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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Pearl stellt sich kurz vor...



Pearl
04.12.2012, 13:17
Hallo,

ich bin Pearl, 33 Jahre alt und Glücksspielsüchtig (Automatencasinos). Seit meiner "Kapitulation" am 21. Mai 2012 bin ich spielfrei und gehe meinen Weg in ein zufriedeneres Leben.

Manchmal ist es schon komisch und unerwartet, welche Wege sich auftun. Und dennoch gehe ich, verändere mich, darf mich um mich kümmern...

Die wichtigste Erkenntnis war, dass ich nicht allein damit sein muss. Habe es lange versucht, allein handeln war gleichbedeutend mit Stark sein, keine Schwäche haben wollen. Aber die vielen Rückfälle/ mangelndes Feedback und das mit sich selbst ausmachen haben mir gezeigt, das es einen anderen Weg geben kann/ muss. Und weil ich nun nicht mehr allein bin, mich mitteile, aus den Erfahrungen anderer für mich mitnehmen kann, bin ich in der Lage meinen Weg zu gehen und meine (Weg-)Begleiter als Stärke für mich zu empfinden...

Danke für's Lesen!

LG Pearl

Bodo47
04.12.2012, 21:14
Hallo Pearl

Freue mich dich auf diesem weg kennen zu lernen,verstehe das aber mit der kapitulation nicht so ganz, ich sehe das eher als einen Sieg und schritt in die richtige Richtung.

Man meint immer, man ist in solchen situationen allein aber das ist nicht der Fall wir sind ganz viele mit diesem Problem und wir sollten uns dabei gegenseitig Helfen und Stärken.

Mfg Bodo

Pearl
05.12.2012, 04:16
Guten Morgen Bodo,

Meine Kapitulation bezog sich auf die Sucht! Ich habe aufgegeben, gegen sie anzukämpfen, habe für mich erkannt, dass das Kämpfen zu viel Kraft kostete
und ich die andauernden Misserfolge mich nicht weiter brachten. Ich kapitulierte vor der Krankheit Sucht. Nahm sie als einen Teil von mir an. Das war der Moment, indem ich mir Hilfe suchte und begann, meinen Weg zu gehen... Und ja, jetzt mag es ein Sieg sein, aber ich fühle nicht, dass ich was besiegt habe. Ich hab die Sucht in mir angenommen und sie darf in mir mahnend ihren Platz belegen. Aber sie wird (hoffentlich) nicht mehr den Anteil einnehmen, den dir vor meiner Kapitulation hatte. Ich bin sogar soweit gegangen, dass ich um meine Spielerin getrauert habe, während ich ihr eine Kerze angezündet habe. Das war mein Weg, um Abschied von ihr zu nehmen.

Kate
05.12.2012, 07:36
Pearl, herzlich willkommen im Forum!
Ich hoffe, dass Du mittlerweile nicht mehr nur um die Spielerin trauerst, sondern auch gute Gefühle mit diesem Abschied verbinden kannst.
Alles Gute für Dich.

Liebe GRüße,
Kate

charlotte
05.12.2012, 14:04
Hallo Pearl

ich freu mich, dass du auch hier bist und deine Erfahrungen teilen willst.


lg charlotte

Bodo47
05.12.2012, 20:41
Hallo Pearl

Bist ja schon früh unterwegs!!! Ich glaube das wichtigste ist eine Positive einstellung zu bekommen.Die Spielerin in dir wird wohl für immer in dir sein und ein teil von dir sein.Aber ich glaube das hier viele sind die dich verstehen und genau so fühlen wie du.Noch mal herzlich Wilkommen in diesem Forum.

Ps.Mich würde vielleich noch interessieren in welche form du dir hilfe gesucht hast(reine Neugier)?

Mfg Bodo

Pearl
06.12.2012, 04:15
Guten Morgen...

Danke für die nette Begrüßung!
Kate - ja, ich habe mittlerweile meinen Frieden mit meiner Spielerin geschlossen und habe keine schlechten Gefühle ihr gegenüber.

Hallo Charly - danke fürs zeigen dieses Forums! ;)

Bodo - meine ersten Schritte im Februar 2012 waren mein Outing in Familie und auf Arbeit. Dann versuchte ich eine Weile erfolglos eine SHG in meiner Nähe zu finden, sowie einen Therapieplatz zur Suchtbewältigung. Im Juni hab ich mich in einem Forum angemeldet und dann wurde ich ermutigt, doch nicht aufzugeben und weiterzusuchen. Dann fand ich meine SHG für mich und lange Zeit dachte ich, dass es mir reicht, schließlich bin ich ja seit dem spielfrei. Aber so einfach mache ich es mir wohl nicht. Wie wir ja alle wissen, ist unsere Sucht nur Mittel zum Zweck um etwas anderes zu überspielen. Ich hab in den letzten Monaten so einige Baustellen (wieder-)entdeckt und benötige professionelle Hilfe zu Be- und Verarbeitung. Da ich mit einem Platz bei einer Therapeutin keinen Erfolg hatte, immer wieder in depressionsähnliche Zustände gerutscht bin, hab ich mich in der Glücksspielsuchtberatung im Café Beispiellos gemeldet. Letzten Mittwoch hatte ich mein Erstgespräch und werde ab nächsten Montag dort noch die Gruppe besuchen. In der Zwischenzeit überlege ich mir, ob ich eine ambulante oder stationäre Reha mache. Tendenz im Augenblick mehr zu stationär! So mein Werdegang bis jetzt...

Danke fürs Lesen!
LG Pearl

spielsuchtadmin
07.12.2012, 15:41
Hallo Pearl (schöner Nickname),

auch von mir und dem gesammten Fachstellenteam ein herzliches Willkommen im Forum und Glückwunsch zu über einem halben Jahr Spielfreiheit!!!

Ich freue mich, neben Charlotte und den anderen alten Häsinnen (mehrzahl von weiblichen Hasen? :-)) eine weitere weibliche Spielerin bei uns begrüßen zu können. Dies hat den Hintergrund, dass leider immer mehr Frauen Glücksspiele nutzen (weil die Glücksspielindustrie sie als neue Zielgruppe entdeckt hat und ihre Angebote auch auf Frauen ausrichtet). In den Beratungs- und Therapieeinrichtungen landet aber nur ein sehr geringer Teil der betroffenen Frauen. Deshalb haben wir in Neuss dieses Jahr eine spezielle Gruppe für weibliche Spieleinnen gegründet, die zwar zahlenmäßig noch klein ist, aber inhaltlich gut läuft. Unsere bestehenden Therapiegruppen sind ausschließlich für männliche Betroffene und werden teilweise auch von einem männlichen Therapeuten geleitet. Ich finde diesen geschlechtsspezifischen Ansatz sehr interessant und werde der Frage nach den Unterschieden und den Gemeinsamkeiten zwischen männlichen und weiblichen Betroffenen vielleicht auch mal ein Thema des Monats widmen.

Nun wieder zu Dir Pearl:

Durch das Lesen Deiner Beiträge habe ich den Eindruck, dass Du Deinen Weg in die Spielfreiheit sehr hartnäckig und konsequent gehst. Zunächst mit Hilfe der SHG, die Dir die Erkenntnis ermöglichte, dass Du den Weg nicht alleine gehen musst und, dass Weggefährten kein Zeichen von Schwäche, sondern, im Gegenteil eine Stärke darstellen.
Ich erlebe in der Zusammenarbeit mit Betroffenen immer wieder, dass der Weg aus der Isolation ein ganz zentraler Schritt auf dem Weg in die Spielfreiheit ist.

Dein nächster Schritt war der Kontakt zum professionellen Hilfesystem, um auch hinter die Spielsucht und auf die dort liegenden Baustellen gucken und diese bearbeiten zu können.
Hattest Du einen guten Start im Café Beispiellos? Habe bisher viel Positives über die Einrichtung gehört und hoffe, dass Dir auch die Gruppe am nächsten Montag gut tut.

Für den Fall, dass Du Dich für eine stationäre Therapie entscheidest, könntest Du Dich im Internet über die AHG Klinik Münchwies informieren.
Die haben dort Behandlungsschwerpunkte für Frauen mit pathologischem Glücksspiel und auch für den Bereich Depressionen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Klinik gut für Dich passt und habe selber auch schon eine Fortbildung bei einer Therapeutin von dort gemacht, die ich sehr gut fand. Aktuell macht eine Klientin von mir dort Therapie und hat mir einen positiven Eindruck zurück gemeldet. Sie fühlt sich dort wohl und unterstützt.

Ich wünsche Dir viel Spaß beim Austausch im Forum und hoffe, dass Du es gut für Dich nutzen kannst. Wenn Du magst, schreib doch mal, wie der Gruppentermin für Dich am Montag gelaufen ist.

Viele Grüße aus dem verschneiten Neuss

Katharina Weege

Pearl
08.12.2012, 05:39
Guten Morgen Katharina.

Danke für das Willkommen und die Glückwünsche!

Mein Weg mag hartnäckig und konsequent aussehen,
fühlt sich aber noch oft inkonsequent an. Das liegt
wahrscheinlich auch an meiner immer wieder aufkommenden
Lethargie/ Antriebslosigkeit. Ich verfalle noch häufig
in alte Stigma und tu mich dann mit Motivation schwer.
Aber dafür habe ich ja auch meine Freunde. Foren und die Gruppe.
Dort bekomme ich das Feedback, das ich für den weiteren
Weg brauche. Ich bin ein ungeduldiger Mensch, möchte gern
alles schnell und unkompliziert erledigen, steh mir aber auch
selbst im Weg... Seit meiner Spielfreiheit und der Anmeldung
in themenbezogenen Foren habe ich für mich das Schreiben entdeckt.
Während des Schreibens erkenne ich manchmal Fortschritte und
Umleitungen meines Weges und das tut mir gut!

Mein Erstgespräch im Café lief so völlig anders, als ich es erwartet
habe. Ich bin mit einer klaren Vorstellung hin und mit Alternativen
zum Überlegen wieder raus. Jetzt, mit Abstand betrachtet, ist das auch
nicht mehr so schlimm, wie es sich im ersten Augenblick angefühlt hat.
Ich freue mich mittlerweile auf die Montagsgruppe und meine Erfahrungen
dort. Was kann ich mitnehmen, was ist anders, als in meiner SHG, werde
ich meine Klarheit zurückfinden? Mal schauen... Ich kann gerne davon
berichten...

Danke für den Hinweis der AHG Münchwies. Ich habe letztens mit dem
ehemaligen Verwaltungsleiter von Wigbertshöhe gesprochen, auch diese
Klinik hätte eine passende Gruppe für mich. Letztendlich werd ich sehen,
wohin es mich verschlägt! Bei so vielen Kliniken ist bestimmt was
passendes dabei... ;o)

Gestern hab ich endlich herausgefunden, bei welcher Rentenversicherung
ich gemeldet bin, lasse mir mal nen Antrag für Reha zuschicken. Immer
alles auf den letzten Pfiff zu machen, bringt ja auch nur Druck und Stress!

So, jetzt erstmal fleißig arbeiten!
Liebe Grüße aus dem weißen Berlin!

LG Pearl

Pearl
08.12.2012, 09:34
Nachtrag: weibliche Häsinnen nennt man Zippen! :D

charlotte
08.12.2012, 19:06
Hauptsache nicht Zicken :-))

Prearl, ich war ja Anfang des Jahres in Münchwies. Kann dort nicht klagen, doch mein Heimweh und mein mich *nicht aufgehoben fühlen* hat mich kurzerhand und impulsiv abbrechen lassen. Heute bereue ich das schon sehr. Mir ging dort auch alles zu langsam :-(...bin wohl auch zu ungeduldig gewesen.

Ich überlege, ob es für mich nochmals ne Chance geben könnte, dass ich dort noch mal weiter machen kann.

Die Spielsucht habe ich zwar momentan im *Griff*...doch es hackt noch an vielen anderen Ecken, um dass ich sagen könnte..ich führe ein rundum zufriedenes, gesundes Leben. Ich vernachlässige mich noch zu oft, weil ich mich oft noch nicht wirklich spüre...nicht weiß was ich will, was ich kann...

wichtige Massnahmen für die Gesunfdheit, vor mir herschiebe usw

ich freue mich , dass wir uns gegenseitig ermutigen und stärken können.

lg charlotte

Pearl
08.12.2012, 20:35
Hey charly...

nee nicht Zicken - aber das machen viele Zippen aufeinander auch mal gern :D

Zitat: Die Spielsucht habe ich zwar momentan im *Griff*...doch es hackt noch an vielen anderen Ecken, um dass ich sagen könnte..ich führe ein rundum zufriedenes, gesundes Leben. Ich vernachlässige mich noch zu oft, weil ich mich oft noch nicht wirklich spüre...nicht weiß was ich will, was ich kann...

Hätte jetzt auch von mir sein können!

Zitat: ich freue mich , dass wir uns gegenseitig ermutigen und stärken können.

Dito ;o)

Pearl
09.12.2012, 07:54
Zitat: Ich überlege, ob es für mich nochmals ne Chance geben könnte, dass ich dort noch mal weiter machen kann.

Kannst du nicht bei der Rentenkasse/ Krankenkasse nachfragen? Was spricht dagegen? Sind es nur behördlichen Wege oder auch die innere Einstellung?

Kate
10.12.2012, 14:25
Hallo Pearl,

mich würde interessieren, was an Deinem Erstgespräch anders gelaufen ist, als Du es Dir vorgestellt hast?

Und vielleicht magst Du auch von dem heutigen Gruppentermin erzählen? Ich hoffe, Du fühlst Dich gut aufgehoben.

Liebe Grüße,
Kate

Pearl
10.12.2012, 21:14
Hallo Kate,

mein Erstgespräch kam eigentlich nur deshalb zustande, weil ich in meiner SHG darüber sprach evtl in eine Klinik zu gehen. Daraufhin meinte jemand zu mir, dass das Café dafür eine gute Anlaufstelle wäre. Das Cafe vermittelt zu ambulanter und stationärer Reha. Also hab ich mir nen Termin verschafft und bin mit dem Gedanken hin, dass ich von mir und meiner Problematik erzähle, nen Antrag ausfülle und alles seinen Gang gehen wird. Ach, was war ich wieder ungeduldig und naiv! Der Sozialarbeiter erzählte vom Cafe, den Gruppen und den beiden Alternativen. Ließ mich kurz zu Wort kommen und meinte aus 3 Sätzen herauszuhörem, dass er mich eher in der ambulanten, als in der stationären sieht, da ich nicht so aus dem Leben herausgerissen würde (Arbeit, privat...). Das nahm mir allen Wind aus den Segeln, machte mich total unsicher, meine Klarheit verflog... Zumindest war das das vorrangige Gefühl im Anschluss. Vllt stimmte auch einfach die Chemie nicht, oder meine Erwartungen waren zu hoch angesetzt. Nun bin ich dort nach 1,5 Stunden raus, hatte 2 Alternativen (stat. + ambul. Reha) und nen Termin für eine Gruppe meiner Wahl - fiel auf Montag, wegen Dienstplan auf Arbeit. Ich war anfangs ziemlich angefressen... Jetzt aber, mit Abstand denke ich, dass es gut ist, nicht voreilig zu sein, mir nochmal Gedanken machen zu können. Dennoch bin ich sehr mit dem Gedanken an eine Klinik verbunden, wünsche mir gerade genau diese Auszeit vom Alltag (Arbeit/ Privat) und Zeit für mich und meine Belange (Vergangenheitsbewältigung/ entwickeln von Problemlösungsstrategien/ Annahme meiner Selbst...). Meine Auf und Abs (Stimmungsschwankungen und depressive Zustände) gehen mir tierisch auf den Nerv, ich kann mich dann so wenig selbst leiden. Also müsste die Klinik mit Mehrfachsymptomen arbeiten (mit mir), Spielsucht, Vergangenheitsbewältigung, vllt auch Rauchentwöhnung (ich war 3 Monate rauchfrei, während ich aufgehört hatte zu spielen).

Die Gruppe heute war erstunlich gut, wenn ich bedenke, dass da 20 Personen anwesend waren (nur 2 Frauen mit mir). Das Thema war sehr interessant und ließ mich sehr über meine Motivation zum Gruppenbesuch reflektieren. Ich hab mich sogar 2x zu Wort gemeldet und konnte mich als Neuling einbringen. Ja, ich fühlte mich sogar wohl dabei/ gut aufgehoben.

Danke für's Lesen!
LG Pearl

Bodo47
11.12.2012, 15:28
Hallo Pearl

Wenn dich meine meinung zu dem Thema interessiert würde ich dir gerne schildern wie ich die zwei unterschiedlichen Therapieformen sehe,das ist natürlich meine ganz persöhnliche Meinung.

Vorweg vieleicht,ich habe mich damals für eine ambulante Therapie entschieden (aber das hört man glaube ich meiner schilderung heraus)!

Die Stationäre Therapie ist für mich wie eine abschottung von allem man bekommt dann mit sicherheit vieles beigebracht und erfäht auch eine menge über sich selbst und kann so einiges aufarbeiten.Letztendlich ist es dann nach wenigen Wochen vorbei und man wird mit dem gelernten auf die Welt losgelassen(erst mal mit sich selbst allein) und man (oder Frau) muss selbst zusehen wie man es umsetzt. Darin sah ich für mich das Problem.

Die ambulante Therapie war für mich da die bessere Wahl weil man näher an der wirklichkeit ist und das private umfeld mit einbezogen wird wie zumbeispiel meine Frau in Paargesprächen oder aktuelle probleme auf der Arbeit beareitet werden konnten.Für mich war diese form der Therapie einfach näher am Leben dran.Wobei man natürlich auch beachten muss das für diese Form der Therapie das Umfeld auch stimmen muss.

Da du dich allerdings genau diese Auszeit wünscht fällt die enscheidung natürlich schwer.

Letztentlich kannst nur du (vieleicht in zusammen arbeit mit einem Sozialarbeiter oder Therapeutn) diese Entscheidung treffen.

Oder spreche dieses Thema doch mal in der Gruppe an und lasse dir von unterschiedlichen erfahrungen mit der Therapie berichten.

Lg Bodo

Pearl
11.12.2012, 16:25
Hallo Bodo,

Danke für das Teilen deiner Erfahrung. In der Montagsgruppe ist gerade keiner in Therapie, aber es gehen 2 in die ambulante Reha. Aber in meiner SHG war schon jemand in der Klinik. Im Moment lasse ich mir wirklich einige Erfahrungen erzählen, um ein klareres Bild zu bekommen. Aber, nach der stationären Reha wird man doch noch von der Nachsorge begleitet, also nicht einfach auf die Welt losgelassen... ;o) Das ist wohl noch das positive nach der künstlichen Welt der Klinik. Ich bin mit dem Kopf schon ziemlich weit weg, versuche mir vorzustellen, wie ich mich einfach mal um mich kümmern darf, die reale Welt mal außen vor lassen kann. Die Schwierigkeit bei der ambulanten Reha wäre mein Vollzeitjob im Schichtdienst - 2 Termine in der Woche (Gruppe + Einzel) und zusätzlich meine SHG wären schon ziemlich heftig in der Umsetzung! Aber natürlich könnte es auch da Wege geben... Ich sammel noch weiter meine Pro und Kontras und lasse mir Zeit mit der endgültigen Entscheidung!

Danke für's Lesen!
LG Pearl

Kate
12.12.2012, 10:20
Hallo Pearl,

ich finde es gut, dass Du den Abstand nutzt, um Dir klarer zu werden. Und mit Sicherheit ist es auch gut, wenn Du Deinem Gefühl vetraust, dass gegen den Vorschlag im Erstgespräch spricht! Ich glaube zwar, dass man (mit dem Kopf) Pro und Kontra betrachten kann - aber der Bauch sagt Dir auch, was für Dich gut ist.

Mir wurde vor kurzer Zeit der Vorschlag gemacht, eine Tagesklinik zu besuchen. Da ich aber zuhause Kinder zu versorgen habe, wäre dies für mich eigentlich mehr eine Belastung als eine Hilfe (zeitlich gesehen). Lieber würde ich dann eine Mutter-Kind-Kur machen und gleichzeitig auch den Abstand vom Alltag gewinnen, der doch einen großen Raum einnimmt. Ich kann Dich also gut verstehen! :-)

Im Übrigen habe ich gerade ein neues Thema "Beratung und Gruppen" erstellt und dort einiges von Deinen Beiträgen hinkopiert, weil das Thema gerade bei manchen parallel läuft. Vielleicht magst Du dort mal lesen und schreiben.

Liebe Grüße,
Kate

spielsuchtadmin
14.12.2012, 15:49
Hallo Zusammen,

ich freue mich über Euren regen Austausch, nicht nur in diesem Threat.

@ Pearl:Hört sich gut an, Dein Start in die Gruppe. Dass Du nach dem ersten Beratungsgespräch durcheinander warst, kann ich verstehen. Ich finde es gut, dass Du Dir Zeit mit der Entscheidung lässt und wenn Dein Gefühl Dir weiterhin sagt, dass eine Auszeit vom Alltag und eine intensive Auseinandersetzung mit der Spielsucht in einer Klinik für Dich passt, würde ich das auch machen. Wichtig dabei finde ich dann aber auch ein Nachsorgeangebot (evtl. über das Cafe Beispiellos)wichtig, damit Du , wenn Du in den Alltag zurück kehrst auch Unterstützung hast, das, was Du aus der Klinik mitgenommen hast, im Alltag umzusetzen. Da liegt, nach meiner Erfahrung, oft der Knackpunkt bei stationären Therapien.
Und danke für den Hinweis auf die Zippen, wieder was gelernt :-)

@ Charlotte:Falls sich Deine Frage, ob Du noch einmal eine Chance bekommst, in Münchwies weiter zu machen, auf die Bewilligung durch den Kostenträger bezieht, würde ich noch einen Versuch mit Hilfe einer Beratungsstelle starten. Mehr als ablehnen können sie einen erneuten Antrag nicht. Man mönnte ihm Antrag Deine damalige Situation erklären und trotz momentaner Abstinenz einen Antrag auf Reha zur Stabilisierung stellen. Im Alkoholbereich nennt man das Festigungstherapie und diese wird bei guter Begründung auch von den Kostenträgern bewilligt. Ein Versuch ist es wert, falls Du noch einen Neustart in Münchwies möchtest.
Wichtig finde ich dabei grundsätzlich im Vorfeld einer Therapie seine Erwartungen zu klären und mit der Realität (im Austausch mit anderen Betroffenen und/oder TherapeutInnen) abzugleichen, um einer Enttäuschung und einem möglichen Abbruch zu vorzubeugen.

@ Kate:Finde ich eine gute Idee, Deinen Beitrag zu Beratung und Gruppen und auch das Einfügen von passenden Auszügen aus anderen Beiträgen. Das kann auch den Abgleich von Erwartungen und das Senken von Hemmschwellen im Erstkontakt unterstützen.

Liebe Grüße aus Neuss

Katharina Weege

Pearl
15.12.2012, 02:25
Hallo zusammen...

Zitat: eine intensive Auseinandersetzung mit der Spielsucht

Das ist es nicht allein... Mittlerweile geht es mehr um die Baustelle hinter/ unter der Spielsucht. Sie wiederzuentdecken und damit umgehen zu lernen hat Priorität, neben dem Spielfreibleiben... Es ist so frustrierend, dass vergrabene/ überspielte Vergangenheit wieder so präsent ist. Aber das soll hier nicht Thema sein... Ich werde daran arbeiten, genauso wie an meiner Spielfreiheit. Und vllt auch irgendwann wieder an dem Rauchfreisein... Nur nochmal nehme ich mir nicht alle Problemlösungsstrategien weg und überforder mich somit selbst... Erst wenn ich Wege und Werkzeuge zum Umgang damit gefunden habe, dann geh ich auch das wieder an...

Die Nachsorge würde über's Café Beispiellos laufen, in der Großen Hamburger Straße. Die sind da wohl vernetzt...

Zitat: Und danke für den Hinweis auf die Zippen, wieder was gelernt :-)

Bei ehemals 6 Kaninchen (jetzt noch 2) weiß ich nen bissl was darüber ;o) - man/ frau lernt nicht aus - lächel...

Zitat: ich finde es gut, dass Du den Abstand nutzt, um Dir klarer zu werden... aber der Bauch sagt Dir auch, was für Dich gut ist.

Das Bauchgefühl ist unverändert, und irgendwie wahrnehmbarer denn je. Meine Pro und Kontra würden wahrscheinlich eher dem Bauchgefühl entsprechen, weil der Kopf und der Bauch ziemlich gleich ticken, wenn ich an die Entscheidung denke....

Zitat: Im Übrigen habe ich gerade ein neues Thema "Beratung und Gruppen" erstellt und dort einiges von Deinen Beiträgen hinkopiert, weil das Thema gerade bei manchen parallel läuft. Vielleicht magst Du dort mal lesen und schreiben.

Gerne, hab schon reingeschaut und ergänzt... Vielen Dank für den Hinweis! ;o)

LG Pearl

omrep
15.12.2012, 23:35
Pearl, ich habe eine Frage,
Kapitulation!
Ich habe echt Schwierigkeiten damit, anzuerkennen, das es etwas gibt,
vor das ich kapitulieren muss.
Gut, wenn ich einen Gegenstand hoch heben soll, der zehn zentner wiegt,
dann gebe ich auch auf, aber gegen eine Sucht?
Es ist doch alles Kopfsache.
Deswegen meine Frage, wie hast du es geschafft, deine sagen wir mal
Seele davon zu überzeugen, das du machtlos bist.
Ich verbinde damit die Machtlosigkeit, es im Griff zu haben.
War es bei dir ähnlich?
Wenn ja, wie hast du eine andere Überzeugung gewonnen?
omrep alias permobil

Pearl
16.12.2012, 00:29
Hallo permo...

Mich irritiert deine Frage an dieser Stelle hier. Im anderen Forum habe ich dazu bereits einen eigenen Thread eröffnet, in dem meine Gedanken dazu stehen. Besonders nahe möchte ich dir den Beitrag von Tom ans Herz legen. er hat es ganz wunderbar beschrieben. ;o) Ich könnte dir hier nichts anderes schreiben, was nicht schon im anderen Forum steht.
Bei Bedarf kann ich das aber gerne hierher kopieren (meine Gedanken).

Hab eine gute Zeit!

Pearl

Joa
16.12.2012, 08:56
Hallo Permobil,

ich habe nicht vor der Sucht kapituliert, sondern vor den Kästen. Ich kann sie nicht steuern, nicht beeinflussen und auf Dauer nur verlieren.
Das weiß ich und ich überlasse ihnen den Sieg über mich.
Sie machen mich arm und total kaputt.

Das ist genau das Gleiche, wie ein Gegenstand, der zehn Zentner wiegt, nur nicht sofort zu bemerken sondern erst nach bittersten Erfahrungen und dem unausweichlichen Zuschlagen der Gewinnquoten und der Zerstörung meines Ichs je öfter ich spielte.

Übrigens finde ich es ausgesprochen schade, das Du hier im Forum vor über einem Jahr Deine Rückälle bei Spiel und Alk gepostet hast, aber in diesem Thread auf alle Nachfragen kein Lebenszeichen mehr von Dir bis heute gegeben hast. Also, wie geht's Dir heute ?

Gruß, Joa

Kate
19.12.2012, 07:57
Das ist es nicht allein... Mittlerweile geht es mehr um die Baustelle hinter/ unter der Spielsucht. Sie wiederzuentdecken und damit umgehen zu lernen hat Priorität, neben dem Spielfreibleiben... Es ist so frustrierend, dass vergrabene/ überspielte Vergangenheit wieder so präsent ist. Aber das soll hier nicht Thema sein... Ich werde daran arbeiten, genauso wie an meiner Spielfreiheit. Und vllt auch irgendwann wieder an dem Rauchfreisein... Nur nochmal nehme ich mir nicht alle Problemlösungsstrategien weg und überforder mich somit selbst... Erst wenn ich Wege und Werkzeuge zum Umgang damit gefunden habe, dann geh ich auch das wieder an...


Ich stelle mir so oft die Frage: Was steckt dahinter, wenn eine Sucht sich breit macht. Es ist schon so, dass man andere Baustellen angehen muss, oder?
Aber ich denke auch, dass Du den richtigen Weg gehst: alleine die Baustellen aufzudecken ist manchmal echt schwer, vielleicht sogar überfordernd. Ich drück Dir die Daumen, dass Du gute Begleitung findest.

Liebe Grüße,
Kate

Pearl
19.12.2012, 17:34
Ich stelle mir so oft die Frage: Was steckt dahinter, wenn eine Sucht sich breit macht. Es ist schon so, dass man andere Baustellen angehen muss, oder?
Aber ich denke auch, dass Du den richtigen Weg gehst: alleine die Baustellen aufzudecken ist manchmal echt schwer, vielleicht sogar überfordernd. Ich drück Dir die Daumen, dass Du gute Begleitung findest.

Liebe Grüße,
Kate

Hmm... Ich kann nur von mir sprechen. Meine Haupt-Baustelle hinter der Sucht ist die Vergangenheit. Mit dieser komme ich nicht gut zurecht. Zumindest mit den Gefühlen zur Vergangenheit. Über 20 Jahre arbeitet das schon in mir. ich habe es mit Verdrängung, Vergessen (mir fehlen Teile der Erinnerung), Überspielen... versucht! Nichts hat auf Dauer geholfen. Und jetzt ist es "schlimmer" denn je. Die gedanken drehen sich seit meiner Spielfreiheit ständig darum. Ich habe mir den Puffer weggenommen (überspielen). Aber ich bin jetzt nicht mehr so frustriert darüber, weil ich denke, es ist eine gute Zeit damit aufzuräumen und endlich auf mich zu achten/ für mich zu sorgen. Ich hab keine Lust in die nächste Sucht zu schlittern, nur weil ich nicht damit klarkomme. ;o)
Heute, jetzt und hier - bei mir!

Meine Entscheidung ist getroffen... Ich kümmere mich um eine stat. Reha. Danke Kate, für deine lieben Wünsche... ;o)

LG Pearl

Bodo47
22.12.2012, 19:46
Hallo Pearl

Viele von den Menschen die kennen gelernt habe die mit einer Sucht zutun hatten wollten wissen warum.Warum? Macht das einen unterschied wenn man es weiß? Gibt es überhaupt ein warum? Meiner meinung nach gibt es das nicht, das warum, die Sucht ist in einem oder nicht,vieleicht gibt es sogar etwas wie ein Gen für die Sucht.Ich weiß zum beispiel bei mir war der drang zum Spielen schon in frühster Kindheit vorhanden war,ich erinnere mich an situationen aus meiner Kindheit (6-7 Jahre)wo ich vor Spielautomaten gessen hab und das mich so beindruckte das es sich in mein Hirn gebrannt hat das man sich nach 40 Jahren noch an sie Erinnert oder das beim Kartenspielen es immer um Geld gehen musste und nicht um Streichhölzer wie bei anderen Kindern.

Mit der Vergangenheit ist das so eine sache man kann sich noch so bemühen man kann sie nicht ändern!!Man sollte einfach akzeptieren das es eine Krankheit ist.Klar hat man wenn man eine Sucht versucht zu bekämpfen ein PAAR Baustellen die man Bearbeiten muss aber die meisten meiner Baustellen sind glaube ich erst aus der Sucht enstanden und die alten Baustellen haben sich nur noch verstäkt.

Das es im Kopf einen Platz für Sucht gibt und der vieleicht auch was mit den Genen zutun hat,wird immer wieder durch die aussagen anderer Spieler,das es andere Fälle von Sucht (egal in welcher form auch immer Spielen,Alk. ,Drogen...)in der Familie gegeben hat.Mein Vater war auch Spielsüchtig auch ein Onkel und dessen Sohn waren oder sind Spieler.Das bestärkt mich darin das es vieleicht auch mit Vererbung zutun hat.


Die Frage nach dem Warum hat in meienem Kopf keinen Platz mehr!!Den benötige ich für wichtigere Sachen.

Ps:Die Frage nach dem warum sind doch eh nur vermutungen und lassen sich meiner meinung nach nicht wirklich beweisen.

Liebe grüße Bodo

Pearl
22.12.2012, 19:54
Hallo Bodo,

ich finde schonmal gut, dass du bei dir geblieben bist und von dir geschrieben hast. Denn das kann ich für mich so nicht annehmen. Ich habe nicht nach einem Grund für die Sucht gesucht, als ich spielfrei wurde kam ein möglicher Grund von ganz allein auf mich zu und ließ sich aber auch nicht mehr abschütteln, weil ich dem nichts entgegenzusetzen habe.

Ich hab zwar jetzt schon angefangen zu schreiben... aber hier mach ich auch schon wieder Schluss - ist nen blöder Tag heute gewesen und ich bin nicht so stabil, wie ich gedacht habe...

Auf bald...

LG Pearl

Kate
23.12.2012, 06:57
Hallo Pearl, hallo Bodo,

doch, ich finde auch wichtig, nach einem "Warum" zu fragen.

Vererbung vs. Sozialisation: Vielleicht gibt es Wesenszüge, die vererbt werden, aber ich glaube eher daran, dass man Verhaltensweisen auf Kinder überträgt, dass das Aufwachsen in einem bestimmten Umfeld eine Rolle spielt. Kinder lernen so viel von Erwachsenen - warum nicht auch ein Suchtverhalten. Schon allein die Erfahrung, dass eine Sucht zum Alltag gehört, kann viel ausrichten.

Und ich glaube sehr stark daran, dass ein Mensch, der Probleme hat - egal, ob Spielsucht oder etwas anderes - den Dingen auf den Grund gehen sollte. Irgendetwas in mir macht doch, dass ich mich so und so verhalte. Will ich das ändern, möchte ich für mich herausfinden, warum ich das mache. Und dann bin ich vielleicht in der Lage, etwas zu ändern.

Ich unterstütze also eher Pearls Meinung.

Lieber Bodo, wenn es für Dich so funtkioniert, finde ich es gut. Aber ich glaube, dass es bei manchen nicht reicht, einfach zu sagen: "So, jetzt höre ich auf." Und wie gesagt: Ich beziehe das nicht allein aufs Spielen, davon bin ich selber nicht betroffen und es wäre vielleicht eine Anmaßung, wenn ich darüber eine Aussage machen würde. Es gibt einfach viele Verhaltensweisen, die in meinen Augen übertragbar sind.

LG Kate