Welche Erfahrungen habe ich gemacht?
Hallo Lutz,
Du fragst mich nach meinen Erfahrungen.
Ich habe mich im Februar meinem besten Freund anvertraut. Ich hatte dies gedanklich auch mit dem Aufhören verbunden, weiss aber heute, dass es mir in erster Linie um die Beschaffung von Geld ging. Mein Freund hat mich auch finanziell unterstützt aber nur, wenn ich mich in eine Therapie begebe.
Ich habe dann auch mit der Suchthilfestelle Kontakt aufgenommen und bin regelmäßig ein Mal die Woche zu Einzelgesprächen gegangen.
Obwohl ich nun Unterstützung hatte, habe ich es nicht geschaft trocken zu bleiben. Daher wird auch Günther scheitern, wenn er es alleine versuchen will.
Ich habe dann im März und April wieder gespielt, bevor es in meiner Familie den großen Knall gab und ich meine Sucht zugegeben habe.
Glücklicherweise hat man mich nicht fallengelassen und ich habe mein neues Leben begonnen.
Natürlich habe ich mich stark reglementieren lassen, zumindest was die verfügbaren Geldmittel betrifft.
Ich gehe zur Zeit ein Mal die Woche zu Einzelgesprächen und einmal die Woche in eine Selbstfindungsgruppe.
Ich möchte gerne eine ambulante Therapie machen und mich einer SHG anschließen, habe aber noch keinen Platz bekommen.
Mich würde interessieren, welche Erfahrungen Du bei der stationären Therapie gemacht hast.
Wenn Du das hier im Forum nicht schreiben möchtest, kannst Du mir auch gern eine Mail schicken.
@ Günther
Ich glaube nicht, dass Du es alleine schaffst. Das Bild, dass Du kniepig warst, Geld für alltägliche Dinge auszugeben passte auch auf mich, in sofern denke ich, dass Du viel tiefer von der Sucht betroffen bist, als Du selbst denkst. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass einem erst dann geholfen werden kann, wenn er sich auch helfen lassen will.
Allen schöne 24 Stunden
Karl
Ich fühle mich bis jetzt sehr wohl dabei
Hallo Günther,
auch von mir alles Gute. Ich denke auch, dass Du auf einem guten Weg bist und ich hoffe, dass Du Kraft genug hast diesen Weg auch alleine weiterzugehen. Aber so ganz alleine bist Du ja auch nicht, hier im Forum findest Du immer Hilfe und Unterstützung wenn Du mal nicht so gut drauf bist.
Schöne 24 Stunden
Karl
Warum vermag ich es nicht zu glauben???
Hallo Günther,
herzlichen Glückwunsch zu zwei Wochen spielfreier Zeit...
Aber, irgendetwas an Deinem Zustandsbericht lässt bei mir alle Nackenhaare emporschnellen; ergo, ich habe kein gutes Gefühl. Ich bin jetzt seit etwas über drei Jahren spielfrei und auf meine Anfangsphase der Abstinenz zurückgeblickt, kann ich auf keinen Fall behaupten, dass es mir SEHR GUT ging. Es ging mit miserabel, ich musste mich mit geballten Fäusten in der Jackentasche an den Spielhallen "vorbeidrücken" und erst nach einigen hundert Metern, setzte dann eine leichte Entspannung ein. Durch Gespräche in unserer SHG weiss ich, dass es allen Spielern in der Anfangsphase so ergangen ist und erst nach ein paar Wochen eine Form von Entspannung einsetzt, die einem den Blick auf neue/positive Umgebungsveränderungen und Sichtweisen ermöglichen. in diesem Zusammenhang würde mich interessieren: Was ist aus Deinen ständigen Gedanken an "DAS SYSTEM" geworden, unter denen Du so gelitten hast. Diese Gadanken und das damit verbundene Leiden kann man doch nicht einfach so abstellen!!! Machst Du seit Deinem ersten Besuch im Forum konkret etwas anders??
Als zweites fällt mir auf, dass alle Spieler es am Anfang immer alleine und mit Vernunft versuchen wollen.
Hierzu ist meine Aufassung, dass Spieler auf Droge oder Spieler, die erst kurz davon sind, mit dem Wort Vernunft sehr vorsichtig sein sollten und erstmal volle Ehrlichkeit sich selbst gegenüber walten lassen müssen. Wie oft hat mir meine Vernunft gesagt, "Du musst mit dem Spielen aufhören", es ist kein Geld mehr da, Du bekommst keinen Kredit mehr bei der Bank, Du kannst die Miete für die Wohnung nicht bezahlen und das die Familie nichts mehr zu essen hat, obwohl es noch zwei Wochen bis Monatsende sind. Hat mir alles meine Vernunft gesagt aber etwas anderes war stärker...
DU weisst was stärker war!
Und als letztes: Es kommt mir immer vor, dass wir uns als minderwertige, aussätzige Menschen betrachten, die durch unsere Spielproblematik nicht das selbe einfordern können, wie "normale" Menschen. Wir sind aus unserer Sicht selber mit einem Makel behaftet und haben augenscheinlich versagt.
DAS IST NICHT SO!!! Die ganze Gesellschaft ist so vermurkst(Leistungsdruck im Job und privat/der eine trinkt, der andere zockt wieder ein andere schlägt Frau und Kinder), dass es kein Zeichen von persönlicher Schwäche darstellt, Hilfe die einem geboten wird, auch anzunehmen. In der Therapie oder in der Selbsthilfe dürfen wir uns fallenlassen und das ist auch gut so. Ich helfe mir und auch denjenigen, die sich zur Hilfe bereiterklärt haben. Natürlich ist der erste Schritt schwer aber trenne Dich doch bitte von dieser verbohrten Denkweise, was ich mir/uns selber eingelöffelt habe, muss ich auch selber auslöffeln.
Warum sollte man selber den steingsten aller Wege nehmen, der dann auch noch zu 90%iger Sicherheit in den Abgrund führt??? Es alleine zu schaffen, ist aus meiner Sicht nahezu unmöglich.
Lass die Zeilen einfach auf Dich wirken( Du darfst auch sauer sein, ist ein ehrliches Gefühl) und sei ehrlich zu Dir selbst, dann weisst Du, was Dein nächster Schritt sein muss.
Ich wünche Dir aufrichtig alles Gute,
Micha