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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Süchtig und teilweise einsichtig....



Marie69
20.08.2010, 08:21
Guten Morgen,

ich bin hier neu und suche Rat von Leuten, die sich mit der Problematik Spielsucht auskennen.

Ich habe seit dem Frühjahr einen Freund (40) und bis vor 3 Wochen war auch alles total prima. Bis auf einmal ein Onlinespiel die Oberhand gewonnen hat. Sobald er zu Hause ist sitzt er am PC, teilweise bis Nachts um uhri.... Selbst das Essen wird teilweise mit an den PC genommen... und ich sitze dann alleine rum beim Essen. Kuscheln auf dem Sofa... klar, aber sobald was im Spiel zu tun ist oder irgendjemand was in Skype schreibt wird man weggeschoben und der immer in Reichweite stehene Laptop ist im totalen Fokus. Ich selbst habe das selbe Onlinespiel gespielt und für mich frei entschieden, das es wichtigeres gibt als irgendwelche virtuellen Truppen auf die Reise zu schicken oder Dörfer zu erobern bzw. zu verteidigen und habe einfach aufgehört, von jetzt auf gleich und seitdem fühle ich mich richtig gut. Leider bleibt fast alles an mir hängen... hat er vorher mit mir seinen Haushalt gemacht ( Betonung liegt auf seinen) mach ich diesen im Moment alleine.
Ich habe mir das ganze ne Woche angeschaut und meinen Freund dann damit konfrontiert, das mein Gefühl mir sagt, das irgendwas nicht stimmt.
Ein paar Tage später erzählte er mir, das er Spielsüchtig ist. Früher Automaten und heute halt DS als Browsergame, was ja allemale besser wäre als Kohle zu verzocken und das man gegen diesen Spieltrieb nix machen könnte. Ich meinte nur, das ich das schlimm finde und das ihm klar sein soll, dass ich dieses auf Dauer nicht mitmache, da ich soviel Selbstwertgefühl habe und nicht dazu tauge hinter einer virtuellen Welt an 2. Stelle zu sehen. Er sollte sich das mal durch den Kopf gehen lassen, weil wenns mir zu bunt wird, wird er sich zwischen mir und dem Spiel entscheiden müssen.
Seine Antwort war, ich hätte ne klare Ansage gemacht, die bei ihm angekommen.
Vor 3 Tagen sprach er dann davon das ich ihn erpressen würde, worauf ich erwiederte, das dieses keine Erpressung ist, weil er ja 2 Optionen hat und frei wählen kann.
Jetzt hat er eine Woche versucht ein wenig mehr im Haushalt zu machen und schlägt sogar mal wieder vor ins Kino zu gehen... fällt aber immer wieder in das Schema ich bin zu Hause also ab an den PC zurück... bezeichnet sich selbst als lustlos, egal ob zu hause oder auf der Arbeit und lechts nach unserem Urlaub in einer Woche, wobei sein schlimmstes Problem da ist, ob er im Hotel Internet hat, damit er ja in seinem acc. nach dem Rechten sehen kann.
Soll ich sturr bleiben und ihn wirklich vor vollendete Tatsachen stellen, ihn vor die Wahl stellen und notfalls die Entscheidung für ihn treffen und gehen oder gibt es noch Lösungsansätze, die ich zuerst ausreizen sollte? Ich liebe ihn und bin ne starke Frau, will mir aber bestimmt nicht das Leben ruinieren und mich mit in irgendeinen Abgrund ziehen lassen. Ich meine damit, das ich bereit bin für Ihn alles zu tun, was ich unterstützend machen kann um ihm zu helfen.... ausser mich selbst aufzugeben, dann würde ich echt die Reissleine ziehen.

gerri2
21.08.2010, 02:44
Hallo Marie,
es ist traurig, was du zu erzählen hast.
Aus diesem ganzen Dilemma kommt dein Partner wohl nicht alleine heraus - und du hast richtig erkannt, das ihr Euch daran aufreibt.
Es gibt professionelle Hilfe für ihn, die er nach meinen Denken unbedingt ergreifen muß, wenn er sein Leben wieder normalisieren will.
Eine Suchtkrankheit ist sehr schlimm - und sie kann durchaus Eure Beziehung kosten - und mehr.
Wenn er von sich aus nicht Hilfe sucht, also wirklich was macht, wirst du ohnmächtig zusehen müssen, oder gehen.
Ihm kann geholfen werden - Kontakte kann er hier knüpfen - doch ohne seinen tatsächlichen Willen geht gar nichts.
Ich wünsche Euch, das er diesen Willen aufbringen kann.

Herzlichst
Rudi

charlotte
22.08.2010, 11:56
Hallo Marie

Herzlich Willkommen.

Ich habe deine Zeilen gelesen und ich kenne was du da beschreibst.
Du hast einen treffenden Tittel für das Problem gefunden , wie ich finde.

Süchtig zu sein und teilweise nur einsichtig ....

Ich glaube in diesem Problem stecken viele Betroffenen erstmal ne Weile fest.

Sucht hat nix mit Logig zu tun und auch nichts mit moralischen Grundsätzen.
Auch wenn der Süchtige allein glaubt es zu schaffen ..so trifft er auf viele eigene Fallen und sich Selbst und Anderen etwas sich vor machen...

"Man will das Eine und kann das Andere aber nicht lassen..doch beides zusammen geht nicht "

Deshab ist es wichtig..sich nicht Allein mit dem Thema zu befassen...professionelle Hilfe ist ein Weg der raushelfen kann..

Auch Gespäche und Diskussionen mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein.

Du scheinst mir eine sehr gefestigte Persöhnlichkeit zu sein...die weiß was sie will...deinem Mann wird es da sicher anders mit ergehen.

Süchtigen fehlt eine klare Linie, Klare Einstellungen haben Wünsche/Bedürfnisse die sie meinen nicht durch und umsetzten zu können.

möchtest du mehr Austausch, so nutze das Forum und auch den Chat. Du wirst auf verschiedene Meinungen und Sichtweisen stossen. Lade doch deinen Mann mal ein, sich auch damit zu befassen ..usw

Jedenfals braucht es seine individuelle Zeit. Wie und was fühst du und was dein Partner..gibt es da sich störende Konflikte? All dies kann in Zusammenhang stehen.

Bei mir hat mein Suchtverhalten sehr viel mit Beziehungskonflikten zu tun...auch in der Beziehung zu mir selber /persönlich.

lg Charlotte

Marie69
24.08.2010, 10:11
vielen Dank fuer Eure Worte.... werde versuchen ihm im Urlaub mal ein wenig in die Richtung zu lenken.... drueckt mir die Daumen das er selbst zu dem Entschluss kommt, das er Hilfe braucht.