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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Weg - sein Weg - UNSER Weg



Kate
21.04.2010, 18:42
Hallo,
heute möchte ich hier ein neues Thema eröffnen. Ich habe mich quer durch das ganze Forum gelesen, sicher nicht alles erfasst, aber ich möchte meinen Weg der letzten zweieinhalb Jahre erzählen - auch wenn er Erfahrungen beinhaltet, die sicher schon viele andere vor mir gemacht haben.
Zum einen verspreche ich mir davon, dass es mir gut tut - zum anderen tut es vielleicht auch anderen gut, davon zu lesen.

Hier im Forum angemeldet bin ich seit gut einem Jahr, seit dem ersten Riesenkrach mit meinem Freund. Wir sind seit zweieinhalb Jahren zusammen und seit fast so langer Zeit weiß ich, dass er Spieler ist. Wir haben Zeiten hinter uns, in denen er mich angelogen hat, in denen er alles verheimlicht hat. Viele Male habe ich ihm in dieser Zeit nichtsahnend Geld geliehen, es aber auch immer zurück bekommen.

Es war dennoch ein ewiger Kreislauf: Das wenige Arbeitslosengeld II reichte nie für einen ganzen Monat, selbst wenn es nicht sofort verspielt wurde. Ich habe immer ausgeholfen, bis er fast bei mir gewohnt hat. Ich habe nicht nur meine zwei Kinder versorgt, sondern auch ihn - und das von fast weniger Geld als er für sich alleine gehabt hätte.

Es folgten Auseinandersetzungen, die eigentlich immer häufiger darauf beruhten, dass ich mich ausgenutzt fühlte, dass er sich abhängig von mir gemacht hatte.

Ich habe ganz langsam angefangen, mir Informationen zu suchen, habe dieses Forum kennengelernt und kleine Schritte gewagt: das Thema angesprochen und auch meine Gefühle, meine Sichtweisen erklärt. Ich habe nach und nach gelernt, Grenzen zu ziehen - zu meiner eigenen Sicherheit und für meine Kinder. Es gibt zum Beispiel kein Online-Pokern mehr, ich sage Nein, wenn ich das Gefühl habe, es ist wichtig für mich.

Auch ich habe als Angehörige die Erfahrung gemacht, aus Liebe helfen zu wollen und dabei oft genug die Wurzel des Übels aus den Augen verloren.

Schon länger bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich sage: ich möchte diese Beziehung nach wie vor, aber unter anderen Bedingungen. Wir haben offene Gespräche geführt, die schwer sind, weil immer die Gefahr besteht, Schuldzuweisungen zu verteilen. Aber ich erwarte keine Schuldeingeständnisse - das einzige, was ich möchte, ist ein aktiver Wille zur Veränderung.

Wir haben am 10. Mai einen Termin bei einer Suchtberatung!!! Juchhu!!
Es war ein steiniger Weg dahin, aber ich bin sehr stolz darauf, dass wir ihn bis dahin zusammen gemeistert haben!!

Ich möchte gerne in der nächsten Zeit davon erzählen, denn über die Abläufe habe ich hier nichts gefunden. Vielleicht hilft es aber manchen, diesen Schritt auch zu wagen, wenn alles etwas transparenter und damit weniger angstbeladen ist.

Liebe Grüße,
Kate

Kate
10.05.2010, 08:22
Heute ist es soweit.

Nachdem es auf meinen Beitrag keine Antwort gab, habe ich mir überlegt: Wie oft wurde dies hier schon geschrieben? Wie oft hat schon ein Partner diesen Weg gehen wollen? Wie oft ein Paar gemeinsam? Bei wie vielen hat sich trotz diesem Schritt nichts geändert?

Ich hoffe darauf, dass es eine Chance ist. Ich habe mir das Konzept der Einrichtung angesehen, die eine ambulante Therapie anbietet. Und es werden so viele Dinge aufgegriffen, die ich für wichtig halte - die es sich anzugehen lohnt in MEINEN Augen.

Und wie sieht es bei meinem Partner aus? Er ist skeptisch. Aber welche Möglichkeit hat er sonst noch? Keine Arbeit, kein Geld, Schulden, gesundheitliche Probleme, Beziehungsprobleme, Existenznöte...
Und gleichzeitig der Stolz, der es so schwer macht, sich fremden Menschen zu offenbaren, ihnen zu vertrauen und vielleicht auch Hilfe anzunehmen.
Die Angst davor, mit Problemen anderer, in denen man sich wiederfindet, konfrontiert zu werden.

Rudi hat geschrieben, dass man in einem tiefen dunklen Brunnen nach oben schauen muss, um Licht zu erkennen, um die Stricke zu sehen, an denen man sich selber herausziehen kann. Aber was ist, wenn man sich nicht traut, zum Licht zu sehen, weil es nach langer Dunkelheit vielleicht weh tut? Und man sich an Dunkelheit gewöhnt hat?

Ich hoffe, dass ihm bei der Beratung heute jemand das Gefühl geben kann: Hier sind Menschen, die lindern deinen Schmerz, die nehmen dich an die Hand um dir den Weg zum Licht zu zeigen - auch wenn du ihn dann selber gehen musst!

Ich alleine kann es nicht - dazu muss ich zuviel auf mich selber aufpassen. Aber ich bin nach wie vor bereit, diesen Weg aus Liebe heraus neben meinem Partner zu gehen - denn sicherlich kann man so manch einen Stein, der im Weg liegt und das Licht versperrt, zu zweit besser aus dem Weg räumen!

Sternchen
13.05.2010, 07:54
Liebe Kate,
ich lese sehr viel Kraft, sehr viel Willen und vor allen Dingen sehr viel Liebe aus Deinen Beiträgen.

Deine Eingangsfrage, wie oft hier über den Versuch des gemeinsamen Weges schon geschrieben wurde, ist berechtigt.
Es wurde schon häufig darüber geschrieben aber das soll Dich nicht hindern, dies auch zu tun.
Schade ist einzig, dass Du keine Antworten bekommen hast.
Ich bin trockene Spielerin und sehe das, was Du schreibst, sozusagen von der "anderen" Seite.
Ich bin nicht so sicher, ob mein Empfinden bei dem was ich von Dir lese, wirklich richtig ist, bzw. ob es gut ist, dies hier zu schreiben.

trotzdem, ich schreibe vielleicht einfach mal das, was mir spontan auffiel, als ich Deine Beiträge gelesen habe.

Ich kann Deinen Satz, "was ist, wenn man sich nicht traut, zum Licht zu sehen, weil es nach langer Dunkelheit vielleicht weh tut?" nicht wirklich nachvollziehen.
Der Wunsch nach diesem Licht ist doch der Wunsch nach einer Veränderung des "dunklen" Zustandes. Eine Veränderung, die das Leben wieder lebenswert macht. Angst davor , das kann ich nicht verstehen.
Hättest Du geschrieben, Angst davor, nicht mehr spielen zu "können", hätte ich eher verstanden.

Dein Partner ist skeptisch was die Therapie betrifft und das ist etwas, was mir ein komisches Gefühl bereitet. Offen in eine Therapie zu gehen, bzw. die Therapie als echte Chance zu sehen, etwas im eigenen Leben verändern zu können, ist doch ein Geschenk oder nicht?

Du schreibst: "Wir haben am 10. Mai einen Termin bei einer Suchtberatung!!! Juchhu!!"
Deine Freude auf Veränderung ist deutlich zu spüren aber leider lese ich aus dem, was Du über Deinen Partner schreibst, nichts derartiges heraus.
Kann sein, dass ich dies falsch deute aber so kommt das leider für mich rüber.

Ich wünsche Dir und Deinem Partner alles Gute auf Euren Wegen.

Sternchen*

kiki.69
15.05.2010, 08:08
Hallo Kate,

Sternchen hat Recht, schade das hier kaum noch auf Beiträge geantwortet wird!
Ich kann mich da auch nur an meine Nase packen.
Ich lese zwar ab und zu und freu mich wenn ich was von Sternchen oder Mikesch lese, aber zum Schreiben fehlt mir oft die Zeit oder auch die Lust.
Klar es ist vieles schon oft geschrieben worden und vilees schon oft gefragt worden, aber für jeden der in seiner jetztigen Lebenssituation, mit dem Thema konfrontiert wird, ist neu und individuell.
Meinem Mann und mir hat das Forum damals sehr geholfen und ich weiß nicht ob es mir gereicht hätte nur alte Beiträge zu lesen, weil ja alles schon gesagt wurde.

Jetzt erstmal meine Frage: Wie war der Termin bei der Suchtberatung, hat er das gebracht, was Du Dir erhofft hast?

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, auch ich habe anfangs bei jedem Schritt, den mein Mann machte juchhu geschrien.
Es gab oft Rückschläge am Anfang und je mehr Juchhu , desso grösser die Enttäuschung!

Aber lass Dich nicht entmutigen, man kann es schaffen und eine liebevolle Begleitung kann sehr viel erreichen.

Aber Du kannst Ihn ebend nur begleiten, tun und vorallem Wollen muss ER!

Rechne damit, das es Rückschläge gibt, ermutige Ihn dann nicht aufzugeben,
pass aber vorallem auf Dich auf, das Du Dich dabei nicht verlierst.

Mein Mann hatte immer den Willen aufzuhören, aber wirklich geschafft hat er es erst, als er die Einsicht hatte, das er keine Kontrolle mehr hat über sein Verhalten.
Der Weg dahin, von der ersten Einsicht, bis zur Kapitulation, war steinig, mit einigen Rückfällen gepflastert und hat unsere Liebe auf eine harte Probe gestellt.

Vielleicht macht es Dir Mut, wenn ich Dir sage, das er seit 1.1/2 Jahren nicht mehr spielt und wir inzwischen geheiratet haben und glücklicher sind als je zu vor.

Die Spielsucht hat nur noch eine untergeordnete Rolle in unserem Leben, aber wir sind wachsam, die Sucht schläft nur, Sie geht nicht einfach weg.

Schreib dochmal wie der Termin war und wie es jetzt weiter geht.
Es würde mich wirklich interessieren.

Liebe Grüsse auch an Alle alten Forum - Hasen!

Eure Kiki

Kate
18.05.2010, 23:48
Vielen Dank für Eure Antworten, sternchen und Kiki! Leider passiert es mir auch recht oft, dass ich hier lese und nicht antworte... Aber so viele Dinge wiederholen sich, auch wenn verschiedene Menschen dahinter stehen.

Gerne erzähle ich von unserem Termin - einige Fragen werden dadurch sicher schon beantwortet.

Zunächst einmal war es wirklich so, dass mein Freund nicht 100%ig hingehen wollte. Ich denke, zum Teil hat er es für mich getan, was ich zwar zu schätzen weiß, es mir aber anders gewünscht hätte - nur um zu wissen, dass er etwas ändern wil.

Als wir dort waren, mussten wir jeder einen Fragebogen ausfüllen, einen für Betroffene, einen für Angehörige. Das Gespräch an sich begann dann auch mit Fragen zur Anamnese: Wie lange spielen Sie? Wie lange wissen Sie davon? Was machen Sie beruflich usw. Es wurden uns auch Fagen gestellt über den gemeinsamen Umgang mit dem Spielen wie z.B. Offenheit und Lügen, das Thema Vertrauen wurde angesprochen. Nach und nach wurden die Fragen tiefergehend und von den Fakten weg zu Empfindungen, Gedanken und Wünschen gelenkt: Können Sie sich vorstellen, wie Ihre Partnerin sich fühlt? Wie fühlen Sie sich als Partnerin? Was passiert beim Spielen, welche Beweggründe, welche Hoffnungen haben Sie?

Leider fällt mir gar icht mehr alles ein, ich hätte viel früher schreiben müssen. Etwas ist mir allerdings in Erinnerung geblieben, ungefähr dieser Dialog:

B(erater): Warum sind Sie hierhin gekommen?
F(reund): Weil ich mit dem Spielen aufhören möchte.
B: Und warum gerade jetzt, wenn Sie mittlerweile seit über 20 Jahren spielen?
F: Aufhören wollte ich eigentlich immer, habe es aber nie geschafft.
B: Und was ist jetzt ausschlaggebend?
F: Der gleiche Grund wie immer - ich möchte gar nicht spielen. (sinngemäß)
B: Wollen Sie wirklich aufhören?
F: Ich möchte schon, aber ich weiß: wenn ich Geld habe, wird es wieder passieren.

Zum Einen war ich mir sehr bewusst, dass der Berater abklopfen wollte, wie stark der Wille zum Aufhören nun ist (und ich fand selber, dass es nicht sehr überzeugend klang...). Zum Anderen hörte sich für mich das Ganze an wie eine Entschuldigung meines Freundes "im Voraus", nämlich für das nächste Mal - "seht ihr, ich habe es euch ja schon vorher gesagt". Es hat mich traurig gemacht.

Sternchen, insofern hattest Du also Recht mit Deinen Vermutungen und ich finde es völlig in Ordnung, dass Du darüber schreibst. Du schreibst auch, dass es "ein Geschenk ist, offen in eine Therapie zu gehen". Aber genau darüber haben wir auch geredet: Für meinen Freund ist es sehr schwer, sich zu öffnen - ich habe bis zu diesem Punkt fast zwei Jahre gebraucht, glaube ich. Und auch der Berater hat dies festgestellt: "Sie lassen niemanden so schnell an sich heran" (worauf Zustimmung folgte - wenigstens ehrlich war er! :-))
Ebenso kann manch einer das Licht am Ende des Tunnels nicht erkennen (oder das Seil zum Herausziehen) oder hat Angst vor den Veränderungen, die auf ihn zukommen. Das kann ich mir zumindest bei meinem Freund vorstellen. Natürlich versuche ich (zur Zeit sogar ganz bewusst), ihm keine Bequemlichkeit aus unserer Beziehung zukommen zu lassen, die das Spielen vereinfacht (hm, verständlicher: ich leihe kein Geld, ich verpflege ihn nicht permanent usw.). Aber jede Veränderung, auch aus sehr dunklen Zuständen heraus, kann mit Angst besetzt sein - vor dem, was kommen mag, vor dem Weg dorthin, vor der Ungewissheit über das, was einen erwartet und wieviel Kraft es kostet, vielleicht auch Angst vor dem Verlust dessen, woran man sich gewöhnt und mit dem man zu leben gelernt hat!

Alles in allem fand ich das Beratungsgespräch positiv. Es hat mir manches bewusst gemacht und ich denke meinem Freund auch, obwohl ich diejenige bin, die diese Dinge mehr reflektiert. Er hat das Angebot zu einem weiteren Termn angenommen (Nicht unbedingt "Juchhu!!", aber dennoch: "Es freut mich!") und ich werde auch mitgehen. Das zweite Gespräch wird am 26. Mai sein - also recht zeitnah. Und der Berater war ja "doch ganz nett" (O-Ton) ;-)

Auch ich möchte, dass das Spielen nicht immer im Vordergrund unserer Beziehung steht, allerdings darf es dann auch nicht so großen Einfluss darauf haben.
Ich möchte, dass mein Freund offen mit mir spricht. Ich möchte über Dinge sprechen können, die mich bewegen, ohne dass dies als Vorwurf gesehen wird. Diesbezüglich erhoffe ich mir viel von der Beratung, da eine neutrale Person dabei ist - auch wenn solche Gespräche zwischen uns immer mehr werden, was ich sehr schön finde.
Ich wünsche mir, dass es meinem Freund gelingt, meine und andere Hilfe und guten Wünsche anzunehmen und den Willen und die Kraft für Veränderungen zu finden. Vielleicht ist es in der Beratung einfach möglich, diese Veränderungen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, so dass sie keine Angst mehr machen können.

Und, liebe Kiki, nachdem ihr nun ein ganzes Jahr verheiratet seid und glücklicher als je zuvor, seid Ihr für mich nach wie vor das beste Beispiel dafür, dass alles gut gehen kann. Ich freue mich sehr für Euch!

Gerne werde ich erzählen, wie es weitergeht, wenn es soweit ist.
Bis dahin liebe Grüße von
Kate

kiki.69
19.05.2010, 00:22
Hallo Kate,

wenn ich lese was Du von dem Gespräch schreibst, dann erinnert mich das sehr an die Anfänge von meinem Mann.
Nach seinem Outing, hat er auch alles gemacht, was ich wollte, Geldkontrolle, Beratung, Forum ect., aber ebend nur halblebig und eigendlich für mich und wegen dem schlechten Gewissen ect.
Er wollte aufhören zu spielen, das schon, er war finanzell am Ende und zu mindest soweit einsichig, das es so nicht weiter geht, aber er hatte Rückfälle, hat lange immer nur Scheibchenweise erzählt und nur das zugegeben was nicht mehr zu leugnen war und er tat sich unglaublich schwer, sich selber einzugestehen, das er nichts mehr im Griff hat, er tat sich unglaublich schwer sich zu öffnen, sich seiner Sucht und den Hintergründen zu stellen.
Es war ein harter und steiniger Weg, mit vielen Enttäuschungen für mich, er hat mir unglaublich viel abverlangt, an Geduld, Kraft, Nervenstärke und ich war nicht nur einmal kurz davor alles hinzuschmeissen.

Nach verschiedenen Beratungsstellen und einem katastrophalen Besuch bei einem Psychologen, ist er dann endlich auf eine Suchtberaterin gestoßen, der er vertraute und die es schaffte zu ihm durchzudringen.
Und erst nach einem letzten riesigen Absturz, kam dann die Einsicht, das er keine Kontrolle über sein Spielverhalten hat und erst danach ging es bergauf.
Seit diesem Tag....X kurz vor unserer Hochzeit.

Ich habe immer an Ihn geglaubt, nur so hab ich das durchgehalten.
Erwarte nicht zuviel am Anfang, jeder hat seine eigene Geschwindigkeit und jeder muß seinen eigenen Weg finden.

Nur paß auch auf Dich auf, lass Dich nicht zum Spielball machen.
Hör auf Dein Bauchgefühl, ob Du an ihn glauben kannst, ob er es ehrlich meint,auch wenn es Rückschläge gibt.

Solltest Du aber das Gefühl haben, er tut alles nur um Dich ruhig zustellen und weiterzocken zu können, dann zieh die Konsequenzen für Dich und Dein Leben.

Liebe Grüsse
Kiki

Herr Rossi
19.05.2010, 13:23
Liebe Kate, bitte halte uns hier auf dem Laufenden. Mich interessiert, wie sowas in anderen Orten/ Institutionen abläuft, denn ich lese jetzt schon heraus, daß es jedes Institut/Klinik irgendwie anders machen. Hier in Duisburg gibt es zB eine Suchtklinik die ein ambulantes Programm erst mal mit einer Eingangs- und Motivationsgruppe machen. Habe selbst daran teilgenommen und es hat mir sehr geholfen. Meine sprechhemmung war zwar erst mal da aber als die Runde dann bei mir war und ich schon so viele unterschiedliche Geschidchten gehört hatte bin ich dann auch entspannter geworden. Habe die Spielsucht (Zocken an der Börse) auch zusammen mit meiner Frau in den Griff bekommen. Der Schlüssel ist, das man aufräumen, neu bewerten muß was man bisher in seinem Leben so vorfindet, dazu bietet einem die Sucht und die anschl. Therapie einen gute Chance. Die sollte man (und auch die Angehörigen) gemeinsam nutzen. Was mir auch sehr stark half war Tagebuch schreiben. Das war meine eigene Idee... mittlerweile ist daraus schon fast ein Buchmanuskript entstanden - Mal sehen vllt schicke ich das mal an einen Verlag... Aber wie auch immer hilft es. Einfach erst mal runterschreiben, alle Gefühle die kommen, ohne sauberkeit, rücksicht und rechtschreibung, nach ner Weile staunt man über seine oftmals auch neuen Gedanken die dann schön schwarz auf weiß da stehen, ist sowas wie ein "innerer Dialog" mit sich selbst und man stellt fest, da ist tatsächlich so eine Stimme in mir , die kennt im Grunde schon alle Antworten im Vorraus! wir verdrängen sie oft nur aber beim Schreiben hat sie die Möglichkeit sich zu äußern... Alles Gute weiterhin! Ich guck hier auf jeden Fall noch öfter rein bei euch und melde mich zu Wort, wenns sinnvoll ist ;o)

Kate
20.05.2010, 22:25
Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure Antworten, ich habe mich sehr gefreut und werde ausführlich antworten, wenn ich mehr Zeit habe!

Kate

Kate
25.05.2010, 19:27
Leider habe ich es bisher nicht geschafft, da mich zum einen das schöne Wetter vom Computer ferngehalten hat und zum anderen die Kinder krank waren.
Aber morgen haben wir unseren nächsten Termin und dieses Mal möchte ich versuchen, schon eher von meinen Erfahrungen zu schreiben, damit ich nicht wieder die Hälfte vergesse.
Was ich aber jetzt schon sagen kann: Ich habe das Gefühl, dass mein Freund sich nicht so innerlich abwendet von dem Gedanken, zur Beratung zu gehen wie beim ersten Mal. Vielleicht ist die Angst vor dem Unbekannten ein wenig genommen...?!
Ich bin selber auf morgen gespannt.

Liebe Grüße,
Kate

Kate
29.05.2010, 16:29
So, nun haben wir den zweiten Termin hinter uns. Mir stellt sich nun natürlich die Frage, ob wir weiter sind als vorher... Für mich selber kann ich sagen: ja.

Wir haben ein Gespräch geführt, das ungefähr eine Stunde dauerte. Zunächst wurde mein Freund natürlich gefragt, wie es seit der letzten Beratung mit dem Spielen war und er musste gestehen, dass es einmal "passiert" ist. Da ich davon wusste, haben wir sehr offen darüber gesprochen. Es gab damit eine konkrete Situation, an der Gedanken, Gefühle und Handeln von mir und meinem Freund festgemacht werden konnten.

Mir hat das Gespräch darüber gezeigt, wie ich damit umgehe - nämlich eher wie eine umsorgende Mutter, die sich Sorgen macht (und das vielleicht auch so sagt oder zeigt), statt wie eine Partnerin, die bei sich bleibt und (auf gleicher Ebene) versucht, dem Anderen zu helfen, sich seine Schritte und die Verantwortung dafür bewusst zu machen. Für mich war dies ein wichtiger Rat, den ich mitgenommen habe.

Insgesamt ging es zwischendurch auch genau um das Verhältnis, was sich in solchen Situationen zwischen uns zeigt: Die Verantwortung und die Sorgen, die nur bei einer Person liegen, wenn wir es so geschehen lassen. Und natürlich auch um Verantwortung, die mein Partner zu übernehmen hat.

Es kam sogar zu Momenten, in denen der Berater zugegeben hat, dass er die Beratung abbrechen wird, wenn mein Freund nicht die Entscheidung gegen das Spielen selber in die Hand nehmen will. Ich denke, das war für uns auch die Essenz des Gespräches: dass es nicht ohne den Willen meines Partners funktioniert. Und dass er versuchen muss, diesen Willen in den Momenten ganz bewusst zu erleben, wenn er die Wahl hat, in die Spielhalle zu gehen oder nicht.
Es hört sich einfach an, aber ich weiß aus unseren Gesprächen nach der Beratung, dass mein Freund auf der einen Seite genau das will, ihm auf der anderen Seite aber die bewusste Entscheidung gegen einen Teil von ihm selbst schwerfällt (vielleicht da sie eine sehr bewusste Umgehensweise erfordert).
Das war übrigens ein weiterer Gesprächspunkt: Wie bewusst und reflektiert sind Gefühle und Innenleben? Wie viel dürfen andere davon überhaupt sehen oder wissen? Und wie wichtig ist es, ein bestimmtes Bild von sich - sich selber und anderen gegenüber - aufrecht zu erhalten? Viele Fragen (und auch Provokationen), die Denkanstöße waren, die nicht alle beantwortet werden konnten auf die Schnelle...

Das war der zweite Termin, sehr kurz gefasst.
Ich bin gespannt, wie es in der nächsten Woche wird, wenn der Erste des Monats und damit neues Geld kommt.
Auf jeden Fall haben wir einen Folgetermin für den 8.Juni vereinbart - zu dem mein Freund (nach wie vor) doch mit gemischten Gefühlen hingehen wird.
Ich werde gerne weiter berichten.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Kate

kiki.69
29.05.2010, 17:45
Hallo Kate,

soweit so gut, das Du für Dich etwas mitnehmen konntest aus den Gesprächen.
Meine Erfahrung ist, das gemeinsame Gespräche gut sind, aber:

mein Mann konnte sich erst in den Einzelgesprächen wirklich öffnen und das ganze an sich ran lassen!!!!!!

Wie ist den das Gefühl deines Mannes gegenüber dem Berater?
Gibt es eine Wellenlänge???

Wie stark ist sein eigener Wunsch nicht mehr zu spielen?

Wer hat Angst vor dem 1. Juni und dem Geldeingang? Du oder Er???

Wenn er sich nicht traut, warum gibt er die Geldverwaltung nicht für die erste Zeit an Dich ab.

Bei uns hat das gut funktioniert!

Das sind die Fragen die sich mir gestellt haben beim Lesen.

Liebe Grüsse Kiki

Kate
01.06.2010, 19:35
Liebe Kiki,
gerne antworte ich nach dem Wochenende - morgen fahre ich erst einmal mit meinen Kindern weg! Wir machen einmal im Jahr einen kurzen Urlaub zu dritt und nun ist es endlich soweit... :-)

Sonnige Tage wünscht
Kate

Kate
10.06.2010, 23:44
So, jetzt komme ich endlich mal dazu...

Als erstes vorweg: Wir haben die Beratung abgebrochen. Nein, nicht wir, sondern mein Freund.
Ich habe beschrieben, dass ich für mich einiges mitgenommen hatte. Mein Freund auch, aber er hat für sich entschieden, dass er dort nicht mehr hin will.
Die letzte Sitzung war für ihn nicht sehr angenehm, es gab eine Situation, in der der Berater eine Frage gestellt hat und dabei meiner Meinung nach a) nicht den richtigen Ton getroffen hat und b) eine Grenze überschritten hat, ohne sich vorher im Klaren darüber zu sein, ob das sinnvoll ist. Es war die Frage danach, ob sich mein Feund nicht "manchmal so richtig mickrig und klein vokommt". Ich finde die Frage jetzt, wo ich sie hier lese, nicht so schlimm. Aber in der Situation klang es fast nach einer Behauptung und ich war wirklich erstaunt. Da ich in einem ähnlichen Bereich tätig bin, weiß ich, wie wichtig es im Anschluss gewesen wäre, auch darauf hinzuweisen, dass man sich manchmal sicher auch richtig toll findet. Und selbst wenn man sich nicht so fühlt, gibt es doch in jedem Menschen etwas Tolles - das sollte dann wenigstens gesagt werden!

Fazit aus alledem: ich habe im Nachhinein in unseren Gesprächen gemerkt und verstanden, dass mein Freund zu dem Berater kein Vertrauen aufbauen kann. Dieser hat sich bei der Verabschiedung zwar versucht zu entschuldigen, aber da war es wohl schon zu spät. Ich mache ihm keinen Vorwurf - manchmal kommt man mit Provokationen weiter. Aber eine Grundsicherheit sollte bereits im Verhältnis vorhanden sein und das hat er wohl falsch eingeschätzt.

Deshalb, Kiki, denke ich auch, dass mein Freund sich diesem Berater zunächst einmal nicht geöffnet hätte. Es fällt ihm sowieso schwer. Vielleicht ja auch doch, ich kann es nicht sagen.

Eine Begründung meines Freundes für den Abbruch der Beratung war übrigens folgende: Wenn er doch derjenige ist, der sich gegen das Spielen entscheiden muss, braucht er auch niemanden anderen dazu. Und wenn er mit jemandem darüber reden möchte, möchte er es lieber mit mir tun.
Noch bevor wir den Termin übrigens absagen konnten, bekamen wir eine Absage von der Beratungsstelle. Der Berater war erkrankt. Zufall?

Ich habe es mittlerweile akzeptiert, auch wenn wir beide entschlossen haben, dass uns die Möglichkeit ja nach wie vor bei Bedarf offen steht.

Zur Zeit haben wir keinen Bedarf. Ja, ICH hatte Angst vor dem Ersten. Und natürlich fiel es mir schwer, einer Aussage "Du musst Dir nicht so viele Sorgen machen" zu vertrauen. Ich hatte ihm angeboten, das Geld zu "verwalten", das hat er abgelehnt. ABER: Es ist bis heute Geld vom Ersten über! Mein Freund hat an dem Tag Geld abgeholt und ist an der Spielhalle, die auf direktem Weg liegt, vorbei gegangen. Was er nicht wusste: Sie hat am nächsten Tag für immer ihre Pforten geschlossen. Zufall?

Er hat sich darüber übrigens sehr gefreut. (Und ich auch ;-)) (allerdings sind die nächsten vier bis fünf Hallen in maximal fünf Minuten zu erreichen)

Die Beratungstermine haben uns mit Sicherheit wichtige Impulse gegeben. Auch der Umgang mit Geld wurde angesprochen und wir haben in den letzten Tagen Gespräche zu zweit darüber geführt. Schön ist jetzt erst einmal der erste Erfolg - zu sehen, dass es klappen KANN, sich etwas kaufen zu können vom eigenen Geld, mir auch mal eine Kleinigkeit mitzubringen...

Und ansonsten bleibt es zunächst: mein Weg - sein Weg - unser Weg :-)

(Und ja, an die Skeptiker: Ich habe hier genug gelesen um zu wissen, was kommen kann - ich bin nicht unvorbereitet. Aber jetzt genieße ich die Situation!)

Liebe Grüße,
Kate

Kate
30.06.2010, 17:40
Ich wollte eine kurze Rückmeldung geben, auch wenn es nicht um mich als Spieler geht: es ist zu schaffen!

Für alle, die meine Geschichte verfolgt haben: Mein Freund hat es wirklich einen ganzen Monat geschafft, nicht zu spielen und hatte heute Morgen, als das neue Geld kam, noch welches in der Tasche. Es waren zwar nur ein paar Münzen, aber er kann meiner Meinung nach sehr stolz auf sich sein! Und ich weiß, dass er sich dabei sehr gur gefühlt hat.

Nun bin ich selber gespannt, wie es weitergeht. Ich bin zwar auf vieles gefasst, aber hoffe natürlich, dass dieser Erfolg solange wie möglich anhält! :-)

Liebe Grüße,
Kate

gerri2
01.07.2010, 13:46
Hallo Kate,
ihr habt nun wirklich einen wesentlichen Schritt gemacht.
Gerade die erste Zeit aus einer Sucht heraus, ist besonders schwer. Somit meinen meinen wirklichen Wunsch und ein festes Daumendrücken für deinen Partner, das er weiterhin stark bleibt.
Als ich seinerzeit mit dem Spielen aufhörte, waren es über 4 Jahre bis es einen Rückfall gab.
Der Grund dafür war, das ich mich zu sicher fühlte - die Gruppe stark vernachlässigte - und in mir herrschte das Gefühl es für alle Zeit geschafft zu haben.
Ich erzähle das, damit Ihr- insbesondere dein Partner ,nicht die gleiche Nachlässigkeit zulasst.
Ich freue mich für Euch - alles Gute auch weiterhin - doch seit weiterhin echt vorsichtig.
Lieben Gruß
Rudi

Kate
25.07.2010, 18:33
Lieber Rudi,
vielen Dank für Deine Rückmeldung und Deine netten Worte.
Leider dauert es oft eine Weile, bis ich mal wieder hier bin - manchmal lese ich auch nur schweigend mit - aber ich freue mich jedes Mal, hier zu sein und über Antworten noch mehr... :-)

Natürlich (?!) kam es zu einem Rückfall - falls man davon nach so kurzer Zeit überhaupt reden kann. Ich war ja auch darauf gefasst und ich denke, dass die von Dir beschriebene Sicherheit, in der man sich wägt, ein großes Risiko darstellt. Und so kam es dann auch, aber ich gebe nach wie vor die Hoffnung nicht auf. Ich glaube stattdessen fest daran, dass der Weg aus dem Spielen zwar ein sehr steiniger ist, doch ein Weg, der zu schaffen ist.

Gleichzeitig sehe ich, dass das Spielen an sich nicht das einzige Problem ist. Es ist zum Einen der grundsätzliche Umgang mit Geld, aber zum Anderen auch der Umgang mit Menschen. Ich habe das Gefühl, dass mein Partner sich verändert hat. Er lässt mehr Nähe zu, kann zwar nach wie vor schwer mit (auch konstruktiv gemeinter) Kritik umgehen, ist aber wesentlich offener geworden! Außerdem bin auch ich viel mehr bereit, mich auf seine eigenen Arten (Eigenarten ;-)...) einzulassen, weil ich den Fokus nicht mehr nur auf das Spielen richte.

Mein Wunsch ist es zur Zeit, diese gemeinsame - menschliche - Sicherheit, die wir uns gegenseitig geben können, zu genießen. Und ich wünsche mir vor dem nächsten Ersten ein Gespräch, um die Entwicklungen der Vergangenheit präsent im Bewusstsein zu halten: Erfolge und Rückschläge, Glück, Trauer, Wut, Enttäuschung (nicht mal meine - seine eigene!), Nähe, Vertrauen und Hoffnung. Ich glaube an meinen Partner, weil ich sehe, dass er sich bewegt - dazu gehören sicher Schritte zurück. Aber vielleicht lassen sie sich eher vermeiden mit dem Bewusstsein, dass man sich immer wieder aufs Neue dagegen entscheiden muss.

Liebe Grüße,
Kate

Jazzman
10.08.2010, 14:39
Liebe Kate... es ist schön dass du deine Erfahrungen hier hinein schreibst.. denn der Weg den du jetzt gehst steht mir noch bevor..
nach langem hin und her ist mein Freund nun auch bereit eine Therapie zu machen..Ich weiß nicht ob es wirklich für sich tut oder um mich und unsere 3 Kinder nicht zu verlieren..naja..Aber ich muss das wohl jetzt erstmal alles auf mich zu kommen lassen..Ich hoffe, dass du weiterhin von deinen Erfahrungen berichtest.. wenn ich soweit bin werde ich das selbe tun..
Vielen Dank..und viel Glück auf eurem gemeinsamen Weg..;-)

Kate
14.11.2012, 08:25
So, da ja im Moment versucht wird, dem Forum neues Leben einzuhauchen, will ich versuchen, einen Beitrag zu leisten...

Ich habe zum letzten Mal vor langer Zeit berichtet, wie es bei uns aussieht. Zwischendurch waren wir mindestens zwei Mal getrennt, feiern aber heute unseren fünften Jahrestag. :-)

Mein Freund spielt nach wie vor, im Moment sogar wieder recht viel - vielleicht treibt es mich auch gerade deshalb zurzeit wieder hierhin.

Das Problem (?) ist, dass es mich derzeit gar nicht wirklich beeinflusst, zumindest nicht im alltäglichen Leben. Es ist sein Geld, er kommt klar und ich muss nicht herhalten, um irgendwelche Verluste auszugleichen. Er spielt so, dass es ein Nullsummenspiel ist - er also gewinnt und verliert, aber mit seinem Geld auskommt.

Hinzu kommt, dass ich im Moment große Probleme habe: Familie, Job, sogar zum Teil mit finanziellen Auswirkungen. Ich habe fast depressive Phasen und bin dabei, mir Hilfe zu suchen - Medikamente nehme ich nicht, weil es eben einfach Phasen sind. Ich möchte hier nicht so sehr auf meine Probleme eingehen, weil es sehr persönlich ist und ich erstmal selber klarkommen muss/will.

Letztendlich ist die Situation zwischen mir und meinem Partner aber so, dass wir uns eine gemeinsame Zukunft gut vorstellen können. Zusammenziehen kommt so schnell noch nicht in Frage: Er ist nach wie vor arbeitslos und mein Einkommen würde angerechnet werden bei Bezügen, so dass ich für ihn aufkommen müsste. Er sagt zwar, dass er sich in dem Falle eine Arbeit suchen würde - aber es ist ja nicht akut.
Außerdem habe ich Kinder und sehe mich eher mit ihnen als Einheit, was die Wohnsituation angeht - zumal das Verhältnis zwischen ihm und den Kindern nicht das beste ist. Im Moment käme ein Zusammenwohnen vor allen Dingen deshalb nicht in Frage - ich bin nicht bereit, ständig Konflikte auszutragen, die alle belasten.

Dennoch macht mir der Blick auf die jetzige Situation hinsichtlich des Spielens - auch für die Zukunft - immer wieder Sorgen: Warum passiert das? Warum will er nicht (für sich) aufhören? Würde er es wirklich schaffen? Und: was macht das mit ihm, wenn er jeden Tag in dieser Höhle sitzt? Welchen EInfluss hat es auf seine Stimmung - und welcher Teufeskreis ist das denn?

Zufrieden ist er damit nicht - wohl nur, wenn er gewinnt. Und das passiert leider zu oft in letzter Zeit.

Ich merke einfach, dass es mich unzufrieden macht - auch wenn er gewinnt! Dann vielleicht sogar noch mehr, weil es ja keinen Leidensdruck gibt, um aufzuhören...
Insgesamt läuft das Thema Spielen neben allen anderen Problemen gerade so am Rande, aber es ist immer präsent. Und ich will mich damit nicht abfinden!

So, nun habe ich wohl durchs Schreiben eine Erkenntnis für mich gewonnen... ;-)

Mal sehen, was daraus wird - ich werde früher oder später sicherlich berichten.
Bis dahin liebe Grüße,
Kate

charlotte
15.11.2012, 02:20
Hallo Kate

das sind eigendlich alles Fragen, die individuell sind und er dir beantworten müsste...wenn er denn könnte....

ich kann nur sagen wie es bei mir war...

mir war spielen immer wichtiger geworden...und Beziehungen und sonstiges immer Bedeutungsloser. Am Schluss habt Beziehung dann fast nur noch gestört und genervt. Ob Partner, Familie, Freunde oder Aktivitäten...es war alles Nebensache meines Sucht-Lebens. Bzw drohte da völlig sich hin zu bewegen.

Nur dann und wann...wenns mal passte , griff ich darauf zurück. Egoistisch wie ich geworden war..durch die Sucht.

Ok durch schlechtes Gewissen, habe ich dann auch mal wieder versucht was gut zu machen...um mich selber zu beruhigen und andere....und sie mir warm halten.

Spielen hat mein Leben bestimmt.

und du meinst wirklich..dieses Problem wäre nur ein Rand-Problem eurer Beziehung?

Geld ist dabei ja nicht Alles .

ich weiß , das ich mir viel vorgemacht habe...in meiner Spielsucht

und frage mich..ob du dir vielleicht auch etwas vormachst...wichtiges außer acht lässt...mit machst..weil du auf etwas anders nicht verzichten willst/kannst? oder dir selber nie mehr wert warst?? faule Kompromisse machst?

das sind erstmal meine Gedanken dazu

lg charlotte

Bodo47
20.11.2012, 00:21
Hallo Kate

Ich bin der Bodo (selbst Spielsüchtig) und ganz neu in diesem Forum,ich muss mich der Meinung von charlotte anschließen Geld ist nicht alles.Das mit dem Nullsummenspiel gibt es meiner Meinung garnicht,das was er in den Jahren verloren hat holt er mit keinem "Gewinn" wieder rein.Mit der zufriedeheit war das bei mir so das ich eigentlich weder beim gewinnen noch beim verlieren sondern nur noch beim Spielen zufrieden oder Glücklich gewesen bin.
Du darfst dich auch nicht damit abfinden das er Spielt. und das das spielen nur ein problem am rande ist möchte ich bezweifeln,hast du dir schon mal darüber Gedanken gemacht das einige deiner anderen Probleme vieleicht erst durch das Spielen entstanden sind.Auf die Frage was macht das mit ihm wenn er jeden Tag in dieser (nicht Höhle) sondern Hölle sitzt,auf dauer befürchte ich wird es ihn und dich kaputt machen.
Mich würde noch interessieren zu welcher Erkenntnis du den gekommen bist.

Mfg Bodo

Kate
21.11.2012, 10:47
Liebe Charlotte, lieber Bodo,

vielen Dank für Eure offenen Worte. Im Moment bin ich noch zu keiner Erkenntnis gekommen...

Natürlich merke ich, dass mich etwas unzufrieden macht, aber es spielen zurzeit so viele Dinge hinein. Wie schon geschrieben bin ich gerade auf der Suche nach therapeutischer Begleitung, aber da sind die Wartelisten und -zeiten einfach lang. Ich erhoffe mir dadurch auf jeden Fall ein bisschen Klarheit über die ganzen Zusammenhänge, die aus meinem Leben das machen, was es gerade ist.

Und ja, da finde ich auch meine Beziehung als einen Aspekt, der immer wieder auftaucht und mir Gedanken bereitet, die aber zu keiner Erkenntnis führen. Sowohl mein Kopf als auch mein Bauch sagen mal dieses, mal jenes.

Ich merke insgesamt, dass in meinem Leben Mechanismen funktionieren, mit denen ich nicht zufrieden bin. Dass ich Verhaltensweisen entwickelt habe, die mir Unbehagen bereiten - und selbst wenn ich eigenverantwortlich handele, habe ich manchmal das Gefühl, dass ich nur re-agiere, statt zu agieren. Fragen über Fragen, bei denen ich keinen Anfangspunkt finde, weil es ein ganzes System ist, das ineinander greift und sich im Gesamten bewegt... Puuh.

Und Charlotte: Ich habe mich nach Deinen Worten fast nackt gefühlt. Es waren schon Fragen, die man sich sehr ehrlich beantworten muss (wenn man denn will). Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, die Fragen einerseits zuzulassen - vielleicht habe ich Angst vor den Antworten?! Und zum anderen weiß ich auch nicht, ob ich diese Antworten hier öffentlich hinschreiben würde. Aber trotzdem vielen Dank für Deine Offenheit. :-) Wenn ich das Gefühl habe, für Fragen und Antworten bereit zu sein - und wenn ich meine, dass die Antworten mich nicht noch mehr verunsichern, sondern dazu führen, dass ich handele - dann werde ich mich melden. Private Nachrichten sind hier ja leider nicht möglich, oder?!

Bis bald,
Kate

charlotte
21.11.2012, 19:16
Hallo Kate

auf jeden Fall !! die Fragen sollten für dich sein..du musst hier (öffendlich) gar nix beantworten oder dich mit beschäftigen , wo du noch nicht bereit zu bist ;-) wer will schon gern nackt vor anderen dastehen..muss und soll ja nicht sein. Wenn du mal antworten willst und kannst, und dich dabei nicht mehr nackt fühlst...dann wird es für dich ok sein..und nur für dich soll es ok sein !

es sollten nur Anregungen sein..Fragen..die mir mal geholfen haben...

Du hast vollkommen Recht..es ist das ganze System in dem man steckt..das alles bewusst auseinander und wieder zusammenfügen können..ist die eigendliche Arbeit beim sich Erkennen lernen. Man macht es nur für sich selber !

Ich wünsche dir jedenfals Alles Gute und werde gern lesen, was du teilen möchtest.

lg charlotte

Bodo47
22.11.2012, 00:39
Hallo an alle

Vieleicht stelle ich mich erst mal vor.Also ich bin der Bodo 47Jahre alt,verheiratet,habe zwei kinder (18 und 13).Bin seit circa 29 Jahren Spielsüchtig habe mich vor über 6 Jahren dazu entschlossen daran was zu ändern der haupt grund für diese entscheidung war die Angst meine Frau zu verlieren. Ich habe mich in die Camillus Klinik begeben wo man mir am ersten Tag sagte das die Behandlung etwa 1 Jahr dauern würede,was mich sehr erschrocken hatte.Dann ging ich circa ein halbes Jahr in die Eingangsrunde wo unter anderem heraus gefunden werden soll welche art der Therapie für mich die beste ist (Stationär oder Ambulant).Da ich ein sehr positives umfeld hatte,meine Frau und wenige eingeweihte Freunde mir zur Seite standen,entschlossen wir(meine Therapeutin und ich)das wir es mit einer ambulanten Therapie versuchen.Ich machte dann 18 Monate eine Therapie und hätte die ganze sache am liebsten endlos verlängert da die gespräche mit meiner Therapeutin und der Therapieguppe sehr viel bei mir in bewegung gesetzt haben und ich sehr viel über mich und mein Gefühle gelernt habe.Seit meine Therapie beendet ist habe ich alle 2-3 Monate einen Termin in der Klinik was ich bis heute noch beibehalten hab weil mir das immer noch sehr viel bringt.Als ich in der Klinik begonnen habe schloss ich mich auch der Selbsthilfegruppe der Camillus-Klinik an,die auch am Erfolg meiner Therapie einen entscheidenen teil dazu gesteuert hat,also beschlossen ich und ein Freund den dort kennenlernte am ende unserer Therapie eine eigene Selbsthilfegruppe in Wesel ins Leben zu Rufen.Nach anfänglichen Schwierigkeiten (wir waren nur 2-3 Leute) sind wir heute zu einer ganz ordentliche größe 9-12 Leute angewachsen.Zu meiner Person noch, ich bin kein Meister der geflügelten Worte,erst recht nicht beim schreiben,bin eher gerade heraus manchmal vieleicht zu Direct,sollte das mal der Fall könnt ihr mich gerne darauf aufmerksam machen und ich werde vesuchen das zu ändern.So das solls erst mal gewesen sein,sollten noch Fragen da sein,bin gerne bereit sie zu beantworten.

Ps. Als Thema für dieses Forum wünsche ich mir:(ganz Aktuell hier)Co-Abhänigkeit oder Suchtgedächnis

Mfg Bodo

charlotte
22.11.2012, 03:58
Hallo Bodo

danke, das du etwas mehr über dich erzählt hast.

ich selbst bin spielsüchtig, wie auch Angehörige. Mein Mann hat sein Spielsuchtproblem jetzt schon einige Jahre im Griff.

ich selber hab mich damit sehr schwer getan...trotz Therapie und auch Klinik

Es war ein langer Weg für mich, wohl auch wegen einer anderen psychischen Grunderkrankung bei mir.

Zur Zeit habe ich meinen Leben für mich zufrieden im Griff.

Wegen deinen Wunsch Themen...schlag ich mal vor...einfach einen Tread dafür neu zu eröffen. Wer mag und es anspricht..wird sich dann beteiligen.

Die Themen und deine Erfahrungen damit, interessieren mich auch.

lg charlotte

spielsuchtadmin
26.11.2012, 15:55
Liebe Kate,

wir haben eine neue Rubrik hier eröffnet, für "Angehörige". Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du viele Rückmeldungen von Angehörigen bekommst. (Soll keine Entmutigung für Deine bisherigen GesprächspartnerInnen sein! Gut, dass Du Antwort bekommen hast.)
Ich würde Dir allerdings noch mehr Zuspruch von Angehörigen wünschen, weil Du dann merken würdest, dass Du nicht alleine bist.
Nicht alleine ... in bezug auf die Zeit ... die Du nun schon kämpfst.
Nicht alleine ... in bezug auf die sonstigen Probleme, die Du zu bewältigen hast.
Nicht alleine ... in bezug auf die Resignation (denn so verstehe ich das "an den Rand rücken" des Glücksspielens Deines Partners).
Nicht alleine ... in bezug auf den Wunsch zu helfen, .. für den Partner da sein wollen.
Es ist wirklich ausgesprochen schwierig für Angehörige.

Leider ist das, was hilft, gerade das, was Angehörigen häufig am schwersten fällt. Nämlich: sich selbst in den Vordergrund zu rücken, sich selbst wichtig zu nehmen. Sich selbst zu lieben! Es ist viel leichter für Frauen (Es sind ja in der überwiegenden Mehrzahl Frauen, die als Partnerinnen betroffen sind), sich um Andere, um Kinder, Tiere, hilfsbedürftige Männer, Probleme von Freundinnen, Probleme der Eltern etc., die Liste liesse sich fortführen .. zu kümmern.
Du hast jetzt den Schritt in eine eigene Therapie gemacht. Das ist vielleicht ein weiterer Schritt zur Selbstliebe. Deine vielen Versuche, die Du unternommen hast, damit Dein Partner erkennt, dass er eine Glücksspielsucht hat, gingen - so wie ich es sehen - schon in diese Richtung. Ich möchte Dich gerne ermutigen, diesen Weg weiterzugehen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg und
aus Sicht der Fachstelle freue ich mich über die Menschen, die sich für Dich hier engagiert und mit Dir nachgedacht haben.

Cäcilia Arenz-Bessel
(Fachstelle)

Kate
05.12.2012, 08:33
Liebe Cäcilia,
danke für Deine Worte.

LG, Kate

P.S.: Zurzeit komme ich nur zum Lesen, deshalb zunächst nur ein "Danke" :-)

Kate
10.12.2012, 12:07
Ich habe großes Glück und habe schon für Januar einen Termin bei einer Therapeutin bekommen, zunächst die fünf probatorischen Sitzungen.

Jetzt habe ich heute - ich bin seit über einer Woche krankgeschrieben - mir die Zeit genommen und mir Gedanken darüber gemacht, in welchen Lebensbereichen ich mehr Klarheit und Entscheidungen für mich möchte. Insgesamt sind es vier Bereiche: zwei familiäre, ein beruflicher und als vierter meine Beziehung zu meinem Partner.

Im Moment sieht es bei uns schlimm aus.
Cäcilia, du hast das Allein-Sein angesprochen und wie wichtig es ist, dass man sich nicht allein fühlt. Zurzeit habe ich in meiner Beziehung das Gefühl, dass jeder nur sich selber sieht, dass es kein gemeinsames "Wir" gibt.

Wenn ich mich selber dabei betrachte, merke ich, dass ich für mich Grenzen ziehe. Ich grenze mich dabei aber so stark ab, dass wir die Verbindung verlieren - und das natürlich (?) auch, weil man in eine Schutzhaltung geht, wenn man merkt, dass der andere sich abgrenzt. Es ist ein Teufelskreis...

Was mir im Moment sehr fehlt, ist der Glaube und das Vertrauen in meinen Partner, auch in seine Gefühle für mich. Und ich selber zweifele an meinen Gefühlen, denn das gegenseitige Misstrauen verschließt den Blick für positive Momente - schließt selber sogar die positiven Momente im Voraus aus.

Und nein, im Moment möchte ich keine Hilfe für meinen Partner sein. Ich möchte mich um mich selber kümmern und erwarte dies genauso von ihm: dass er sich um sich selber kümmert.

Ich habe den Vorschlag gemacht, eine Paar-Beratung aufzusuchen, weil unser Zusammensein so oft nach dem gleichen Muster abläuft und wir es nicht schaffen, dieses Muster zu durchbrechen. Und wir bewegen uns in meinen Augen in einer Spirale nach unten. Mir wäre es wichtig, dass jemand neutrales uns hilft, den anderen zu sehen, zu verstehen, die eigenen Fehler und damit Möglichkeiten zu sehen, wie wir etwas ändern können.

Aber solange ich die Einzige bin, die dazu bereit ist, macht es keinen Sinn. Das sehe ich - jetzt und immer wieder: wir sind zwei verschiedene Menschen. Ich bin jemand, der in Situationen, die mir nicht gefallen, nicht gut tun, Lösungen sucht, aktiv. Ich möchte Veränderung, möchte für mein Wohlbefinden sorgen. Ich suche mir Hilfe, wenn es nötig erscheint - selbst wenn es mir schwerfällt. Ich kann nicht einfach verdrängen, hinnehmen und hoffen, dass alles gut wird.

Ich stelle mir wirklich immer wieder die Frage, ob ich an dieser Beziehung festhalten will. Was mich daran glücklich macht? Auf was ich nicht verzichten will? Was mich hält - der Glaube daran, glücklich werden zu können - oder der Wunsch, nicht alleine zu sein? Ich zweifele selber an meinem Gefühl von Liebe und habe Angst davor, aus anderen Gründen daran festzuhalten.

Charlotte, ich habe einige Deiner Fragen aufgegriffen - beantworten kann ich sie zurzeit nicht. Aber stellen kann ich sie mir - selbst wenn es nicht einfach ist, wenn man keine Antworten findet.

Trotzdem fühlt es sich gut an, diese Fragen zu stellen. Irgendwie mutig - weil man sich plötzlich sich selber gegenüber sieht.

Das Jahr 2012 hat noch drei Wochen und hat für mich viele Umbrüche in meinem inneren und äußeren Leben mit sich gebracht. Ich bin gespannt, was in der nächsten Zeit passiert und was 2013 mit sich bringen wird...

Liebe Grüße,
Kate

charlotte
10.12.2012, 20:45
Hallo Kate

was sich gut anfühlt..mache ich weiter..bleibe ich drann .

ich denke dir wird es da auch so ergehen..

Alles braucht seine Zeit..auch da gilt Schritt für Schritt.

ich bin der gleichen Meinung wie du, dass die Spielsucht...etwas sit..was zum gesamten Paket usnerer Beziehung gehört..wo einiges noch sortiert werden muss. Manchmal ist es nicht leicht, eine andere Wahrheit zu entdecken..wie man sie bisher anders gekannt/gesehen hat. Es kann viel über einen Haufen werfen...und große Ängste machen. Dazu kommt noch Ambivalenz..wo ich zwischen guten und schlechten Dingen stehe..und ich mich in keine Richtung ganz und gar entscheiden kann.

Eins ist mir nur sehr klar..Spielen macht es nicht besser..höchsten mal kurzfristig erträglicher. Langfristig verkompliziert und belastet es noch mehr.

Mir darüber so klar zu werden wie Heute..hat bei mir jahrzehnte gedauert...

Soviel..zum...Alles braucht seine Zeit

lg charlotte

Kate
12.12.2012, 10:00
Die Zeit, die ich hier am Montag im Forum verbracht habe, hat mir gut getan, um meine Gedanken zu ordnen.

Ich konnte das ganze negative Gefühl ein bisschen neutralisieren - indem ich eben festgestellt habe, dass ich zu keiner endgültigen Entscheidung komme.

Und ja, Charlotte, dann nehme ich eben mit, was gut tut, was sich gut anfühlt.
Natürlich führt es auch dazu, dass ich dann gleichzeitig das Spielen hinnehme - aber jetzt benötige ich gerade die Kraft für mich, kann und will nicht dagegen kämpfen.

Und ich habe gemerkt, dass ich keine Kraft in Machtkämpfe oder ähnliches stecken will - und siehe da: die Situation entspannt sich gerade. Ich bin viel gelassener, kann mich mehr um mich kümmern und mache mein Wohlbefinden nicht von meinem Partner abhängig.

Resignation? Nein, dem Spielen gegenüber noch lange nicht. Aber den Blick gerade auf das Gesamte gerichtet, auf das ganze Paket. Es kann nicht rein ums Spielen gehen, sondern es geht um Mechanismen, die wir entwickelt haben. Jeder einzeln für sich, aber auch im gemeinsamen Umgang. Ändern kann ich nur bei mir etwas - und auch nur für mich entscheiden.

charlotte
12.12.2012, 13:47
Und ich habe gemerkt, dass ich keine Kraft in Machtkämpfe oder ähnliches stecken will - und siehe da: die Situation entspannt sich gerade. Ich bin viel gelassener, kann mich mehr um mich kümmern und mache mein Wohlbefinden nicht von meinem Partner abhängig.

.

hallo Kate

ich denke das ist auch das einzigst Richtige und Beste was du für dich machen kannst.

ein Kampf gegen die Sucht ist aussichtslos. Annehmen und mit umgehen lernen..das muss der Betroffene ebenso wie der Anghörige. Dazu gibt es aber auch gute Hilfen.

lg und dir einen guten weiteren Weg wünsche

charly

Schmaler
01.02.2013, 16:51
Ich habe mich gestern angemeldet, weil mein Mann Spielsüchtig ist. Wir haben uns vor vier Wochen getrennt. Wer von wem ist da noch nicht ganz klar. Er ist gegangen weil er glaubt, ich hätte ihn Betrogen. Dann kamen viele häßliche Sachen. Er drohte mir, sich das Leben zu nehmen. Nach 13 Tagen in der Psychatrie hat er sich entlassen, weil er glaubte hier käme jemand anderes ins Haus.
Dann hat er sich im Haus seiner Eltern einquatiert, was die schlechteste Lösung für ihn ist. Es ist ein Messiehaushalt, kein Raum in dem man sich wohlfühlen kann. Damit wollte er natürlich Druck auf mich ausüben: Sieh nur wie schlecht es um mich steht!
Er ist zur Drogenberatungsstelle gegangen und hat einen Antrag von der Kasse für einen Therapieplatz besorgt. So, und nun sollte ich doch endlich begreifen, dass er ja etwas unternommen hat. Er wollte wieder nach Hause.
Es kam erneut zu einer Auseinandersetzung, er wollte jetzt die Scheidung. Zwei Stunden später bekam ich wieder Selbstmorddrohungen auf mein Handy. Er hatte sich betrunken.
Ich stand acht Jahre hinter ihm. Habe mir immer wieder die Beteuerungen angehört, dass das nie wieder passiert usw. Neben dem Spielen hat er die Unart für Tage zu verschwinden und sich nicht zu Melden.
Nach dieser Zeit bin ich zu einem Bilderbuchexemplar einer Co-Abhängigen geworden.
Seit einem halben Jahr gehe ich wieder arbeiten und habe 10 Kg abgenommen. Ich tue etwas für mich, ich habe zu mir zurück gefunden. Diese Energie nehme ich jetzt, um mich um meine beiden Kinder und mich zu kümmern.
Es tut weh ihn so Hilflos und allein zu erleben, aber dafür bin ich nicht Verantwortlich. Das habe ich jetzt gelernt.
LG Andrea

Kate
02.02.2013, 11:24
Liebe Andrea,
ich wünsche Dir als erstes ganz viel Kraft!
Auch für mich war es ganz schwer zu entscheiden, wo mein Weg mit seinem Weg zusammengeht und wo es "unser" Weg ist oder überhaupt sein kann.
Letztendlich kann ich aber nur meinen Weg planen - vor allen Dingen, wenn nicht die Bereitschaft da ist, gemeinsam einen Weg zu gehen, über den man sich einig ist. Und Einigung bedeutet Kommunikation: respektvoll, achtend, ehrlich und vertraut.
Ich bin noch dabei, mich mit solchen emotionalen Manipulationen, wie Du sie beschreibst, auseinanderzusetzen, sie zu erkennen (auf beiden Seiten!) und Handlungsalternativen zu finden. Aber ich habe gemerkt, dass der erste Schritt für mich war, erst einmal wieder auf mich und meine Bedürfnisse zu achten.
Es ist ein Problem von Nähe und Distanz, das ich noch nicht gelöst habe...
Für Deinen Weg wünsche ich Dir ganz viel Mut und Energie, kein Angst - und freue mich, wenn Du weiter hier schreibst. Vielleicht schreibst Du mal Eure Geschichte in einem eigenen Thread auf - mir hilft das immer viel, um Distanz zu schaffen und alles mal von außen zu betrachten.
Liebe Grüße,
Kate

Schmaler
02.02.2013, 17:54
Hallo Kate,
vielen Dank für deine Worte. Es tut gut mit jemanden zu Schreiben, der "Versteht".
Im Moment habe ich gar keine Lust mich mit meinen Mann auseinander zu stetzen. Alle Gefühle sind so abgestumpft, das macht mich auch sehr traurig.
Ich melde mich wieder, wenn die unterdrückte Wut raus will.

LG, Andrea

charlotte
03.02.2013, 02:34
Hallo Schmaler

Du bist als Angehörige schneller an deinen Punkt gekommen, wo du erkannt hast dass es so für nciht nicht mehr weiter gehen kann und soll.

Dein Mann ist wohl noch nicht ganz soweit bzw fällt immer noch zurück.

Du dast nach meiner erfahrung gut entschieden. Nämlich dass du dich jetzt ausschließlich um deine Kinder und dich kümmerst.

Betroffenen ist es eine größere Hilfe..keine Unterstützung mehr zu haben, so können sie auch schneller an ihren Punkt kommen, wo eine andere Richtung erforderlich wird.

Dir wünsche ich weiterhin Kraft und Mut , um für dich und deine Kinder da zu sein. Was sich daraus noch alles gutes entwickeln kann, wird die Zukunft zeigen.

Wenn du weißt, das du Co-Abhängies verhalten hast...würde ich an deiner Stelle...mich selber auch um Therapie bemühen. Sonst gehst du in Gefahr auch Rückfällig zu werden..oder dir den nächsten *Pflegefall* zu angeln. ;-)

lg charlotte

Schmaler
04.02.2013, 14:03
Danke Charlotte,
Ja, das mit den Pflegefällen ist so eine Geschichte. Er ist nun schon mein dritter. Zwar waren die anderen keine Spieler, aber absolute Chaoten. Irgendwie habe ich den Eindruck, die waren immer auf der Suche nach einer "Mutter".
Ich habe für mich erst einmal beschlossen, das mit den Männern sein zu lassen. Zumindest werde ich für meine Unabhängigkeit kämpfen. Ist nicht ganz so leicht, meine jüngste ist 7 Jahre alt. Arbeiten gehen ist da schwierig. Aber ich will, und dann ist da auch ein Weg!
Mein Mann hat sich erst einmal Verkrochen und meldet sich gar nicht. Schade für die Kinder, aber diese Trauer muß er irgendwann aushalten.
Er wird gerade von seiner Familie aufgefangen, da wird in Richtung Therapie wahrscheinlich nichts laufen......
Ich habe mich nach einer Selbsthilfegruppe für Angehörige erkundigt und bin fündig geworden. Eigentlich bin ich ganz klar in dem, was ich will. Aber die Co-Abhängigkeit möchte ich eben doch in den Griff bekommen.

Liebe Grüße,
Andrea

Kate
06.10.2014, 00:30
Ich muss zugben, dass ich sehr, sehr lange nicht an das Forum gedacht habe.
In meinem Leben ist viel passiert, gerade in den letzten zwei Jahren.

Aber ich möchte etwas hier lassen: Wir sind nun fast sieben Jahre zusammen und mein Freund ist spielfrei.
Wir sind gewachsen an der Zeit, die hinter uns liegt und freuen uns auf das, was vor uns liegt.
Das Spielen ist seit zwei Jahren aus unserem Leben so gut wie verschwunden, es gab ganz seltene Rückfälle, die aber minimal waren und zeigten, wie schnell die Kontrolle wieder da war, weil "Ich will nicht spielen" im Bewusstsein war.

Ich habe meine Beiträge nicht noch einmal gelesen, vielleicht hole ich es mal nach.
Aber ich wollte Hoffnung hier lassen.

Nicole
30.10.2014, 18:31
Auch ich war seit ewigen Zeiten nicht mehr hier.
Schön, dass es Menschen gibt, die es scheinbar geschafft haben.
Ich habe an der Seite meines Mannes über 10 Jahre versucht gegen die Sucht zu kämpfen.
Wir haben sicherlich viele Fehler gemacht u. doch wollten wir das Beste.
Aber es funktioniert nicht.

Die Sucht - war für mich nie mein Gegner.
Das Lügen (was leider dazu gehört) - gegen die hab ich gekämpft u. doch verloren.

Ich denke oft an die Worte von Frau Enke: Ich dachte mit Liebe schaffen wir das.
Aber es ist halt eine Erkrankung ...

Ich wünsche allen Kraft, Zuversicht u. Stärke