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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : niemand Schuld??



Gerri
31.07.2008, 16:38
Hallo,
jeder von uns Abhängingen hat ja nun ein Leben bisher gelebt. welches mit Sicherheit nicht schnurgerade verlief.
Habe viele Einträge gelesen - und verkorkste Familienverhältnisse sind oft festzustellen.
Nun geht es vielen von uns so, das es Zeiten gibt, wo wirklich alles seinen Gang geht..eine gute Beziehung, ein Job, der das Auskommen garantiert..es könnte uns super gehen, wenn da nicht unsere Sucht ein Schnippchen geschlagen hätte.
Ist es vielleicht so, das wir es unbewußt lieben in nicht geordneten Verhältnissen zu leben? Ist das ein Ansatzpunkt?
In uns ein Verlangen, ständig eine gewisse Unruhe und Probleme um uns haben zu wollen, weil wir so aufgewachsen sind?
Ein Kämpfen wollen..um Anerkennung, oder auch um die täglichen Bedürfnisse wie Essen, Trinken, Kleidung und Wohnen? Ist es die Langeweile eines geordneten Lebens, welche uns veranlasst Unruhe ins Leben zu bringen?
In vielen Süchtigen aber auch das Bedürfniss um Anerkennung und Vertrauen.
Kaum mit der Sucht vereinbar. Denjenigen der uns liebt oft mitziehend in die Unruhe unseres Seins.
So liegt es in uns..warum auch immer..und wir sind die einzig Schuldigen dieses Dilemmas. Ja, Schuld daran, das unser Leben so verkracht ist, schuld daran, wenn unsere Familien am Existenzminimum sind.
Was ist möglich um nicht weiter "schuldig" zu werden?
Wie komme ich dahin, in einen normalen Leben glücklich zu werden?
Ist in uns nicht eine tiefe Sehnsucht nach einen geordneten Leben - und wenn wir es bekommen, warum zerstören wir es immer wieder?
So sehe ich jede Sucht als Verhaltensstörung - als eine echte Krankheit - und unsere Schuld liegt darin uns nicht ausreichend vor diese Krankheit zu schützen - uns auf den Weg zu begeben aus der eigenen Unordnung des Seins heraus.
Hierdurch ist nach meinen Denken auch eine Suchtverlagerung erklärbar.
Denn wenn wir nicht spielen, sind es andere Dinge, die wir einflechten ,Unruhe ins Leben zu bringen.
Es gilt also die innere Zufriedenheit zu stärken - zufrieden sein. wenn es gerade läuft.
Doch auch wenn es mal gerade läuft - irgendwo werden wir weiter Unruhe stiften, solange die Sucht noch in uns wohnt.
Sei es in einer Gruppe..oder wenn gar nicht anders möglich auch mal im Forum.
Eigentlich ein Zeichen, das ich wieder kurz vor einen Rückfall bin.
Und nicht nur ich.
Also ist der Weg, sich mental zu stärken, um Wohlbefinden in der "Normalität" zu haben. Denke da bedarf es wirklicher fachlicher Unterstützung.

Herzlichst Gerri

Harry
31.07.2008, 16:59
Hallo Gerri,
finde nett das du dich auch mal wieder meldest, wie geht es denn dir zur Zeit. Hast du mal drüber nachgedacht, wie du die Spielerei in der Griff bekommen willst. Ich bin da immer der Verfechter von Langzeittherapie, und ich denke es ist besser erst mal, allein die Sucht zu behandeln, und sich dann wenn man wirklich trocken ist eine Partnerin zu suchen, denn dann hat die Partnerschaft auch eine Chance.

Lieben Gruß
Harry

casandra
31.07.2008, 17:42
Hallo Gerri,

wie recht du hast! Es geht hier nicht um Spielsucht allein sondern um Selbstzerstörung,wenn ich von mir spreche,frage ich mich was kommt danach,wenn ich es schaffe die Spielsucht zu besiegen? Es graust mich jetzt schon.

Ich wünsche dir von ganzen Herzen dass du nicht kurz vor einen Rückfall stehst!

Gruß
casy

sabiene
31.07.2008, 18:09
Hallo Casandra und Gerry
Sollte man denn nicht lernen wenn man aufgehört hat zu spielen, sich selbst wieder zu mögen? Selbst wieder ein wertgefühl aufbauen?
Sollte man sich denn nicht selbst verzeihen und bei anderen den Schaden den man angerichtet hat wieder gut machen?
Also ich passe gut auf mich auf, wegen suchtverlagerungen usw.
Und wenn ich morgends in den spielgel schaue, denke ich mir: heute wird ein spielfreier Tag, ich schaffe das, denn ich möchte mich nicht selbst zerstören.
Natürlich geht das nicht jeden Tag gleich gut, aber je öfters ich das schaffe umso besser fühle ich mich.
Ich schaue zwischendurch hin auf meine vergangenheit, weis inzwischen woher die Sucht kommt, aber ich schaue dann aber wieder weg, denn nur das heute zählt.Die vergangenheit ist vergangen.
Es zählt nur noch eins, Tag für Tag spielfrei zubleiben.
Ich finde, daß man auch ohne terapie mit hilfe der shg genesen kann, wenn man nur will und es schritt für schritt angeht.
Gruß Sabiene

Harry
31.07.2008, 18:40
Hallo Sabiene,
natürlch geht das, aber viel schwerer. Die Gefahr irgendwann wieder rückfällig zu werden ist viel größer. Aber ok wenn du für dich den schweren Weg wählen willst, es ist dein Leben.

Lieben Gruß
Harry

casandra
31.07.2008, 19:44
Hallo Harry,

Ich habe mich vor etwa 3 Monate für eine Therapie entschlossen nachdem ich fast meine Wohnung verloren hate,da die Miete mehrere Monate in rückstand war,hab ich mir gedach"bis hier,weiter gehts nicht mehr".

Hab nicht gewußt wie das geht,bin also zum Hausarzt gegangen und stell dir vor er hat gelacht,hat sich dann dafür entschuldigt er hätte noch nie in seine Kariere so ein Fall gehabt,aber ich hab mich so geschämt,hab wieder in Frage gestellt ist das vieleicht doch keine Krankheit sondern Dumheit.Hat mich trotzdem zu einen Psychologe überwiesen,der war allerdins sehr professionel,hat mir gleich eine geschlossene Therapie vorgeschlagen,das hab ich abgelehnt,hab mich für Tableten entschieden(antipsychotica).Die waren so stark das ich 1 Woche total neben mir stand,meine kurzzeitgedächtnis hat nicht mehr funktioniert,hab mein handy nr vergessen,mein PIN für mein konto,u.s.w.Die 4 Therapeuten(für sprachtherapie),die mir empfollen wurden haben irgendwann in 5 Monate termine frei.

So,das ist meine erste erfarrung mit Therapie...

Gruß casandra

Harry
31.07.2008, 19:55
Hallo Casandra,
du musst zu einer Suchtberatung gehen, die wissen da bescheid. Die gibt es in jeder größeren Stadt. Die Erfahrung mit Ärzten habe ich auch gemacht, bei Sucht wissen die nicht wirklich bescheid.

Lieben Gruß
Harry

Gerri
01.08.2008, 01:10
Hallo Cassandra, hallo Sabiene,
bestimmt ist es so, wie du sagst Sabiene..mit kleinen Schritten in die Spielfreiheit. Ähnlich habe ich begonnen und das mit Erfolg. War auf diese Weise 7 Jahre spiel - und rückfallfrei.
Nun habe ich für mich die Erfahrung machen müssen, das mich meine Spielsucht wieder eingeholt hat. Ganz bestimmt lag es auch daran, das ich nicht mehr die Sorgfaltspflicht mir gegenüber wahrnahm..schwierige Situationen in beruflicher und gesundheitlicher Hinsicht taten den Rest. Hatte nichts mehr entgegen zu setzen.
Bin jetzt wieder einige Monate trocken..auf dewr ggleichen Weise wie du.
Habe für mich die Befürchtung es könnte nach einiger Zeit wieder nicht reichen. Zuletzt ging meine langjährige gute Beziehung daran kaputt.
Und daran geb ich mir die Schuld..im Wissen um die Schwere und der Tücke einer Suchterkrankung habe ich nachgelassen dagegen genug zu tun.
Wenn ich mein Leben betrachte, fing ich immer dann an zu spielen, wenn alles eigentlich ziemlich in Ordnung war. Daher meine Überlegungen.
Cassandra.es gibt den Weg nach vorne - doch auf Grund meiner Erfahrung sage ich es ist ungemein schwer ohne Gruppe und Therapie.
Zumindest eine ambulante Therapie sollte im Blickfeld sein.
Herlichst Gerri

sabiene
01.08.2008, 09:37
Hi Harry
Ich kenne einige die schon mehr wie 10 jahre spielfrei sind, nur durch die GA und Shg.
Eine therapie ist für mich keine sicherheit spielfrei zu bleiben.
Ich kenne einige die mehrere therapiene machen musten.

So oder so kann es gut gehen oder auch nicht.
Therapie ist bestimmt gut, blos ich müste es selbst bezahlen, weil ich selbstständig bin.
Jeder geht so seinen weg. Ich für mich und mit hilfe der shg an die ich glaube.

gruß sabiene

Hi Gerri
Ich schliese nicht aus, daß ich warscheinlich für lange zeit in die shg gehe, oder auch für immer. Was macht das schon? Ich fühle mich wirklich gut aufgehoben in der gruppe , da sind menschen die mich verstehen und mir helfen.
Denn wie ich immerwieder lese, werden meist nach langer zeit die süchtigen rückfällig, wenn sie nichts mehr gegen ihre sucht tun.
gruß Sabiene

casandra
01.08.2008, 14:44
Hallo Gerri,

Wenn ich lese 7 Jahre spielfrei,dann meldet sich die Krankheit wieder,wird mir noch mal bewußt,wie naiv ich bin,wie sehr ich es immer noch unterschätze...

casandra
01.08.2008, 14:52
Hallo Gerri,
sorry,bin aus versehen rauß...Wie gesagt es macht mir Angst,ich dachte ich werde schnell gesund und fange ein neues Leben an,spreche nie wieder darüber,drehe mich nicht um,es ist vorbei,es war einmal...

Gerri
01.08.2008, 14:57
Hallo Sabiene,
auch ich glaube an die Hilfe einer SHG, insbesondere, wenn man sich dort wohl fühlt, wie du es ja tust.
Du hast Recht - sich zu sicher fühlen und meinen man hat es nicht mehr so sehr nötig, ist meißtens der erste Schritt zu einen Rückfall.
Ich habe lange Zeit so argumentiert, wie du es zur Zeit tust, doch sind auf Grund meiner Rückfälle im letzten Jahr schon Überlegungen gewachsen einfach mehr zu tun.
Ich freue mich ehrlich für dich. das du es auf diesen Weg schaffst.
Warum nicht 10 Jahre oder mehr?
Wichtig ist aber, wenn tatsächlich mal ein Rückfall geschieht, das man von der Gruppe stabilisiert wird.
Eine gute Gruppe, wirkt wie ein Fallnetz..wenn ich mal stürze, fängt es meinen Sturz ab ..läßt mich überleben.
Auch ich habe eine solche Gruppe gehabt, die mich sehr stützte, die aber auch durch mich gestützt wurde.
Jeder einzelne ist eben Teil einer Gruppe - und jeder einzelne wird gebraucht, um das Netz zu vervollständigen.
Habe mit verschiedenen Gruppen nun auch wieder Kontakt geknüpft und diese auch ein paarmal besucht. Das Wohlfühlen so wie früher will sich aber gar nicht mehr einstellen.
Wünschte mir schon eine Gruppe, in der ich mich rundherum wohlfühlen kann und die für mich das wird, was die alte Gruppe für mich war.
Lieben Gruss , ein schönes Wochenende - und weiterhin viel Durchhaltekraft.
Wir schaffen alles..müßen es nur wirklich wollen - diesen Gruss auch an Casandra, Harry - und allen anderen.
Gerri

Harry
01.08.2008, 18:12
Hallo Sabiene,
ich war auch selbständig, aber die Krankenversicherung hat bezahlt.

Lieben Gruß
Harry

Harry
01.08.2008, 18:54
Eines muss ich jetzt aber noch schreiben, und es geht alle an die in dem Forum sind. Ich bin in mehreren Foren registriert und schreibe dort auch. Aber komisch Zoff gibt es nur hier die ganze Zeit. Denkt mal darüber nach.

Lieben Gruß
Harry

stavros
01.08.2008, 19:43
Hallo Cassandra,
welcher Arzt dir bei Spielsucht Tabletten verschreibt??? Wechsel sofort den Arzt,und gehe wir dir hier empholen zur Suchtberatungsstelle.
Sabine,
da komentar von tag zu tag zu denken und von tag zu tag Spielfrei zu bleiben,denke ich auch ist richtig.Dein komentar hat mir sehr gefallen.
L-g Stavros

Gerri
02.08.2008, 06:07
Hallo Casandra,
bloß die Spielsucht nicht unterschätzen!
Es ist nämlich nicht so, das sich eine Sucht heilen lässt, die bleibt in uns.
Was wir können, ist dafür sorgen, das unsere Sucht nicht zum tragen kommt. Darum auch die Gruppe..oder auch eine Therapie. Das sind unsere "Medikamente", ohne die wir auf Dauer nicht auskommen.
Ähnlich wie ein Diabetiker seine Krankheit mit Insolin beherrschen kann - ohne sie heilen zu können - ist es bei uns die Stärkung des eigenen Willens durch eine gute Gruppe, oder einer Therapie..am besten beides.
Zugegeben, man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen - der Vergleich soll auch nur aufzeigen, das wir gegen unsere Krankheit ebenso angehen können, wie andere Kranke auch.
Es ist nicht schlimm, siuchtkrank zu sein, oder auch einen Rückfall zu haben. Schlimm ist wenn ich nichts dagegen tue - und da komme ich aufs eigentliche Thema zurück. Tue ich nichts, mache ich mich schuldig - an mich selbst und an alle die durch meine Sucht leiden.
Ich spüre durch deine Einträge, das du die Problematik der Sucht erkannt hast - und dagegen angehen willst.
Ich vermisse jedoch, das du erzählst, wie du es jetzt mit Geld und Bankkarten hältst.Nach Möglichkeit solltest du da die Verantwortung für eine gewisse Zeit an einen vertrauten Menschen abgeben.
Sich eben kontrollieren lassen, auch wenn es schwer fällt.
Geld ist ja unser Suchtmittel - und haben wir es in der Tasche, brennt es uns Löcher darin.
Wie werde ich "Trocken"?
Da ich als Spieler eine hohe Labilität habe, muß ich mir Krücken holen um nicht umzufallen.
Eine dieser Krücke ist Kontrolle zuzulassen - sich also zumindest einer Person gegenüber total öffnen.
Auch das ist so ein Punkt. Rede ich offen über meine Probleme, so kommt es mir vor, als wenn eine große Last von mir fällt.
Wie ist es bei Dir? Hast du gegenüber einer Person genug Vertrauen, dir mal RESTLOS alles von der Seele zu reden?
Und hast du in dir die Konsequenz, auch Dinge zu tun, die nicht angenehm sind? Wie z.B. dich selbst einer strengen Kontrolle zu unterziehen?
Ich halte diese Punkte für unerläßlich, wenn man wirklich seine Sucht beherrschen lernen will.

Lieben Gruß
Gerri