Er zieht Dich mit runter...
Hallo Sandra!!
Glaub mir, ich weiß sehr genau wovon Du redest. Mein Freund (oder soll ich besser EX-Freund sagen?) ist auch spielsüchtig. Wir sind vor etwas über einem Jahr zusammen gezogen und am Anfang lief auch alles ganz gut. Bis auf seine Launen, die konnte ich nicht zuordnen.Aus heiterem Himmel hat er los gemeckert und ich konnte das gar nicht verstehen.
Dann sind immer und immer wieder irgendwelche unbezahlte Rechnungen, Mahnbescheide und Vollstreckungsbescheide angekommen und als antwort habe ich immer gehört :" Ich weiß wirklich nicht was das ist. Da ist nie ne Rechnung gekommen!!" Klar, wenn ich meine ganze Post nicht aufmache, weiß ich ja wirklich nicht was da ganz genau drin steht...
Nun gut, ich habe also irgendwann seine kompletten Sachen durchgesucht und festgestellt das er in dem Jahr bevor wir zusammen gezogen sind, nichts aber auch wirklich nichts bezahlt hat. Keine Miete, keinen Unterhalt für seine Exfrau und sein Kind, kein Strom - einfach nichts. Das fand ich nun wirklich nicht lustig, aber ich habe mir nichts anmerken lassen, weil ich hoffte er erzählt mir das sicher von alleine. Hat er aber nicht. Im Gegenteil. Je mehr Sachen bezahlt waren desto weniger Geld hatte er. Und genauso wie bei Dir habe ich ständig draufgezahlt.
Er hat sogar kontoauszüge gefällscht um mir zu beweisen, das er Telefonrechnungen etc. bezahlt hat.
Bis dahin wusste ich nicht wirklich was er mit seinem Geld trieb und warum er nie Geld hatte.
Anspielungen von seiner Exfrau habe ich oft bekommen, habe mir aber leider nichts draus gemacht, da sie nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen war. Erst als das Telefon mal wieder gesperrt war(obwohl natürlich alles bezahlt) und der Gerichtsvollzieher zu MIR kam weil ne Tierarztrechnung nicht bezahlt war (von der ich aber keine Mahnung gesehen hab) habe ich eins und eins zusammen zählen können...
Ich habe daraus meinen Entschluß gefaßt und bin ausgezogen. Schließlich arbeite ich bei ner Bank und habe Angst meinen Job zu verlieren wenn ich noch weiter mit runter gezogen werde und habe auch noch mein eigenes Leben. Ich habe ihn als Voraussetzung gegeben ne Therapie zu machen und dann können wir gerne noch mal über ne Beziehung reden, aber im Moment kann ich ihm sonst einfach nicht trauen.
Nach diesem Schritt hat er zumindest schon mal geschafft, mir die Wahrheit zu sagen, sich einen Termin zu einem Beratungsgespräch geben zu lassen und mir seine Kontovollmacht - Karte und Onlinebankingunterlagen zu geben.Ich habe ihm übrigens auch mehrmal angeboten seine Finanzielle Seite zu übernehmen, wurde aber auch immer abgelehnt.
Nun höre ich mir jeden Tag Vorwürfe und Selbstmorddrohungen an und werde dadurch von Morgens bis abends unter Druck gesetzt, aber ich habe mir ganz fest vorgenommen ihm daraus zu helfen - aber halt in getrennten wohnungen!!!
Aber so langsam denke ich, das ich wohl auch bald ne Therapie anfangen muß, denn das ganze nagt schon sehr an mir und über irgendwelche Tips würde ich mich auch sehr freuen...
Danke fürs zuhören.
helfen, ohne sich selbst zu verlieren...
Liebe Sandra,
liebe Bianka,
lieber Rudi,
bist Du es Bianka(?) oder habe ich einen Beitrag geschrieben, von dem ich nichts weiß? Das ist die Geschichte einer Co-Spielerin, in diesem Fall läuft sie absolut parallel zu meiner. Und ich denke, etliche laufen ähnlich. Ich bin immer wieder sowohl überrascht, als auch völlig niedergeschmettert, wie viele Frauen sich in den finanziellen Ruin stürzen aus Liebe zu einem Mann, der spielt. Ich habe das genauso getan- jeden Tag und immer wieder. Obwohl ich glaube, einigermaßen intelligent zu sein, seine "Spielchen" durchschaut hatte und zusehen konnte, was er tut, hat mich nichts davon abhalten können,
seinen Worten immer wieder zu glauben. Ein ganzes Jahr lang und darüber hinaus. Er hat leider nicht nur sein Geld verspielt, auch meine Kinder beklaut, meine Wertgegenstände versetzt und immer wieder gelogen. Ich lebte immer in der Hoffnung, dass er es ernst meint, etwas zu ändern- zumal er nach einem privaten Treffen mit Rudi (ja unser Rudi, mein lieber Elefant!) wirklich Anstalten machte, jetzt tu ich was...
Sechs Wochen ging es gut. Ich glaube, für ihn ist das ein halbes Leben! Für ein gemeinsames Leben reicht es leider nicht. Seine Sachen stehen gepackt in meiner Wohnung, nachdem ich die Nase voll hatte und ich die räumliche Trennung wollte. Wenn ihm so viel an mir liegt, hat er alle Chancen, das zu beweisen.
Bislang kam er jeden Abend wieder. Mittlerweile habe ich ihm den Schlüssel abgenommen- dann klingelt er Sturm. Ich habe zwei Kinder und Nachbarn, was soll ich anderes tun als öffnen? Ich habe gerade zehn Stunden Arbeit hinter mir, er ist in neuem Outfit auf der Rolle, hat bislang 500€ abgehoben und der kleine Rest ist auch bis morgen weg...
Ich hatte auch seine Karte, aber es ist sein Konto und ich kann ihn nicht zwingen, sie bei mir zu lassen-die Karte!
Und ich glaube, wirklich alles getan zu haben. Er hätte mir meinen halben Hausstand geklaut, wenn ich nicht so wache Augen hätte. Wahrscheinlich habe ich vieles noch gar nicht gemerkt!
Bianka, Du hast den einzig wahren Schritt getan und es fiel Dir bestimmt nicht leicht, das beweist Stärke und enormen
Mut! Lass Dich von seinen Drohungen nicht erweichen, er wird diesen Schritt sehr wahrscheinlich niemals wagen. Es ist ein Mittel, Dich auf seine Seite zu ziehen!
Liebe Sandra, Du machst den Fehler, den alle machen! Wenn er nicht bereit ist, seine Finanzen in Deine Hände zu legen, musst DU alle finanziellen Belange trennen. Dich finanziell vollkommen unabhängig von ihm machen. Gleiche bloß nichts aus, was Du nicht verantwortet hast- dann läuft es ja für ihn! Tust Du das nicht, sind ein Teil seiner Schulden bald DEINE Schulden! Dieser Tatsache musst Du ins Auge sehen. Mein Defizit beläuft sich auf etwa 4000€. Ein Vorstrecken kleiner Beträge immer und immer wieder, die man kaum merkt- und das kommt in einem Jahr zusammen. Mir geht es hier bestimmt nicht um Summen, aber ich möchte Dir vor Augen führen, dass ein recht hoher Betrag verdammt schnell zusammenkommt, ohne dass Du es merkst! Löse Dich ganz schnell aus diesem Kreislauf! Er wird sich von alleine nicht ändern- aber DU kannst Dein Verhalten ändern! Wenn er es nicht zulässt, sich zu schützen, setze alles dran,DICH zu schützen! Du hast auch nur das eine Leben!
Lieber Rudi, wie immer bin ich fasziniert davon, wie sehr Du auch, oder vor allem, Verständnis für die Angehörigen zeigst. Sei mir nicht böse, aber wirklich nachfühlen kannst Du es nicht! Du hast auch nie illegale Dinge getan und bist nie an die Substanz Deiner Familie gegangen. Und ich bin mir nicht mehr sicher, ob Diebstahl in den eigenen vier Wänden, massive Lügen in ALLEN Bereichen (fern vom Geld) noch etwas mit Spielsucht zu tun haben oder einfach einen miesen Charakterzug preis geben.
Ja, ich dachte, etwas bewirken zu können, vielleicht habe ich einfach an zuviel Einfluss meinerseits geglaubt. Ich habe seine Stärken gesehen und wollte nicht, dass sie durch seine Sucht verloren gehen. Ich weiß nicht woher, er diesen "Helfersyndrom"-Wahn hat... Klar wollte ich etwas bewirken, ich möchte auch gerne mein Geld zurück. Aber dahingehend weise ich kein "Krankheitsbild, das sich aus dem Zusammentreffen verschiedener charakteristischer Symptome ergibt" auf. Ich halte mich für recht normal!
Und was ist naheliegender, als dem Menschen, den man liebt, helfen zu wollen? Euch hat er scheinbar auch um den Finger gewickelt, warum sollte ich an seinen Worten zweifeln?
An den vielen Versprechen, an jeden Versuch, den er unternommen hat? Ja, mein Glaube war auf Hoffnung gebaut-
ich hätte alles daran gesetzt- nee... ich habe es getan! Und fast geglaubt... den Weg daraus habe ich für mich geebnet und heute wieder gesehen, dass dieser Weg für mich der Richtige ist. Die Frage, warum er nicht entgültig geht- bislang- brauchst Du mir nicht beantworten.
Es tut einfach nur fürchterlich weh!
Schön, dass es Dich gibt!
Finde einen Weg hinaus, einen Weg für Dich, liebe Sandra-
sonst verlierst Du Dich selbst!
Eure weinende Mai-Lee
PS.: Gibt es wirklich die Möglichkeit, bei der Caritas sein Geld verwalten zu lassen? Wenn ja, wie soll das funktionieren?
Die Veränderung des Spielers...
Hallo, ihr Lieben !
Es kommt für mich doch ein wenig so rüber, als wenn bei Euch ein gewisser Tenor herrscht. Die Spieler...
Ihr habt recht, Spieler haben eines gemeinsam - ihre Sucht.
Doch hinter dieser Sucht verbergen sich die verschiedensten Charaktere.
Zum einen Spieler, die tatsächlich aus ihren Spielerdasein heraus wollen, zum anderen aber auch Spieler, die noch nicht soweit sind und evtl. auch gar nicht soweit kommen wollen. Zu den zuletzt genannten gehören nun leider auch Spieler, denen schon maßgeblich geholfen wurde.
Da wird eine neue Beziehung eingegangen und nachdem die Sache mit dem Spielen auffliegt, rückhaltslos geholfen. Und diese Hilfe sieht zunächst so aus, das die Partner in die Bresche springen. Besonders finanziell. Denn was ist denn Geld, gemessen an unserer Liebe ?
So macht der Spieler, der vielleicht schon sehr tief unten war, die Erfahrung, das ohne viel eigenes Zutun seine Probleme erst mal gelöst werden. Auf einmal hat man wieder ein Dach über den Kopf, kann auf gesunde Konten des Partners zugreifen und hat somit sehr wenig Anlass persönlich die Sucht anzugehen. Das diese Situation nur über einen gewissen Zeitraum läuft, ist klar. Aber für den Spieler hat das doch prima geklappt.
Oft ist es dann für den Spieler am bequemsten, die Partnerschaft zu kippen. Es findet eine Schuldzuweisung statt. Der Partner leidet an einen Helfersyndrom oder ist Co - Abhängig. Gerade mit diesen Zuweisungen kommen zusätzliche Probleme auf. Die evtl. vom Spieler gewollt sind,um für sich einen Grund zu finden, die Beziehung zu beenden. Denn irgedwo wartet die nächste Naive, mit gesunden Konten - und den Himmel voller Geigen.Für was soll sich ein Spieler mit den gemachten Erfahrungen auch weiter anstrengen ? Und dann klingen in meinen Ohren die Beteuerungen der Angehörigen. Ich habe ihn so geholfen, habe alles für ihn getan, ein Zuhause gegeben, aber was ist der Dank ?
Hier sieht man dann, das Hilfe nicht gleich Hilfe ist. Der Spielsüchtige muß sich seine Erfolge erkämpfen. Dann gewinnt er auch an Selbstsicherheit und kann ein gesundes eigenes Ego aufbauen.
Das es geht, haben viele trockene Spieler gezeigt.
Ganz frisch kommt mir da Jens aus Dresden in den Kopf. Ein Mann, der sehr an sich arbeitet. Wenn ihr seine neuen Postings mit seinen vor wenigen Monaten geschriebenen vergleicht, fällt euch das auf. Aber auch so manch anderer.
Claus, Rolf, Neon , Jürgen, Hans, Andreas...ich könnte die Liste sehr weit führen. Damit will ich eigentlich nur deutlich machen, das es Suchtkranke gibt, die hart an sich arbeiten und es sich nicht leicht machen. Oder Boomer, die sehr frisch, aber mit viel Energie ihre Sucht angeht.
Also Spieler ist gleich Spieler ???
Diese Antwort kann sich jeder selbst stellen.
Für mich gibt es keine gleichen Menschen - somit auch keine gleichen Spieler.
Es macht mich traurig, wenn ich als letzte Zeilen lesen muß, Eur weinende Mai Lee.Ich werde dir, liebe Mai Lee
eine Mail senden, denn da besteht doch neues Klärungspotential.
Bis auf bald ..und laßt Euch nicht unterkriegen.
Liebe Grüße
Rudi