Hallo liebe Mitmenschen

Hallo allerseits,

bin neu hier und hier ist man ja nicht „einfach so“.
Wenn man so gezielt Kontakt sucht, dann hat man schon ein echtes Problem. Ich (weiblich, 46 J) habe mir vor 2 Tagen erstmalig eingestanden, dass ich spielsüchtig sein muss. –Spielautomaten ! ... wie kam´s ? Ich bin ein Sonntagskind , die haben eben Glück. Das sagte man mir schon als Kind und ich hatte doch wirklich öfters Glück ,wenn ich ein Los nahm.
Nicht dass ich nur noch Lose gekauft hätte, eher selten, nein, mein bisschen Taschengeld sparte ich brav. Lotto gespielt habe ich auch schon immer, seit ich mein eigenes Geld verdiente, denn das ist in unserer Familie schon immer ein feststehender Posten gewesen, gegen 2 Tipps ist ja auch nichts einzuwenden.
Dann hatte ich mal ein Wochenend-Paket in einem Hotel gebucht, dieses beinhaltete u.a. einen geführten Casino-Besuch. Toll, ich habe bei diesem Probedurchlauf am Roulette-Tisch einen Stapel Papp-Jetons gewonnen. Das hat Spass gemacht, aber um richtiges Geld spielen wollte ich danach nicht. In der darunterliegenden Etage standen die einarmigen Banditen, da sagte man uns könne ,jeder selbst mal gucken. Meine Freunde + ich setzten jeder höchstens 20 DM ( es war im Jahr 2000), ausser mir haben alle ihr Geld verloren ,ich freute mich über 10 DM Gewinn. Danach kam mir erst nach 4 Jahren im Urlaub die Idee, mit meinem Freund mal das ansässige Spielcasino aufzusuchen. Und : gewonnen ! 175 € ! Irgendwann denkt man , das muss immer so sein !
Ich hatte es mir in den darauffolgenden Jahren zu Maxime gemacht, nur im Urlaub meinen Glücksspass zusuchen und das ging erst gut und dann wollte ich es doch öfters . Erleichtert hat den Umstand, dass meine Stadt über ein Spielcasino verfügt und das auch noch ganz in meiner Nähe! Da ging das Verlieren los ! Mit Erschrecken stellte ich fest, dass ich freiwillig 300 € in den Automaten steckte, gar 400 ( einmal 1000 ! ) Ging danach noch mal los neues Geld zu holen um beim 2.Anlauf den Verlust wettzumachen ! Machte auch sogenannte „Charaktertests“ , nämlich mir eine Grenze zusetzen +mehr mitzunehmen, der unverbrauchte Rest hätte, so bildete ich mir ein, gezeigt, dass „es soweit noch nicht“ mit mir gekommen ist, aber das ging fast immer schief ! Ja, und dass ich mir das hirnlose Zocken als kleine Angestellte überhaupt gar nicht leisten kann ,muss ich noch erwähnen !
Ich bin an meinen Spartopf gegangen , das wollte ich nie ! Mir hat jeder Verlust wehgetan , mich hatte aber bis vor kurzem nichts aufgerüttelt , ja ich hab mir schon Kreditangebote von Banken angesehen , aber die haben mich richtig abgeschreckt ! Ich habe 1 Woche hart gegrübelt , Ergebnis- nein ich nehme keinen Kredit !
Erst da , das war vorgestern , erkundige ich mich auf diesem Wege im Net . Ja ich muss süchtig sein ! Das gestehe ich mir ein !
Ich verspreche mir, indem ich hier Berichte von anderen betroffenen Menschen lese, dass mir dies hilft, weil man ja zum Glück nicht der einzige mit diesem Problem ist auf der Welt !
Auch ich möchte anderen einen positiven Impuls versetzen .

Dies fürs erste
June

Hallo June,

Dein erster Schritt ist getan. Du hast Deine Leidensgeschichte erzählt - und glaub mir, jeder hier hat eine ähnliche Geschichte. Auch ich.
Ein kleiner Trost ist es (für mich jedenfalls), wenn man sieht, dass es viele Menschen mit ähnlichen Problemen gibt...man ist nicht ganz allein!

Wir Zocker haben alle etwas gemeinsam: wir können nicht kontrolliert spielen -Kontrollverlust!
Also, mach nicht den Fehler und versuche durch mehr Einsatz Deinen Verlust wieder gutzumachen. Wohin das führt, weisst du selber...
Ich habe z.Z. auch schwer mit diesem verfluchtem Teufelkreis Sucht zu kämpfen...bei mir ist das Problem mein Online-Pokern....

Also, man "sieht" sich hier hoffentlich noch öfters - lass was von Dir hören, würde mich freuen!
Kopf hoch!

Alles Liebe

Jürgen

danke, Jürgen, für Deine freundliche Reaktion !
Ja es ist wirklich aufrüttelnd und zugleich tröstend , wenn man erfährt, dass andere Menschen etwas Ähnliches mitmachen und man sich nicht ganz allein im stillen Kämmerlein wie ein Monster vorkommt, dass keinen Ausweg findet.
Ich wünsche Dir gleichfalls ,dass Du es schaffst , Kontrolle über Dein Spielen zu erlangen , das ist auch das , was ich erreichen will !
Herzliche Grüße
June

Hallo June,
habe Deinen Bericht aufmerksm gelesen, weil ich mal so ähnlich getickt hab,
Thema Kontrolle übers Spielen zu bekommen :
Erklär mir doch mal wie du Dir das vorstellst , hoffentlich nicht "kontrollliert"
weiterspielen das heißt doch weiter verlieren, eben der Kontrollverlust, den jeder erleidet, der ein Problem damit bekommt.
Also wir süchtigen Spieler sollten nicht mehr versuchen irgendeine Kontrolle wiederzuerlangen, sondern unser ganzes Leben verändern.
Das geht nur ,wenn wir aufhören und in Demut vor dem Glücksspiel kapitulieren.
anstatt hochmütig und klammheimlich weitermachen.
Man kann nur wachsen, indem man etwas verändert.
um dem Leben wieder Fülle und ZUfriedenheit zurückzugeben.
ich bin süchtig seit 22 jahren und trocken seit 6 monaten.

L.Gruß
chris

Hallo,

@Chris
ich stimme dir zu - für uns als Zocker ist es nicht mehr möglich, ein Glücksspiel kontrolliert zu spielen. Vor allem ein GLÜCKSspiel kontrolliert zu spielen halte ich auf Dauer für unmöglich - der Name sagt ja schon aus, dass es sich nicht kontrollieren lässt. Man braucht eben Glück - entweder oder.

Gute Nacht uns allen

Jürgen

danke Chris, für Deine Gedanken !
Damit muss ich mich wahrscheinlich erst richtig auseinandersetzen, Du siehst , ich bin wohl erst sehr am Anfang und dachte immer, dass man als höchstes Gut die Kontrolle anstreben sollte.
Ich danke Dir sehr für diesen Anstoss und auch Dir, Jürgen !
Gruß
June