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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gedankensplitter...



Pearl
10.04.2013, 18:20
Ich bin in einem weiteren Forum unterwegs, in dem ich meine Gedanken mal unsortiert/ ungefiltert fließen lassen kann, die mich gerade aktuell beschäftigen o für die ich mir gerade Zeit nehme...
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es auch hierher passen könnte, also zitiere ich mal meine Gedanken hierher:

3. April 2013 - "Nicht meine Baustellen..."

Ich hab mal über Baustellen nachgedacht, die nicht meine sind...
Meine Mutter ist Co-Abhängige eines Alkoholikers, mein Bruder ist Spieler, meine
Schwester ist ehem. Drogenkonsumentin, meine ehem. Mitbewohnerin ist Spielerin,
Freunde von mir sind Spieler... Und ich nenne jetzt mal bewusst nur die Suchtprobleme.
Denn ich bin spielsüchtig...

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich am Anfang meines Weges bin. Und ich hab versucht,
die Baustellen der anderen auch zu meinen Baustellen zu machen, weil ich das Bedürfnis
verspürte, ihnen allen zu helfen. Sie an die Hand zu nehmen und zu meinem Ziel zu führen.
Ich habe teilweise überhaupt nicht verstanden, warum es so schwer war - ich wollte doch
nur helfen. Und dabei hab ich soviel Energie in die Baustellen der anderen gesteckt, dass
ich weniger Kraft und Energie für meine eigenen hatte. Beides hat mich ziemlich frustriert.
Warum bin ich bei ihnen so hilf- und machtlos gewesen? Weil es nicht meins ist!

Irgendwann im Laufe dieser Zeit habe ich was verstanden. Jeder Mensch trifft seine eigenen
Entscheidungen und trägt die sich daraus resultierenden Konsequenzen. Ich habe nicht die
Verantwortung alle meine Lieben zu "retten". Und das ist der Punkt, an dem ich lern(t)e, mich
abzugrenzen. Wenn Hilfe gewünscht wird, kann ich schauen was ich im Stande bin zu geben,
ohne mich selbst dabei aus den Augen zu verlieren. Ich kann aber nicht die Verantwortung
übernehmen, die Hilfsangebote stellvertretend leisten - für die es "professionelle" Stellen gibt,
und auch nicht meinen Weg auf sie übertragen - sie finden ihren eigenen Weg, der vllt ganz
anders als der meine ist.

Was mir immernoch Schwierigkeiten bereitet, ist der Umstand, dass jeder einzelne sein ganz
eigenes Tempo dabei hat. Vom Begreifen/ Verstehen, über in Aktion kommen und Handeln
scheinen so unterschiedliche Zeitspannen aufzutreten. Wobei, wenn ich mir grad mal so mein
Baustellengeschehen anschaue, dann bin ich auch nicht grad die schnellste gewesen. Ich
hab auch mehrere Anläufe gebraucht... Hmm.

Meine ehem. Mitbewohnerin spielt immer noch aktiv - sieht für sich selbst kein Suchtproblem.
Wir sind beide vor 2 Jahren zu der Erkenntnis gekommen, dass wir problematische Spieler sind,
uns aber daraus selbst helfen können - einfach weniger spielen... Naja, funktioniert hat es nicht,
aber wir haben uns beide auch nicht nochmal eingestehen können, dass es Sucht sein könnte.
Wir haben zwar davon gesprochen, dass wir uns notfalls Hilfe suchen, wenn es pathologisches
Spiel wird - aber der Weg war für mich erst später, weil ich schlichtweg nicht Suchtkrank sein
"durfte". Sie ist an einem anderen Punkt als ich heute - und ich bedauere das sehr. Was hab ich
mit ihr diskutiert und mir den Mund fusslig geredet. Es ist vermeintlich nichts angekommen.
Und dann hab ich gedacht - ja ist wohl so, mein Kniefall hat mich an diesen Punkt gebracht, der
ihrige wird kommen, wenn sie an ihre Grenzen stößt und bereit für Hilfe ist... Es ist immernoch
schwer, weil ich sehe, was das mit ihr macht - unsere Freundschaft leidet darunter, weil ich mich
von ihr zurückgezogen habe...
Dennoch weiß ich, dass sie auf meine Hilfe (in Form von meinen Erfahrungen mitteilen) zählen
kann, wenn sie bereit ist, diese zu erfragen und anzunehmen. Bis dahin ist das nicht meine
Baustelle, es ist ihre. Abgrenzung und Zeit - mein Ding!
Ähnlich verhält es sich auch bei meiner Familie und Freunden. Wir können darüber sprechen,
Erfahrungen austauschen und gemeinsam den Weg begleiten (wenn erwünscht) - aber es ist
nicht mehr meine Verantwortung ich darf mich abgrenzen und sie dennoch lieb/ gern haben.
Ich kann auf meine Stolpersteine aufmerksam machen, aber nicht entscheiden, ob sie nicht
doch über ihre stolpern wollen/ müssen, um ihre eigene Erfahrung zu machen

Zitat: Ich lasse keine Hand los, die meine festhält,
aber ich halte keine Hand mehr fest, die meine losgelassen hat.

Heute hatte ich das Bildnis eines Brücken-Netzes vor Augen...

Alle Brücken sind verbunden - ein Netz. Auf jeder Seite der Brücken stehen Menschen, mit denen
ich in Kontakt bin. Die Brückenwege sind die unterschiedlichen Erfahrungen, die Wege, die jeder
so für sich geht, unerheblich ob kurz oder lange. Ich darf Brücken ausprobieren und treffe dabei auf
immer neue Erfahrungen und bin dabei weiterhin in Kontakt mit den Menschen, auch wenn wir nur
mal aneinander vorbeigehen, ein Stück uns begleiten oder uns aus der Ferne sehen...

Danke für's Lesen!

kath
10.04.2013, 20:47
danke pearl

ich glaub ich muss auch lernen mich mehr abzugrenzen um den eigen weg nicht aus den augen zu verlieren ..das hast du sehr schön gesagt mit den händen der spruch und du hast verdammt recht damit


lg kath