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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : erzählen oder schweigen?



panik
03.09.2009, 16:01
weiß noch nicht so recht wie ich anfangen soll.......gestern ist es zur gewissheit geworden, mein lebensgefährte (lebe mit ihm über 7 jahre zusammen) ist spielsüchtig, geahnt habe ich es schon, aber ich habe es verdrängt, gehofft das es doch nicht der fall ist.....stehe neben mir und weiß nicht weiter......ich kann mit dieser situation nicht umgehen........ich schweige, er schweigt, er hat mir seine ec-karte gegeben und noch eine bitte geäußert, er möchte nicht das andere davon erfahren, aber ich weiß nicht ob das der richtige weg ist, ich weiß auch nicht wie ich mich jetzt verhalten soll

K@rl
04.09.2009, 10:03
Hallo Panik,

zu deiner Frage kann ich nicht pauschal eine Antwort geben. Sicher liegt mit der Erkenntnis über die Spielsucht eine Last auf Dir, die du loswerden möchtest oder musst.

Ich kann nur sagen, wie es damals bei mir war.

Meine Frau hat sich einer kleinen Gruppe anvertraut die ihr auch geholfen hat.

Mir hat sie das auch gesagt, natürlich waren auch Personen darunter, denen ich es nicht gesagt hätte, ich war damals aufgebracht, mit dem Abstand von Heute kann ich damit leben.

Das Wichtigste ist, dass dein Partner einsieht, das er krank ist und dass er Hilfe braucht und auch bereit ist diese anzunehmen.

Ich kann nicht beurteilen, ob Du stark genug bist, ihm hier zu helfen.

Es ist oft auch so, dass man dem eigenen Partner gegenüber auch nicht ehrlich genug ist, weil man befürchtet, dass die Partnerschaft dann zerbricht.

Ehrlichkeit ist wichtig, aber bei mir war es so, dass ich meiner Frau am Anfang nicht alle Details gesagt habe.

Ich habe damals eine Fachstelle für Glückspielsucht aufgesucht und mich dort beraten und therapieren lassen.

Auch meine Frau ist dort zu Beratung gewesen.

Ich gehe heute noch regelmäßig zu einer Spielerselbsthilfegruppe bin spielfrei.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Rückfälle immer möglich sind, aber wenn man darauf vorbereitet ist, kann man auch hiermit umgehen.

Es kann ein harter steiniger Weg auch für Dich sein.

Holt Euch Hilfe, Adressen findest Du auf der Internetseite.

http://caritas.erzbistum-koeln.de/neuss_cv/sucht_hilfe/gluecksspiel/beratungsstellen/

Ich wüsche Euch alles Gute

Gruß Karl

gerri2
04.09.2009, 11:24
Hallo Panik,
Karl hat im Wesentlichen alles gesagt ..
aber eines noch.
Spielsucht hat viele Facetten - im Wissen um diese Sucht - und wichtigen vorbeugenden Maßnahmen wird die Panik grundlos.
Diese Sucht kann er in den Griff bekommen, jedoch ist seine totale Bereitschaft und die Annahme von Hilfe ( Selbsthilfegruppe, Beratungsgespräche, evtl. Therapie ) unerlässlich.
Selbst bei starken eigenen Willen deines Partners wird die Sucht nicht langfristig beherrschbar sein, ohne Hilfe von außen. Aber sein fester Wille, ist die Voraussetzung es zu schafffen.
Panik ist falsch am Platz - aber ein Planen, wie die nächsten Schritte sind, unerläßlich.
Vielleicht habt ihr an euren Wohnort eine Beratungsstelle - oder ein Selbsthilfegruppe für Spielsuchtkranke. Das wäre ein wichtiger erster Anlaufpunkt.
Für dich selbst ist jedoch sehr wichtig, nicht über deine eigenen Kraftgrenzen zu gehen.
Das erzählen - also dazu stehen ,ist eine sehr wichtige Sache, die jedoch für einen Spielsuchtkranken oft nur Schrittweise mögflich ist /wie auch Karl schildert).
Auf den Weg zur eigenen Ehrlichkeit - also auch einen vertrauten Kreis sein Problem berichten, was unerläßlich ist - hilft auf jeden Fall die Selbsthilfegruppe (SHG).
Das kann zunächst auch eine Alkoholikergruppe sein, falls es keine Spielergruppe bei Euch gibt.
Das Sprechen über die eigene Sucht ist bei allen Süchten ein großes Hemmnis.
Spielsucht ist eine Suchtkrankheit, die auf EUCH einen emmensen sozialen Einfluss nehmen kann.
Du solltest für dich selbst prüfen, ob du die Kraft hast, das durchzustehen.
Lieben Gruß
Rudi

Ns: Hallo Karl, dir und deinen Lieben einen netten Gruß aus den Norden der Republik..
Rudi

sheepyi
04.09.2009, 16:18
hallo panik,
auch ich bin angehörige eines spielers.
mein freund ist seit der letzten (dritten) therapie trocken.

es ist supergut daß dein freund sein problem erkannt hat.
wenn er sich jetzt noch nicht gegenüber ALLEN outen will ist das in ordnung - es wird nur auf dauer nicht zu vermeiden sein.

als ich detlef kennenlernte sagte er mir frei heraus daß er spielsüchtig ist.aber das war es auch.
für jemanden wie mich der sich null damit auskannte natürlich viel zu wenig!!!
aber er war damals auch einfach noch nicht soweit.
er lebte immernoch im völligen chaos und mußte erstmal selber für sich ordnen.und durch die lebensumstände und durch das eigene durcheinander im kopf war er auch lange nicht so trocken wie er mir weismachen wollte...
er wollte auch nicht daß ich mit jemandem drüber spreche..er wollte das selbst entscheiden wem er es sagt - und wem nicht.

ich habe seinen wunsch respektiert,und bin heute froh darüber.
weil es den süchtigen ganz ganz viel kraft und überwindung kostet sich zu outen,allein die gedanken daran machen den zocker erstmal völlig mürbe.

mit der zeit merkte ich.....
ER REDET!
teilweise mit leuten die im völlig fremd waren...aber auch mit bekannten und freunden...
es war als bräche es aus ihm heraus..als würden dämme brechen.

manchmal schoß er sogar über das ziel hinaus..und ich mußte ihn bremsen..denn süchte und ihre folgen sind einfach kein party-thema... *smile*

was ich sagen will ist:
es braucht zeit.
und die sollte ein kranker mensch haben.
sich zu orientieren...

aber auf dauer wird er nicht drumherumkommen sich zu offenbahren.denn es betrifft einfach JEDEN lebensbereich.
und es ist einfach unumgänglich.

wenn er sich auf DAUER weigern würde - würde ich als partnerin ihm einen strich durch die rechnung machen.
denn die angehörigen tragen eine menge last auf ihren schultern...nicht wahr?
du merkst es schon!
und reden hilft uns!
es ist für uns...ich möchte mal sagen:lebensnotwendig.
denn wir können ja nie wissen:sollen wir den mund halten weil unser zocker noch nicht so weit ist...
oder führt er uns an der nase herum...??

denn zum suchtbild des spielens gehört ja nun mal leider auch das spielen mit menschen...und du solltest dich nicht auf lange sicht hinhalten lassen.
gib ihm zeit...aber bleib aufmerksam.
das würde ich dir raten.

und:
wenn dein freund nicht reden will...ok.
aber wenn du an der last zu zerbrechen drohst...dann rede ohne rücksicht auf verluste.
wenn du den druck nicht aushältst dann REDE!!
denn dein freund würde im fall des falles auf dich auch keinerlei rücksicht nehmen.

es ist deine entscheidung was du tust.
wie belastbar du bist.

wenn du willst halte zu ihm.
aber lass dich nicht...runterziehn oder in deinem leben einschränken.

lieben gruß..und alles gute!
Regina

panik
04.09.2009, 17:50
also, mein Lebensgefährte hat es ja nur zugegeben, weil ich mich mit ihm an einen Tisch gesetzt habe, dann habe ich ihm die Kontoauszüge hingelegt und gefragt, wo das ganze Geld ist, daraufhin hat er es mir gesagt( ich weiß nicht ob er sich als Spieler bezeichnet oder ob das ein zugeben ist: ja ich bin ein Spieler)........das Problem was ich jetzt habe, er meint er würde es in Griff kriegen, wenn ich ihm helfe, aber so stark bin ich nicht und außerdem habe ich noch 3 Kinder die mich auch noch brauchen, ich kann doch nicht auf ihn aufpassen und ich glaube nicht das das Problem damit gelöst ist, wenn er mit seine Ec-Karte gegeben hat.
Habe gestern nochmal das Gespräch mit ihm gesucht, aber er meint immer nur, wenn ich ihm helfe, wird er es schaffen. Es geht mir nicht darum das ich ihm keine Unterstützung geben möchte, aber ich kann es nicht alleine.
Und was für mich im Augenblick ganz schlimm ist, ich hoffe immer das ich aufwache und feststelle das es nur ein Traum gewesen ist. Ich merke das ich nicht klar denken kann, als wenn mich jemand blockiert. Denke immer das ist der verkehrte Film, hier gehöre ich nicht hin.
Es ist Neuland und ich mag es nicht und denke doch, dass ich mich damit vertraut machen muß.
lg panik

panik
04.09.2009, 18:07
menno, wollte mich doch auch bedanken für Eure Worte/Antworten/Tipps/Erfahrungen

sheepyi
05.09.2009, 09:04
hallo panik...
wenn du deinen freund/mann unterstützen willst

(ich schreibe jetzt absichtlich nicht *helfen* - denn *helfen* wird oft mißverstanden oder ausgenutzt vom spieler - die motivation und das *tun* MUSS vom spieler kommen,er darf sich nicht auf deine *hilfe* berufen...!)

dann solltest du dich auf jeden fall mit der materie auseinandersetzen.

ich denke eine therapie muß sein.selbst dann ist es noch ein lange harter weg für beide!
dein mann wird immer süchtig bleiben.aber er kann es schaffen sein leben spielfrei zu meistern.
es gibt keine *heilung* von einer sucht.
sie wird dich und uns alle ein leben lang begleiten.jedenfalls solange wir mit einem süchtigen partner zusammen sind.

du kannst deinem partner nichts abnehmen was den kampf gegen die sucht betrifft.
du kannst dasein wenn er dich braucht,du kannst ihn stützen und ihm zeigen daß er nicht allein ist.
aber er darf niemals etwas auf dich abwälzen oder dir zur aufgabe machen was eigentlich seine wäre.

informier dich über spielsucht wenn du beschlossen hast diesen weg mit ihm zu gehen.

ich wünsche alles gute!
Regina

mikesch
05.09.2009, 10:03
Hallo Panik,

die Unterstützung - falls Du nach den Wünschen Deines Partners handeln wirst - ist nichts anderes, als ihn weiter in seinem Spiel zu unterstützen und Dich gleichzeitig selbst zum Spielball zu machen.

Ich weiß wovon ich rede, schließlich habe ich genau dieses mit meinem Mann und meiner Tochter gemacht - als Spielerin. Noch heute sehe ich die Verzweifelung, die Trauer, die Ohnmacht - wenn ich Deine Zeilen lese in Ihren Augen.

Ich denke, der Name unter dem Du Dich hier angemeldet hast, trifft ziemlich genau den Kern Deiner Gedanken. Laß' Dich nicht hinreißen zur Panik und lass Dich nicht mit in das Boot eines Spielers nehmen. Wenn Du meinst, dass Du reden musst, dann rede auch.

Tue das, was Dir gut tut und was Du für richtig erachtest - ohne Rücksicht auf die Wünsche Deines Partners. Wenn's ihm wirklich ernst ist, mit dem Spielen aufzuhören, dann wird er es akzeptieren.

Alles Gute

Mikesch

panik
05.09.2009, 15:11
Hallo mikesch,

habe ich Dich richtig jetzt richtig verstanden, er ist nicht bereit gegen seine Sucht etwas zu tun und will mich nur in Sicherheit wiegen und wählt deshalb so seine Worte????????
Wenn ich keine Rücksicht nehmen würde, wäre es doch eine Trennung von meinem Partner????
Ich habe auch den Eindruck ich kenne meinen Partner nicht mehr, er ist mir fremd geworden seid ich weiß das er ein Spieler ist.
Heute ist der 4. Tag, ich stöbere im Internet und schau was ich über Spielsucht finden kann, von K@rl habe ich ein Seite bekommen, wo man Hilfe bekommen kann, man sucht parallelen, ich möchte gerne wissen was in ihm vorgeht, möchte ihn schon verstehen, weiß aber gar nicht ob ich es verstehen kann oder nachvollziehen kann.
Ich lasse die Vergangenheit wieder aufleben, habe jetzt einige Erklärungen, wieso er so oft gereizt gewesen ist, wieso er sein Geld verloren hat ( und ich Trottel habe es ihm auch noch geglaubt), wieso aus dem Haus einige Sachen verschwunden sind, seine Nervösität oder wo er mir Geld gegeben hat, weil er angeblich im Lotto gewonnen hatte........da fallen mir so viele Sachen ein, oh man.
Es ist ja auch so das ich ihm nicht vertraue, ich weiß nicht mehr wo die Wahrheit ist und wo die Lüge beginnt.

mikesch
06.09.2009, 18:26
Hallo Panik,

was Dir meine Antwort sagen sollte:

Kümmere Dich um Dich - dann erstmal ne' ganze Weile gar nicht und dann ganz vielleicht, wenn Du denn noch Zeit und Kraft hast um Deinen Spieler.

Tue das, was Du für richtig hälst, ohne zu hinterfragen, ob das Deinem Spieler in den Kram paßt oder nicht. Spieler tuen nichts anderes.

Und was hat Deine Bedürfnisse zu befriedigen denn mit Trennung zu tun????

Wenn Dein Partner wirklich aufhören will, wird er Verständnis dafür haben, dass Du nicht alles herunterschlucken kannst und selbst Hilfe brauchst um das Erlebte zu verarbeiten.

Ein Spieler kann sich nur helfen, indem er Hilfe annimmt. Da ist der Angehörige zwar als Unterstützung ganz hilfreich, aber mehr auch nicht.

Für den Angehörigen ist der erste Grundsatz sich in allen Lebenslagen zunächst einmal zu schützen. Spieler spielen nicht nur am Automaten, Computer ect. Sie spielen mit allem und da gehören auch alle Menschen im Umfeld dazu.

Mikesch