt?"

Ich würde einen süchtigen Erwachsenen in KEINEM dieser Entwicklungsstadien sehen, denn wie du schon geschrieben hast:
für ein Kind gibt es immer Erwachsene, die die Verantwortung tragen.
Ein Erwachsener trägt die Verantwortung selbst.

Und das macht den Unterschied.

"Auch die Antwort möchte ich selbst darauf geben: wenn ein Kind in diesem Entwicklungsstadium stehenbleibt, dann werde ich es mein Leben lang (sein Leben lang) mit aller Liebe und Fürsorge betreuen, deren ich fähig bin. Irgendwann wird das Ganze über meine Kräfte gehen, dann habe ich genau 3 Möglichkeiten: 1. Ich hole mir Hilfe. 2. Ich gehe daran zugrunde. 3. Ich gebe die Verantwortung ab, indem ich das Kind in eine Einrichtung, in der geholfen wird gebe,es ab und an besuche, führe aber mein eigenes Leben weiter."

Das ist völlig richtig.
Wobei mir nicht ganz klar ist, was genau "an etwas zugrunde gehen" eigentlich bedeutet. Ich hab schon oft im Leben gedacht "ich kann nicht mehr" und war dann oft selbst erstaunt wie weit ich von diesem Punkt an doch noch konnte.

Auf jeden Fall finde ich es absolut legitim, sich Hilfe zu holen, und gegebenenfalls die Verantwortung abzugeben.
Aber das ist etwas, womit man in erster Linie sich selbst hilft, denn für das Kind wäre der Optimalzustand die ewige und bedingungslose Liebe der Mutter.
Wobei natürlich irgendwann der Punkt kommen wird, an dem die Mutter nicht mehr kann und somit dem Kind keine Hilfe mehr ist.
Ich verstehe, was du sagen willst.

Aber eine Suchtkrankheit ist nicht unheilbar.
Und gegen jeden Krebs wird man bis zum Ende kämpfen.
Macht es keinen Unterschied, ob Fortschritt möglich ist?

Mich wundert deine Einstellung hierzu ein bisschen - warum plädierst du so sehr dafür, einen Süchtigen aufzugeben - hast du selbst es nicht auch geschafft?
Bist nicht gerade du (und andere hier) ein gutes Beispiel dafür, dass man es schaffen kann?

Ich bin ein bisschen ratlos!

Alles Liebe
Leilani

mikesch
07.04.2008, 19:21
Hallo Leilani,

ich plädiere nicht dafür einen Süchtigen aufzugeben. Ich kann allerdings verstehen, dass es so rüberkommt bei meinem letzten Beitrag.

Ich plädiere dafür, nicht sein eigenes Leben aufzugeben!

Ich habe in meiner nassen Zeit nicht gesehen, was ich meiner kleinen Familie mit meiner Sucht antue. Ich habe es auch nicht sehen wollen. Erst im Nachhinein ist mir bewußt geworden, wie sehr die beiden gelitten haben. Jeder für sich und auf seine eigene Weise. Mein Mann hat einfach nur weggesehen, solange es für ihn möglich war, trotzdem gelitten ohne Unterlaß.

Meine Tochter allerdings ist eines der besten Beispiele, was es bedeutet loszulassen, sich zu schützen und trotzdem ihr Leben weiterzuleben. Sie ist und war ein Beispiel für all das, was ich bisher dazu geschrieben habe. Sie hat wirklich in Liebe losgelassen, mich machen lassen, aber mir unmißverständlich zu verstehen gegeben, dass sie meine Sucht in keinster Weise unterstützt und eben konsequent gehandelt. Und sie war da - zu 1000 %, als ich mich endlich entschloss, mein Leben in den Griff zu bekommen mit allen ihren Sinnen.

Mein Mann hat einige Zeit gebraucht, um mir wieder zu vertrauen. Mittlerweile hat er allen Grund dazu - und ich tue alles dafür, damit sich das nicht wieder ändert.

Wir alle drei haben während meiner nassen Zeit zwar in einem Haus aber nebeneinander her gelebt. Jeder für sich allein. Jetzt leben wir wieder miteinander!!! Und wir alle tun sehr viel dafür, dass es so bleibt.

Ich kann das nicht besser erklären. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben zu beweisen, dass ich abstinent leben kann auf Dauer. Ich weiß aber auch ganz genau, dass - wenn ich wieder rückfällig werden sollte - beide Ihre Konsequenzen und auch mich ziehen lassen würden. Das ist völlig in Ordnung so - wenn alles wieder von vorn beginnen sollte - habe ich alle beide nicht verdient.

Marlies

winnetou1
08.04.2008, 05:13
Hallo Leilani,

Zitat: Oft kann ich es selber gar nicht fassen, wie gut ich mich fühle.
Ich hoffe nur, das ist nicht so eine Phase, die wieder vorbei geht....

Ich hoffe doch sonst hieß es nicht „Leben“……………
Morgens wird es hell und abends dunkel, nach Frühling kommt Sommer…………..alles nur Phasen! Ich glaube es geht darum jede Phase auszuhalten und sich dabei zu verändern, auf keinen Fall stehen bleiben…………..das währe wie „Luft“ anhalten!

Danke fürs Teilen!

Liebe Grüße
Jürgen

Sternchen
08.04.2008, 17:10
Liebe Leilani,

eine weitere Mittagspause für Dich aber auch für mich....;o).

nicht mehr passend war meine Vermutung, dass Dein Freund nun möglicherweise offener
zu Dir ist und ihr mehr reden könnt. Dass dem nicht so war oder ist hattest Du zwischenzeitlich schon geschrieben.

Ja sicher kann sich jeder mehr oder weniger in Büchern, die sich mit der Psyche oder dem Wesen eines Menschen beschäftigen, wiederfinden.
Manchmal erhält man aber erst durch’s Lesen Denkanstösse in Richtungen, die man für sich selbst gar nicht in Erwägung gezogen hätte.
Ich meine damit solche Aha-Erlebnisse...solche, die einem dann auch weiterbringen.

Du findest ich klinge erbarmungslos und verbittert gegen mich selbst?
Ich habe gelernt, dass es nichts bringt sich in Selbstmitleid oder auch im Mitleid und Mitfühlen der anderen zu suhlen.
Das Verständnis für die Sucht hilft nicht dabei suchtfrei zu werden.

Ich habe auch gelernt, dass der Leidensdruck für einen Spieler so hoch sein muss, dass
man er es nicht mehr aushält.
Dies gilt in erster Linie für den psychischen Leidensdruck der ja meistens auch mit
dem finanziellen einhergeht.
Dieser Schmerz musste auch bei mir so weit gehen, bis ich ihn nicht mehr ertragen konnte.
Bis ich mir eingestehen musste, dass ich es nicht mehr schaffe.
Nicht mehr schaffe ohne professionelle Hilfe.

Die Hilfe und Unterstützung, die ich in meiner Partnerschaft fand ging ganz sicher auch
über das Normalmaß hinaus aber letztlich half sie mir nicht, das Grundproblem anzugehen.
Wie findet Dein Freund diesen Punkt, vor seiner Sucht zu kapitulieren?
Wie kann er merken, dass ER etwas tun muss wenn er es doch eigentlich nicht braucht,
weil er ja immer das Verständnis, die streichelnde Hand und vielleicht sogar die
„gebende“ Hand von Dir erwarten kann?

Du schreibst, wenn ich mich richtig erinnere, dass Du schon sei 2 Jahren versuchst ihm das
Fischen beizubringen.....das ist verdammt lange, findest Du nicht?
Ich persönlich finde das ZU lange.

Ich fragte, ob Du denkst, dass Dein Freund Dir bei Deiner Sucht helfen könnte.

’’’’’’Was würde passieren, wenn er mich vor die Wahl stellen würde, entweder ich krieg das in den Griff, oder er geht?
Ich würde ihm vermutlich alles versprechen - und im Endeffekt scheitern.
Denn das Problem liegt viel tiefer.“““““

Ich möchte Dich bitten, genau dies auch als Antwort von Deinem Freund in Erwägung
zu ziehen.

Aber er kann mich sehr wohl darin unterstützen.
Indem er das Problem ernst nimmt, Interesse zeigt.
Indem er mich NICHT unter Druck setzt, indem er zeigt, dass er mich so mag wie ich bin.

Ich frage Dich nochmal anders:
Wo liegt die Unterstützung in der Bekämpfung Deiner Sucht ausser in der , angenommen
und geliebt zu werden?

Dir zuliebe wird er seine Sucht nicht besiegen können und das wäre das einzige
worauf Du „vielleicht“ Einfluss nehmen könntest...

Er muss es sich zuliebe tun und an diesem Punkt scheint er auch nach 2 Jahren
des Angeln übens nicht gekommen zu sein.
Der Mann hatte noch nie richtig Hunger und wohl noch nie aus Hunger eine
Angel in der Hand sondern immer die Frau an seiner Seite die ihm immer wieder erklärt
wie es funktioniert, wenn er mal Hunger bekäme und die Angel nehmen könnte....
Von dieser Frau weiss er aber auch, dass sie immer einen Fisch für ihn über hat....
Warum also angeln lernen......

Dieses Angeln bringt mich noch völlig durcheinander......


Dein Freund ist erwachsen, kein Kind mehr....Du musst ihn nicht trösten, weil die schlimme Sucht ihn gepackt hat.
Er ist in der Lage etwas dagegen zu unternehmen er muss es nur TUN.

Ich bin nicht verbittert, Leilani aber ich möchte hier nicht mit Wattebällchen um mich
werfen und Duzi Duzi machen, denn ich glaube damit ist niemandem geholfen langfristig gesehen auch kein Erfolg zu erzielen.
Vielleicht mache ich mich mit dieser direkten Art unbeliebt, mag sein und ich sage auch nicht, dass ich das
dann besonders prickelnd finde aber für mich ist dieses Streicheleinheiten abholen, das hier wirklich schon
häufig stattfand und -findet einfach nicht zielführend.

Sternchen*

Leilani
10.04.2008, 13:10
Hallo Sternchen,

erstmal hab ich glaub ich bitter geschrieben und nicht verbittert, da seh ich noch einen Unterschied.
Dass Selbstmitleid nicht viel bringt ist auch meine Meinung, aber ich plädiere hier mehr für Selbst - verständnis. Es bringt meiner Meinung halt auch nichts, sich selbst zu verurteilen, zu bestraften, sich selbst zu hassen - das macht alles nur noch schlimmer.
Esgeht nicht so sehr um Verständnis für die Sucht, sondern um Verständnis für SICH SELBST.
Und ich denke mir persönlich hilft es schon zu verstehen was meine Sucht auslöst, wo sie herkommt und was ich versuche damit zu kompensieren.

"’’’’’’Ich würde ihm vermutlich alles versprechen - und im Endeffekt scheitern.
Denn das Problem liegt viel tiefer.“““““
Ich möchte Dich bitten, genau dies auch als Antwort von Deinem Freund in Erwägung
zu ziehen."
Aber um etwas hier klarzustellen:
Ich kämpfe nicht gegen die Sucht meines Freundes - das muss er alleine tun.
Ich habe kein Verständnis für die Sucht - im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich verstehe wirklich kein bisschen, warum man Geld in einen Automaten steckt, der nichts dafür hergibt.
Und die paar Male wo ich ihn aktiv spielen gesehen habe, hatte ich nicht gerade das Gefühl, dass ihn das entspannt oder befriedigt ich meine ich hatte nicht das Gefühl, dass er sich in dem Moment gutfühlt.

Ich denke, bzw. ich weiß, dass er eine schlimme Kindheit hatte und dass er dadurch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entwickelt hat.
Auch das ist keine Rechtfertigung, aber es erklärt mir einiges.
Ich habe Verständnis für das was er fühlt - ich verstehe was in ihm vorgeht (naja, manchmal zumindest) und ich sehe, dass es ihn dazu bringt Dinge zu tun, die er selber nicht tun will.
Ich habe kein Verständnis für die Dinge die er oft tut, ich kann sie nicht verstehen, trotzdem sehe ich wie sehr er sich quält und das lässt mich bleiben.
Weil ich weiß, dass es bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung um ein Problem des Selbstwertgefühles handelt, dass ein Narzisst schwankt zwischen dem Gefühl der Größte und Tollste zu sein und dann wieder sich klein und wertlos zu fühlen.
Es würde jetzt zu weit gehen das gesamte Krankheitsbild zu umreißen, und ich denke das interssiert hier auch niemanden.

Aber ich denke, dass man eine starke - gestärkte - Persönlichkeit braucht, um eine Sucht erfolgreich bekämpfen zu können, und wenn man nie die Möglichkeit hatte, diese in einer liebevollen Umgebung zu entwickeln, dann wird man auch nicht die Kraft haben um mit der Sucht fertig zu werden.

""Wie kann er merken, dass ER etwas tun muss wenn er es doch eigentlich nicht braucht,
weil er ja immer das Verständnis, die streichelnde Hand und vielleicht sogar die
„gebende“ Hand von Dir erwarten kann?""


Ja, er kriegt Verständnis, bis zu einem gewissen Maße, aber streichelnde Hand kriegt er keine - was die Sucht anbetrifft, wohl aber was sein Selbstwertgefühl anbetrifft.
Die gebende Hand gibt es übrigens nicht, obwohl er zwei oder dreimal versucht hat von mir Geld zu bekommen, einmal sogar mit der Drohung, dass er sonst geht, er hat von mir keinerlei finanzielle Unterstützung zu erwarten. Und das weiß er auch, im Normalfall versucht er das auch gar nicht-inzwischen ist er auch sehr bedacht darauf es mir sofort zurückzugeben, sollte ich doch mal etwas für ihn auslegen (zb. wenn ich einkaufe).
Wir wohnen auch nicht zusammen, führen also in keiner Weise die klassische Beziehung.

Ich denke, dass er (genug?) Druck von innen hat, bzw. dass sich dieser Druck beständig in ihm aufbaut. Ich habe den Eindruck, dass er da gerade eine kritische Phase durchmacht, auch wenn ich nicht weiß wo das hinführen wird - bergauf oder bergab.
Was ich die ganze Zeit sagen will ist, dass es momentan den Anschein hat, als würde sich etwas tun - in den letzten zwei bis drei Monaten haben sich Veränderungen gezeigt, die vorher nicht da waren.
Und er hat doch zum ersten Mal den Entschluss gefasst, tatsächlich etwas zu TUN, er hat zwei Monate lang auch durchgehalten - auch wenn er dann einen Rückfall hatte.
Ich weiß nach wie vor nicht, ob damit die letzten zwei Monate zunichte gemacht wurden, oder ob er sich nach diesem Rückfall wieder erfangen hat und jetzt bei der Abstinenz weiter macht/weitermachen kann.
Aber bis zu diesem Punkt sehe ich eindeutigen Erfolg.
Vielleicht stürzt er wieder ab, fällt tiefer als er vorher war, vielleicht kommt er aber auch hoch und setzt an den vergangenen zwei Monaten an - das wird sich zeigen.
So gut wie alle trockenen Spieler hatten doch ihre Rückfälle, bis sie es letztendlich geschafft haben, oder habe ich das falsch verstanden? Warum soll ich ihm diese Möglichkeit nicht einräumen, kann man erwarten, dass eine Verhaltensweise die man 25 Jahre lang gelebt hat, von einem Tag zum anderen gelöscht wird?
Geht das? (ernstgemeinte Frage!)

Fazit:
Ich glaube mit meiner Geduld, dem Verständnis und meiner Liebe seine Persönlichkeit so weit stärken zu können, dass er das Suchtproblem mal richtig anpacken kann.

Wobei ich zugeben muss, dass es mir heute zum Beipiel nicht besonders gut geht, er redet nach wie vor nicht mit mir und blockt jeden Gesprächsversuch von mir total ab.
Und ich bin es wirklich leid, ständig gegen diese Mauer zu krachen.
Durch den letzten Vorfall bin ich total verletzt und ich fühle mich auch gedemütigt, und zumindest mit meiner Geduld ist momentan nicht viel her.
Sein Schweigen verletzt mich und es macht mich auch total wütend, weckt Aggressionen in mir.
Ich krache gegen diese Mauer und dann möchte ich in dem Moment nichts so sehr, wie ihn genauso zu verletzen wie er mich verletzt.
Ich möchte allen erzählen, was er getan hat, wenn er mich so abblockt.

Diese Phasen sind eher kurz, aber sehr heftig.
Und ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll.
Wenn er nicht mit mir redet, dann sehe ich ohnehin keine Chance mehr, diese Beziehung fortzuführen.
Heute fühle ich mich wirklich der Sache müde.

Liebe Grüße
Leilani

Leilani
10.04.2008, 13:53
Liebe Marlies,

trotz allem lebe ich mein eigenes Leben.
Es freut mich wirklich, dass du es geschafft hast - hast du deine Geschichte hier irgendwo genauer aufgeschrieben? Oder wolltest du das nicht, tut mir leid wenn das zu indiskret ist.

Ich finde übrigens, jeder Mensch hat soviele Chancen verdient, wie er braucht.
Dass nicht jeder Mensch in der Lage ist, unendlich viele Chancen zu geben, ist legitim.

Liebe Grüße
Leilani