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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Live-Sportwettensucht Teil 1, Schluss damit !!



Lando123
22.10.2010, 11:31
Hallo miteinander,

ich muss mich hier mal öffnen und die Hosen runterlassen:

Ich spiele schon seit Jahren immer mal wieder Sportwetten, ers tOddset, dann wegen der schlechten Quoten in Wettbüros oder online. Immer meist nur Fussball-Kombiwetten als feste Scheine. Mal habe ich gewonnen, mal verloren, im Großen und Ganzen ging sich das immer um und bei 0 aus.

In den letzten Monaten driftete ich jedoch immer mehr in live-wetten vor dem heimischen PC ab. Vornehmlich bei bet365. Und immer schleichender lief es so ab:
ich kaufte eine paysafe-card, so gut wie nur abends, dazu ein bier oder glas wein und los ging es. die livewetten beschränkten sich dabei aber nicht mehr nur auf fussball, das sogar weniger. ich wettete vornehmlich auf handball-halbzeit-handicaps, oder basketball-viertel-wetten (von mannschaften, die ich vorher noch nie in meinem leben hörte), volleyball (absolut nicht meine sportart sonst) und und und. und tennis, zumindest da kenne ich mich recht gut aus.
letztlich verlor ich aber am ende doch wieder die einzahlung, und der nächste schritt war eine sofortüberweisung und somit ein online-kauf einer paysafecard. entweder über 100 euro oder über 50 euro. dann setzte ich wieder auf livewetten, einsatz meist so 30-40 euro, habe ich verloren, dann eben den rest auf die nächste live-wette. habe ich dann alles verloren gab es eben wieder einen online-kauf einer paysafe. und so weiter und so weiter und so weiter.

irgendwann merkte ich, dass mein girokonto immer mehr ins minus ging. da ich ganz gut verdiene, habe ich mich entschlossen mein girokonto wieder etwas durch einen kredit zu entlasten, also kredit aufgenommen und mir geschworen nicht wieder so viel geld fürs wetten einzusetzen.
zwischendrin gewann ich sogar und machte aus 50 oder 100 euro einzahlung über ein paar tage hinweg 800-900 euro. da sagte ich mir: "Jetzt will ich in den CdT !" Diesen Namen gab ich für den "Club der Tausender", das wollte ich unbedingt schaffen. Also fraß die Gier meinen Verstand und aus meinen Live-Einsätzen wurden schnell mal 100 eruo oder 200 euro pro wette. also völlig fern der realität. ende vom lied: die schöne kohle war wieder weg.

ich schwor mir "wenn ich beim nächsten mal so einen kontostand habe, dann lass ich mir einen großen teil auszahlen". was soll ich sagen ?? es ist bestimmt nochmal mind. 5 mal so weit gekommen und ich habe mir nicht einmal (!!) was auszahlen lassen. ich schafft sogar den CdT auf 1.300, aber nein ich machte weiter weil ich zu gierig war.

als ich dann eines abends/nachts wieder deprimiert vor dem pc saß, weil ich zu viel eingezahlt hatte und nichts gewann und mir dann noch eine übersicht angesehen habe was ich in 8 wochen verspielt habe (7000 euro !!!), da merkte ich was ich mir und meiner kleinen familie (frau und kind und bald 2. kind) angetan habe und vor allem antue wenn ich nichts ändere.

wie gesagt, ich verdiene zwar gut, aber ich habe erstmals gemerkt WEM ich hier geld gebe außer mir und meiner familie: dem scheiss buchmacher !!

ich beschloss nun umgehend alle online-konten sperren zu lassen, was ich auch am selben abend noch getan habe: selbstsperren bei bet365, bwin, interwetten, tipico etc.

und das war unglaublich erleichternd. auch und vor allem weil ich hoffte und hoffe, nun nicht mehr jeden abend 30-40 mal vom fernseher zum pc zu laufen, weil ich ja tippen muss.

und je mehr wein oder bier ich trank umso hemmungsloser wurde ich dem geld gegenüber.


Teil 2 folgt direkt !

Lando123
22.10.2010, 11:35
nun sind 3 abende rum, an denen ich ganz gemütlich mit meiner frau vor dem fernseher sitze. klar denke ich zwischendrin dran wie es war und wie es wäre, aber ich WILL es nicht mehr und ich hoffe und bin mir sicher dass DAS der entscheidende punkt ist.
ich gönne meinem interesse am fussball (oder den sportarten, in denen ich mich mit mannschaften oder spielern auskenne) aber schon noch ein kleines zusatzinteresse, indem ich einen einzelnen kombitip im wettbüro abgebe (so für 10 euro) und diesen dann zu hause verfolge (aber eben nur mal schauen wie es steht und nicht den ganzen abend rumtippen und hin und herrennen).

Ich habe erkannt, dass ich süchtig bin, zumindest süchtig am schnellen Spiel und der Chance auf schnelles Geld (so es denn überhaupt mal gut geht). Und dieser Sucht schiebe ich einen Riegel vor, ich WILL meine abende SO nicht mehr verbringen und ich bin mir sicher das schaffe ich.

Nun mag der ein oder andere von euch sagen: du schaffst es nicht GANZ davon abzulassen, warum tippst du dann noch im wettbüro ?!
wieviele leute tippen am wochenende auch mal bei oddset, einfach just for fun einen kombitip?! sind die alle süchtig ? ich denke nicht.
ich sehe mein extremes problem in den live-wetten und dem verlust des verhältnisses zum geld.
im internet zu tippen halte ich für höchst gefährlich, 1) du tipsst von zu hause aus, deiner sicheren umgebung (da fühle ich mich schon stärker und sicherer), 2) oftmals trinkt man auch ein gläschen dabei, das lockert die hemmschwelle und 3) das ist eigentlich das wichtigste: ich verlieren die wertschätzung des geldes. es ist etwas anderes auf einen knopf oder die maus zu drücken und schwupps sind 100 euro weg als genau diese 100 euro am automaten abzuheben und sie einem fremden menschen zu geben, im zweifel zu "schenken".

ich weiß selber, eigentlich macht es - nüchtern betrachtet !! - gar keinen sinn zu wetten. aber macht es sinn alkohol zu trinken, zu rauchen, schuhe im übermaß zu kaufen, sammelleidenschaften zu haben ?! was auch immer.
ich habe beschlossen, von zu hause aus nicht mehr zu wetten und meine tippscheine in einem völlig normalen maß abzugeben, und damit meine ich z.B. 10 oder 20 euro. wenn dieser dann gewinnt, dann gönn ich mir und meiner familie mal was schönes, ein tolles essen im restaurant, ein ppar Schuhe für meine Frau außer der Reihe, einen extra Tierparkbesuch oder oder oder. Eben etwas, wo wir alle uns drüber freuen und womit man auch nicht rechnen konnte.

Früher tippte ich auch so, und ich kam immer gut aus und mir fehlte auch nichts.

Ich wünsche mir und allen anderen alles Gute !!

Lando

Hopse
22.11.2010, 19:01
Hallo zusammen,

egal um welche Spiele, Wetten , etc pp es sich auch handelt..online ist die grösste Gefahr ( meiner Meinung nach) Geld zu verzocken.

Ich habe ja mein Glück !!! mit online -traden an der Börse versucht und auch mit vielen Höhen eben dann auch die gnadenlose Tiefe erlebt.
Seitdem ich mich ja hier im Forum offenbard habe und mich selber trefflich als Zocker und Spielsüchtiger bezeichnete...nunja ich lebe ruhiger ohne diesen Druck.

Das beste was ich und eben auch Du Lando machen konntest ..alle online-Drähte zu kappen.
Ich habe auch mein Depot geschlossen, meine trader-Stufe für risikokäufe anuliert und so kann mir nichts passieren. Denn alles wieder zu aktivieren ; dazu bräuchte ich etliche Schritte , und bis ich diese gemacht hätte würde ich sehr viel darüber nachdenken..und denkt man nach..merkt man wie sinnlos dieses ewige Geld hinterher jagen ist.
Denn die Bank gewinnt immer ..egal wo.

Ich setze mir jetzt wieder Ziele worauf ich spare und gönne mir öfter mal was, denn die knapp 56.000 Euro Erspartes sind weg und wiederholen geht nicht und werde ich auch nicht versuchen.
Geld verursacht Gier und diese wird immer größer je mehr man hat und man gewinnt. Zufrieden ist man nie ( ich war es jedenfalls nicht ).

Nur eines lando würde ich evt anders machen...ich würde komplett aufhören, denn irgendwann sollte man versuchen den gedanken zum spielen weg zu bekommen, geht aber nur wenn man nicht mehr über zB Sportwetten nachdenkt.
UND was meiner Meinung nach auch Wichtig ist: keinen Dispo einräumen lassen oder löschen..denn wenn man erst in der Schuldenfalle ist..dann wirds schwer.

noch kurz was zum Sinn von anderen Dingen...solange man alles in Maßen konsumiert ..egal ob Alkohol, Süssigkeiten etc pp ist alles verträglich..erst wenn man die Kontrolle verliert hat man eben ein Problem.
Ich glaube auch nicht das ein Spielsüchtiger mehr Probleme hat als einer mit extremer Sammelleidenschaft ( Messi) oder einer mit Bullemie, oder Fettsucht wegen Gefrässigkeit.. Nur es liegt an jedem selber dies zu erkennen und zu handeln,, und eben genau das können die wenigsten. Aber der Anfang ist getan wenn man es erkennt und dazu steht. Die nächsten Schritte muss jeder für sich wählen, solange man sich nicht selber belügt dabei, oder alles noch schönreden möchte.

Hopse

charlotte
24.11.2010, 04:02
Hallo Lando

Es ist ein Unterschied ob man süchtig ist oder nur zum Spass mal spielt.
Der Unterschied liegt im Kontrollverlust...der Gier..wie du sie beschreibst.

Wieviele trinken mal ein Bier oder Schäpschen und haben kein Problem damit, weil sie eben NICHT Süchtig sind...so ist es auch beim Spielen...nur dass ich finde, dass es viel schneller geht Spielsüchtig zu werden.

Ob du Süchtig bist und das Spielen nicht kontrollieren kannst und darum besser die Finger ganz davon zu lassen..kannst nur du wissen / einschätzen...aber pass auf, dass du dir selber nix vormachst.

Du entscheidest welchen Weg du gehen wirst. Ob es dir gelingt dein Leben wieder zufrieden zu gehen und alles im Griff haben wirst..wird die Zeit dir zeigen.

Ich wünsche dir auch alles Gute
Charlotte

Lando123
17.12.2012, 06:46
Hallo an alle,

ich habe hier ja bereits schon einmal einen Bericht verfasst, und ich habe ihn vorhin nochmal durchgelesen.
Zuerst dachte ich: Hey, das kommt mir so bekannt vor.....
Dann habe ich erst gemerkt, dass ich den Bericht verfasst habe und habe überlegt was ich bisher erreicht habe:
Nichts!

Ich bin natürlich seit langem schon wieder rückfällig geworden und habe immer wieder weitergetippt. Ich habe zwischendurch auch mal 5000 € gewonnen und uns dadurch einen tollen Urlaub erspielt. Was ich aber unter dem Strich dagegen ausgegeben habe steht dem in nichts nach. Ich habe mich also mal wieder selbst beschisssen.

Ich merke aber, dass ich kein Spieler bin, der sich selbst irgendwann im Griff hat oder weiß wann Schluss ist. Und ich merke, dass ich irgendwann meinen Lieben und meinem Umfeld Schaden anrichte, vor allem finanziell ist irgendwann das Ende der Fahnenstange abzusehen.

Daher habe ich mir nun folgendes geschworen:

ICH MÖCHTE NICHT MEHR WETTEN, egal WO, egal WIEVIEL, egal WAS.
Ich habe meine sämtlichen online-Konten schließen lassen, habe mich gleichzeitig nochmals mit den Daten meiner Frau angemeldet und die Konten dann gleich wieder schließen lassen, um nicht das "Hintertürchen" zu haben doch mal wieder zu wetten.

Ich habe mich entschlossen, die Abende bewußter zu verbringen, nicht in eine Welt zu flüchten, die mir rein gar nichts bringt, außer zusätzlichen Sorgen und Zwängen. Ich werde anstatt zu wetten und ständig am iphone zu hängen Modelle basteln, das geht neben einer netten Unterhaltung sehr gut.

Ich akzeptiere, was gewesen ist, was ich an Geld verloren habe, ich sehe dem ganzen ins Auge. Ich kann nichts von dem wiederbeschaffen und zurückholen, aber ich kann es besser machen. Und ich will es besser machen.

Es kann und darf nichts wichtigeres auf der Welt geben als meine Familie und meine Kinder. Und um ihnen etwas zu "gönnen" brauche ich keine Sportwetten, wo ich vereinzelt mal etwas gewinne, wobei ich zuvor ein vielfaches mehr eingezahlt habe.

Ich glaube ich bin an einer Grenze angekommen, wo ich mich entscheiden muss, ob ich nach links oder rechts gehe. Gehe ich den falschen Weg, nämlich den des Weiterwettens, dann gehe ich offenen Auges ins Verderben und die Sanduhr fängt an zu rieseln.
Da ich mein Leben - das ohn e Wetten - aber sonst sehr liebe und meine Umgebung das Wichtigste ist, entscheide ich mich für den Weg ohne Zwänge.
Auch wenn es schwierig werden wird in der ersten Zeit, ich habe eine Frau, die mir unglaublich beisteht und für die diese Erkenntnis auch nicht leicht sein dürfte. Es kann nicht sein, dass ich mich diesem Zustand ergebe und mich selbst bemitleide. Der Einzige, der etwas tun kann und muss bin ich. Alle anderen können nur unterstützen, aber auch nur dann wenn ich es ernst meine und mein Ziel konsequent verfolge.

Ich schaue nun jeden Tag voraus und nur zurück, um zu erkennen dass ich freier werde.

Joa
17.12.2012, 08:54
Hallo Lando,

das hört sich sehr gut an. Deine Konsequenz und der Wille scheint sehr groß zu sein und das ist die allerbeste Voraussetzung, das zu schaffen.

Vergiss aber nicht, das es eine "Sucht" ist, der nicht immer nur rational beizukommen ist.
Schwören ist so eine Sache, da bei Bruch des Schwurs eine Welt zusammenbricht.
Staple doch etwas tiefer und sage Dir, ich will nicht mehr wetten und heute tue ich das auch nicht. So reiht sich ein Tag an den anderen.

Außerdem solltest Du vielleicht überlegen, ob es in Deinem Leben irgendwelche Baustellen gibt, an die Du Dich ranwagst. Denn mit "nur" nicht mehr Spielen, ist oft ein ursächliches Problem, Unbehagen, Fehlverhalten nicht gelöst sondern schlummert als Störenfried weiter in Deinem Leben.

Bei mir gab es Dinge, die konnte und wollte ich verändern und andere, die ich lernen musste zu akzeptieren und damit zu leben. Außerdem habe ich mit anderen Spielern Kontakt aufgenommen um mich auszutauschen - denn alleine ist es wirklich schwerer.

Alles Gute auf dem Weg !
Joa

Lando123
17.12.2012, 09:16
Hallo Joa,

vielen Dank für Deine Antwort. Und natürlich hast Du Recht, wenn Du sagst dass Schwören nicht unbedingt das richtige Versprechen ist. Ich wollte damit evtl auch nur zum Ausdruck bringen, dass es mir ernst ist.
Und du hast auch Recht, wenn Du sagst, dass man sich "kleine" Ziele setzen sollte, wie z.B. heute will ich nicht. so kann ich Ziele erreichen und im Endeffekt das ganz große Ziel im Auge behalten und dem näher kommen.

Ansonsten bin ich wie gesagt ganz zufrieden mit meinem Leben. Ob innerlich etwas in mir schlummert weiß ich ehrlich gesagt nicht. Vor 3 Jahren starb mein Bruder (er war alkoholsüchtig!!) und letztes Jahr meine Schwägerin (auch alkoholsüchtig). Da drängt sich mir natürlich der Gedanke auf, ob sich in mir Ängste der Sucht bereits ihren Platz geschaffen haben und ich ebenfalls verfalle.
Ich habe tolle Kinder, eine wunderbare Frau und einen guten Job, der mir Spass macht. Manchmal frage ich mich, ob ich zu einem Psychologen muss, weil es vielleicht verborgenes in mir gibt, von dem ich nichts weiß oder ahne oder ob ich mit all den Todesfällen innerlich vielleicht überfordert bin.

Der Weg ist das Ziel!

charlotte
17.12.2012, 13:11
Hallo Lando

du bist Momentan sehr klar für dich (so wirken deine Aussagen auf mich) Das ist für mich immer die Beste Voraussetzung mich immer wieder für die Abstinenz entscheiden zu können.

Ich weiß nicht , wie es bei dir ist....nur bei mir ist es so...das diese Klarheit auch wieder verschwindet manchmal...das sind gefährliche Situationen.

Den nötigen Respekt vor der Kraft der Sucht, darf ich nicht verlieren.

Darum möchte ich dir auf deinem neuen Weg viel Erfolg wünschen und immer die nötige Klarheit., wie sie im Moment für dich da ist.

lg charlotte

Lando123
17.12.2012, 13:20
Hallo Charlotte,

danke dir für deine worte.
Du hast natürlich recht wenn du sagst es gibt immer wieder gefährliche momente. das ist mir bereits jetzt bewusst. aber dann werde ich die gedanken daran zulassen und versuchen mir vorzustellen wie weit ich es habe kommen lassen in der vergangenheit und wohin es führen kann. man kann nicht "nicht an etwas denken". wenn ich sage "denke bloß nicht an einen blauen Elefanten", was wirst du als nächstes im Kopf haben ?? Genau: einen blauen Elefanten.
Ich versuche mich dann einfach daran zu erfreuen, dass ich selbst den knopf in der hand habe, drücke ich drauf, geht die falltür wieder auf und ich stürze tief. drücke ich nicht, dann kann ich mich freuen erneut widerstanden zu haben.

es gibt einfach keinen logischen Grund dafür so weiterzumachen wie bis vor dem entschluss. familienleben, interessen, konzentration- all das leidet. von der finanz. belastung mal ganz zu schweigen.

Kate
19.12.2012, 07:49
Hallo Lando,

als ich Deinen Bericht gelesen habe, habe ich mir gedacht: Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du ehrlich zu Dir selber bist.

Als ich dann gemerkt habe, dass der Bericht zwei Jahre alt ist, war ich natürlich verwundert - und dann erstaunt, dass Du zwei Jahre später wieder hier schreibst, mit dem gleichen Problem.

Ich weiß nicht, wie ehrlich Du Deiner Frau gegenüber bist (es sind ja ziemlich hohe Summen in meinen Augen). Aber ich wünsche Dir nach wie vor, dass Du es schaffst, zunächst Dir gegenüber ehrlich zu sein. Manchmal gehört auch dazu, sich etwas einzugestehen - vielleicht, dass man es alleine nicht schafft.

Ebenso wünsche ich Dir die Klarheit, von der Charlotte gesprochen hat. Bei mir persönlich ist sie manchmal da, manchmal aber auch nicht.

Und für Deinen Weg drücke ich Dir fest die Daumen. Vielleicht motiviert es Dich ja sogar, wenn Du regelmäßig hier vorbeischaust. Manchmal fällt es ja leichter, "anonym" ehrlich zu sein als im realen Leben ;-)

Alles Gute!
Kate

P.S.: Ich glaube schon, dass es für Sucht einen Grund gibt. Ob der aber auf den ersten Blick erkennbar (oder gar logisch) ist, bezweifle ich. LG

Lando123
19.12.2012, 08:45
Hallo Ihr Lieben,

ich versuche nicht nur ehrlich zu mir selbst zu sein, sondern bin es aus voller Überzeugung.
Ich habe mir deutlich gemacht, WAS ich alles damit anrichten kann oder schon angerichtet habe und es liegt in meiner Hand diesem Dilemma ein Ende zu setzen und ein zwangloseres Leben zu führen, das nicht immer nur oder überwiegend von dem EINEN Thema bestimmt wird.
Ich habe vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört, ich gebe zu mit Hilfe des Buches von Allan Carr. Letztendlich spielt es glaube ich keine Rolle warum man aufhört, jedoch ist ein Punkt entscheidend in meinen Augen: Dass man nicht aufhört, weil man es MUSS, sondern weil man der innerlichen Überzeugung ist. Ich habe damals mit Hilfe dieses Buches erkannt, dass mir das Rauchen objektiv rein gar nichts bringt, im Gegenteil: Ich unterlag Zwängen (wann kann ich wieder rauchen, oh je dort kann ich nicht rauchen, schnell noch mal eine rauchen um vorzusorgen, oh je nur noch 6 Zigaretten in der packung,...). Und von diesem Zwängen wollte ich mich lösen. Klar kommt beim Rauchen beenden auch noch ein körperlicher Entzug hinzu, der ohne Frage ien paar Tage bzw. Nächte spürbar ist. Aber extremer ist die geistige Abhängigkeit. Geholfen hat mir da immer wieder die objektive Betrachtung und welche Vorteile ich vom Rauchen hätte/hatte: nämlich null.

Jeder tag, der sich aneinanderreihte war ein kleiner Triumph. Und irgendwann gehörte es einfach nicht mehr zu meinem Leben. Sicher kamen auch mal Gelüste hoch, bei Feiern oder in anderen Situationen. Aber genau das habe ich ja bereits gesagt: ich habe die Gedanken daran zugelassen und überlegt was ich davon hätte nun doch mal wieder eine zu rauchen. Schließlich kam ich schnell zu dem Punkt, dass ich gar nicht möchte und war glücklicher weiter von der Zigarette weg zu sein als dran.

Nun will ich nicht unbedingt Rauchen mit Wetten vergleichen, da gibt es zu viele Unterschiede. Aber eben auch durchaus Parallelen.

Ich gehe meinen Weg und alleine die Tatsache, das ich vor zwei Jahren bereits einen Bericht geschrieben habe, zeigt mir im Nachhinein, dass ich damals NICHT ehrlich zu mir selbst war. Es war eine Art "blinder Aktionismus", wo ich einfach nur etwas kurzfristiges tun wollte, um meine Dummheit und meine Fehler möglichst sofort zu heilen.

Heute sehe ich, was ich alles dafür ausgegeben habe und der Gedanke ich müsse einen Teil davon oder alles wieder "zurückgewinnen" erschließt sich mir als völliger Schwachsinn und Himmelfahrtskommando. Also akzeptiere ich, was alles den Bach runter ging, welche Urlaube wir davon hätten machen können und und und. ICH habe diese Fehler gemacht, ICH akzeptiere sie (auch wenn es wirklich traurig und beschämend ist) und nur ICH kann und werde es besser machen.

Gestern war nun der zweite Abend nach meinem Entschluss. Ich habe mir eine andere Beschäftigung während unserer gemeinsamen Abende gesucht und habe begonnen Modelle zu bauen (die von Revell, der ein oder andere mag sie kennen). Das geht wunderbar auf der Couch und ich kann mich trotzdem viel intensiver mit meiner Frau unterhalten als ich das während der Live-Wetterei tat (da glotzte ich dauernd auf mein Iphone). Das Telefon habe ich direkt in der Küche gelassen und es hat mich noch nicht mal interessiert. Ich finde das Basteln wirklich spannend, ich sehe wie etwas neues entsteht und kann mich nebenbei trotzdem prima unterhalten. Das konnte ich beim Wetten nur sehr sehr bedingt. Und ich kann mit dem Basteln aufhören wann immer ich will, ich bin an nichts gebunden.
Was soll ich sagen: ich habe gestern nur einmal ans Wetten gedacht, und zwar in dem Moment als ich mich fragte "was ist denn nun besser? vorm iphone sitzen und im dümmsten Fall Kohle rauswerfen oder was Produktives schaffen, was Deine Kinder auch toll finden ?" Die Antwort kam mir sehr schnell: ich wollte nicht tauschen, sondern habe richtig Spass beim Basteln gehabt. Und ich freue mich auch jetzt schon heute abend wieder weiter zu machen.

Ich will damit in keinster Weise sagen, dass ich den "Almanach" gegen Süchte oder die Spielsucht gefunden habe, so vermessen bin ich beileibe nicht. Aber ich habe einen Weg für MICH, eine sinnvolle Alternative gefunden, die meinen Kopf und meine Gedanken Sinnvollerem zuwenden.

Ich schaue jeden tag in die Augen meiner Kinde rund meiner Frau und bin mir im Klaren darüber, dass keine von Ihnen einen Vater/Mann verdient hat, der bewußt der Familie Schaden zufügt. Und wenn ich weitermachen würde, dann würde ich es bewußt tun. Unterbewußt kann kein Mensch wetten. Also gibt es nur ja oder nein, ich entscheide mich klar fürs Nein.

Auch wenn es Situationen geben kann und evtl. auch wird, die Gedanken daran werde ich in diesem Moment nicht unterdrücken, das wäre wie mit einem Schnellkochtopf: Denn der Druck wird dann immer nur größer. Ich stelle mir lieber vor wie schön es ohne Druck und Zwang ist und dass ich mit dem Geld, was wir wirklich haben viel besser planen kann als mit Wettausgaben, die ich eigentlich gar nicht zur Verfügung habe (nur in der Hoffnung was dazuzuverdienen).

Ich werde dieses Forum aber nutzen, um immer wieder meine Gefühle und Erfahrungen mitzuteilen und mich auch gerne mit Euch auszutauschen.

VG

Lando123
20.12.2012, 07:33
So,

gestern als Abend Nr. 3.
Der Tag war recht stressig und abends haben die Kinder uns nochmal alles abverlangt, wo ich zwischenzeitlich schon dachte mein Kopf zerspringt gleich. Gleichzeitig zu versuchen immer ruhig und gelassen zu wirken, das zehrt schon an den Nerven. Und vor meinem Entschluss hatte ich dann sofort immer die Gedanken "Du hast ja nachher Deine Ruhe und kannst wetten". Der Gedanke kam gestern auch, das gebe ich gerne zu. Aber so schnell er kam, so schnell ging er auch, weil ich mir sagte "klar kannst du wetten, nur zu. aber dann geht alles von vorne los und Du bist kein Stück weiter gekommen in Deinem Leben. Und Dein Modell will auch fertig werden."
Abends habe ich dann erstmal durchgeatmet, TV aus, einfach mit meiner Frau die Ruhe genießen und ein wenig plaudern. Ich hatte keinen Drang nach meinem iphone oder dem Wetten, ich wusste, wenn ich etwas tun wollte, dann wartet mein Modell zum Weiterbasteln. Aber ich war ehrlich gesagt zu platt. Ich habe auch das stehen lassen und wir haben geredet, ein wenig TV geschaut und so ging der Abend angenehm zu Ende.

Schönes Gefühl!!!!!!

Kate
20.12.2012, 17:57
Ich wünsche Dir auch für den heutigen Abend ganz viel Kraft und Energie!

LG Kate

Bodo47
22.12.2012, 20:12
Hallo Lando

Das zwischen deinen Berichten zwei Jahre lagen ist mir auch erst nicht aufgefallen.Aber schön zu sehen das du dann doch noch zur einsicht gekommen bist das es so nicht weiter gehen kann und etwas dagegen tun musst.Der Gedanke das Spielen kontolieren zu können hat dich Zwei Jahre gekostet,was von anfang an zum scheitern verurteilt war.

Der vergleich von Rauchen und Spielen hat doch sehr viel mit einander zutun,jede Sucht spielt sich im Kopf ab und ist weit enfernt von logischen schlussvolgerungen oder Handeln.Wieviel das Rauchen mir bedeutet hat,habe ich auch erst gemerkt als ich damit aufgehört habe.

Ich wünsche dir noch viele gemütliche Abende mit deiner Frau und deinen Kinder .

Ps: keine eile mit deinem Modell das braucht Zeit und soll ja schließlich auch Spass machen!

Liebe grüße Bodo

Lando123
26.12.2012, 22:19
Hallo Leute,

Am 17.12.12 habe ich beschlossen dem Teufel "Wetten" den Rücken zu kehren.
Heute war Abend Nr 10. und?? Ich bin und bleibe clean!!!
Meine Frau weiß um meinen Entschluss, sie motiviert mich jeden Tag,
Spricht mir Mut zu und findet es toll.
Und ich selbst merke Veränderungen: mein Leben dreht sich um
anderes, um mein Leben, um meine Kinder, um die schönen Dinge.
Nicht um die nächste Wette.
Aber ich weiß auch: nur das Bewusstsein an die Bedrohung hält mich
davon ab, das wissen und der Respekt vor der Gefahr.

Mein Modell wird langsam, aber sehr gut! Ich freu mich drüber.
Ich bin Mega stolz und will noch viele Tage aneinander reihen.

Auch graue Momente lassen sich mit bunten Gedanken aufhellen!!!

VG an Euch alle!

Lando

Lando123
09.01.2013, 13:25
Hallo Leute,

es wird Zeit, dass ich mich mal wieder melde.
Ich bin seit 17.12.12 abstinent. Jeder konnte sehen wie ich diesen Weg gegangen bin. Das Modell mit dem Schiff hat mir dabei sehr geholfen, wenngleich ich zugeben muss....es ist bis heute noch nicht ganz fertig, weil ich an vielen Abenden einfach dachte, es MUSS ja nicht auf gedeih und verderb fertig werden und ich MUSS mich auch nicht von etwas ablenken. Ich habe solche Abende dann in netten Gesprächen mit meiner Frau verbracht, nebenbei Fernsehen geschaut oder gekocht.
Am Anfang, das gebe ich gerne zu, war es schon sehr ungewohnt, nicht mit dem Iphone abends da zu hocken und drauf rumzutippen bzw. in den Wettrausch zu kommen. Aber es war eben "nur" ungewohnt, durch die ENTwöhnung hat es einen immer niedrigeren Stellenwert bekommen bis hin zu unwichtig.
Ich habe und verfolge zwar immer noch das ein oder andere Sportereignis, aber nicht weil ich drauf wetten will, sondern weil ich sportinteressiert bin.

Aber ich bin vor allem eins: dankbar, dass diese Wetterei nicht mehr meinen Alltag bestimmt und mich im Hirn an nichts anderes mehr denken lässt. Ich bin wahnsinnig stolz auf meinen Weg und meine Entscheidung.
Allen anderen ebenfalls viel Kraft!!!

Joa
10.01.2013, 02:04
Hallo Lando,

schön, von Deinen Veränderungen zu lesen !
Bleib wachsam und erhalte Dir, was Du Dir langsam schaffst und erarbeitest.
Da es keine Belohnung für das Aufhören ausser dem puren Leben gibt, richte Dir Dein Leben so ein, das Du auch ohne Kicks Erfüllung findest - aber auch den schnöden Alltag ertragen kannst.

Viele Grüße,
Joachim