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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...



traurigeSeele
26.11.2010, 12:50
Hallo,

ich bin neu hier und dachte ich schreibe hier mal mein Leben der letzten 10 Jahre so auf, vielleicht erkennt sich der eine oder andere ja darin auch wieder.

Angefangen hat alles im September 2001, ich habe gerade meine Lehre begonnen und alles lief soweit ganz gut. Endlich verdiente ich mein eigenes Geld und konnte mir was leisten. Dies hielt auch bis Dezember 2001 ein als ich auf dem Weg zur Arbeit einen schweren Autounfall hatte und von jetzt auf gleich mit ca. 5.000 EUR Schulden dastand. Soweit war das nicht schlimm, verdiente ich ja genug und wohnte noch zuhause so dass die Schulden in locker einem Jahr beglichen gewesen wären. Doch mein Kopf kam mit der Schuldensituation glaub nicht so ganz zurecht. Naja, ich spielte eigentlich schon seit meinem 18 Lebensjahr jeden Samstag Lotto (ein gewissen prozentualen Anteil das man irgendwann mal reich sein kann will ja jeder gerne im Kopf haben).

Und nun gehts richtig los. Meine Lottoannahmestelle bot auch Oddset (Sportwetten) an. Da ich grosser Fussball Fan bin und auch jedes Wochenende jede Liga verfolge, nicht nur Deutschland dachte ich mir das dies genau das richtige für mich ist. Nein ich hab mir sogar schon vorgerechnet wie schnell ich nun meine Schulden los haben werde. Dummerweise musste ich feststellen das ich in nicht einmal einem halben Jahr 1.000 EUR verspielt habe. Meist verlor ich nur ein Spiel weil man bei Odsett ja dumme dreier Kombis machen muss (damals zumindest noch). Nun gut, zu der Zeit erfuhr ich von *********.de (ja so hiessen die damals noch). Und auch da war bis zum Ende der Wm 2002 nochmals ca. 2.000 EUR den Bach hinunter. Dann beschloss ich den scheiss sein zu lassen. Hat auch fast ein Jahr geklappt. Habe nicht einmal mehr daran gedacht an sportwetten, hatte kein reiz mehr für mich. Doch dann kam mein bester Freund und schwärmte mir von *********.de vor und wie er da gewonnen hat. Nun gut, ich fing auch wieder an. Was der kann, wo eh keine Ahnung von Fussball hat kann ich schon lange, dachte ich mir. Er hörte zwei Monate später auf, weil er bis dahin 100 EUR minus hatte, mit dem Kommentar „ich arbeite ja nicht um es *********.de in den Rachen zu schmeissen“. Doch für mich war es da zu spät. Nun hing ich richtig drin.

Das ganze ging dann bis Ende 2007, mit immer mal wieder kleineren Pausen aber dafür viel stärkeren und mit höheren Einsätzen gespielten Comebacks. Anfang 2008 fing ich dann mit Online Poker an, weil es lief und läuft ja auf fast jedem Sender uns ist sooooooooo einfach. Naja, auch da ging viel Geld den Bach runter.

Mitunter hatte ich grandiose Ideen wie man locker gewinnt. Kleine Summen auf grosse Quote, gorsse Summen auf kleine Quote, und und und. Doch es gewinnt nur einer, der Buchmacher.

Bis heute wette und spiele ich, auch wenn ich nur verliere. ICH KOMME DAVON NICHT LOS.

Es gibt auch kein Online Buchmacher oder Online Poker anbieter bei dem ich nicht registriert bin und den Selbstausschluss wahrgenommen habe. Dumm nur das meist schon eine email reicht und eine Minute später ist man wieder entsperrt und kann munter drauf los wetten bzw. pokern.

Meine Verluste kann ich nicht genau beziffern, da ich wirklich bei so vielen Anbietern gespielt habe und irgendwann es auch gar nicht mehr wissen wollte. Schulden durch das spielen habe ich nie gemacht, dazu verdiente ich einfach auch zu gut. Meine Verluste schätze ich bis exakt heute auf ca. 35.000 bis 45.000 EUR. Und da ich meinen Job verloren habe und bis heute nichts mehr bekommen habe und nun von knapp 400 EUR im Monat leben muss schmerzt diese Summe umso mehr. Was man mit dem Geld alles hätte machen können :(

Wie ich das auch so lange vor meinen Eltern und Verwandten und Bekannten verheimlichen konnte und immer noch kann ist mir ein Rätsel. Weiss gar nicht was die denken was ich mit dem Geld gemacht habe. War nie im Urlaub oder sonstiger Luxus. Vielleicht wissen sie es auch oder können sich es denken und sprechen mich nur nicht darauf an. Ist auch besser so, weiss nicht was ich sagen sollte. Wie ich reagieren sollte. Meine Eltern leben selbst von so wenig Rente das es am Ende des Monats kaum reicht. Wie könnt ich da hin gehen und sagen „Mama, Papa, ich habe ca. 40.000 EUR verspielt“. Das würden sie nicht verstehen. Nicht einmal ich verstehe es. Ich weiss nur das ich es tue.

Naja, gerade ist mir klar was für scheisse ich gebaut habe und baue, aber schon morgen kanns sein stehe ich auf und muss schnell wetten, weil ich ein todsicheres Spiel gesehen habe mit Traumquote oder weil ich ein geiles System habe mit dem man nicht verlieren kann. Was ich aber tun werde.

Ob ich jemals damit aufhören kann weiss ich nicht. Ich hoffe, nein ich bete und flehe das ich es ab heute schaffe. Aber irgendetwas ist in meinem Hirn nicht normal und von daher weiss ich es nicht.

Wurde nun doch ein sehr langer Text, aber vielleicht liest ihn ja jemand und vielleicht hat jemand das selbe Problem oder so. Kein Plan warum ich es geschrieben haben, vielleicht weil ich endlich mal mit jemand drüber reden will? Es mir von der Seele reden bzw. schreiben.

Hopse
26.11.2010, 19:40
Hi,

ich denke der erste kleine Anfang ist gemacht.
Als ich mich das erste Mal im forum angemeldet hatte habe ich eigentlich ausschliesslich den Text für mich geschrieben.
So konnte ich mir selber vor Augen führen was man eigentlich für Mist baut.

Mit anderen "live" darüber zu reden ist auch mir sehr schwer gefallen (habe es aber dann doch gewagt und nicht bereut)
Aber für den Anfang ist es ( meiner Meinung ) nach erst mal sehr wichtig sich selber seinen fehler einzugestehen ( was viele nicht können).
Denn wenn man erstmal weiss das da etwas im Argen ist, nur dann kann man auch anfangen die Symptome zu bearbeiten.

Ich werde und möchte keine tiefgründigen Ratschläge erteilen, da man sich nicht kennt und eine Pauschalisierung bei diesem Thema nicht möglich ist..aber : mir hat es geholfen die von mir geschriebenen Texte täglich mal aufzurufen und zu lesen. ..und so kam für mich immer mehr die Einsicht dass ich mit meiner geldgier nur noch tiefer falle.
Falls Du keine Schulden gemacht hast dann hake den Verlust ab ( auch wenn es schwer fällt )und denke einfach nicht mehr dran.
Denn das ist die Vergangenheit und daran kannst du nichts mehr ändern.
Du schadest nämlich ausschliesslich Dir wenn du an den Verlust denkst.
Setze dir Ziele und Proritäten( zB wie bei dir..wo gibt es einen Job)

..und denk dran ( dein Hirn ist normal)
DU ist nicht alleine, es gibt sehr viele andere die genauso ticken und das gleiche durchmachen, nur der Unterschied ist: DU möchtest daran was ändern.

Hopse

traurigeSeele
26.11.2010, 20:04
Hallo,

danke für deine Worte.

Das mit dem Beitrag einmal täglich lesen ist eine gute Idee, werde ich auch tun. Das Geld einfach so abschreiben fällt mir schwer, da es wirklich viel ist. Aber was hilft es :/

Habe heute einen weitern Schritt unternommen und meine TAN Liste für das ONline banking verbrannt. Somit komme ich nun nicht mehr in den Geschmack sofort per Giropay oder paysafecard einzubezahlen. Denke das hilft schon deutlich.

Joa
27.11.2010, 06:18
Hallo "traurigeSeele",

was für einen Namen gibst Du Dir hier, was für eine Überschrift. Glaube mir, von Deinem Leben ist noch sehr viel geblieben - der Fall kann viel viel tiefer gehen. Selbstmitleid ausschalten und nach vorne schauen ! Bislang hast Du "nur" Geld verspielt, was Du selber verdient hast. Abharken, nach vorne schauen.

Mein Name ist Joachim und ich bin süchtiger Spieler.

Wovon Du berichtest, das nennt sich Spielsucht. Du willst nicht spielen, weisst, welche Verluste es bringt, tust es aber trozdem, einhergehend mit Kontrollverlusten, Reuegefühlen, Aufhörschwüren und dann alles wieder von vorne. Sperren, Sperren aufheben.

Spielsucht ist eine Krankheit und was Du von Dir beschreibst, sind die typischen Mechanismen dieser Krankheit. Du kannst diese Krankheit zum Stillstand bringen, indem Du den unbedingten Willen hast, aufzuhören und etwas für Deine Gesundung zu tun.

Ich selber habe von meinem 18. bis zu meinem 29. Geburtstag gespielt, an Automaten. In der Phase, in der Du steckst, war ich auch einmal. "Nur" das Guthaben vespielt. Danach habe ich den Dispo überzogen, Kredite aufgenommen, Rechnungen nicht mehr bezahlt - mit 29 finanzieller und psychischer Totalschaden, mein Tiefpunkt. Ich habe meine Freunde vernachlässigt und beschissen, meine Familie belogen und mein Selbswert war auf Null.

Heute bin ich spielfrei und trockener Spieler, ich führe ein lebenswertes
Leben. Das habe ich geschafft, weil ich Hilfe in Anspruch genommen habe. Ich habe begriffen, das ich krank bin und gegen diese Krankheit machtlos bin, aber etwas für meine Gesundung tun kann. Ich selber habe zwei Gruppen besucht, eine therapeutisch begleitete Spielergruppe und eine Selbsthilfegruppe (bei der ich auch heute noch bin). Es gibt ausserdem ambulante und stationäre Hilfe. Hier im Forum findest Du solche Anlaufstellen in Deiner Nähe.

Die wenigsten Spieler schaffen es dauerhaft spielfrei zu bleiben, ohne Hilfe in Anspruch zu nehmen. Leider ist unser Suchtgedächnis enorm und meist viel stärker, als unser Wille. Wenn das Kopfkino losgeht, dann sind alle Schwüre von gestern vergessen.

Du solltest, wenn Du Deine Spielfreiheit anpacken möchtest, eine dieser Anlaufstellen wahrnehmen. Hier hast Du die Möglichkeit, Werkzeuge zu bekommen, um spielfrei zu leben. Es gibt keine Wunderpille, der Weg zur Spielfreiheit ist ein hartes Stück Arbeit. Aber der Weg lohnt sich, zu einem ehrlichen, spielfreien Leben.

Wenn Du Probleme hast, eine geeignete Anlaufstation zu finden, dann schreibe hier, in welchem Raum Du wohnst und Du wirst hier viele Anlaufstellen in Deiner Nähe genannt bekommen.
Hingehen musst Du dann selber !

Es ist klasse, das Du hier schreibst, ein erster richtiger Schritt - nun mache den nächsten Schritt hin zu einem Leben ohne diesen Spielwahnsinn und nimm Hilfe in Anspruch.
Du wirst dann zu einem Punkt kommen, an dem Du auch mit Deinen Eltern darüber sprechen kannst - und diese Befreiung ist enorm. Eltern sind nicht dumm - die fragen sich genau das, was Du vermutest: Was macht der Junge nur mit seinem Geld.

Wenn Du heute meinst, das ist gar nicht so schlimm bei mir, ich schaffe das schon alleine - dann probiere es. Wenn Du mehrfach erlebst, das Du doch wieder spielst - dann begreife, das Du Spieler bist und Dir Hilfe holen musst.

Alles Gute auf den Weg,
Joachim

Boomer
09.12.2010, 20:53
TRAURIGE SEELE- wenn du dich eben so fühlst, kann ich das gut verstehen- und deinen Namen auch gut verstehen. Man soll schreiben können oder den Namen nehmen wie man sich gerade fühlt. Das finde ich gar gut! Ich wünsche dir von Herzen du kannst darüber eines Tages lächeln- über deinen Namen jetzt, der, meine ich sehr ernst zu nehmen ist. Ja- das Leben steht vor Dir, das kannst du wohl in Deinem jetzigen Zustand nicht sehen- begreife ich so gut! Es geht aber weiter.. die Zeit wird Deine Wunden langsam.. wenn auch sehr langsam heilen. Lass Deinen Wunden Zeit.. dann wirst du hoffe ich neue perspektiven finden dein Leben NEU orientieren können. Das wünsche ich Dir und jedem der verzweifelt ist. Das umsetzen wird schwer sein- ich kenne es aus eigener Erfahrung- wenn nicht NUR was Spielsucht betrifft. Jedoch glaube mir- es geht weiter... es wird leichter.. wenn auch nicht gerade jetzt.. Ich wünsche Dir viel Kraft- halte durch, es lohnt sich.

Boomer
09.12.2010, 21:09
JOA- Dir herzlich gratulation, dass du es geschafft hast. Du konntest die Notbremse ziehen- das kann nicht jeder, versteht nicht jeder- d.h. braucht seine Zeit. Ich denke -so mein eigener Werdegang eben- der Spielsucht geht einiges voran- im Sinne, warum geht man überhaupt dahin, was treibt einem dahin- wäre man zufrieden, würde man nicht einen ausgleich suchen denke ich, würde man es unterlassen. Was denkst du dazu? Hat dich nicht irgendetwas dazu getrieben? Warum bist du dahin gegangen? würde mich interessieren. Fachliche Hilfe finde ich immer gut- jedoch ist nicht jeder Mensch "leider" dazu empfänglich oder bereit eben. Ich selber war es auch nicht- habe es aber trotzdem geschafft. Trotzdem muss ich sagen- ich denke heute, man sollte jegliche Fachliche Hilfe annehmen, so schnell wie möglich. Sicherlich trifft dann die eine oder andere Stelle nicht so zu, dann sollte man ein Haus weiter gehen- bis man gefunden hat, was einem hilft. Naja.. ich denke die meisten wüssten wie es geht.. nur eben sind wir Menschen so different- und nicht für jeden gilt das gleiche- ich sage an dieser Stelle auch- Ratschläge sind oft Schläge.. ich bin sicher, das mir hier mindestens 50 prozent zustimmen. Wünsche Euch allen hier viel Kraft.. und verbleibe bis auf weiteres wieder...

Joa
11.12.2010, 09:40
Hallo Boomer,

ich möchte Dir gerne auf Deine Zeilen antworten.
Zuerst einmal fühle ich mich nicht geheilt oder sowas, von daher würde ich von mir selber nicht sagen, das ich es geschafft habe, denn das hört sich endgültig an. Ich bin spielfrei und habe seitdem einige Baustellen in meinem Leben fertiggestellt, die ich während des Spielens entweder gar nicht sah oder brach liegen lassen hatte.
Dennoch werde ich mein Leben lang ein Spieler sein, der nie wieder kontrolliert spielen kann.
Ansonsten stimme ich mit Dir überein, das es viele Wege gibt, wobei ich heute sagen würde, das die Wege nur dann ernsthaft beschritten werden, wenn die Aussichtslosigkeit direkt vor der Tür steht. Dann gibt es zwei Wege, Aufgabe oder etwas tun. Und Aufgabe ist ja kein Weg.
Ich war nicht bereit etwas zu tun, bevor nichts mehr ging. Da ich nach über 13 Jahren Spielfreiheit rückfällig wurde (beim ersten mal bin ich den Weg auch ganz alleine gegangen), habe ich es beim zweiten Mal anders gemacht. Ja, das ist Erfahrung und die kann und will ich keinem einprügeln sondern nur vermitteln.
Mit der Suche nach Ursachen bin ich sehr vorsichtig, da m.E. die Spielfreiheit an erster Stelle steht. Erst wenn diese gefestigt ist, macht es in meinen Augen Sinn, sich mit den Ursachen zu beschäftigen. Ich wusste immer ganz gut, warum ich die Ablenkung in der Halle gesucht habe. Ich bin ab dem 7. Lebensjahr ohne Vater aufgewachen, der Selbsmord begangen hat. Meine Mutter war mit der Erziehung von drei Kindern hoffnungslos überfordert. Als ich dann während des Abis nichts mehr auf die Reihe bekam, bin ich in die Halle geflüchtet - 11 Jahre lang. Und jedes Jahr gab es dann immer mehr Gründe, zu flüchten, denn das Spiel erhöht diese zwangsläufig.

Aber dieses Wissen hat mir nichts geholfen, ausser mich vielleicht selbst zu bedauern. Heute gehe ich recht friedvoll damit um, denn es war eben so und ich habe was getan um meine Situation heute zu verändern.

Du hast sicherlich recht, das es mir (so lese ich es zwischen den Zeilen) nicht zusteht, anderen Ratschläge zu erteilen. Gestehe mir aber zu, das ich hier auf Selbstmitleid reagiere, da dieses immer kontraproduktiv ist.

Oft wenn ich von Spielern hier lese, die so mittendrin sind (will sagen - noch heiß auf das Spiel aber auch schon bekannt mit der Verzweiflung) würde ich am liebsten schreiben: Mache schnell, bringe alles verfügbare Geld in die Halle/Casino/zu den Buchmachern: dann bist Du frei für den festen Willen, mit dem Spielen aufzuhören. Aber der Tip ist wohl erst recht schlecht, wenn auch im Grunde wahr. Grenzen sind sowieso bei allen völlig verschieden.

Ratschläge sind oft Schläge. Ja, das stimmt. Und meine Erfahrung ist, ohne diese Schläge wache ich nicht auf. Und wenn ich sie nicht hören will, tun sie auch nicht weh, sondern gehen links rein und rechts raus.

Gruss, Joachim

Boomer
12.12.2010, 16:49
Hallo Joa- Nein du hast falsch zwischen den Zeilen gelesen. Ich wollte dir nicht sagen, dass du keine Ratschläge geben sollst. Das Sprichwort- Ratschläge sind schläge- trifft möglicherweise für mich selber zu. Wenn auch nicht unbedingt jetzt, was Spielsucht betrifft. Ich selber habe während meiner Spielsucht meines gleichen- sprich Spielsüchtigen auf jegliche Weise versucht raus zu helfen, das ist mir erfreulicherweise auch gelungen beim einen oder anderen- gab mir selber gleichzeitig auch Kraft nicht zocken zu gehen- denn ich hatte irgendwie ein verantwortungssgefühl gegenüber den Menschen, denen ich versuchte aus der Spielsucht zu helfen.

Deine Zeilen habe ich mehrmals gelesen- möchte jedoch nicht unbedingt jetzt darauf eingehen. Es ist Deine Geschichte- Du hast an Dir gearbeitet und es schliesslich geschafft. Du kannst stolz auf dich sein! Vor allem muss ich Dir vollkommen recht geben- indem du sagst, zuerst sollte man an der Spielsucht arbeiten- erst dann die anderen Baustellen beseitigen.

Wünsche Dir eine schöne Adventszeit und alles Gute für Deine weitere Zukunft.

Gruss Boomer

Joa
14.12.2010, 05:32
Danke Boomer,

Dir und allen Anderen hier im Forum auch eine gute und glückliche Adventszeit.

Ich empfinde die verschneite Landschaft als wunderschön und auch wenn das heutige Empfinden im Alltagsstress ein anderes als in der Kindheit ist, bin ich froh und dankbar, wieder die Landschaft zu sehen und dabei Freude empfinden zu können und optimistisch nach vorne blicken zu können.

Viele Grüße,
Joachim

traurigeSeele
20.12.2010, 22:44
Hallo,

dieser Beitrag ist von mir und ich wollte mal so Schreibe wie es mir seit dem erging. Aber erstmal wollte ich mich bei allen bedanken die mir nette Worte, Tipps und einfach auch Mut gegeben haben. Leute die es geschafft haben wie JOA.

Also am Tag an dem ich diesen Beitrag schrieb war ich wirklich am Boden, glaube tiefer wäre es gar nicht mehr gegangen. Mir wurde erstmals so richtig bewusst wieviel Geld ich verspielt habe, nein nicht verspielt, verbrannt habe. Regelrecht verbrannt, vernichtet.

Nachdem ich den Text geschrieben habe und auch einige andere Beitrage hier gelesen habe, bin ich her gegangen und habe meine TAN Liste verbrannt. Somit konnte ich nicht mehr per giropay, sofortüberweisung und das ganze gedöns einbezahlen. So dumm das klingt, dieses DIN A4 Blatt brennen zu sehen war sehr befreiend. Danach habe ich jeden Buchmacher angeschrieben und eine Löschung meines Kontos verlang. Viele wollten mir nur einen Time out geben, aber ich bestand auf eine Löschung und Bestand darauf das sie mich auch kein neues Konto mehr eröffnen lassen. Ob das wirklich so ist, weiss ich nicht. Habe nicht versucht eins zu eröffnen.

Kreditkarte besitze ich schon seit fast einen halben Jahr nicht mehr. Und somit bleibt nur noch die Paysafecard zum einbezahlen. Zum Glück wohne ich auf dem Dorf und hier gibt es keine zu kaufen, auch keinen dieser neumodischen Automaten bei denen man Handyguthaben und auch paysafecards rauslassen kann. Zur nächsten Stadt sind es gute 4 km. Ich war schon zweimal auf dem Weg dort hin mit dem Ziel mir eine psc zu kaufen. Doch jedes mal habe ich auf ca. halbem Weg umgekehrt, weil dann doch wieder die "Vernunft" kam.

Ich habe seit ich das Thema eröffnet habe KEINE EINZIGE WETTE abgeschlossen und darüber bin ich sehr froh. Aber das beste ist, das ich so gut wie nie ein verlangen danach habe. Ich habe wirklich die hoffnung das ich es aus eigener Kraft schaffen kann und werde. Es ist zwar erst knapp ein Monat aber ich bin guter Dinge :)

Joa
21.12.2010, 07:00
Hallo "schon etwas fröhlichere Seele",

es freut mich, Deine Zeilen zu lesen und darin zu erkennen, das Du den Schritt zum spielfreien Leben gemacht hast.

Dieser Schritt ist relativ einfach, verglichen mit dem Weg, den Du nun vor Dir hast, nämlich spielfrei zu bleiben.

Auf der einen Seite wird es jeden Tag einfacher, weil der Abstand größer wird und damit der Drang zum Spielen abnimmt. Auf der anderen Seite aber bleibt das Suchtgedächtnis stark, deshalb brauchst Du eine wirkliche Kompensation fürs Spielen, mit der Du auch Zufriedenheit erlangst.
Vielleicht überlegst Du auch mal, warum Du gespielt hast und findest Antworten, die Dir ein Gegensteuern zu diesen Verhaltensweisen ermöglichen.

Und die Spielfreiheit erlaubt Dir mit der Zeit, Ehrlichkeit Dir und allen anderen, auch Deinen Eltern gegenüber, aufzubringen.

Also, wirklich super, das Du nun schon viele Tage spielfrei bist, ich hoffe, dadurch hast Du schon viel Befreiung erfahren und wünsche Dir, das Du auch heute und morgen ohne Spiel bleibst und so entspannte Weihnachten erleben wirst.

Aber eines, was ich schon Boomer schrieb, auch noch einmal an Dich: Ich habe es nicht geschafft - ich erlaube mir jeden Tag, nicht spielen zu müssen. Und das jeden Tag neu. Was morgen ist, weiss ich nicht.
Einige Spieler, die ich persönlich kennenlernen durfte, haben mit dieser Lebenseinstellung schon Ihr 25 jähriges Trockenjubiläum feiern können.

Dir alles gute auf den Weg,
viele Grüsse, Joachim

charlotte
22.12.2010, 00:09
Hallo traurige seele

es ist schon wahr, dass Jeder erst dann die Motivation bekommt etwas zu ändern, wenn es nicht mehr anders geht...fals die eigene Entscheidung da nicht klar und hin und her schwankt.Dieser persönliche Tiefpunkt muss kommen, damit sich etwas in eine andere Richtung bewegt.

Ob du es auf Dauer allein schaffen wirst, wirst du ja merken und kannst dir ja zu jeder Zeit Hilfe suchen. Es steht dir ja frei und es gibt Hoffnung. Es ist keine Schande oder Schwäche wenn man es allein nicht schafft hab ich bemerkt :-) Das Umstezen bleibt dann eh an jeden selber wieder hängen, da kann nämlich niemand bei helfen.

Allerdings fühle ich mich heute in meiner Gruppe so wohl und aufgehoben, dass ich das nicht mehr missen möchte. Hab ich mir nie so vorstellen können aber ist nun eine neue Erfahrung für mich.

Du hast nun erste Schritte in eine andere Richtung gemacht. Als ich das tat, dachte ich wenn ich nicht mehr spiele ist alles ok...doch da habe ich mich getäuscht. Es wartet noch mehr arbeit auf mich. Das fällt machnmal schwer und macht angst oder schmerzt. Es wurde mir gesagt, das ist normal und gehört zur Veränderung, wurde gefragt,ob ich bereit dazu wäre. Ich sagte damals leichfertig ja klar ...ich hatte aber keine Ahnung was da jetzt noch alles so passiert. Deshalb bin ich froh, mich nicht allein mit meinen Problemen zu fühlen.


Ich wünsche dir weitere spiel-freie 24 Std
und immer viel Mut dich deinen Ängsten zu stellen

und schöne Weihnachtstage :-)

lg Charlotte