Inventur einer Ehe mit einem Süchtigen

Hallo ich möchte hier mal versuchen eine Inventur meiner Ehe mit Heidi zu machen.
Erst mal die Zeit des Säufers. Heidi hat mich geheiratet als ich noch gesoffen habe, also hat sie sich das selber rausgesucht, ich habe ja auch nach 7 Jahren eine Entziehungskur gemacht, warum das 7 Jahre dauern musst lassen wir mal aussen vor.

Jetzt kommt die Zeit des Spielers. Ich muss dazu erklären, dass ich die ganze Zeit selbständig war, erst als Antik Händler dann Versicherungsvertreter dann wieder Antik Händler. Selbständig heisst man wird nach Leistung bezahlt viel Leistung viel Geld wenig Leistung wenig Geld.

Ich habe in der Zeit von 1990 - 2005 Unmengen an Geld verspielt, aber ich habe deswegen auch Unmengen an Geld verdient, weil ich einfach viel viel mehr gearbeitet habe als nötig war, oder war es nötig weil ich gezockt habe. Es hat uns jedenfalls nie an Geld gemangelt. Ich war als Versicherungsvertreter bei der Signal Versicherung in Heilbronn unter 70 Leuten ab dem 1. Jahr NUmmer 1 und in ganz Deutschland unter 3500 Nummer 13. Dies soll jetzt bitte keine Angabe sein nicht schon wieder schreiben, ich will jetzt mal alles hier aufschreiben wie es war. Heidi hat es nie an Geld gefehlt, nur mal ab und zu kurzfristig. Ich habe immer wenn ich gezockt habe einfach mehr verdient. Das geht beim Versicherungsvertreter sehr gut, man muss nur mehr Kunden anrufen. Hätte ich nicht gezockt hätte ich niemand mehr angerufen. Mehr Geld wäre dann auch nicht da gewesen, immer nur soviel wie benötigt wurde. Ich habe nie Rücklagen gebildet.
Aber es hat immer gereicht, und so haben wir uns 1998 wieder ein Haus gekauft an einem Hang gelegen, schöne hohe Räume mit Stuckdecken perfekt für unsere Antiquitäten. Nur über 100 Stufen bis zur Haustüre.

Mit Einführung des Euros ging unser Umsatz im Antikgeschäft um 80% zurück. Waren es vorher 30000 DM im Monat waren es nach Einführung des Euros noch 3000 Euro und wir haben die Preise nicht erhöht.

Aber macht ja nichts. Haben wir den Antik Handel zu gemacht, der Harry kann ja wieder Versicherungen verkaufen.
Ja aber jetzt kamen meine Depressionen. Nichts mehr verkaufen konnte ich, ich konnte einfach niemand mehr überzeugen, seine Versicherungen bei mir zu machen. Und da gings Berg ab. 7000 Euro fest Kosten im Monat und 4500 Euro Einnahmen. .
Da habe ich die Reissleine gezogen. Der 1. Plan war wir flüchten gemeinsam nach Thailand. 2 Wochen vor dem Termin wollte Heidi auf einmal nicht mehr. Auch ok wenn jetzt die Depressionen auch in ganz massive Selbstmordgedanken ausarteten.Das ging noch so 2 Jahre, dann habe ich zu Heidi gesagt das geht so nicht mehr. 3 Staat. Behandlung wegen Depressionen bei mir eine bei Heidi wegen Burn Out.
Dann die Idee mit der Verbraucher Insolvenz. Die Finanzen sind dadurch geregelt, ich habe keinen Privatmann sitzen lassen sondern alle Rechnungen vorher bezahlt, und dann die Sache durchgezogen. Die Banken die mir nicht umfinanzieren wollten, die bekommen von mir ncht sehr viel, und das ist auch gut so.

Es war immer was los in unserer Ehe, nie langweilig, wenn ich die Depressionen irgendwann in der Griff bekomme, dann steht auch einer schönen Zukunft nichts im Wege. Wenn nicht wird die Heidi wohl mit mir untergehen, weil sie sich da nicht abgrenzen kann, und ich das auch nicht steuern. Aber nochmal bis zu dem Beginn der Depressionen, gab es nie ernsthafte Schwierigkeiten wegen der Kohle obwohl ich gezockt habe, aber jetzt kann man natürlich ausrechnen, wenn ich die Kohle die ich verzockt habe, in meine Finanzierung des Hauses gesteckt hätte,dann wäre das schon lange bezahlt gewesen. Nur wenn ich kein Geld verzockt hätte, hätte ich auch nicht so viel verdient. Ich habe extra bis auf den Umsatz (der sagt über den Verdienst überhaupt nichts aus)die Zahlen weggelassen sonst heisst es nur wieder ich schneide auf.
Eines noch zum Schluss. Ich habe seit über 25 Jahren die Heidi nicht mehr angelogen, und werde es auch nie mehr tun.

Mich interessiert jetzt eure Meinung dazu was eurer Meinung nach Schuld ist an der Pleite.

Lieben Gruß
Harry

Hallo Harry;

jeder Lebensgeschichte wohnt ein Geheimnis bei. Wenn wir unsere Geschichten schreiben werden immer wieder neue Begebenheiten an das Licht geholt, die uns als Schreibende(r) eher der Verdrängung oblagen, als das wir darüber sprachen. Deshalb ist Schreibarbeit auch permanent wichtig. Der Süchtige wird davon von seiner Schuld befreit, wenn es seine Geschichte mit einem anderen teilt. In den Anonymen Gruppen werden Lebensgeschichten und Schriftliche Inventuren von Hand geschrieben und mit einem vertrauten Freund oder Therapeuten oder Seelsorger geteilt. Das hilft dem Süchtigen von seinen Schwächen loszulassen.
Icj könnte Deinen Beitrag analysieren, tue es aber nicht, nur daß ich mich in einigen wiedererkenne. Aber Schuld?. Schulden können bezahlt werden, manchmals schneller, manchmal langsamer. Entscheidend ist die Bereitschaft dazu. Und der Anfang ist die Bereitschaft für ein geordnetes Leben. Darin lese ich viel bei Dir.
Ich wünsche Euch seinen Frieden
Andreas

Hallo andreas,
ja Bereitschaft ist viel da unser Leben zu regeln, nur geht es nicht immer. Die Krankenkasse muss die staat. Therapie bezahlen. Die Bank muss mitmachen bei einer Umfinanzierung hat sie nicht getan Verbraucher Insolvenz.

Das ist es auch was ich immer hier schreibe, das Leben ändern damit ich nicht spielen muss ist für mich der falsche Weg. Ich muss erst lernen solche Niederschläge zu überstehen ohne zu spielen ohne zu trinken und dann kann ich mein Leben verändern.

Im Moment kann ich nur warten was die Krankenversicherung entscheidet, warten ist das was ich am schlechtesten kann. Aber mir bleibt nichts anderes übrig.

Einen schönen Tag wünsche ich dir
Lieben Gruß
Harry

Hallo Harry,
irgendwas verstehe ich nicht..
die Inventur einer Ehe mie einem Süchtigen muß doch von deiner Frau kommen.
Du kannst doch nur eine Inventur als Süchtiger mit der Ehe einer Nichtsüchtigen machen.
Oder verstehe ich was falsch?
Kannst mich ja aufklären.
Lieben Gruß
gerri

Hallo Gerri,
das ist die Inventur von uns beiden. Ich schreibe da nicht allein meine Meinung. Heidi schreibt ja nun mal nicht. Und ich kann sehr wohl eine eigene Inventur machen wenn ich mich dabei nicht selber belüge.

Lieben Gruß
Harry

Ok Harry,
freut mich, das Heidi auch mitwirkt.
Euch beiden ein schönes WE - und die Kraft die Dinge stressfrei zu sehen.
Der Umgang zwischen Suchtkranken ist in allem viel intensiver als im Normalfall.
Von Totaler Herzlichkeit - bis hin zu tiefen Aggressionen gegeneinander.
Auch da müßen wir ein Mittelweg finden - ich denke diese Empfindlichkeit der Spielsuchtkranken hat auch mit dem inneren Gefühl zu tun nicht besonders viel zu wert zu sein.
Doch das ist in Wirklichkeit ganz anders.
Ein Spielsuchtkranker ist voller Emotionen..an vielen Beispielen nachvollziehbar - leicht Verletzbar - im Rechtsempfinden sehr sensibel - und versteckt sich häufig hinter seiner Maske.
Werde demnächst mal drüber schreiben..was ich mit Maske meine.
Allen Usern ein schönes Wochenende - und vor allen Dingen Spielfreiheit..ich selbst freue mich auf morgen..Sauna..Entspannung..Massage..Relaxen...etwas, was ich mir lange nicht gegönnt habe ..dank den Anstoss meiner Freundin.

Lieben Gruß
Gerri