Grenzen? Was ist erlaubt?

Hallo an alle,

ich habe ja länger nichts mehr geschrieben. Bei meinem Freund läuft die Therapie sehr gut und seit 10 Monaten ist er spielfrei. Nun wollte ich mal bei euch nachfragen, ob es für einen Spieler ok ist, wenn er mal Gesellschaftsspiele spielt, so wie Scrabble oder sowas? Ich bin letztens von Freunden nach so einem Abend gefragt worden. Und dann haben wir auch noch einen Gutschein für einen Bowlingbahnbesuch geschenkt bekommen. Wie sieht es mit sowas aus?
Meine Freund sagt, er sieht da keine Gefahr.
Ich selber seh vielleicht auch Gespenster. Ich möchte aber auf keinen Fall etwas gefährden.
Ich hoffe ihr könnt mir da ein paar Antworten geben.

Nochmal an alle denen es momentan nicht so gut geht: Verliert nicht den Mut!

Und an alle bei denen alles ok ist: Ich freue mich sehr für euch!

Liebe Grüsse
chica

Hallo, chica!

Schön, dass du dich mal wieder meldest und dass es dir und euch gut geht.

Bei uns ist es ebenso. Ich habe genau das auch durchgemacht. Wusste auch nicht, was können wir noch spielen. Wir haben einen 7-jährigen Sohn, der total gerne spielt.

Mein Mann spielt nichts mehr, wobei es um Geld geht und reine Glücksspiele.
Er sagt, er beobachtet sich selbst. Dazu gehört natürlich von meiner Seite ein gutes Stück Vertrauen dazu, aber das muss ich aufbringen.
Mittlerweile spilen wir Trivial Persuit (Wissensspiel), Siedler von Catan und Verrücktes Labyrinth (Strategiespiele), aber auch Kniffel, auch wenn es ein Glücksspiel ist.
Doppelkopf, obwohl es ein Kartenspiel ist, bei dem man auch nachdenken muss, kein reines Glücksspiel, spielt er zur Zeit nicht, weil er es stark mit Geldeinsatz verbindet und er es wirklich Jahrzehnte lang gespielt hat.

Ich versuche ihm zu vertrauen, eine andere Wahl habe ich sowieso nicht, als das ich ihm glaube und zutraue, dass er unangenehme Gefühle interpretieren kann und dann sein Verhalten steuert/ ändert.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Meinung, Erfahrung helfen. Ich freue mich, wieder von dir zu hören.

Einen schönen Sonntag noch, Ute

Hallo Chica,

ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann, was man darf und was nicht. Das hängt sicherlich von der eigenen Persönlichkeit ab. Ich denke alles, was man auch früher nicht übertrieben hat ist auch nicht grundsätzlich verboten.

Ich spiele seit Jahren Doppelkopf, wir spielen in eine Kasse und machen dann alle paar Jahre einen Ausflug damit. Es geht um sehr kleine Beträge, und man nimmt ja keinen Gewinn mit. Es ist eigentlich nur der Ehrgeiz am Abend derjenige zu sein, der am wenigsten in die Kasse gezahlt hat, also eine Art Wettstreit.

Wärend meiner Therapie haben wir die Frage auch sehr kontrovers diskutiert und wir hatten selbst e-Bay auf der schwarzen Liste.

Wichtig ist, dass man sich immer selbst hinterfragt, welche Gefühle man dabei hat und was löst es bei einem aus.

Liebe Grüße

Karl

Hallo Chica,
das Spiel in normalen Grenzen gehört zum Leben.

Für mich ziehe ich eine Linie zwischen Glücksspiel und Gesellschaftsspielen.
Ich verzichte nicht auf Gesellschaftsspiele - und im Kreis einiger Freunde (alles Paare) wird auch in einer Kasse gespielt, wovon wir uns alle zwei Jahre einen Wochenendtrip leisten.

Ich denke das wir als Spieler uns selbst beobachten müssen - Spiele die uns zu sehr gefangen halten meiden.

Bei mir gehört leider das Schach dazu - ich neige da zu sehr negativen Überreaktionen, wenn ich ein solches Spiel verliere.

Ich denke, du solltest tolerieren, das er sich außerhalb des Glücksspiels selbst ausprobiert. Wir müßen uns selbst erfahren - uns unsere Überreaktionen bewußt machen um im Umgang mit dem Spiel einen normlaen Rhytmus zu bekommen.

Bowling oder Kegeln halte ich für reine Freizeitbeschäftigung, die ein Spielsuchtverhalten sicherlich nicht födern - wohl aber soziale Bindungen, die für jeden Menschen sehr wichtig sind.

Es ist schön Euch zu lesen - dich Chica, Ute natürlich auch , Karl und auch Maike.

Freue mich das es Euch gut geht - und wünsche Euch eine Super - Adventszeit .

Aber bitte haltet im Auge - für viele Spieler ist die Vorweihnachtszeit besonders gefährdent. Bitte achtet auf Euch - auf Eure Partner.

Lieben Gruss
Gerri

Hallo an Euch alle,

vielen Dank für Eure Zeilen.
Mein Partner hat mir ja auch gesagt, dass Gesellschaftsspiele für nicht gefährlich sind und ich versuche ihm da je auch zu vertrauen, trotzdem haben mich Eure Antworten zusätzlich beruhigt. Bin nun froh, dass wenn es zu einem Spieleabend mit Feunden kommen sollte, dass ich dann einen entspannteren Abend haben werde. Ich glaube, nein ich weiß, schließlich kenne ich mich ja, ich hätte sonst den ganzen Abend nur damit verbracht meinen Partner zu beobachten, wie reagiert, was macht er......
Beim Bowlen oder auch Darten oder sowas, hatte ich zusätzlich überlegt, ob ihm vielleicht die blinkenden Lampen oder Geräusche etwas ausmachen könnten, weil diese Spielautomaten ja auch so leuchten usw....
aber auch da meint er, ist es anders für ihn, und wir könnten den Gutschein ruhig mal einlösen.
Ich will mir da eben nur sicher sein, schließlich würde ich meinem Vater (Aloholiker) ja auch keine Weinbrandbohnen oder Mon cherie schenken oder ihn auf eine Besichtigung in die Bierbrauerei einladen!

Mein Partner und ich sind uns da aber einig, wir müssen und wollen noch einiges lernen. Und ich kann euch sagen, ich tue es gerne!


@ Gerri
Ja, mit der Adventszeit hast du Recht, sie scheint für alle Suchtkranken wirklich eine schwere Zeit zu sein. Mein Partner macht zur Zeit auch eine sehr, sehr schwere psychische Zeit durch, was natürlich noch mit den Folgen seiner Spielerei zu tun hat. Ich wäre dir über ein paar Tips, wie ich ihn vielleicht in dieser Zeit zusätzlich noch mehr unterstüzen kann, sehr dankbar. Und alle anderen Angehörigen in diesem Forum wahrscheinlich auch.
Gibt' s etwas was wir tun könnten?

@Ute
auch wenn ich länger nicht geschrieben habe, gelesen und verfolgt habe ich hier fleißig, und: ich freue mich soooo sehr für dich bzw. euch dass dein Mann den richtigen Weg genommen hat. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass es so bleibt.

Euch allen nochmal Danke.
Bis bald
Eure chica