spielend in die sucht

als ich den Satz "spielend in die Sucht" zum erstenmal las,
dachte ich noch, dass könnte mir nie passieren, doch jetzt jahre später, bin ich mitten drin.
Ich bin 43 Jahre alt, und spiele eigentlich mein ganzes Leben. Als Kind "durfte" ich immer die Pferdewettscheine für meinen Opa ausfüllen, später füllte ich meine eigenen aus. Da wir selber Rennpferde züchten, verbringe ich viel Zeit auf Rennbahnen, aber irgendwie hatte ich dass alles immer im Griff, verspielte niemals mehr als einen fest begrenzten Betrag, hörte sofort auf, wenn ich im Gewinn war. Mein riesen Problem fing dann eigentlich mit dem Internet an (vor 7 Jahren). Die große und ständige Bereitschaft der Internet casinos ( und Kreditkarten habe ich ja zur genüge). Zuerst spielt man um zu gewinnen, danach um den Verlust wieder reinzuholen..und fällt tiefer und tiefer. Ich habe mittlerweile ein Meer aus Lügen um mich herum aufgebaut, dass ich selber bald Wahrheit von Lüge nicht mehr unterscheiden kann. Ständig passe ich den Briefträger ab, damit mein Mann ja nicht die Kreditkartenabrechnung in die Hände bekommt. Manchaml denke ich, es wäre besser, mich gäbe es nicht mehr. Heute wurde mir wieder ein Kredit in Höhe von 100000 Euro bewilligt, mit diesem Geld sollen die Geschäftskonten aufgebessert werden....und was mache ich? habe mich schon wieder bei dem Gedanken erwischt, welches Spiel wohl dass gewinnträchtigste ist.
Habe mir aber ganz fest vorgenommen, alle Casino vom PC zu löschen..und niiieeee wieder zu spielen....ich weiß nicht wie tief man fallen muß.
Vielleicht ist heute der erste Tag vom Rest meines Lebens.
Gruß Christina

Hallo Christina,

zunächst einmal begrüße ich dich in diesem Forum und finde es sehr anerkennenswert, dass du dich hier öffnest.

Ich denke du wirst einige Beiträge gelesen und festgestellt haben, dass du hier mit deinen Erfahrungen nicht alleine bist.
Auch für dich gibt es einen Weg aus dem Glücksspiel heraus. Dein Shreiben an dieser Stelle stellt einen ersten Schritt dar. Das Löschen der Casino-Softwares einen zweiten. Wichtig ist, dass weitere folgen.

Dein Beitrag signalisiert mir auch den Wunsch nach Unterstützung. Diese kann ich dir gerne anbieten. Du kannst sie hier im Forum finden, du kannst auch geren einen Onlien-Beratungstermin mit mir vereinbaren (wobei ich mir nicht sicher bin inwieweit du das Medium Internetin der nächsten Zeit mit Vorsicht genießen solltest...). Ich hlefe dir auch gerne dabei eine Beratungsstelle in deiner Nähe zu finden. Wichtig ist, dass du etwas tust. Nicht nur für andere, sondern für DICH.
Bleib auf dem Weg!

Ich würde mich freuen, von dir zu hören.
Liebe Grüße aus Neuss,
Marcus

Hallo Marcus,

Vielen Dank für deine Antwort. Tut richtig gut, dass man mal sagen und schreiben kann, wie es wirklich ist.
Du hast natürlich recht, INTERNET müßte die nächste Zeit für mich tabu sein, nur leider laufen bei uns viele Geschäfte übers Internet, so dass ich fast darauf angewiesen bin.Leider. Ich komme aus dem Münchner raum, welche Anlaufstelle könntst du mir denn raten?? Ich möchte in erster Linie alles versuchen...weniger für mich...eher für meine Familie. Es ist so schlimm für mich zu sehen wie wenig wir unseren Kindern bieten können. Auch mein Mann, der arbeitet und arbeitet und nichts ahnt, tut mir unendlich leid. Auf die Frage von ihm, warum wir um alles in der Welt nichts haben, komme ich auch jedesmal mit irgendeiner Ausrede wie : keine Geldeingänge, hohe Ausgaben, Finazamt etc. manchmal zum verzweifeln. Im Gegensatz zu manch anderen Suchten, läßt sich die Spielsucht ja super verbergen, steht einem ja nicht aufs Gehirn geschrieben, man hat auch keine rote Nase u.s.w.

bis bald
Christina

Hallo Christina,

mit der roten Nase hast du sicher recht, aber ich glaube andererseits auch, dass dein Mann sich Gedanken in irgendeine Richtung macht, aber vielleicht keinen Mut hat, dich damit wirklich zu konfrontieren.
Wie dem auch sei, es wäre perspektivisch sicherlich gut, ihn einzuweihen, denn ebi deinem Weg aus der Problematik, aus der Sucht heraus kannst du jede Unterstützung brauchen, die sich dir bietet. Dein Mann kann dir da ein wichtiger Helfer sein.

In München ist das Beratungsangebot leider total mau.
Es gibt aber eine Selbsthilfegruppe im Selbsthilfezentrum, Bayerstr. 77a,Treffen Freitags 20 - 22 Uhr,
Telefonnummer: 0179 - 8523740

Ruf doch einfach mal an oder geh da mal vorbei. Es ist wichtig, sich Hilfe von außen zu holen. Es ganz alleine, d.h. ohn diese Hilfe zu schaffen bleibt für viele eine Illusion.

Ich wünsche dir viel Erfolg!
Gruß,
Marcus

Hallo Christina !
Für mich als Spieler mußte ich eine Entscheidung treffen.
Zum einen das Leben so gestalten, wie ich es bis dahin getan hatte - mit meiner Zockerei-,
oder alternativ das Leben mit den Menschen die ich liebe - ohne das Spiel. Beides zusammen geht nicht.
Ich habe wohl das Recht, mein eigenes Leben zu ruinieren. Aber das Leben zweiter oder dritter ? Insbesondere, wenn ich diese Personen liebe . Diese Recht sprach ich mir nicht zu.
Ich entschied mich gegen das Spiel - für das Leben. Mit den Menschen, die ich liebe. Ich habe es niemals bereut.
Komm zurück zum wirklichen Leben - lasse das Zocken, das Lügen.
Beginne für dich einen neuen Abschnitt. Ziehe eine deutliche Linie und nimm alle Hilfe dabei, die du bekommen kannst.
Es geht - ich spielte seit meinen 16 Lebensjahr bis 49 -
eine sehr lange Zeit.
Mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe bin ich seitdem "trocken".
Ich wünsche dir sehr, einen Weg aus deiner Sucht zu finden.
Viele Menschen werden dir auf der Suche nach diesem Weg behilflich sein. Aber gehen mußt du ihn selbst.
Also bewege dich und gehe..und warte nicht auf ein Wunder.
Alles Gute
Rudi

...der anfang vom rest deines lebens" ? ! laß es zu ,daß es der anfang von einem neuen leben ist - der gestrige tag. schon 24 stunden spielfreiheit geschafft ? dann könnte dies der anfang sein. internet bietet zwar die möglichkeit zu spielen, aber internet und spielen gehören nicht zwangsweise zusammen. probiers und lausche wieder den vögeln und nicht ob der briefträger um die ecke schlurft. gute weitere 24 stunden.gruß norbert