AW: wie sprechen wir ihn an?
Hallo Hedwig,
ich habe Deinen Eintrag zu Ende gelesen. Vieles von dem was Du schreibst deutet darauf hin, dass Dein Vater spielsüchtig ist, das Ausrasten bei der Frage nach dem abgehobenen Geld, das Abholen der Kontoauszüge, dies muss ja nichts damit zu tun haben, dass er den Überblick behalten will, vielleicht möchte er ja nicht, dass Deine Mutter sie sieht. Du weißt ja auch nicht, ob er nicht noch andere Konten hat oder Kredite aufgenommen hat und Geld hin und her transferiert. Aber sicher kannst Du nicht sein, dass er süchtig ist.
Du fragst, wie Du ihn ansprechen sollst. Ist eigentlich egal, wenn er nicht antworten will, wird er auch nichts sagen.
Ich bin seit fast 2,5 Jahren trockener Spieler, ich habe viel Kreativität an den Tag gelegt meine Sucht über Jahre zu verheimlichen. Bei mir waren es vornehmlich Automaten in Spielhallen und Casinos, denen ich verfallen war.
Man sagt zwar, dass die Suchtgefahr umso größer ist je schneller Du nach dem Spieleinsatz zum Gewinn oder Verlust kommst, dies ist beim Automaten höher als beim Lotto, aber Du weißt ja auch nicht, ob neben dem Tippen nicht auch noch Automaten, Roulette, Onlinepoker......... im Spiel sind.
Wenn er süchtig ist, wird er es vermutlich nur zugeben, wenn er wirklich Hilfe sucht.
Sprich ihn an, konfrontiere ihn mit Deiner Vermutung, gib ihm einen Hinweis auf dieses Forum. Vielleicht wartet er ja darauf. Ich war damals froh endlich den Spiegel vorgehalten zu bekommen, für mich war es eine Erlösung.
Liebe Grüße
Karl
AW: wie sprechen wir ihn an?
hallo karl!
genau das was du eben auch bescheibst ist das problem. wir können uns nicht sicher sein, aber auch nicht ausschließen.
ich finde noch wichtig zu erzählen, dass ich selbst 29 jahre alt bin und selbst schon eine familie habe. wir wohnen allerdings haus an haus, so dass ich bei dem was zu hause bei meinen eltern so los ist gut informiert bin.
meine mutter ist selbst viele jahre angestellte der bank gewesen, wo meine eltern ihre konten haben. gerade vor ein paar monaten haben meine eltern eine ferienwohnung gekauft und sich somit gerade wieder mit dem ganzen "konto-kram" beschäftigt. unter vorbehalt kann ich ausschließen, dass er weitere konten bei dieser bank hat. was allerdings kredite bei anderen banken betrifft, so ist das natürlich gut möglich.
zum online-spielen kann ich nur sagen, dass ich das für sehr unwahrscheinlich halte, weil er am pc eine echte null ist. und vom pc zu hause schon mal gar nicht, weil ich da alles erledige und er da auch nie ungestört ist. ein raum den alle nutzen.
geografisch gesehen blieben nur spielhallen übrig. das würde aber alles so gar nicht passen. schwer zu erklären, aber er ist dafür dann doch zu begrenz aus dem haus. er hat ja auch den druck die kundenaufträge zu beschaffen und ich denke das könnte er zeitlich nicht schaffen. seinen job erledigt er soweit wir mitbekommen ziemlich gut.
meine mutter hat ihn vor ein paar stunden angesprochen. ganz ruhig....... hat gefragt ob er so viel geld für lotto brauch........ da ist er voll ausgerastet........ aber inzwischen glaube ich doch eher, das das geld für andere dinge drauf geht. leider wissen wir nicht wie wir auf die antwort kommen.
danke karl, dass du dich gemeldet hast. vll war mein posting hier etwas übereilt, aber irgendwie hoffe ich, dass er "nur" dem lotto verfallen ist, und wir ihm dabei helfen können. ich grusel mich davor, was wir vll am ende herausfinden...........
liebe grüße
AW: wie sprechen wir ihn an?
Hallo Hedwig,
ich kann natürlich auch nur subjektiv aus meiner Sicht sprechen.
Auch ich wurde schon früher des Öfteren von meinen Angehörigen auf mein seltsames Verhalten angesprochen und reagierte ausschliesslich aggressiv, oder gar ablehnend.
"Es ist ja mein Leben und das geht Euch nichts an" oder
"ich bin Euch keine rechenschaft schuldig"
etc. pp.
Ich konnte erst darüber reden, als ich selber soweit war, mir meine Sucht selber einzugestehen. Es ist zudem ein sehr grosser Schritt für einen Spieler (falls er Einer ist) sich jemanden anzuvertrauen. Und das ging bei mir nur von mir selber aus obwohl man es mir schon vorher öfter angeboten hatte. Ich war einfach mit meiner Selbsterkenntnis noch nicht soweit und habe deshalb alle Hilfsangebote von den Menschen zurückgewiesen, die sich berechtigte Sorgen um mich machten!
Tut mir leid, das ich Dir keine besseren Erfahrungen schildern kann.
Im Prinzip kannst du Ihm nur die Tür öffnen und Ihm die Möglichkeit geben, hindurchzugehen.
Wenn er das nicht will, dann bist Du leider ziemlich machtlos.
Alles Gute
Peter
AW: wie sprechen wir ihn an?
Hallo, Hedwig!
Auch ich habe deinen Bericht zu Ende gelesen, ich glaube, dass tun hier wohl alle. Es gibt hier sehr viele hilfsbereite Menschen, die zuverlässig und, obwohl man sie nicht kennt, vertrauensvoll, ernstgemeint auf Berichte antworten.
Ich bin auch eine Angehörige und fühle mich hier sehr wohl.
Und bestimmt ist es nicht übereilt, wenn du dir mal was von der Seele schreiben musst. Dir geht es ja auf jeden Fall nicht gut damit.
Spontan ist mir zu dem Verhalten deines Vaters eingefallen, dass bei meinem Mann in der Klinik (er ist seit 10 Wochen in einer Sucht-Fachklinik) auch ein Mann war, der abhängig von diesen Sportwtten war. Ich glaube nicht, dass man dazu einen eigenen PC braucht. In unserer Kleinstadt gibt es seit der WM auch so ein Wettbüro mit zugeklebten Fenstern, damit man nicht sieht, wer da drin sitzt.
Ich will dir keine Angst machen, aber ich glaube schon, dass es eine Abhängigkeit von oddset, bwin und Co. gibt., auch wenn mein Mann Automatenspieler ist. Nur Lotto mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu ca. 15 Mio. - das kann ich mir weniger vorstellen. Aber wer weiß, es gibt die seltsamsten achen auf diesem Globus.
Ansonsten glaube ich, was auch K@rl schon geschrieben hat: Er muss wohl erst noch tiefer fallen, bevor er Hilfe annimmt (vorausgesetzt, er braucht sie -wenn nicht, dann könnte er ja auch sagen, wofür er das Geld braucht).
Aber ich versteh, wie du dich fühlst: Als Angehörige will man ja verhindern, dass geliebte Menschen noch weiter fallen. Wir sind aber machtlos.
Ich wünsche dir viel Kraft für die Zukunft, und - denke auch an dich (und deine Mutter und deine eigene Familie). Vielleicht kannst du deinen Vater noch lange nicht erreichen und verändern, beeinflussen, zu etwas bewegen. Und die Zeit geht trotzdem für alle weiter.
Liebe Grüße, Ute