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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rückfall extrem



Joa
03.04.2009, 11:20
Hallo liebe Leute,

ich bin neu hier im Forum und deshalb hier gelandet, weil ich auf der Internet-Suche nach professioneller Hilfe diesem Link begegnet bin.
Ich bin ein Mitt - Vierziger. Mit 18, während meiner Abi-Zeit, hat meine Spieler Karriere begonnen (Automaten, damals DISC, Multi und solche Dinger). Statt Abi habe ich dann bis kurz vor meinen 29 Geburtstag stolze 120.000,- DM Schulden aufgebaut, privat, Bank, nicht bezahlte Rechnungen, das Übliche. Als dann nichts mehr ging, hat meine Freundin, heute Frau, alle Register gezogen und neben Familieneinweihung auch die Kontogewalt entzogen. Ohne Geld und unter Argus-Beobachtung habe ich dann tatsächlich mal ein paar Tage keine Halle aufgesucht. Das erstaunlichste für mich, daran erinnere ich mich noch sehr genau, war ein totales Vakuum in der auf einmal vorhandenen Freizeit. Ich wußte nach 10 Jahren Zocken überhaupt nicht mehr, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte. Wenigstens habe ich nach ca. 2 Wochen beschlossen, das es wirklich ohnen Zocken geht. Die neuen Interessen und der langsame Wandel meines Wesens (ruhiger, bewusster) hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe meinen Willen, ohne Spielen zu leben, mit einer ambulanten Therapie unterstützt, daran kann ich mich nicht mehr so wirklich erinnern, irgendwie war das sehr schwach. Wenigstens habe ich dann mit 30 nach einem Wohnortwechsel quer durch Deutschland meine erste richtige Stelle begonnen, irgendwie habe ich es während meiner Zockerzeit geschafft, eine Ausbildung zum technischen Assistenten zu beenden.
In den dann folgenden 13 Jahren von 1994 - 2007 habe ich keine Halle mehr betreten und nicht nur alle Schulden abgebaut, sondern geheiratet, einen tollen Sohn in die Welt gesetzt und ein Haus gekauft.
2007 habe ich dann eine neue Abteilung in der Firma übernommen, mag sein, das das ein Grund ist, warum ich im Frühjahr des Jahres 07 wieder begonnen habe, zu spielen. Am Anfang habe ich das sehr distanziert getan, nach drei Wochen war ich wieder voll unter Droge. In den vergangenen zwei Jahren habe ich schon wieder ca. 80.000 € geschafft, 50.000 auf Guthabenbasis, die letzten 30.000,- auf Pump. Nun ist es finanziell so weit, das es wie damals hochkritisch wird. Meine Frau habe ich noch nicht eingeweiht - ich habe mich zwar wieder negativ verändert, was Sie natürlich wahr nimmt, die Lebenssituation ist aber noch nicht verändert. Meinen Job habe ich noch - zumindest das habe ich parallel auf die Reihe bekommen.
Jetzt habe ich ohne Hilfe mal eine Pause von nun 4 Tagen hinbekommen - fühlt sich gut an aber so absolut unsicher, nur Zwang. Ich will unbedingt wieder von der Scheiß-Droge wegkommen, bilde mir aber nicht ein, das alleine zu schaffen.
Ich will auf keinen Fall zu irgendwelchen Ananymen Gruppen. Am liebsten wäre mir, wenn mir jemand einen Tip zu einem Einzel-Therapeuten oder irgendeinem fähigen Begleiter geben könnte, der Ihm selber zu einem stabilen Nicht-Spielen verholfen hat.
So, wer bis hierhin gelesen hat, dem danke ich erstmal für das Interesse an einer individuellen Geschichte, die andere aber sicherlich in gleicher Form tausendfach auch erzählen können. Für mich selbst ist es manchmal wie ein Traum, das mich dieser Scheiß wieder so gefangen hat. Und ich will das wieder packen.
Wenn also jemand hier gute Erfahrung mit proffesioneller Hilfe oder mit was auch immer gemacht hat, dann lasst es mich bitte wissen. Ich versuche einfach bis dahin, mit eigener Kraft die Hallen zu meiden. Natürlich suche ich auch so weiter - die beste Hilfe kennt aber nur der, der es dadurch geschafft hat.

Danke und Euch allen die es auch packen wollen, die Kraft, das dauerhaft zu schaffen.

Joa

Josef
03.04.2009, 12:42
Hallo Joa,

vorneweg: Auch ich bin neu in diesem Forum. Zwar habe ich schon im Herbst 2004 hier geschrieben, als ich erkannte, dass ich süchtig bin. Doch geändert hat sich lange Zeit gar nichts. Trotz der Therapie, die ich seit 2005 mache. Erst als ich Anfang diesen Jahres in Reha (Münchwies) ging, wurde ich trocken. Das sind gerade mal läppische 3 Monate. Eigentlich wollte ich hier von meinem Suchtdruck erzählen, dem ich in den letzten Tagen nur noch mühsam standhalten kann. Doch als ich deine Geschichte las, überkam mich das Gefühl, dass mein derzeitiges Leiden unter der Krankheit gar nicht der Rede wert ist, auch wenn es echt schwer ist gerade für mich...

Dir will ich das sagen, was du sicher selbst weißt: So schwer es ist, gib es zu, am besten zusammen mit einem neutralen Dritten (evtl. Therapeut). Geh schnell in Therapie, alleine gehts nicht.

Mir persönlich hat die Arbeitsweise in Münchwies sehr zugesagt, ich habe in den intensiven Tagen (bis zu sechs Stunden Therapie) viel gelernt...

Ich drück dir die Daumen.

Glück auf!
Josef

Cl@us
03.04.2009, 14:04
Hallo Joa,
ich bin schon viele Jahre abstinent vom Glücksspiel mit Hilfe von absoluter Ehrlicjkeit, Therapie ambulant- und Stationär ,meiner Familie und Kollegen und vor allem mit Hilfe einer Anonymen Spieler SHG.

Ich begleite dich gerne, komme aus dem Raum MTK-Ffm
email: info@ga-kontakt.de

Joa
03.04.2009, 20:00
Hallo Cl@us,

was ist "absolute Ehrlichkeit" ? Kann ein Spieler zu sich selber ehrlich sein ? Würde bedeuten, er kennt sich - nur dann kann er ehrlich erst einmal zu sich selber sein. Würde weiter bedeuten - wenn er sich denn kennt - das er weiss, warum er spielen geht. Damit könnte er an dem Problem arbeiten.
Naja, soll nicht zu philosophisch werden, Du meinst wahrscheinlich die einfachen Antworten auf einfache Fragen.
Ich will deshalb nicht zu den anonymen Gruppen, weil mir der, wenn auch nur überflogene, 12Punkte Katalog nichts sagt. Ich glaube nicht an höhere Kräfte und irgendwelche überirdischen Hilfen bei meiner Bekämpfung der Spielsucht.
Ich habe Probleme, die ich nur begrenzt kenne und bügle sie mit spielen über. Also denke ich, die Lösung liegt im Erkennen und Lösen der Probleme.
Im Detail ist das ja sicherlich nichts fürs Forum.
Ich will auch nicht ambulant, stationär, von Kollegen und in der Familie therapiert werden. Mir reicht ein richtig hilfreiches Instrument. Wenn man das natürlich nicht findet, wird die Reihenfolge länger.
Ich weiss nicht, was viele Jahre spielfrei bei Dir sind, vor 2 Jahren hätte ich vielleicht noch eine ähnliche Antwort wie Du gegeben. Ich denke, ich habe nicht richtig aufgearbeitet und keine Schutzmaßnahmen für Krisen getroffen, hoffe, das ist bei Dir anders. Die Zeit glättet diesen Wahnsinn, bis Du Ihn dann wieder erkennst.
Ich habe mir als Selbstschutz in der nächsten Woche Auslandstermine gegeben. Da habe ich abends im Hotel Zeit und werde Dir auf die angegebene Emailadresse schreiben. Denn trotz meiner Anmerkungen - ich danke Dir herzlich für Deine angebotene Hilfe.

Josef, pass nur auf Dich auf. Nimm meine Geschichte und führ Dir alles vor Augen, was dann wieder los geht. Am Anfang hilft das ungemein.
Halt die Ohren steif.

Joa

andreasg
03.04.2009, 20:53
Hallo Joa,

wie viel Ausweich,- tschuldigung - Auslandsmöglichkeiten hast Du noch um Dich nicht der tödlichen Gefahr des Glücksspiels zu beugen. Hast Du wirklich alles unter Kontrolle, Deine Frau und das Sparschwein Deines Sohnes?
So leid es mir tut, ich kann Dir wirklich nicht helfen, ich kenne keinen Therapeuten , der meine Spielsucht heilen kann.
Auch habe ich schon 3 stationäre Klinikaufenthalte erlebt. Und ich gehe seit fast 20 Jahren in Selbsthilfegruppen. Und ich bin immer noch Spieler!
Ich habe Heute nicht gespielt!
Na und? Wenn ich das jemandem in der Fußgängerzone erzähle kommt der fragende Blick. Dem Menschen in einer Therapeutischen Einrichting für Glücksspielsüchtige und in einer Selbsthilfegruppe dem ich meine Heute Spiel - Abstinenz mitteile kann darin ein Erkennen seiner eigenen Möglichkeit für ein Spielabstinentes Leben erkennen. Und wenn 2 Betroffene es schaffen, dann auch dere 3. und weitere. Das ist eine Faccette der Spiritualtiät der Genesung.
Ich begrüße aber Dich herzlich hier, wie wohl weiß ich, wie schwer es für mich war mich dieser schambedeckten und selbstzerstörerischen Sucht zu stellen und wie groß die Erleichterung letzendlich ist Leidensgenossen zu finden.
Deshalb verüble mir meine Konfrontation zu Beginn nicht all zu sehr.
Schöne 24 Stunden
Andreas

Joa
03.04.2009, 21:33
Hallo Andreas,

wie fängt man denn richtig an, seinen Willen zu realisieren ? Ich kann mich nicht einsperren. Jeder Tag ohne Spielen hilft mir ein Stück weiter.

Und ich will nicht resignieren. Und nicht wieder bis zum Ausplündern des Sparschwein meines Sohnes kommen.

Ich suche nach einem Weg zur Dauerabstinenz und fange mal damit an, nicht rein zu gehen. Das hat schon mal 13 Jahre funktioniert.
Entweder ich finde diesen Weg oder das Sparschwein mit Sohn und Frau dran ist bald weg.

Danke für Deine Ehrlichkeit.
Joa

Sternchen
04.04.2009, 05:39
Hallo Joa,

zuerst einmal willkommen hier im Forum.
Ich bin Spielerin, habe mit kurzen Unterbrechungen über 20 Jahre gespielt und bin nun seit ein paar Jahren trocken.
Geschafft habe ich dies durch den Besuch einer SHG (was ich nach wie vor tue)/ mit einer ambulanten Therapie und meiner Beziehung in der ich offen über meine Sucht sprechen konnte.

Die 12 Punkte sollten Dich im Übrigen nicht daran hindern, zu einer SHG zu gehen. In "meiner" Gruppe wird dieser Punktekatalog kaum erwähnt,
Für mich sind die Punkte kein MUSS sondern ein KANN.

Mir geht es wie Dir, dass ich nur bedingt etwas damit anfangen kann aber Du könntest ja auch die Punkte angehen, die nicht zwingend etwas mit einer höheren Macht wie Du es nennst zu tun haben. (?????????)

Soll heissen, nutze die Möglichkeiten, die Du hast!
Meine persönliche Empfehlung ist in jedem Fall die ambulante Therapie und der Besuch einer SHG.

Du schreibst, dass im Detail Deine Probleme nichts für´s Forum seien....Du kannst sowohl hier als auch in der SHG frei darüber schreiben/sprechen.
....und aus Erfahrung kann ich Dir sagen, dass einem auch diese Offenheit sehr weiterbringen kann.

Ich wünsche Dir Kraft für Deinen Anfang!

Sternchen*

Joa
04.04.2009, 06:34
Hallo Sternchen,

wahrscheinlich gibt es bei allen Spielern so eine Art Reihenfolge, wann sie bereit sind, welche Dinge zu tun. Ich müsste eigentlich für alles bereit sein und versuche gerade, diese Barrieren dadurch zu nehmen, das ich mir ganz klar mache, das ich nur noch wenig Zeit/Geld habe, bis zum Supergau.
Ich bekomme von der Firma in Kürze eine Sonderzahlung - das ist Segen ohne Spielen, da es mir hilft, finanziell einiges ins Lot zu rücken. Und das ist die Hölle für mich als Spieler, weil es dann einfach weitergehen kann.
Die Tage ohne Spielen verlocken zu "Du packst das wieder". Hinten im Kopf weiss ich, das ich mich betrüge, ich denke viel zu oft an die Kästen.
Ich werde den nächsten Termin in einer SHG wahrnehmen. Alle Antworten hier von Euch helfen, weil sie übereinstimmend sagen, ohne Hilfe gehts nicht und mit Hilfe ist es immer noch ein Kampf fürs Leben.
Vielleicht hast Du Recht - der Katalog steht im Hintergrund und der Austausch über Wege zum Trockenwerden und -Bleiben im Vordergrund. Ich kann dann immer noch entscheiden und vielleicht einen anderen oder begleitenden Weg finden. Erstmal diesen Strohhalm greifen.
Ich will auch die Kraft finden, meine Frau einzuweihen. Ohne bleibt Lüge, das verhindert dann die Dauerabstinenz. Aber es geht nicht alles auf einmal.

Viele Grüsse, Joa

mikesch
04.04.2009, 08:12
Hallo Joa,

ein herzliches Hallo auch von mir.

Auch ich bin Spielerin und habe fast 30 Jahre "Erfahrung" mit mehrjährigen Unterbrechungen dazwischen.

Erst nachdem ich den Stier im wahrsten Sinne des Wortes bei den Hörnern packte - und dazu gehörte die Ehrlichkeit gegenüber meinen Angehörigen als allerallererstes dazu - habe ich seit knapp 3 Jahren das Gefühl, es endlich gepackt zu haben. Bin mir aber mehr als bewußt, dass ich achtsam sein muss, selbst wenn irgendwann weitere 20 Jahre ohne Spiel vergangen sind. Ein Grund, warum ich seitdem hier mehr oder weniger regelmäßig schreibe.

Dein Beitrag bestätigt mich darin, dass die Achtsamkeit nie aufhören darf und ich das Thema nie einfach nur wegschieben kann.

Übrigens kann man die 12 Schritte auch ohne Tradition sehr gut nachleben.
Es gibt hier einen Thread mit entsprechender Definition - auch von Claus reingestellt, der ursprünglich von einem Dieter geschrieben wurde und mir persönlich sehr viel gebracht hat. Du findest ihn unter Selbsthilfe mit der Überschrift "Dieter Teil1, Teil2 , Teil 3. Lies einfach mal!

Mikesch

Cl@us
04.04.2009, 13:44
@Joa,

jemanden begleiten darunter verstehhe ich keine ethischen oder wissentschaftlichen Diskussionen, du hast auf alles eine Antwort wie ich hier gelesen habe!!

Deswegen ziehe ich mein Angebot zurück, auch deswegen weil mir dein Ton missfällt.

Nix für Ungut

Alles Gute

Joa
04.04.2009, 14:49
Hallo Claus,

schön wärs. Ich habe 2 Jahre gar nicht nachgedacht, zumindest nicht zu Ende. Habe auch zwei Jahre nicht und mit keinem drüber gesprochen.
Ich habe keine Erfahrung, wie man richtig an die Bekämpfung der Sucht ran geht, deshalb bin ich dankbar für alle, die mir schreiben, trotzdem hinterfrage ich Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann.
Beim ersten Mal war es einfacher - total am Ende, totale Demut. Jetzt ist es ein Stop auf halben Weg, also geringere äußerere Zwänge, nur die Erkenntnis, das es genau dort wieder hingeht, inklusive Lügengerüst zu Zeit und Geld.
Vielleicht deshalb andere Gedanken (und Ton, schon wieder eine Antwort !)

Ist völlig ok wenn Du zurückziehst.
Auch Dir alles Gute, Joa

Cl@us
04.04.2009, 17:24
Hallo Joa,
ok, also wenn du nicht weiter weisst, dann frag mich.
Kann ich mit dir teilen was ich an Erfahrungen habe umd vielleicht eine Hilfe zu sein, oder eine hilfreiche Infomation geben.
Ich mag bloss keine Diskussionen.

Joa
05.04.2009, 06:41
Hallo,

ich habe gestern viel im Forum gelesen und deshalb beschlossen, erst einmal nichts mehr zu schreiben. Ich kann nur meine Situation schildern - alles darüber hinaus ist viel zu wacklig und unstet, als das ich es wirklich weiss.
Eure Antworten und alle gelesenenen anderen Briefe bestärken mich darin, in die SHG zu gehen und mit den Erfahrungen Anderer weiterzukommen - einen bewußten Weg einschlagen - nicht alleine sein mit dem Kampf.

Habe jetzt eine Woche nicht gespielt und so ganz langsam lichtet sich der Nebel. Ich schwanke zwischen Plänen und der Angst vor dem Rückfall. Ich kann mich wenigstens hier im Forum nur bedanken bei allen, die mir Ratschläge gegeben haben. Vielleicht kann ich das irgendwann anderen zurückgeben, im Moment kann ich nichts geben und auch nichts mehr hinzufügen, weil ich bei allem hinterfrage, ob es wirklich so ist oder Teil meines Überlebens-(Lügen-)gerüst ist.

Claus, danke.

Bis mal später wieder, Joa

sabiene
05.04.2009, 10:38
hallo joa
Diese unsicherheit in der spielfreiheit ist gefährlich.
Das kenne ich von mir. Ich habe diese unsicherheit bekämpft, in dem ich sport mache, die zähne zusammenbeisse und mir sage ich bin ich und ich mache das was gut für mich ist.
Jeden tag neue stärke suchen.
Denn je länger ich spielfrei bin umso sicherer werde ich. Es lohnt sich nicht zu spielen und es wird dir immer besser gehen.
Auch bei mir manchmal kommt unsicherheit hoch, die ich in meinem kopf dann bearbeite.
Ich lenke mich dann ab, mit dingen die mir wichtig sind um zufriedenheit zu finden. Auf einmal dann gehts mir wieder besser, es kann sich nur um stunden handeln.
Liebe grüße Angie

Joa
09.05.2009, 12:15
Hallo,

möchte mich mal wieder melden um das vorher Geschriebene nicht im Nirwana enden zu lassen. Habe nun knapp 6 Wochen Spielfreiheit hinter mir.
Nach zwei Wochen habe ich mit meiner Frau gesprochen, nach drei Wochen das erste Mal die SHG besucht, ab da regelmäßig, außerdem hat mich der Claus hinterfragend begleitet.
Mir ging's nach drei Wochen besser als jetzt, nun ist Nicht-Spielen langsam nicht mehr toll, sondern Alltag eingekehrt. Arbeite viel, finde noch keine befriedigende Freizeitkompensation für's Spielen, habe aber ein wenig die Baustellen sortiert und fange an, Reihenfolge in die Abarbeitung zu bringen.
Lerne in der Gruppe, Geduld zu haben, das fällt mir am Schwersten. (Warum gehts mir nicht blendend ?) Verstehe vieles mit mir nicht richtig, aber habe nun immerhin Zeit, drüber nachzudenken. Ich weiss noch nicht, wie ich weiter mit mir arbeite, aber im Moment ist's eh genug - und wieder - Geduld.
An's Spielen selber denke ich noch sehr sehr oft, ohne aber wirklich Spieldruck zu haben. Und die 24h Denkweise hilft, wenn's zu kompliziert wird.

Liebe Grüsse an alle,
Joachim

Hans-Peter
11.05.2009, 00:11
ich bin neue hier und mehr geht es sehr schlecht deshalb werde ich erst kurz schreiben denn ich habe nicht so viel kraft .Ich habe ne frage ,ich bin seit fast zwei wochen spielfrei aber ich gehe immer noch gerne in die halle und gucke beim anderen zu dann habe ich nicht den spiel druck aber wenn ich nicht dahin gehe geht es mir schlecht .Ich hatte auch letztens 150 dabei und war in die halle und habe zum ersten mal geschafft das Geld nicht zu verspielen aber ich weiß auch dass ich süchtig bin und ohne fremde hilfe das nicht schaffen werde .Ich werde auch nächste woche in shg gehen .Kann mir jemand sagen ob das ein gefahr ist wenn ich jetzt in die halle gehe und zwar nicht spiele aber zu gucke ?Kurz zu mir ich heisse hier hans-peter und bin 29.Ich spiele seit knapp 5 jahren aber so richtig seit 2 jahren und in diesen 2 jahre habe ich fast alles verloren sogar mein beziehung von 10 jahren .Ich werde euch noch mein lebens geschichte schreiben aber heute habe ich leider kein kraft und ich muss sagen ich habe einiges falsch gemacht oder vielleicht auch alles falsch gemacht in mein leben .Sorry dass ich so durch einander schreibe aber ich bin so verzweifel und fühle mich wie der letzte .Ich wünsche euch viel kraft für die nächste 24 stunden dass ihr spielfrei bleibt

Cl@us
11.05.2009, 21:26
Hallo Hans-Peter,
zu deiner Frage weiter in die Halle gehen eine Gegenfrage:
"Was hat ein Alkoholiker in einer Brauerei zu suchen?"

Du kennst ja die einfache Definition der Sucht:
"Süchtig ist, der an Orten sucht an denen er nichts zu suchen hat!"

Kann dir nur ans Herz legen mit der shg bis nächste woche zu warten, sondern die nächstmöglich erreichbare Gruppe auf zu suchen, oder einen Menschen zu aufzusuchen mit dem du reden kannst.
Wenn diir das nicht möglich ist maile mich an, ich bin dir behilflich beim finden einer Gruppe oder Gesprächspartner

Email-cla-ma(at)web.de

Claus

Hans-Peter
11.05.2009, 22:52
hallo claus ,ich danke dir für dein antwort und danke dir dass du mir helfen willst ich nehme dein hilfe gerne in anspruch und werde dir morgen schreiben weil ich zuhause kein internet habe.Ich habe auch andere fragen wo ich gar nicht weiter kommen und weiss nicht ob ich zu schulden berate gehen soll oder nicht vielleicht kannst mir da auch weiter helfen .Ich freue mich dass auch solche menschen gibt wie dich claus und habe respekt vor dir und menschen die andere kranke wie ich helfen lg hans peter

Joa
20.07.2010, 09:06
Hallo an alle,

nach vielen Monaten habe ich mir mal wieder meinen Hilfeschrei aus dem April 2009 durchgelesen.
Beim Lesen kommen alle Gefühle der damaligen Verzweiflung wieder. Ich habe viel über Geld geschrieben, das erschien mir damals das Hauptproblem am Spielen zu sein (hätte man unendlich Geld, wäre das Spielen ja kein Problem !?)

Ich bin immer tiefer in die Halle geflüchtet, weil ich das Leben nicht ausgehalten habe. Ich habe immer mehr gelogen und war gefangen in diesem Teufelskreis.
Auch heute, nachdem ich das Leben wieder angenommen habe, nicht nur als Kampf sondern auch wieder den einfachen Genuss am Leben entdeckt habe, gibt es noch Situationen, wo ich mich gerne verkriechen möchte.

Die Kapitulation vor dem Spielen ist mir nach meinem Rückfall gelungen, ich suche nun andere Wege, um Probleme zu lösen - ich löse sie soweit ich das vermag oder versuche sie zu akzeptieren.
Aber Kapitulation vor dem Spielen ist nichts für die Ewigkeit, Spieler sein aber schon.
Deshalb bleibe ich sehr wachsam und gehe wenn immer es mir meine Zeit erlaubt, in die SHG.

Den Kick, die Belohnungsgefühle, die das Spielen manchmal ausgelöst hat, kann ich heute nicht mehr erzwingen. Aber ich stehe dafür mit Ehrlichkeit und immer mehr Gelassenheit im Leben, so das mir immer weniger abgeht.

Heute geht es mit gut und ich bin dankbar für dieses Heute. Ich fühle es, im Gegensatz zu früher.

Viele Grüsse,
Joachim

andreasg
20.07.2010, 09:32
Hallo Joachim,
habe erst den Tread gelesen, dann Deinen zuletzt eingestellten Beitrag.
Ja, das kenne ich von mir auch. Das Interesse am Glücksspiel, an der Spielabhängigkeit nimmt ab. je mehr ich mir mein eigenes Leben bewußt machen kann. Für mich stehen dann aber noch genügend Baustellen offen, die kontinuierliche Arbeit benötigen. Ich sehe es Heute wesentlich so, daß ich mir bewußt mache: Ich bin Spieler und mehrfach süchtig, ich bin frei vom zwanghaften Spielverhalten.
Zur Zeit beschäftigen mich meine Freundschaften, meine neue Lebensphase als Frührentner und wenn ich es mir erlaube, meine Hobbys.
Natürlich brauche ich noch Geduld und Gelassenheit mich immer wieder von Zwanghaftem zu verabschieden.
Um so wichtiger ist es einmal Danke sagen - für das Neue Leben.
Danke dafür.
Schöne 24 Stunden
Andreas

charlotte
04.08.2010, 22:32
Hallo Joa

ich lese deine Beiträge sehr gerne..auch diesmal hat es wieder einen Punkt getroffen bei mir.

Du schreibst: "
Aber Kapitulation vor dem Spielen ist nichts für die Ewigkeit, Spieler sein aber schon. "

und ich muss sagen, das ist wahr...schon oft habe ich mit Kopf und Gefühl kapitulieren können...war ne zeitlang spielfrei und auch sehr glücklich darüber..sogar auch stolz...doch es hielt leider nie für die Ewigkeit an.

Spieler , ja bleine ich mein Leben lang...das hab ich wohl noch nicht in allen Konsequenzen begriffen...eher nur theoretisch.

Ich bin jetzt grad mal wieder 2 Monate spielfrei...und bemühe mich in allen Situationen es auch zu bleiben...Ich trau mich nicht mehr groß für die Zukunft zu spekulieren...aber ich möchte mir jeden Tag alles mögliche vornehmen nur nicht mehr das Zocken. Ich mache zusätzlich ambulante Therapie, doch ich muss sagen es schleppt sich mehr oder weniger dahin und ich glaube ich bin Therapie müde geworden...und Trotzdem werde ich bald nochmal für einige Wochen in die Klinik gehen. Nicht speziell wegen der Spielsucht sondern auch um mir, wegen den Depriphasen und Ängsten, Hilfe an zu nehmen.

Insbesondere möchte ich nun nochmal in eine Klinik um aus meinem Alltag raus zu kommen und mich so besser auf mich konzetrieren zu können.
Es ist mehr im Argen ,als nur das Spielen ..bei mir.

Ich erwarte nicht viel --- aber die Hoffnung ist doch groß...das es mir weiter hilft.

lg Charlotte

Ps:

... es macht doch immer wieder Mut den Weg Anderer mit verfolgen zu können...besonders wenn er positiv ist. Deshalb danke an dich und an alle die dies immer wieder für sich und andere tun.

Joa
05.09.2011, 16:17
Hallo Freunde,

so, wieder mal ein gutes Jahr später, melde ich mich hier auf meinen allerersten Beitrag mal wieder.

Das Forum ist tot, sehr schade, mich aber hat es zum Leben erweckt.
Und falls sich jemand Neuer hierher verläuft: Jeder kann es schaffen, mit seiner Spielsucht zu leben, ohne spielen zu müssen. Starker Wille, Arsch bewegen, Hilfe suchen und annehmen, Änderungen aktiv anpacken.

Mir geht es inzwischen sehr gut. Es sind nun mehr als 2 1/2 Jahre ohne Spiel vergangen, meine Besuche in der SHG werden berufsbedingt seltener, sind aber immer noch regelmäßig. Mein Sohn kommt jetzt aufs Gymmi und was bin ich froh, das er seinen Vater wiederhat, der sich Zeit fürs Lernen und Spielen mit Ihm nehmen kann.

Meine Frau hat wieder Vertrauen aufbauen können, ich bin umsomehr gewillt, das heute und in Zukunft nicht mehr zu zerstören. Sie kann mich heute alles fragen, ohne das ich in die Luft gehe und mit einer ehrlichen Antwort rechnen.

Ich habe immer noch Probleme damit, meinen Spielercharakter gänzlich abzulegen. Ich neige dazu, Schuld zuzuweisen und muss mir gewisse Dinge immer wieder vor Augen führen, um nicht ins alte Schema zu fallen. Auch die bedingungslose Ehrlichkeit fällt mir im Alltag schwer - aber bei den wichtigen Dingen versuche ich bewusst, immer wieder den Pfad zu finden - und mich vor allem nicht selbst zu bescheissen.

So, das war der Beitrag im September in diesem Forum.
Viele Grüße an Dich Leser, vielleicht werden es ja auch zwei oder mehr,
Joachim

sheepyi
14.09.2011, 06:59
hallo joa!
ich kann mich noch gut an dich erinnern!
schön daß es dir gut geht!
schöner noch daß du es (auch) geschafft hast!

ich kann dir nur recht geben...jeder kann es schaffen.mit ehrlichkeit(am meisten sich selber gegenüber..),mit viel durchhaltevermögen und dem ablegen jeder illusion.
:-)

auch *wir* sind seit damals immernoch trocken.(detlef)!
und freuen uns nahezu täglich darüber!

viele grüße!
regina

Joa
15.09.2011, 09:54
Hallo Regina,

das freut mich sehr zu hören !

Leben kann sooo lebenswert sein,
laßt es Euch gut gehen,

LG Joa

andreasg
20.09.2011, 17:57
Hallo Joachim,
das ist gut zu lesen, daß es Dir gut geht und wie Du Deine Familie jetzt siehst.
Die "alten Kamerden" verfolgen mich auch immer wieder gerne,
gerade jetzt ist es wichtig, bei seiner/meiner Wahrheit zu bleiben.
Ich freue mich zur Zeit über mein Leben ohne Glücksspiel, jeden Tag neu.
Viele liebe Grüße
Andreas