Das Beste im Leben

Ich bin Andreas, bin Spieler und mehrfach süchtig.
Gerade habe ich mich von meinem Bett erhoben, wo ich unter Kopfhörer behütet Deutsche Popmusik hörte. Die Gedanken schweifen ließ und immer wieder kam der Wunsch hier jetzt einen Beitrag von mir einzusetzen.
Es geht um meine Einsamkeit, um das Zuspitzen derer am Wochenende, besonders dem Freitag Abend.
Es ist ja nicht so, daß mir Menschen fehlen, ich habe einige verlässliche und treue Freunde, es ist dieses mit sich selber nicht umgehen zu können.
Wenn ich frühabends auf dem Bett liege, auch zum Fernsehen - ist mein Telefonhörer nicht fern. Auch wenn ich manchmal schimpfe, daß er zur unmöglichsten Zeit bimmelt, er ist da. Und es ist eine Freude Wert. So auch Heute. Ich habe mich in einer Psychosomatischen Klinik angemeldet und muß den Besuch zweier SHG,s vorweisen. Mit GA ist das Obligatorisch, aber mit der anderen brauchte ich ein Vorgespräch. Die Kontaktperson rief auf meine Bitte Nachmittags zurück und wir haben uns sofort verstanden. Ein nur kurzes Telefonat, aber es öffnet in mir eine neue Tür. Wieder auf Menschen zugehen, Neues Kennenlernen, vor allem mich selber. Das einzige Telefonat Heute. Jetzt wo ich alleine hier sitzte und nachdenke, baut es mich wieder auf.
Früher habe ich verbindliche Kontakte am Wochenende gemieden, schon 100.000 mal geschrieben: Gesoffen, gezockt, onaniert und zugefuttert, eben alles getan um verbindliche Kontakte, Zutrauen zu vermeiden. Diese Angst vor Mißbrauch in mir. Freitag Abend, die Nacht zum Wochenende wird lang, wird dunkel, ich habe Angst vor der Nacht. Das Neonlicht und blinkende Automaten können sie nicht mehr vertreiben. Ich habe Angst vor schwarz gekleideten Frauen, die sich im amtlichen Ornat zeigen. Das ist meine Nacht. Ich habe Angst vor einer Welt in der ich reglementiert werde, eingezwängt in eine Uniform oder Sträflingsanzug. So sein wie andere, angepasst. Ich kann es nicht. Das einzige Gewand das mich hervorhebt istdas Gewand Gottes, als er Nacht war und starb (Joh.19). Es war unzerreißbar. Ich bin Zerrissen zwischen dem Stolz meiner Spielfreiheit und und der Depression der Nacht.
Ich glaube nicht mehr, daß mit der Ersten Münze, die in der Tasche blieb, meine Liebe begann. Sie Begann 8 Monate vor meiner Geburt, in meiner komplizierten Frühgeburt, im Kinderheim und sie ging ihren Weg über Kneipe Spielhalle bis zum Bahndamm.
In der Depression die Liebe finden. Ich denke an meine Ex- Frau. Die Karten, die wir uns zu unseren Geburtstagen geschickt haben, sind letzte begreifliche Zeilen. Ich spüre immer noch die Liebe zu ihr, vielleicht die Liebe eines ungeliebten Kindes, aber auch Gottes Liebe.
Heute habe ich die Site meiner Physiotherapieprazis aufgemacht und mir die Portraits der Therapeuten für meine Lymphdrainage betrachtet. Da ist auch viel Liebe. Gleich ob männlich oder weiblich. Es sind unverfängliche Berührungen, die meinen Venen und meinem Herzen gut tun. Das geht jetzt seit Juni diesen Jahres und ist für mich ein Einüben von körperlicher Nähe - und ein Einüben von "Sich fallen lassen" Ich bin mir einig: Meine Krankheit ist ein Segen.
Meine Spielsucht ist eine Krankheit. Ich habe Gott vor über 14 Hahren meine Spielsucht übergeben, als ich ihn als Freund und Bruder kennenlernte!
Mir ist es frei seine Hand zu nehmen und mir den Rücken streicheln zu lassen.
So kann ich auch mit Menschen umgehen. Freundlich zuvorkommend und Selbstbewußt, wenn ich nur meinen Weg kenne.
Jetzt merke ich wie wichtig nur ein paar aufbauende Worte sind und ich schreibe und schreibe und schreibe...
Das Beste im Leben sind WIR

Andreas

hallo andreas,
komme gerade von einem GA-Meeting in HU, ich dachte du bist schon in der Klinik.
Wenn es klappt besuche ich dich dort, mein Onkel hat eine Ferienwohnung in Obermaiselstein ist 3 km von der Klinik entfernt.
Es wird Zeit das es eine GA-Gruppe am Freitag in H geben wir, mit einem Meeting im Rücken ist das Wochenende immer besser.

guts Nächtle

Claus

Hallo Claus,
das zieht sich leider alles noch in die Länge. Ich brauche noch einen Kardiologischen und einen Psychotherapeutischen Bericht. Desweiteren eine Kostenzusage der Krankenkasse für die Adula - Klinik. Heute war keine Post im Briefkasten - also auch keine Absage, ich brauche nur ein wenig Geduld.
Bin aber Heute wieder besser drauf als Gestern Abend.
Viele liebe Grüße
Andreas