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Hopse
07.10.2010, 16:22
Hallo zusammen,
eigentlich komisch , bis vor ca einem 0,5 Jahr hätte ich mir nicht gedacht , dass ich meine Gedanken und Gefühle in einem Sucht-Forum darlege.
Nun ja alles kommt eben anders als man denkt.

Ich bin Spielsüchtig (das definiere ich anhand der gelesenen Postings in den Suchtforen)!!!
zu meiner Person: männlich 41 Jahre ( muss erstmal reichen)

Allein wenn ich das jetzt lese frage ich mich..wie konnte es dazu kommen.

Ich rauche nicht ( habe ich noch nie), trinke wenig Alkohol (fast nie), bin relativ sparsam ( sagt man mir oft nach ), stehe normalerweise mit beiden Beinen fest im Leben,und trotzdem hat es mich erwischt.

Vor ca 10 Jahren hat es angefangen,, der große Börsenboom.
Mit wenig Aufwand schnelles Geld. Das Problem bei mir war , die ersten Trades haben super funktioniert. Innerhalb kurzer Zeit paar tausend D-Mark verdient. Manchmal hatte ich auch große Lust meinen recht sicheren und ganz gut dotierten Job aufzugeben ( was ich Gott sei Dank nicht gemacht habe)
Naja, wie es aber eben passierte..der crash kam und hat mich natürlich auch voll erwischt. Da ich mit spekulativen Papieren getradet hatte ( ICH wurde immer gieriger) habe ich auch viel verloren.
Das waren damals so knapp 35.000 D-Mark.
Zwar alles erspart von mir , aber trotzdem sehr schlimm.

Ich hatte damals dann die Möglichkeit eine Wohnung zu kaufen und habe glücklicherweise
diese Richtung eingeschlagen. Vor 2 Jahren war diese dann abbezahlt, in dieser Zeit(6 Jahre) kam mir auch niemals der Sinn an der Börse zu spekulieren da ich ein Ziel vor Augen hatte, schnell und vor Ablauf der Normzeit alles abbezahlt zu haben.

Aber genau danach kam bei mir wieder diese Ziellosigkeit. Träume von einem Häuschen für mich und meine Partnerin waren da. Leider war der mit Ihr nicht so zu realisieren wie ich mir das dachte und alleine wollte ich die Finanzierung auch nicht machen.

Die Börse war zu der zeit komplett im Keller. (Bankenkrise)
Tja und wie es alles so läuft habe ich mir ein Depot bei meiner Bank eröffnet.
Da ich ja mit den spekulativen Geschäften genug Lehrgeld gezahlt hatte kaufte ich normale Aktien.
Innerhalb von ein paar Tagen machte ich auch dort wieder einige tausend Euro Gewinn.
Und ich weiss einfach nicht was wieder in mir vorgegangen ist , aber ich änderte meine Spekulationsschiene und wurde wieder Risikobereiter .
Das war im März vor 1 Jahr.
Heute bin ich wieder 56.000 Euro ärmer ( wieder mein ganzes erspartes) .

Das eigenartige daran ist : wenn ich mal Gewinn gemacht habe und mir eingeprägt hatte aufzuhören..war am nächsten Tag der Drang da es wieder auszuprobieren.
Bei Gewinnen hatte ich relativ kurze Freude , bei Verlust wurde ich ziemlich frustriert über Tage. Geld war nicht mehr real, hatte nur noch online die Zahlen stehen, somit keinen Bezug mehr.
Das ganze war auch Stress pur, neben der Arbeit sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen. Habe auch sehr schlecht geschlafen wenn an der Börse was schief lief.
Ich habe an mir selber gemerkt wie ich zu Mitarbeitern unausstehlich wurde und oft schlecht gelaunt rumgelaufen bin.
Und alles Nur wegen der GIER am GELD.
(hätte ich normal weiter gespart..naja alleine dieser Gedanke....)

So , nun sitze ich hier und schreibe diese Zeilen . Ich denke in letzter zeit sehr oft über meine Situation nach. Mit meiner Partnerin kann ich über so etwas nicht reden , vielleicht könnte ich es aber wer ( wenn nicht selber betroffen) kann das VERSTEHEN?
Wenn mir jemand von so einer Sucht erzählen würde , würde ich nur mit dem Kopf schütteln.
Evt noch denken,,geh doch mal zum Arzt.

Generell kann ich über finanzielle Sachen sehr schlecht mit anderen reden, ka woran das liegt. Mit meiner Lebensgefährtin ( kennen uns schon über 14 Jahre) leider auch nicht, da auch jeder sein eigenes Konto etc hat.

Weiss zwar nicht ob es häufig vorkommt bei Süchtigen , dass man oft auch über sein Leben nachdenkt. Es gibt bei mir abundan Momente da frage ich mich ,,wofür ich eigentlich den ganzen Stress auf mich nehme. Stress auf Arbeit .. das ganze Leben eigentlich immer nur dem „scheiss“ Geld hinterher renne. Preise vergleiche und sparsam sein, und auf der anderen Seite das Geld zum Fenster rauswerfe.

Ich möchte zwar nicht von suizid sprechen..aber auch ich habe mir schonmal die Gedanken gemacht wie würde ich wenn...eigentlich krank..
Ich bin normalerweise nicht depressiv, oder krankhaft damit veranlagt,, und trotzdem hatte ich schon solche Gedanken.
Fängt es mit solchen Gedanken an??

Ich möchte Euch jetzt nicht weiter mit meinen Gedanken und meiner Situation belästigen.Ich schreibe gerade diese Zeilen auf um ( kann es im Moment noch nicht posten da ich neu angemeldet bin) diese dann evt Morgen online zu posten.

Mein Fazit von allem ist nun:
Ich werde ab jetzt mit der Börse aufhören ( ich hoffe es klappt), werde mein Depot morgen schliessen ( somit ist die Möglichkeit schon mal weg.)
Der Verlust schmerzt extrem , aber da ich glücklicherweise Arbeit habe und keine Schulden gemacht habe ist es noch ertragbar.

Ich versuche mich frei zu machen von dieser Gier nach Geld die sich bei mir einfach festgehakt hat ( kA ob ich das mal weg bekomme )
Falls ich das nicht hinbekomme, muss ich mir wohl fachliche Hilfe suchen.
Diese Zeilen habe ich vor allem für mich geschrieben, damit ich immer wieder lesen kann dass ich Spielesüchtig bin . Denn Börse ist wie Roulette, am Ende gewinnt immer die Bank.
Hopse

taro
07.10.2010, 22:33
Hallo Hopse,

ich bin trockener Spieler und kann Deine Schilderungen gut nachvollziehen.
Als ich mit dem Spielen aufgehört habe, wollte ich noch mal zur Schule gehen und studieren. Das einzige, was mich lange Zeit hinderte, war das Geld. Ich hatte gerade meine Schulden abbezahlt und nichts gespart.
Eines Tages sagte ein Freund zu mir: "mach Dir keine Sorgen ums Geld, dann hast Du immer genug". Das hab ich dann einfach mal ausprobiert und meinen Job gekündigt.
Und was soll ich sagen, es funktioniert. Die wichtigste Erfahrung die ich dabei gemacht habe, Geld ist für mich überhaupt nicht wichtig. Natürlich brauche ich immer etwas, um zu überleben. Aber alles was mehr ist, empfinde ich eigentlich nur als Belastung.

Ich lese bei Dir auch zwischen den Zeilen, dass es Dir ähnlich geht. Du scheinst mehr als genug zu verdienen, hast eine bezahlte Wohnung und bist "sehr sparsam". Die frage, die ich mir dann stelle, wofür ?
Wichtige als das Geld sind doch die Fragen, ist Dein Job das, was Du machen willst? Ist die Beziehung die Du hast das was Du willst ? Wo willst Du hin ?
Hast Du gute Freunde?. Das alles ist viel wichtiger als Geld. Die fragen, die ich Dir gestellt habe, habe ich mir am Anfang der Trockenheit auch gestellt. Und immer, wenn ich gesehen habe, dass es einen Bereich gibt, der nicht so ist wie ich es mir vorstelle, war es an der Zeit hier etwas zu ändern.

Und damit Anfangen aktiv in meinem Leben etwas zu ändern bedeutet, wahre Risiken einzugehen. Ich wußte natürlich nicht, was passiert, wenn ich meinen Job kündige und zu Schule gehe (nach 12 Jahren Bau), ob ich feststelle, ohweia ich bin dafür ja viel zu dumm.............
Ich wusst nicht, wenn ich den Kontakt zu meinen "Freunden" abbreche, was dann da an neuem kommt. Es kommt aber nur etwas neues, wenn ich das alte beende.

Die Ängste, die ich beim echten Leben hatte, waren was ganz anderes als 50.000 € zu verzocken. Das war nur Geld. Aber die Angst vor dem unbekannten, was da kommt, das war ne andere Hausnummer.

Wenn ich mich traue "mein" Leben zu leben, ist Geld sowas von unwichtig, das Leben ist dann so aufregend, immer wieder...........

es lohnt sich.

Liebe Grüsse
Taro

Mond
08.10.2010, 10:20
Hallo,

ich weiß zwar nicht, ob das jetzt hier reinpasst - aber als ich mich vor ca. 20 Jahren (mein Gott, so lange ist das schon her - ich werde alt...) entschieden habe wieder zu Schule zu gehen und mein Abi nachzuholen, war das die beste Entscheidung meines Lebens!
Es ist zwar nicht alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte (mein Wunschstudium musste ich leider abrechen und ich arbeite wieder in einem Job, wo ich wenig Geld verdiene und wo auch nicht alles rund läuft), aber alleine die Zeit und die Erfahrungen die ich auf dem Kolleg gemacht habe, sind unbezahlbar.
Sicher muss man im Leben oft Kompromisse eingehen und 100 %ige Erfüllung ist entweder extrem selten, oder sogar unwahrscheinlich - aber es ist für mich wichtig mich weiterzuentwickeln und mir Dinge zu suchen, die mir guttun.

Ich bin Angehörige eines Spielers und kämpfe auch gerade mit anderen eigenen Problemen. Diese Zeilen haben mich wieder erinnert, dass ich damals etwas total Gutes und für mich Richtiges getan habe.

Ich hoffe ich habe mich hier nicht zu sehr in ein Spielergespräch gemischt.

Ich wünsche euch, besonders Hopse, einen guten erfüllten freien Lebensweg

Mond

gerri2
08.10.2010, 11:32
Hallo ihr,
oft im Leben stehen wir an einer Weggabelung und müßen uns entscheiden, wie wir weiter gehen.
Was auf den ersten Blick falsch ist, kann sich später als genau richtig erweisen.
Es sind so viele Faktoren, die in unser Leben hineinspielen.
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was mit mir wäre, wenn ich nicht spielsüchtig sein würde.
Wäre ich die Person, die ich heute bin? Was wäre als " Ersatz " für meine Spielsucht entstanden? War die Spielsucht das kleinere Übel ?
Das sind Dinge, die wir uns nicht beantworten können.

Doch wenn ich mich heute wohlfühle - und Menschen um mich habe, die mich lieben - die ich liebe. Wenn ich also innerlich zufrieden bin - was ich während meiner aktiven Suchtphasen nie war - habe ich dann ein Recht zu mäkeln?

Es ist wie es ist - und ich kann HEUTE alles so ändern, das ich zufrieden mit mir selbst bin.

Das Entscheidende ist, das ich einen Strich ziehe unter dem, was war.
Nicht nachkarten - sondern sich auf das HEUTE konzentrieren - in Verbindung mit den Erfahrungen, die wir im Leben machten.

Letztlich ist es die GIER nach mehr, was uns unglücklich macht. Mehr Wissen als andere - mehr Haben als andere - mehr Macht ausüben - und und und..

Wenn wir die GIER aus unser Leben verbannen, können wir glücklich sein.
Gier ist die Eigenschaft, die der menschlichen Klasse am meisten schadet.

Das sehe ich auch bei Hopse so. Kann er seine GIER ablegen, wird er zufrieden werden.

Ich weiß nicht, ob Hopse an Spielsucht leidet - wohl aber unter seiner Gier.

Es ist die negativste Eigenschaft die wir haben - aber auf der anderen Seite würden wir wohl noch in Höhlen leben, wenn die Gier nicht in uns wäre.

Natürlich spreche ich mir nicht von meiner GIER los. Doch heute ist meine GIER nach Leben stark - denn ich habe für mich erfahren, das Gier nach Mammon und Macht jeden Menschen schadet - bis hin zur Selbstzerstörung.

Wenn ein wenig darüber nachgedacht wird, erkennen wir auch in der Geschichte, was aus besonders gierigen Menschen geworden ist - wobei auch die Macht nach Ruhm besonders hervorsticht.

Eine Übermaß an Gier zerstört uns - und oft auch unser Umfeld.
Bei uns im Kleinen ist es Familie - im Großen waren es ganze Völker die unter Giersüchtigen ( neues Wort ) leiden und gelitten haben.

Mein Fazit ein glückliches Leben zu führen ist in erster Linie die Gier beherrschen.

Das wichtige dabei ist, mir zu sagen, das alles nur geliehen ist - ich kann nur in einen Haus wohnen - nur 1 Auto fahren - und mache ich meine Augen zu, bleibt alles hier - also..wofür?

Herzlichst
Rudi

Hopse
08.10.2010, 16:46
Hallo zusammen,

tja ob ich an Spielsucht im klassischen Sinne leide,,keine Ahnung. Ich habe es für mich selber definiert da ich mir einfach mal selber aufzeigen ( deshalb in diesem Forum gepostet) wie dumm ich einfach war und bin.
Tja die liebe Gier zum Geld.
Da ich als Kind schon nicht viel gehabt habe, sehr früh aus dem Haus bin und mit 16 bei meiner Lehrstelle gewohnt habe war ich schon immer mehr aufs Geld angewiesen als evt andere. Ich musste!! eben schon selbst früh mit dem Geld klar kommen was ich hatte ( denn da war niemand der mir Geld gegeben hätte wenn ich den mehr gebraucht hätte)
ABER genau deswegen ist es mir einfach unverständlich wieso ich dann das Geld nicht mehr geschätzt habe bzw nicht die viele Arbeit ( wie gesagt alles selbst erarbeitet und gespart) die dahinter steckt.
Es ist schwierig genau das nieder zu schreiben was man fühlt.
Das kuriose ist aber eben auch ,, egal ob ich nun 1000 Euro auf dem Konto habe oder 30000 Euro hatte , ich habe mir nicht mehr oder weniger gegönnt. Sicherlich hat man sich eine kleine Anschaffung mal eher gegönnt..aber sonst..Ich fahre nach wie vor ein älteres Auto, Klamotten kaufe ich erst neue wenn ich tatsächlich was brauche ...aber trotzdem wollte ich mehr Geld.
Und wenn man dieses dann noch mit ein paar Tastenklicks anhäufen konnte ..um so besser.

Ich werde sicherlich noch eine Zeit damit beschäftigt sein.. nur gut das ich auf Arbeit ziemlich eingespannt bin und somit auch andere Gedanken habe.

@Taro, die Frage wohin ich möchte ist nicht einfach zu beantworten.. manchmal weiss ich das selber nicht so genau.
wovor ich Angst habe ist einfacher zu beantworten..ich möchte Im Alter ( zur Rente ) nicht arm sein..hört sich jetzt evt blöd an..aber genau davor habe ich Angst..wenn ich in Rente gehe und mir nicht leisten , keinen Urlaub etc..
aber genau da ist eben das "liebe" Geld gefragt.
Überall wird einem ja sugeriert...hortet euer Geld für das Alter denn Rente wirds kaum geben.
@ Rudi
es hört sich leicht an und liest sich auch gut (Gier ablegen , mehr Zufriedenheit mit dem Leben haben) aber leider ist genau das sehr schwer.
Mir hat mal jemand gesagt:
Über die Vergangenheit soll man sich nicht aufregen, egal was es ist. Bekommt man einen Strafzettel..bezahle in und vergiss es dann. Wenn man auch nur 1 sec darüber nachdenkt ist es 1 sec zuviel und letztlich schadet man sich nur selber. Immer nur in die Zukunft und die Jetzt-Zeit denken.
Denn ändern kann man nichts mehr, nur noch verschlimmern.

Auch das versuche ich ,aber gelingt leider nicht oft :-))
Evt gehören meine Beiträge nicht in dieses Forum , da ich evt auf zu hohem "Niveau " klage und es sicherlich schlimmere Erfahrungen gibt.
Aber das nieder zu schreiben und mir damit klar werde : Ich habe Mist gebaut und nur ICH kann das verarbeiten, niemand hat Schuld ausser ICH.
Das bewirkt evt bei mir ein Umdenken .
Aber wie ja Rudi schon sagt ..alles nur schnöder Mammon.
eigentlich ist damit alles gesagt.
Ich bin gesund , habe ein intaktes Umfeld, naja einige Sachen könnten schon verbessert werden ( von mir), habe Arbeit (die mir auch gefällt und wo ich 100% Rückhalt von meinem obersten Vorgesetzten habe mit dem ich auch sehr gut befreundet bin.)

... und dann sage ich mir eben ..es könnte alles schlimmer sein.

ein schönes Wochenende Euch allen.

Hopse

ps.: das waren jetzt meine spontanen Gedanken die ich nun einfach mal aufschreiben musste. Wie gesagt ..zu allererst mache ich das hier für mich ( bin ein Ego) und evt um anderen aufzuzeigen.. Ihr seit nicht allein.es gibt noch mehr die Dummheiten im Kopf haben .Wichtig ist nur diese zu erkennen

omrep
08.10.2010, 17:11
Tja, das liebe Geld.
Vieleicht ist es garnicht die Gier danach, vieleicht ist es nur die Unfähigkeit, damit umzugehen, wenn man was davon hat.
So hab ich das wenigstens für mich erkannt.
Ich bin nicht spielen gegangen, um noch mehr zu haben. Nein, ich wollte Ablenkung, Frust abbauen, was auch immer. Nur das fatale, war, wenn ich in der Halle saß, wusste ich ja, das das Konto noch nicht leer war, also spielen bis zum Ende.
Und dann? der sparsamste Mensch der Welt, nichts hab ich mir geleistet, garnichts, und war nichtmal wütend darüber, das andere mehr konnten wie ich.
Und jetzt? Seitdem ich meine Geldgeschäfte kontrollieren lasse, also nicht mal eben so 200 Euro holen und verspielen, bin ich frei.
Frei von der Last, Geld zu haben und nicht wissen was damit anfangen.
Es ist echt wie eine Erlösung von einem schweren Übel.
Mein Übel war das Geld. Ich konnte ja damit machen , was ich wollte, also hab ich das auch.
Vieleicht ist das ja auch was für dich, Dich zu befreien vom Geld.
Gebe die Verantwortung dafür ab, oder zumindest teile sie auf.
Es wird immer dein Geld bleiben. Nur wegschmeißen wird nahezu unmöglich.
Alles Gute
permobil

Joa
09.10.2010, 07:16
Hallo Hopse,

ich bin Joachim, süchtiger Spieler, seit einiger Zeit trocken.

Ich denke, Du bist hier genau richtig und Deine Börsenspekulationen sind Zocken auf hohem Niveau.

Du kannst denke ich froh sein, das Du sozial so gestellt bist, das Deine Grenze immer das Haben war/ist. Ansonsten geht es ja gerade an der Börse wie im Casino zu - an einem Tag kannst Du bankrott sein.

Die typischen Anzeichen von Spielsucht sind Kontrollverlust - also mehr zu verspielen (an der Börse einsetzen), als Du das eigentlich wolltest. In Deinem Verhalten, welche Papiere Du gekauft hast, sehe ich genau die Parallele zum spielen - mehr eingesetzt, anders gekauft, als Du das eigentlich vorher wolltest.

Schlechte Nächte, dauernd an Deine Transfers gedacht - exakt Spielverhalten eines Süchtigen.

Wärest Du zufällig im Casino gelandet und hättest einige Tausend Euro durch vermeintlich geschicktes Setzen am Spieltisch gewonnen, wären Deine Gedanken vermutlich in die gleiche Richtung gegangen - ich weiss wie man Geld macht, ich habs drauf.

Die entscheidende Frage dabei ist also, warum setzt Du soviel Geld ein ? Der Traum vom ganz großen Geld ? Abschalten vom Alltag ? Langeweile ? Augen verschließen vor dem realen, evtl. langweiligen Leben ? Der Kick, die Belohnung, mal richtig gekauft/verkauft zu haben ? Eine Mischung von allem ?

Ich habe bis 1994 gespielt, dann 13 Jahre ohne Spiel gelebt, wie Du ein Haus gekauft, geheiratet, ein Kind gezeugt, die Karriereleiter hochgelaufen - und dann 2007 ein über einjähriger Rückfall. Sicherlich über 70.000 Euro vernichtet, 30.000 davon über Kredit. Erst als ich meine Familie den Bach runter gehen gefühlt habe, war ich bereit, Hilfe anzunehmen und den Weg aus diesem Teufelskreis zu finden.

Zur dauerhaften Abstinenz gehört viel mehr, als aufzuhören. Aufhören ist relativ einfach - so wie Du, Depot auflösen, Finger weg. Aber dann ?
Ich kann nicht mein Leben lang gegen die Sucht kämpfen, deshalb bin ich einen anderen Weg gegangen: Ich habe kapituliert - ich habe akzeptiert, das die Spielkästen gewonnen haben, das sie mich fertig machen, das ich keine Chance habe, ein zufriedenes Leben mit dem Spielen zu führen.

Also brauche ich Befriedigung und GLück für mein Leben aus anderen Bereichen des Lebens und das hat lange gedauert, bzw. dauert an.
Ich gehe heute noch, wenn es meine Zeit erlaubt, in Selbsthilfegruppen. Hier werde ich durch die nassen, verzweifelten Spieler immer wieder daran erinnert, wie es mir noch vor Kurzem ging. Hier kann ich offen über meine Probleme und den Alltag sprechen. Mir tut das gut und es gibt mir Stabilität.

In meinem Leben habe ich einiges verändert - ich habe meine Arbeitszeiten effektiver gestaltet, bewusst meinem Kind Zeit geschenkt und mich voll darauf eingelassen, meine Frau in alles eingeweiht - denn Ehrlichkeit ist für mich ein hohes Gut geworden. Das alles braucht Zeit und vor allem den unbedingten Willen, die Spielerei sein lassen zu wollen um ein lebenswertes erfülltes Leben zu finden. Freundschaften sind für mich wieder wichtig geworden, gemeinsame Unternehmungen, Urlaube, Abende.

Ich habe meine Frau gebeten (die sich früher nie um Geld gekümmert hat), regelmäßig die Kontoauszüge zu checken, weil ich heute noch nicht weiß, ob ich einen Rückfall sofort eingestehen könnte. Ansonsten aber habe ich die Verantwortung für mein Leben selbst übernommen - die Gefühle kehren zurück. Wenn mein Sohn heute aus der Schule kommt und traurig ist, bemerke ich das wieder, er erzählt mir, was passiert ist und mich interessiert es wirklich, es tut mir weh, ich will helfen - keine Pseudo-Antworten mehr, um schnell das Problem los zu sein.

Ich fange an, die Kleinigkeiten wieder zu sehen - und Geld wird zur Nebensache. Das ist ein sehr schönes Gefühl. Aber ich weiss auch, das mich ein verspielter Euro wieder in diesen Bann ziehen würde - also vermeide ich jede Art von Glücksspiel - das gilt auch für meine Geldanlage.

Ich finde es klasse, das Du hierher gefunden hast, und die Parallelen zum Spiel selber gezogen hast. Wichtig ist nun, das Du erstens nicht mehr spekulierst, denn das ist Voraussetzung für alle kommenden Schritte, und dann aber Wege suchst, ein für Dich erfülltes Leben zu finden. Dafür wirst Du einiges überdenken müssen und dann eben auch handeln.

Ich kann Dir nur den Tip geben, auch Hilfe von aussen zuzulassen. Der Stolz (ich bin ja nicht so ein armes Schwein wie diese ganzen Junkies) ist fürn Arsch, es geht nur um Dich. Du könntest therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen oder wie ich eine Selbshilfegruppe aufsuchen - es hilft Dir auf Deinem Weg !

Alles Gute,
Joachim

charlotte
09.10.2010, 08:01
Hallo Hopse

Herzlich Willkommen !!

ich finde nicht, dass du auf zu hohem Niveu klagst und nichtb hier hergehörst.
Denn Parallelen und Suchtstrukturen sind da ähnlich.

Du schreibst von depressiven Gedanken und ich denke die sind nach so einer *Niederlage* schon fast *normal menschlich*....gut wenn es nur bei Gedanken und Stimmungen bleibt und nicht noch mehr destruktives Handeln folgt.

lg Charlotte

Hopse
09.10.2010, 16:59
Hallo,

je mehr ich mich mit dem Thema der Sucht an der Börse und dem dazugehörenden "Spiel" mit viel Geld beschäftige, umso mehr erlebe ich das auch in versch anderen Foren die hauptsächlich mit der Börse zutun haben massenhaft "Gleichgesinnte sind ( ohne das diese sich dazu outen bzw die das eingestehn würden.)
Aber die Symptome sind immer gleich . Bei Gewinn wird gepostet und erzählt wieviel man gewonnen hat, sobald aber dann der Verlust kommt wird es still.
Man versucht mit Ausreden oder eigenartigen Strategien das ganze dann schön oder sogar positiv zu reden.

Auch ich wurde irgendwann dann mal sehr still.

Es gab bisher nur 1 Freund dem ich meinen Verlust eingestanden habe, und bei diesemm Gespräch hat er mir dann auch von seinen Verlusten erzähltdie er sehr identisch gemacht hat...die Gier zu immer mehr hat auch dort Spuren hinterlassen.
Er spekuliert zwar noch an der Börse aber eher konservativ. So ist er dann noch mit einem blauen Auge davon gekommen.

Zur Zeit bin ich noch nicht bereit mich anderen ( zB meiner Partnerin ) zu öffnen. Eine SHG kommt daher noch nicht in Frage.
Ich weiss zwar nicht genau warum aber es ist mir doch peinlich ( idiotisch ich weiss) öffentlich über mein Problem zu reden.
Hier ist man ja doch noch anonym und man (ich) kann besser darüber reden"" und meinen Gedanken freien Lauf lassen .
Das Gute an allem ist eben noch dass ich niemanden um Geld geprellt habe.
Ich habe also nur mir selbst Schaden zugefügt.
Seit einigen Tagen "spiele" ich nicht ehr an der Börse ( bin genug von meiner Arbei abgelenkt)
aber das zocken war doch auch meist an meinen seltenen freien Tagen, wo ich dann evt nur aus Langeweile mal schnell "" einen Trade gemacht habe ( obwohl ich zB zum Sport wollte etc pp.

ABER man schläft einfach besser ohne ewige Gedanken , was passier morgen , wie eröffnet die Börse in Tokio, wie steht der Future in Amerika, und dann um 8Uhr der Future vom Dax.
Jetzt stehe ich auf und konzentriere mich auf meinen no
rmalen Tagesablauf.

Wenn ich dann so überlege wieso ich eigentlich damit angefangen habe;
es war eigentlich nicht die Sucht zum traden , auch nicht die Lust auf die Börse oder überhaupt ans spielen... es war einfach nur die Lust am Geld verdienen ""leicht gemacht.
Und wenn man dann eben minus gemacht hat...wie hole ich mein minus wieder raus..der ewige Teufelskreis.

Am Schluss hatte ich auch den Bezug für die Summe des Geldes verloren...ich glaube wenn ich zB 15.000 Euro in der Tasche gehabt hätte und in ein Casino gegangen wäre dann würde ich wieder mit der gleichen Summe nach Hause gehen weil ich zu geizig für den Einsatz wäre bzw selbst 100 Euro weh getan hätten.
Aber online war es nur eine Zahl und für mich nicht mehr so real.
Man denkt dann nur noch in tausender Schritten.

Normalerweise müsste man den Link von diesem Forum in allen Börsenchats/Foren posten..ich glaube da würde man eine Lawine lostreten

Aber Börse und traden mit hoch spekulativen Termingeschäften ist trendy und wird ja auch immer mehr überall beworben ..mit dem schnellen Geld mit wenigen Klicks.
WEnn man aber sagen würde ich geh in die Spielhalle und spiele um Geld ^^naja kann sich ja jeder denken.
Obwohl gearde online die Gafhr am grössten ist..jederzeit und immer wann man möchte, keine Limits ( solange genug Geld auf dem Konto ist).
Da gibts keine Werbebanner mit " Suchtgefahren " vom Bundesministerium für Gesundheit...wieso auch ist doch "NUR" traden an der Börse,,also nichts schlechtes oder gefährliches...
ich denke das wird in den nächsten Jahren noch ein gewltiges Problem werden , wenn es immer mehr betrifft.

So wieder viel Text,,wollte eigentlich gar nicht soviel schreiben aber zZ bin ich doch ( erstmal nur im Forum) sehr Mitteilungsbedürftig...ich hoffe Ihr seht es mir nach..

allen noch einen schönen abend

Hopse

taro
09.10.2010, 23:40
Das Gute an allem ist eben noch dass ich niemanden um Geld geprellt habe.
Ich habe also nur mir selbst Schaden zugefügt.
Seit einigen Tagen "spiele" ich nicht ehr an der Börse ( bin genug von meiner Arbei abgelenkt)
aber das zocken war doch auch meist an meinen seltenen freien Tagen, wo ich dann evt nur aus Langeweile mal schnell "" einen Trade gemacht habe ( obwohl ich zB zum Sport wollte etc pp.

ABER man schläft einfach besser ohne ewige Gedanken , was passier morgen , wie eröffnet die Börse in Tokio, wie steht der Future in Amerika, und dann um 8Uhr der Future vom Dax.
Jetzt stehe ich auf und konzentriere mich auf meinen no
rmalen Tagesablauf.
Hopse

Spielsucht ist eine Fortschreitende Krankheit. Das Leute prellen, kommt irgendwann ganz von allein. Du hast also niemanden geschadet, wenn Du Dich nicht auf Deinen Tagesablauf konzentrieren konntest ?
Das war mir nicht möglich. Ich habe meine Partnerin, meinen Freunden und meinem Arbeitgeber geschadet, wenn ich den ganzen Tag nur ans Spielen gedacht habe (Geld ist eben nicht alles, noch nicht mal fast).





Am Schluss hatte ich auch den Bezug für die Summe des Geldes verloren...ich glaube wenn ich zB 15.000 Euro in der Tasche gehabt hätte und in ein Casino gegangen wäre dann würde ich wieder mit der gleichen Summe nach Hause gehen weil ich zu geizig für den Einsatz wäre bzw selbst 100 Euro weh getan hätten.
Aber online war es nur eine Zahl und für mich nicht mehr so real.
Man denkt dann nur noch in tausender Schritten.
Hopse

Die Casinos tauschen das Geld schon mit gutem Grund vorher in Chips um. Es ist genauso wie am Rechner, das sind nur Platiktaler die man in der Hand hat mit jeder noch so irwitzigen Summe drauf. Da ist kein Bezug mehr zum Geld. Erst wenn man wieder umtauscht.

charlotte
10.10.2010, 00:03
hi hopse

die Spielhallen sind eben die Bühnen des *kleinen Mannes* und ab einem gewissen Stand, den man im Leben erreichen kann...gehört man da irgendwie nicht mehr hin und/oder es ist verpönt...und trotzdem...auch dort findet man Geschäftsleute.

Geld ist auch Macht...verdeckt die eigene Hilflosigkeit in gewissen Bereichen

und um so hilfloser und schwächer sich verdrängter Weise an irgendwelchen Punkten ( und sei es nur darum dass es um Gefühle /Emotionen geht) sich fühlt , sie vehemment verdrängt , abwehrt und verleugnet...umso mehr macht möchte man sich einholen.

Ich sehe da grundsätzlich vom Prinzip her keine Unterschiede.

Wichtig ist, dass ich es mir selber eingestehen konnte. Das Aufhören und Verändern dauerte dann trotzdem noch eine ganze Weile. Es entwickelte sich und zum Glück zum positiven und nicht mehr weiter in die Sucht. Denn da gibt es "Stationen" /"Ebenen" wo ich nie hinkommen möchte.

Und wichtig ist es auch für dich, dir es eingestehen zu können. Der erste Schritt ist gemacht und alle anderen folgen dann.

lg Charlotte