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Katharina Weege
04.10.2013, 17:33
Liebe UserInnen,

da bisher keine Vorschläge zum Thema des Monats von Euch gepostet wurden, habe ich mich durch meine Areit in der Beratungsstelle, aber auch durch den regen Austausch von Charlotte und Birgit zu folgendem Thema inspirieren lassen:

Wie kann ich positive Beziehungsmodelle/-muster entwickeln?

Ich habe das Thema extra etwas weiter gefasst, damit sich sowohl Betroffene, als auch Angehörige angesprochen fühlen können.
Innere Beziehungsmodelle, also die Idee oder Haltung "wie stelle ich mir Beziehung vor" oder "wie funktioniert Beziehung für mich"( sowohl Paarbeziehungen, als auch freundschaftliche oder familieäre Beziehungen) entstehen bei jedem Menschen durch verschiedene Einflüsse. Zum einen durch Vorbilder, z.B. die Beziehung der Eltern, aber auch durch eigene Erfahrungen in Beziehungen, die einen persönlich prägen.
Um besser erklären zu können, was ich meine, nehme ich jetzt mal das Beispiel einer Paarbeziehung: Nach meiner Erfahrung besteht in einem positiven "gesunden" Beziehungsmodell ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Beziehungspartner. Außerdem ist es möglich gleichzeitig Nähe zu erleben und eigene Bedürfnisse und Wünsche benennen und umsetzen zu können. Ich werde also um meiner Selbst Willen geliebt und nicht, weil ich die Bedürfnisse des Anderen erfülle.
In Paarbeziehungen, die von einer Suchtdynamik betroffen sind, ist dieses Gleichgewicht oft gestört. Das wird beispielsweise deutlich, wenn ein Partner sehr viel fordert und wenig gibt, oder wenn ein Partner sich selber und seine Bedürfnisse aufgibt bzw. gar nicht wahrnimmt, weil er/sie sich nur um den anderen dreht und dessen Bedürfnisse erfüllt. Solche Paardynamiken funktionieren oft auch eine Zeit lang, wenn sich zwei Menschen gefunden haben, die bezüglich dieser Rollenverteilung zusammen passen. Allerdings wirken sich solche Beziehungen erfahrungsgemäß negativ auf die Beteiligten aus.
Interessant wird es auch, wenn ein Beziehungspartner sich beispielsweise durch Auseinandersetzung in einer Therpie oder durch gewonnene Abstinenz verändert und damit die Beziehungdynamik aus dem bisherigen Gleichgewicht bringt. Das kann eine neue Chance für die gemeinsame Entwicklung eines neuen, positiveren Beziehungsmodells sein. Viele Beziehungen zerbrechen allerdings auch an solchen Veränderungen.

Mich würde interesseiren, wie Eure Erfahrungen mit dem Thema sind. Ich bin gespannt auf Eure Antworten.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende.

Katharina Weege
Fachstellenteam

charlotte
04.10.2013, 22:46
Hallo

Ich habe bei mir entdeckt, dass meine Beziehungsfähigkeit, schon sehr früh...durch mein Elternhaus und die Beziehung zu meiner Mutter gestört wurde.

Das habe ich lange gar nicht so sehen können...weil ich meine Beziehungsmuster als *normal* ansah..und dachte es wäre bei allen Menschen ähnlich....

Erst durch intensiveren und intimeren Austausch in der Klinik oder auch dann in SH-Gruppen...fand ich dann heraus..was alles bei mir doch anders war..oder auch gleich wie bei anderen..die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten , wie ich..im Leben.

Nicht nur zu anderen Menschen bin ich Beziehungsgestört..sondern ganz ins Besondere auch zu mir selber.

Und ich bin davon heute überzeugt..dass darin meine Anfälligkeit für Süchte..oder Masslosigkeit ...liegt

Es ist verdammt schwer...da sich grundlegend innerlich zu verändern...weil alte Muster immer wieder angestoßen werden und impulsiv in Aktion treten. Nicht immer erinnere ich mich dann sofort der Zusammen hänge und deren Auswirkungen..so dass ich schnell genug..gegen regagieren kann.

So ist die gegenseitige Abhängigkeit..zwischen meinem Mann und mir..schon vor über 10 Jahren..durch meine Therapuetin in der Klinik af gefallen.

Ich weiß heute...dass wir beide die Beziehung..gebraucht haben..und benutzt haben, um besser zu *überleben*
Nur weiß ich heute auch..dass wir uns gegenseitig in unseren Schwächen unterstützt haben...und uns dadurch aber abgenommen wurde..darüber hinaus wachsen zu können. Wir haben uns gegenseitig die Chance zum entwickeln genommen.

ich habe mich dennoch auch den Weg gemacht..um das Alles besser zu verstehen..und Wege gesucht..da heraus zu finden. Mein Mann hat sich damit aber nie beschäftigt...und ich merke sehr stark..wie er es mir oft schwer macht...mich zu *befreien*

ich schaffe es inzwischen in kleinen Schritten...indem ich einfach mich weigere Verantwortlichkeiten..die eigendlich seine sind..zu übernehmen...das geht nicht immer ohne...Streit..oder schmosllen..beleidiogt..verletzt sein ab. Diese Manipulationsversuche..machen meine sowieso noch schwache und instabile Lage..noch schwieriger. So dass es eigendlich nur in Krebs-Schritten langsam voran geht.

Das mich das alles krank macht...spüre ich im fortgeschrittenen Alter nun immer deutlicher.

Oft meine ich...keine Kraft mehr zu haben..und werde dadurch depresiv und Hoffnungslos.

Das aber ist wieder eine große Gefahr für Rückfälle...in die Spielsucht....

Es gehört irgendwie alles zusammen..und ist daher..so schwierig und kompliziert für mich.

Auch in Freundschaften...habe ich oft meine Probleme..weil mir Zweifel kommen...mein Vertrauen verloren geht...und ich aus Angst vor Enttäuschung..mich am liebsten auf keinen Menschen mehr näher verbindlich auf dauer ein lassen zu können.

Ich fühle mich persönlich als Mensch schnell im Ganzen abgelehnt...leide darunter..und meide darum weitere Konfrontationen. Ziehe mich dann lieber zurück mit den gemischten Gefühlen *ich bin dem anderen eh nichts Wert..ausser wenn er etwas von mir will und erhalten kann* ...mich "um meiner Selbst Willen geliebt fühlen"...ist mir gänzlich unbekannt und unvorstellbar.

Das kommt sicher daher..da ich diese Einstellung zu mir selber tief in mir so trage. Es ist eine tief greifende Überzeugung...die selbst dann nie ganz für immer verschwindet..wenn ich an mir arbeite..und Bereitschaft zur Selbst-Annahme und Akzeptanz /Liebe in mir finden kann. Das macht das Ganze auf Dauer so schwer und zermürbend. Oft komme ich mir vor..wie ein Workaholiker..der sich in ein Burn Out schießt...mit meiner Arbeit um mein Leben../an mir.

Klar gibt es auch leichtere gute Zeiten...aber Gefühlt...ist es ein ewiges *erkämpfen* zum überleben.

Machmal...ist mir dann alles egal...und ich greife...zu meiner *Erleichterung*...des Spielens
Es ist dann immer so..als ob ich es mir erlaube....mir einfach zu nehmen..was mich mal befriedigt....auch wenn es schädlich und *verboten* ist.

ich habe sehr langjährige Freundschaften ...die teilweise schon über 40-45 Jahre gehen...auch meine zweite Ehe...hält nun schon über 25 Jahre.Doch innerlich fühle ich mich seelisch oft sehr weit entfernt...nicht nah...und darum auch einsam.

Wenn jemand meine Hilfe brauchte...habe ich immer alles gegeben was ich nur konnte....aber umgekehrt..fühlte ich mich meistens allein gelassen. Dabei lag es aber auch sehr an mir..da ich schlecht bis gar nicht um Hilfe bitten kann. Wohl daher..dass ich der inneren Überzeugung bin...mir kann eh keiner helfen..und wenn..wird von mir sowieso nur etwas verlangt..was ich nicht umsetzen kann. Also will ich es auf meine Art und Weise immer hin bekommen. Als Einzelkämpfer.....

Dort erkenne ich gerade im Moment des Schreibens....wie enorm ehrgeitzig und nicht aufgeben wollend..ich da bin...genauso wie beim Spielen, wenn ich mein verlorenes Geld zurück gewinnen will..und damit immer tiefer rein reiße

Ich möchte besser für mich sorgen können..mich anders spüren..wieder Ziele und Bedürfnisse spüren..die ich umsetzen mir auch zu traue...

ich bin heute sehr depermiert ...traurig...und sehe es aus diesen Gefühlen heraus..anders..wie an Tagen, wo es mir besser geht.

Ich weiß nur eines...ich muss mit mir leben...ich kann nicht vor mir weg laufen....mein Schatten holt mich eh immer wieder ein. Ich muss mit meinem Schatten leben. Meine schwierigste Beziehung ist daher..mit mir selber. ich denke wenn ich diese verbessern kann..erledigen sich andere Beziehungen von ganz alleine zum positiven hin.

charlotte

Big
07.10.2013, 14:02
Hallo Charly,

ja es ist irgendwie immer ein Tanz auf dem Seil - das Leben - sehe vieles ähnlich wie du, so z.B. auch die Sache "mit sich selbst zurecht kommen". Das ist wirklich ein sehr guter Grundsatz und ständig oder oft gibt es den eigenen Schatten, der einen einholt. Fühlt sich manchmal an wie das Engelchen und das Teufelchen in einem drin, welche jeweils in eine andere Richtung zerren. Da ist man dann immer an einem Punkt, wo man so aufgeben will und deprimiert wird.

Das "Spielen" ist aber so ziemlich die Letzte Sache, mit der man sich runterholen soll!!! Ich weiß ist leicht gesagt, habe ja auch schon beschrieben, dass es bei mir viel mit Sport oder Bewegung und solchen Dingen geht. Und wenn du ehrlich bist und selbst z.B. auch malen kannst, und diesen Mießepeter an keinen Ansporn überwinden würdest, dann denke ich weißt du auch, das solche Dinge viel mehr helfen können mal abzuschalten und sich und seinen Körper zu erholen, als das Spielen, was schon im Vorhinein vorprogrammiert, dass es dir hinterher wieder schlecht geht.

Ich jedenfalls merke auch jetzt in unserer Beziehung, dass meine kleine Veränderung (zu wissen was ich will, also Konsequenzen aufzeige) viel auch bei ihm bewirkt, warum? Ich weiß nicht genau, weil ich anders reagiere, weil ich seinem starken Willen nicht mehr so unterordne, weil er selber an sich arbeitet und jetzt hofft, seine gesamte Lebenssituation verändern zu können?? Ich denke auch viel nach und beschäftige mich viel mit diesem und dem anderen Forum, doch regelmäßig braucht der Kopf ne Pause, wo man mal an fast nix denken kann, das ist für mich Erholung und zur Zeit kann ich das ganz gut.

Die Beziehung ansich ist trotz aller Fortschritte jeden Tag mit Vorsicht zu genießen, das alte Verhaltensmuster, negative Energien sind schon ab und zu in der Luft, doch im Moment kann es von uns beiden schnell erkannt werden und geändert

lg Big

charlotte
07.10.2013, 14:57
Hallo Big

danke für deine Resonaz auf meine Zeilen.

Aber mich würde es auch interessieren...wie deine Beziehungsmuster so sind...zu deinem Mann...und auch anderen Menschen. Welchen Part hast du in Beziehungen..was macht für dich Beziehung aus? Spürst du selber auch Abhängigkeiten, wo du dich durch eine Beziehung fremdgesteuert fühlst...manchmal? Also Dinge machst..der Beziehung wegen..aber eigendlich nicht dein Ding ist. Spürst du dich durch Beziehungen anders..als für dich alleine usw Was bedeutet dir Beziehung ? Welche Muster sind in deinen eher destruktiv..und welche helfen dir, dein Leben besser zu meistern/zu genießen ? Befriedigt es dich *gebraucht* zu werden?...wie abhängig bist du davon? was kompensiert das *gebraucht werden* ?

und ganz im Besondern..wie sieht die Beziehung zu dir selber aus...ehrlich innen drinne...nicht die Maske ..die nach aussen getragen wird und mit der man sich selber Oben hält.
Was macht den Teufelchen-Anteil in dir aus..und was den Englechen-Anteil...was genau...ist da in dir im Konflikt? und welchen Ausgleich suchst und findest du damit in Beziehungen?

Das sind jetzt sehr intime Fragen, natürlich sind die nur zu beantworten, wenn dir auch danach ist ;-)

lg charly

Katharina Weege
11.10.2013, 15:17
Hallo Charlotte, hallo Big,

schön von Euch zu lesen. Ich freue mich, dass ihr unserem Forum trotz geringer allgemeiner Beteiligung "treu" bleibt und postet, was euch bewegt und beschäftigt.

@Charlotte: Dein ausführlicher Beitrag hat mich beim Lesen berührt, weil für mich deutlich wurde, wie intensiv Du dich scheinbar schon mit dir, deinen Beziehungsmustern und deiner Beziehung zu dir selbst auseinander gesetzt hast und gerne etwas verändern möchtest. Auf der anderen Seite, scheinst Du aber auch immer wieder Rückschläge, schwierige Phasen und Steine auf deinem Weg zu erleben. Ich finde es bewundernswert, dass Du trotzdem nicht aufgibst und, wenn auch nur in kleinen Krebsschritten, trotzdem deinen Weg gehst.
Ich glaube ein ganz zentraler und wichtiger Punkt ist der Aspekt der Beziehung zu sich selbst, den Du einbringst. Wenn man sich selber lieben und mit seinen Stärken und Schwächen annehmen kann, sich selber als wichtig und wertvoll erlebt, kann man sich auch in Beziehungen besser abgrenzen, eigene Bedürfnisse wahrnehmen und äußern und gleichzeitig auf sein Gegenüber zugehen, auf seine Bedürfnisse eingehen und Nähe genießen. Klingt jetzt in der Theorie ganz einfach, ich weiß, dass die Umsetzung deutlich schwieriger ist, aber ich glaube, dass es sich lohnt, immer wieder an diesen Themen zu arbeiten und die Liebe zu sich selbst weiter zu entwickeln.
Kleiner Literaturtipp zum Thema Selbstliebe: Das kleine Übungsheft - Selbstliebe von Anne van Stappen und Claudia Seele-Nyima. Preisgünstig (um die 7 €) und sehr schön gemacht. Gibt es auch noch zu anderen Themen.
Mich würde interessieren, ob Du auf diesem Weg gerade Menschen hast, die dich begleiten und unterstützen, da es die Schritte oft etwas leichter macht und hilft dran zu bleiben und die Hoffnung auch an schwierigen Tagen nicht aufzugeben.
@ Big: Schön zu lesen, dass Du in deinem Verhalten und deinen Beziehungsmustern Fortschritte feststellst. Wichtig finde ich die Erfahrung, die Du gerade machst „…dass meine kleine Veränderung (zu wissen was ich will, also Konsequenzen aufzeige) viel auch bei ihm bewirkt,…“. Wenn man diese Erfahrung gemacht hat, weiß man, dass es wenig Sinn macht darauf zu warten und zu hoffen, dass der Andere sich verändert, sondern, dass der erste Schritt zur Veränderung in der eigenen Kraft und eigenen Verantwortung liegt und sich dies dann auch auf den Partner auswirkt (nicht immer unbedingt in der gewünschten Weise, aber häufig). Die bisherige Beziehungsdynamik wird dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht und es ist Raum für neue Entwicklung. Bei dir und deinem Partner funktioniert es vielleicht auch jetzt gut, weil er selber auch gerade in einem Veränderungsprozess und offen dafür ist. Ich hoffe, ihr macht weiter Schritte in die richtige Richtung. Die Fragen, die Charlotte gepostet hat, finde ich auch spannen. Vielleicht hast Du ja Lust etwas zu schreiben.
So, jetzt wünsche ich Allen ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße
Katharina Weege
Fachstellenteam

charlotte
12.10.2013, 00:29
Hallo Katharina

Danke für dein Feedback. Es hat mich sehr berührt...ich weiß auch nicht warum mir manchmal zum Heulen ist und es mich innerlich so bewegt.....wenn jemand wirklich nach vollziehen kann..wie mühseelig es manchchmal für mich ist. Nein..aufgeben..will ich nicht...dennoch merke ich wie meine Kraft immer mehr nachlässt...manchmal habe ich das Gefühl..dass ich vor lauter arbeiten an mir...wie in ein Burn-Out gekommen bin...oder es liegt einfach am Alter ...
Immer wieder diese Steine ..oder Berge..die wieder neu dazu kommen...wie jetzt die Folgen der Diabethes von meinem Mann...ich weiß noch nicht...ob ich das alles noch mit leisten kann...und habe Angst davor...dann stecke ich wieder in Konflikten...die nicht so einfach für mich zu lösen sind.

Will aber versuchen..mir nicht zuviel vorzustellen..und wenn nicht nur negativ, sondern auch an Positives Glauben. Viel Kraft gibt mir immer mein Glaube...das Beten...aber auch Austausch. Und ja , ich habe einige liebe Menschen..mit den ich gut reden bzw auch schreieben kann...Real wie auch in Foren...auch in meiner Familie....aber dennoch fühl ich mich oft allein..und will es auch sein...ich brauche viel Rückzug....ich versuche immer mein Bestes...mehr geht nicht :-)

Auch dir und eurem Team ein schönes WE wünsche...erholt euch gut :-)

lg charlotte

Katharina Weege
18.10.2013, 13:32
Hallo Charlotte,

schön zu lesen, dass Du viele Ressourcen hast, die dir dabei helfen, auch in schwierigen Phasen nicht aufzugeben und das Positive zu sehen.

Du schreibst, dass dein Glaube dir sehr hilft. Das finde ich eine sehr starke Ressource, da dein Glaube aus dir heraus entsteht und ihn dir niemand von außen „wegnehmen“ kann. Außerdem schreibst Du, dass Du viele liebe Menschen hast, mit denen Du reden oder schreiben kannst. Auch das hört sich für mich gut an, besonders weil Du nicht nur eine Person zum Austausch hast, sondern mehrere in verschiedenen Kontexten. Dadurch hast Du wahrscheinlich häufig die Möglichkeit dich Auszutauschen oder dir zumindest schon einmal etwas von der Seele zu schreiben (was Du ja scheinbar gut für dich nutzen kannst) und bist nicht auf eine Person und deren zeitliche Verfügbarkeit angewiesen. Bei mehreren Vertrauenspersonen hast Du außerdem den Vorteil, dass Du verschiedene Sichtweisen und Impulse erhältst und das annehmen kannst, was für dich passt.

Gibt es darüber hinaus noch andere Dinge, die dich stärken und dir Kraft für deinen weiteren Weg geben (z.B. Musik, Kreativität/Kunst, Sport, Texte, Rituale, besondere Orte, Tiere, …)?

Dass Du die Folgen der Diabeteserkrankung deines Mannes als weiteren Stein auf deinem Weg und als hohe Belastung empfindest, kann ich mir gut vorstellen. Gibt es denn medizinische Behandlungsperspektiven, die eine Verbesserung der Folgeerkrankung in Aussicht stellen?
Dass Du dich durch solche neue Probleme wieder stärker belastet fühlst und nicht weißt, ob Du dafür noch Kraft hast, kann ich auch nachvollziehen. Mir fällt dazu folgendes Bild ein: Wenn ich beispielsweise anfange mit Gewichten zu trainieren, weil ich körperliche Stärke aufbauen will, erziele ich nach einiger Zeit mit Anstrengung und viel Schweiß Erfolge. Nehmen wir an, ich könnte dann relativ einfach 20 Kg stemmen und hätte das Gefühl, ich mache Fortschritte. Wenn sich jetzt allerdings die Gewichte (Belastung) plötzlich deutlich erhöhen z.B. auf 40 Kg, fühle ich mich wieder so schwach, wie am Anfang und habe das Gefühl das nicht bewältigen zu können.
Ähnlich kann es sein, wenn ich psychisch stärker und belastbarer werden möchte. Das heißt, wenn die Belastungen/Gewichte, die neu dazu kommen zu groß sind, dann kann ich sie nicht bewältigen, wenn ich eine nach dem anderen Angehe und die Belastungshöhe so regulieren kann, dass sie „stemmen“ kann, ohne mich zu überfordern, werde ich mit der Zeit immer stärker.
Ich hoffe Du verstehst, was ich damit meine. Hast Du momentan das Gefühl die Belastungen dozieren zu können, indem Du dich angemessen gegen Überforderungen abgrenzen kannst (z.B. durch Delegieren, Hilfe von Anderen)? Oder hast Du eher das Gefühl, dass dich die Probleme überrollen und Du selber keine Einfluss-/Handlungsmöglichkeit mehr hast?
Wenn Du magst, kannst Du ja etwas zu meinen Fragen schreiben.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und hoffe, dass Du es nutzen kannst, um neue Kraft zu sammeln.

Liebe Grüße aus Neuss

Katharina Weege
Fachstellenteam

charlotte
30.10.2013, 00:15
Hallo Katharina

danke für deine Bildliche Darstellung und deine Fragen...und sorry, dass ich erst heute antworte. Ich war länger nicht hier, wie man merkt :-)

Ja, ich verstehe was du meinst und genau so wird es sein. Mir das bildlich vor zu stellen hilft mir etwas.

Das letzte Jahr war nicht einfach, wie eigendlich die Jahre davor auch nicht....denn immer war irgendwas...was mich aus meiner Stabilität wieder raus gerissen hat.

Das liegt halt an mir..weil ich so bin wie ich bin...leider.....Aber ich muss mich so nehmen..mich gibts halt nicht anders ;-) Und inzwischen weiß ich ja, dass ich selber mit meiner Wahrnehmung und Reaktionen mein größtes Problem bin.

Ganz intuitiv habe ich irgendwann angefangen auch mal Nein zu sagen...mich ab zu grenzen...mich raus zu nehmen. Das gelingt mal besser mal schlechter...und braucht auch Übung.
Nur dachte ich, ich werde dadurch dann auch wieder stärker...nur das ist leider nicht so. Ich habe Momentan das Gefühl immer mehr Kraft zu verlieren, aber auch Mutloser und auch Hoffnungsloser zu werden.

Gespräche geben mir nicht mehr so viel, wie sonst. Ich kann auch nicht mehr viel Aufnehmen...irgendwie das Gefühl..vollkommen schon überfüllt zu sein.

Ich habe darum aktuell ein großes Rückzugsbedürfniss...einzigst das Aufschreiben meiner innerlichen Dinge... nutze ich noch gern. Wohl...um mich zu leeren........

Ich müsste selber dringend zum Arzt, doch ich kann mich nicht dazu aufraffen. Anscheinend hänge ich mal wieder in einem Depriloch.

Momentan gibt es einfach nichts..was mir wirklich Freude macht und mich besser ausfüllen kann.

Ich hoffe, dass es bald besser wieder wird.

lg charlotte

Katharina Weege
15.11.2013, 16:24
Hallo Charlotte,

sorry dass ich erst so spät antworte. Das liegt daran, dass ich hier gerade viel zu tun habe, weil ich nur noch bis Ende des Monats hier bin, danach in den Mutterschutz gehe und im Januar Mama werde, juchuuu!!! :) Es gibt schon einen netten Kollegen, der dann die Betreuung des Forums übernehmen wird und wahrscheinlich auch etwas mehr Zeit zum Schreiben haben wird, was ich sehr gut finde. Ich werde dazu Ende des Monats noch ausführlicher schreiben.

Jetzt zu Dir. Es tut mir leid, dass es Dir nicht gut geht und Du momentan anscheinend in einem Depriloch hängst.
Du schreibst, dass Du ein starkes Rückzugbedürfnis hast, was ja vielleicht auch sinnvoll ist, wenn Du schreibst, dass Dir Gespräche nicht mehr viel bringen und Du auch nichts mehr aufnehmen kannst. Oder hast Du das Gefühl, dass Du durch Rückzug/Isolation eher noch tiefer in das Loch rutschst? Ich würde ausprobieren, ob Du Dich durch Rückzug und Ruhe erholen kannst und wieder mehr Kraft bekommst, oder, ob es Dir eher schadet und die depressive Stimmung verstärkt.

Warst Du denn inzwischen beim Arzt?

Wie geht es Deinem Mann? Wenn Du aufgrund seiner Krankheit über einen längeren Zeitraum das Gefühl hast, Stärke für Euch beide aufbringen zu müssen, ist es ja auch sehr nachvollziehbar, dass Du das Gefühl hast, immer weniger Kraft zu haben. Gerade in solchen Situationen finde ich den Punkt Abgrenzung, zu dem Du etwas geschrieben hast, sehr wichtig.
Zentrale Fragen sind dann für mich:
Wo ist es wichtig verbleibende Kraft zu investieren? Was hat priorität?
Was ist nicht so wichtig? Wo kann ich mich abgrenzen? Wo können mich Andere unterstützen /Aufgaben übernehmen?
Wie kann ich Kraft tanken? Was würde mir heute gut tun?
Oberste Priorotät solltest Du selber haben. Wenn Du aus dem Loch wieder raus gefunden hast und dich stärker fühlst, kannst Du , wenn Du es möchtest, ja auch wieder mehr für Andere dasein.

Vielleicht hat sich Deine Situation ja inzwischen auch schon positiv verändert, was ich Dir sehr wünsche.
Ich würde mich freuen wieder von Dir zu hören.

Liebe Grüße aus Neuss

Katharina Weege

charlotte
22.11.2013, 22:46
hallo Katharina

danke für deine Antwort . Wie du siehst, war auch ich länger nicht da, um deine Nachricht früher zu lesen und zu beantworten :-)

Aber das ist das schöne am Schreiben..es geht nicht verloren...und so konnte ich mich heute darüber freuen.

Wir hatten Besuch aus der Türkei, von der Familie meines Mannes. Ich liebe diese Menschen sehr, weil ich ihre Herzlichkeit so sehr schätze und genieße und ich soviel positive Bestätigung von ihnen bekomme. Meine Depri war diese Zeit wie verflogen..ich hatte gar keine Zeit und Gründe für negative Gedanken :-)

Es war aber auch sehr anstrengend für mich, weil ich soviel Trubel..und vor allem soviel Bewegung nicht mehr gewöhnt bin. Mir schmerzen eh immer alle Gelenke und Muskeln..und nun noch mehr. Aber durch das schöne Beisammensein..waren die Schmerzen einfach zweitrangig geworden. Nun sind sie wieder abgereist..das Haus wieder leer...und sofort habe ich wieder mit traurigen Gefühlen zu tun.Die Schmerzen empfinde ich nun auch wieder noch mehr. Das macht alles sooo mürbe :-(
Ich werde schauen, dass es schnell wieder besser wird. Denn ich will den negativen Gedanken nicht mehr soviel Raum geben. Ich will fröhlich leben und gesünder werden und dafür auch was tun. Ich kann nur hoffen,dass ich mein Vorhaben auch nachhaltig umsetzen werde .......denn es ist nicht so einfach.

Beim Arzt war ich und bin noch weiter in Behandlung. Das mit dem Abgrenzen und für mich sorgen..bin ich fleißig am üben :-)

Ich wünsche dir für die Geburt und die Mutterschaft alles Liebe und Gute. Kinder können soviel Freude ins Leben bringen und es so sehr bereichern.

und danke dir, für deine Unterstützung bis jetzt und freue mich auf deinen Nachfolger.

Hoffe sehr, dass dieses Forum hier wieder mehr Belebung erfährt...weil es durch eure professionelle Unterstützung besonders Wertvoll auch ist.

Alles Liebe

charlotte

Katharina Weege
28.11.2013, 18:46
Hallo Charlotte,

danke für deine lieben Wünsche. Ja, ich glaube auch, dass die Kleine, wenn sie dann auf der Welt ist, eine große Bereicherung wird (spüre ich ja jetzt schon in der Schwangerschaft) und ein ganz neuer, spannender Lebensabschnitt beginnt.

Dein letzter Beitrag lässt mich vermuten, dass für Dich ein genereller Rückzug aus sozialen Kontakten nicht hilfreich ist, sondern Du durch den Kontakt mit den "richtigen Menschen" gestärkt wirst. Es freut mich, dass Du in der Familie deines Mannes solche Menschen gefunden hast (quasi das Gegenteil von der bösen Schwiegermutter :) ). Vielleicht hast Du ja auch über die Entfernung die Möglichkeit Kontakt zu ihnen zu halten und Dich von deren Herzlichkeit und Bestätigung stärken zu lassen. Ansonsten wäre es wichtig, solch positive Beziehungen auch in Deiner direkten Umgebung zu suchen (machst Du vermutlich schon, ist leider auch nicht immer so einfach Menschen zu finden, die einem gut tun, braucht man oft viel Geduld). Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du solche Menschen findest und weiter Deinen Weg aus der Spielsucht und dem Depriloch gehst.

Ich möchte mich abschließend bei Dir für deine sehr persönlichen und bereichernden Beiträge bedanken und dafür, dass Du dem Forum so lange treu geblieben bist und es scheinbar gut für Dich nutzen konntest.

Ganz liebe Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit wünscht Dir

Katharina Weege