Neuanfang und jetzt?

Hallo erstmal an alle die das hier lesen!

Ich verfolge diese Forum schon seit längerem aber habe noch nie etwas selber geschrieben! So recht weiß ich auch nicht was ich schreiben soll!

Ich bin Spieler und nun seit dem 13 Mai 05 Spielfrei. Meine Geschichte brauche ich nicht zu erzählen da sie den meisten hier ähnelt! Ich bin 38 und nach über 20 Jahren zocken und verspielten Beziehungen bzw Familien hat für mich nun seit knapp 8 Wochen ein neues Leben angefangen!
Ich weiß noch nicht genau wie ich damit umgehen soll und ob ich es packen werde?
Meine letzte Beziehung konnte nicht mehr mit mir zusammen sein da sie in den letzten 4 Jahren sehr viel mit mir durchgemacht hat!
Sie hat mir dennoch sehr viel geholfen den ich weiß nicht ob ich ohne Sie eine stationäre Therapie überhaupt gemacht hätte!
Nun lebe ich alleine und muß mein Leben selber in den Griff bekommen.Das schlimmste zur Zeit ist einfach die Einsamkeit die Abende alleine zuhause ohne jemanden da zu haben mit dem mann einfach mal reden kann!
Freunde habe ich keine mehr, es waren immer nur die Freunde meiner Beziehungen , das merke ich nun ganz stark!
Vieleicht hört sich alles etwas wirr an was ich hier schreibe ,aber irgendwie muß ich halt auch mal was los werden !
Das mit dem spielen aufhören ist eigentlich gar nicht so schwer habe ich gemerkt , aber das drum herum ,das verhalten und die eigenarten die mann sich in den Jahren angewöhnt hat abzulegen ist sehr viel schwerer.
Zur Zeit habe ich einfach nur Angst wieder abzurutschen. Ich versuche jeden Tag mich wieder zu motivieren aber es ist nicht leicht!
Mir gehts zur zeit richtig beschissen ! Selbst jetzt wo ich diese Zeilen schreibe könnt ich wieder heulen!
Wenn man 20 Jahre lang jemand um sich rumgehabt hat und von heut auf morgen alleine ist ,ist das verdammt hart! Ich weiß das ich sehr vielen Menschen weh getan habe und wohl hab ich das nun auch verdient !
Ich sehs als eine Art Prüfung an und hoffe ich versage nicht wieder !Hätte ich meine Kinder nicht die mich als besuchen würden weiß ich nicht ob ich nicht schon alles hingeschmissen hätte!
Vieleicht hat jemand was ähnliches erlebt und hat es geschafft wieder " normal " zu leben, dann wäre ich dankbar für ein paar Tips!

Ich weiß nicht ob das alles einen Sinn macht was ich schreibe aber ich mußte mich einfach mal irgendjemand mitteilen ,vieleicht hilft es denjenigen die am Anfang der Sucht stehen und den Absprung noch rechtzeitig schaffen können!!


Vieleicht antwortet ja jemand
bis dahin allen einen spielfreien nächsten Tag!!!


M.S

Hallo M.S.,

was könnte dir Freude bereiten. Mein Mann hat auch eine stat. Therapie hinter sich u. kann sich - wenn es ihm schlecht geht - manchmal mit Sport behelfen. Natürlich ist Reden da A und O wie er sagt; aber hast du niemanden mit dem du reden kannst? Wie alt sind deine Kindern? Könntest du mit ihnen reden? Hast du keine "Nachbetreuung"? Sprech mit einem Therapeuten darüber. Könntest du in eine Spielergruppe gehen?

Versuche herauszufinden, was dir guttut. Machst du gerne Sport?

Du bist gerade dabei dein neues Leben zu gestalten, zu organisieren.
Es braucht sicherlich seine Zeit; versuche dir einen eigenen Freundeskreis zu bilden. Wie sieht es aus mit Kollegen, Nachbarn usw.?

Gib nicht auf; nutze das, was du während der stat. Therapie gelernt hast.
Gib dir selbst etwas Zeit, aber bleib nicht immer alleine in der Wohnung.
Geh raus an die frische Luft - das wird guttun.

Gruß
Nicole

Danke Nicole für deine Antwort!!


Ja ich weiß ich müsste was machen !
Ich bin auch dabei neue Kontakte zu knüpfen aber dennoch ist alles sehr schwer!
Meine Kollegen auf Arbeit sehe ich auch nur 5 min am Tag ansonsten bin ich alleine unterwegs! Es ist komisch aber es hängt wie immer alles nur am lieben Geld! Das soll nun keine Ausrede sein oder so ich bin froh das ich zur Zeit meine laufende Kosten und so alles auf auf der Reihe habe ! Und dennoch is wäre die Versuchung zur Zeit größer als je zu vor!
Ich bin seit letztem Jahr in Privatinsolvenz und Unterhalt für die Kinder zahle ich auch, also bleibt mir im Monat zur zeit so gut wie gar nichts übrig!
Ein Auto habe ich zur Zeit auch nicht also sind einige Sachen für mich einfach nicht machbar! Es hört sich vieleicht wieder wie gejammer an , aber ich bin wenigstens froh das keine Mahnbescheide oder irgendwelche Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen!
Wie gesagt das schlimmste für mich ist momentan das alleine sein ! Meine Kinder besuchen mich zwar ( 14 und 15 ) aber haben in dem Alter ihre eigenen Probleme!
Ich weiß nur eins ich will und ich werde nicht mehr spielen den das wäre absolut mein Ende!
Ich denke der Rest ist gewöhnungssache!Ich mußte heute Mittag einfach was machen und da habe ich diese Zeilen geschrieben !
Ich hoffe für euch das Ihr es gemeinsam schafft ein neues Leben aufzubauen den es ist sicherlich nicht einfach!

Gruß M.S. ( Markus )

Hi Marcus,

kann Deine situation sehr gut nachempfinden. Bin jetzt zwar noch nicht so lange spielfrei (erst 4 wochen) aber habe die selben sozialen Probleme wie Du, was meine Mitmenschen angeht.
Wichtig ist meiner ansicht nach, sich erstens mit der Sucht auseinanderzusetzen und zweitens meine Einsamkeit und Langeweile zu bekämpfen. Auch bei mir waren die Freunde fast ausschliesslich von meiner damaligen Freundin und diese ist natürlich auch nicht mehr da.
Ich bin es aber recht offensiv angegangen, was evtl. auch untypisch für Leute wie wir ist:
Zuerst habe ich endlich angefangen, im Selbststudium Gitarre zu lernen. Das klappt ganz gut und man hat dann auch seine Erfolgserlebnisse. Vielleicht auch eine sprache o.ä.
Um Kontakt zu anderen Leuten zu bekommen, habe ich nun begonnen ehrenamtlich zu helfen. Klar ist das erste Mal blöd, bis man mal die Leute kennt und die einen kennenlernen. Aber man hilft sich selbst und die Leute sind wirklich froh wenn jemand kommt und helfen will. Ich habe nach meinem ersten Tag nur positive Erfahrungen und Gefühle mit nach Hause genommen. Und helfen kann man überall.

Ich hoffe, das Dich vielleicht der Eine oder Andere Punkt anspricht.
Ich denke es ist zeit für dich ein bißchen die Nase in die Welt da draussen zu stecken und das geht auch mit wenig Geld.
Und Du wirst erstaunt sein, wie zufrieden Du auf einmal sein kannst.

Am leichtesten wäre natürlich auch eine SHG zum hingehen. da kennt sicher jeder deine Probleme und unterstützt dich!

Viele Grüße

Peter

Hallo Markus,

mir geht`s ähnlich wie Dir, bin 39 J., habe 20 Jahre gespielt und bin seit 1 Jahr (abgesehen von 3 Ausrutschern) spielfrei. Auch ich bin solo und habe somit nach Feierabend viel Zeit, die gefüllt werden will - möglichst mit anderen Sachen als Fernsehen. Obwohl ich Tischtennis und Squash spiele, war noch sehr viel Zeit vorhanden. Wahrscheinlich bist Du wie ich im Aussendienst und hast somit auch sehr viel Zeit zum Nachdenken, denn unser Kopf steht ja niemals still.....
Ich habe mich mittlerweile in den Innendienst versetzen lassen, was mir schonmal sehr viel Zeit zum Nachdenken nimmt und mir vorallen Dingen auch einen geregelten Tag bringt. Sprich, ich weiß, wann ich ca. zuhause bin und übernachte nicht jede Nacht in einer anderen Stadt bzw. in einem anderen Hotel. Sprich, ich habe Konstantz (irgendwas ist falsch an dem Wort) in mein Leben gebracht, was schon sehr hilfreich ist.
Ich bin angefangen, zu joggen - min. 4 x pro Woche - schnelle Erfolgserlebnisse, verbunden mit einem guten Körpergefühl, an der frischen Luft (auch bei schlechtem Wetter), überwinden des inneren Schweinehundes und Zeit an der frischen Luft nachzudenken.
Obwohl ich einige Freunde habe, merke ich noch immer, daß ich mich teils abschotte und den Kontakt gar nicht suche, aber manchmal reicht es auch zu telefonieren, eventl. alte Kontakte wieder aufleben zu lassen. Allerdings habe ich mir einen Vorsatz wirklich zu Herzen genommen und ihn bisher auch nicht bereut. Ich umgebe mich nur noch mit Menschen, die mir gut tun !

Ich habe auch mit Malen angefangen. Obwohl ich noch nicht mal ein Strichmännchen malen kann, hindert mich das nicht daran, schöne bunte Bilder zu malen. Selbst etwas einmaliges zu erschaffen, ist ein tolles Gefühl.
Ich arbeite an Homepages im Internet - eigene nur für mich. Es sind einfach Sachen, die mein Selbstwertgefühl sehr steigern und je höher mein Selbstwertgefühl wird, desto einfacher kann ich auch Menschen an mich ranlassen, denn über meine Spielsucht zu reden ist mittlerweile kein Problem mehr für mich. Das ich Raucher, sprich Nikotinsüchtig bin, weiß schließlich jeder.

Das alles war jetzt vielleicht etwas wirr, aber ich wollte einfach versuchen, Dir Anregungen zu geben, um Dein Selbstwertgefühl etwas zu steigern. Wünsche Dir weiterhin alles gute.

Maik