Hiob ging auch nicht zum Daddelautomaten

Liebe Forum-Teilnehmer

in letzter Zeit hatte ich einige Chat-Partner, die ebenfalls vor kurzem mit dem Spielen aufgehört haben. Bei einigen war es noch ganz frisch, bei anderen schön länger, bei mir nun 11 Wochen. Bei den Gesprächen kam häufig zur Sprache, dass viele Male mit dem Spielen, entgegen der zuvor getroffenen guten Vorsätze, entweder aus einer niedergeschlagenen oder aber euphorischen Stimmung begonnen wurde.

Das sind vermutlich die gefährlichsten Momente, ich habe sie wie sicher viele von euch - zuvor schon etliche Male erlebt. Vor wenigen Tagen hatte ich mal wieder so ein besonders schlimmen Tag, gespickt von Hiobsbotschaften der ersteren Kategorie, aber ich hatte ihn, trotz Geld in der Tasche spielfrei erlebt. Auch wenn ich keinen Spieldruck verspürt habe, so habe ich mich allerdings schon gefragt: war wäre, wenn ich jetzt in der Spielhalle nach Ablenkung gesucht hätte? (Nun die Antwort ist ja wohl klar, Probleme geblieben, Geld weg) Aber, obwohl ich nicht gespielt habe, gings mir dennoch nicht besonders gut und auch mit diesen eher trüben Tagen muss man sich zurechtfinden.

Wenn die Euphorie des Nicht-Mehr-Spielen-Wollens sich legt, und die Alltagsprobleme sich in der ganzen Tragweite (z.B. Schulden) bemerkbar machen, muss - das wird mir immer klarer - ein tragfähiges Gerüst her, dass uns seelisch und körperlich aufrecht hält. Viele im Forum haben beschrieben, wie sie in der Familie und Partnerschaft neuen Halt und Sinn gefunden haben, wie auch immer, ich wünsche meinen Chat-Partnern insbesondere, dass wir uns ein solches Gerüst aufbauen. Es wird leider dauern, manchmal länger als gehofft, aber Rom wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.

Beste Grüße

Thomas

Hallo Thomas,

ich hoffe Du bist immer noch standhaft. Wie du schon mit Deinem Beispiel Rom beschrieben hast, ist Geduld eine der wichtigsten Eigenschaften, die Du haben mußt. Leider ist diese Fähigkeit beim Spieler stark verkümmert. Ich wollte am Anfang meiner Abstinenz auch mehrere Schritte auf einmal gehen. Wie beim Spielen den schnellen Erfolg haben. Es hat einige Zeit gedauert bis ich eingesehen habe, dass es man nur in kleinen wohlüberlegten Schritten voran kommen kann.
Natürlich liegen auch dann noch einige Steine im Weg, die weggeräumt werden müssen. Aber mit vereinten Kräften, die ich in der Familie, im Forum und in der Therapie hatte, hat auch dies geklappt. Heute kann ich auf viele kleine Schritte zurückblicken, die in Summe doch schon einen Weg von über 10 Monaten ergeben.
Ich habe in den letzten Wochen wieder mal wie die ganze Zeit, intensiv nachgedacht, wo ich stehe.
Ich werde in Kürze das letzte Mal zu einem Einzelgespräch gehen. Ich habe mir ein paar kleine finanzielle Freiheiten zurückerarbeitet, dass Vertrauen, dass mir meine Familie entgegen bringt ist gewachsen, damit natürlich auch mein Selbstwertgefühl.
Ich kann meine Abkehr vom Spiel mit der Beendigung einer Beziehung vergleichen. Ich habe diese Beziehung geliebt, aber auch gehaßt. Ich war Ihr leidenschaftlich verfallen. Sie hat mich besessen und mich ins Verderben gestürzt.
Nun habe ich mich von Ihr getrennt. Natürlich habe ich anfangs noch an sie gedacht, natürlich sieht man dann auch die schönen Stunden die ich mit Ihr verbracht habe. Aber mit der Zeit habe ich immer mehr Abstand zu Ihr aufbauen können.
Heute ist sie mir ziemlich fremd geworden und ich weiss gar nicht mehr, weshalb ich sie mal geliebt habe.

Ich denke, ich werde meinen Weg wie bisher weitergehen. In kleinen wohlüberlegten Schritten.

Dazu gehört für mich auch, Abstand zur Therapie und dem Forum aufzubauen. Ich hatte manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ich ja mit meiner Erfahrung anderen helfen kann. Aber die letzten Wochen haben gezeigt, dass im Forum genug liebe Menschen sind, die sich kümmern.

Ich möchte hier noch mal allen danken, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Ich kann nur sagen, dass es kein Patentrezept gibt, um der Sucht zu entfliehen. Zum Glück sind auch wir Spieler alle individuell unterschiedliche Menschen. Wichtig für mich war und ist, dass der Weg, den ich gehe, mein Weg ist, der aber nur ein Weg unter vielen sein kann.

Viele viele schöne 24 Stunden

Liebe Grüße

Karl

Hallo Karl,

das hört sich nach Abschied an und das tut immer auch ein bißchen weh irgendwie.
Für Deinen Weg wünsche ich Dir alles erdenklich Gute.
Und ich hoffe, dass wir hier ab und an wieder was von Dir lesen. Das würde mich sehr freuen.

Bis dahin,
viele liebe Grüße
Kary

Hallo Kary,

danke für Deine guten Wünsche. Du bist ja auch schon ein "alter Hase", zumindest was deine Präsenz hier im Forum betrifft. Habe gerade Deinen ersten Eintrag vom 18.01.2003 gelesen, damals warst Du auch ganz schön ungeduldig, weil sich 2 Tage lang keiner auf deinen Eitrag gemeldet hatte. So ging es mir aber auch am Anfang, ich habe stündlich ins Forum geschaut.

Liebe Grüße

Karl

Lieber Karl,

danke für Deine Zeilen, in denen ich mich durchaus wiederfinden kann. Ich persönlich werde morgen die 13. spielfreie Woche einleiten und wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg in eine spielfreie Zukunft.

Alles Gute
und liebe Grüße


Thomas

Ja lieber Karl,

damals hatte ich noch keinerlei Forenerfahrung und habe gewartet und gewartet, es kam mir vor wie eine Ewigkeit.
Zwischendurch (so nach einem Jahr etwa)habe ich dann mal Foren-Pause gemacht, weil ich das Gefühl hatte es geht nicht vorwärts. Ich war es einfach müde immer dasselbe zu lesen und zu schreiben und brauchte Abstand. Jetzt sehe ich alles aus einem anderen Blickwinkel (was die Forenarbeit betrifft)und bin (zumindest teilweise)geduldiger geworden (mit mir und mit anderen). Die Foren sind nur noch ein ganz kleiner Teilbereich aus meinem mittlerweile sehr er-füllten Leben und das ist auch gut so.

Bis denne
Kary

Hallo Kary,

ich denke, damit hast Du genau das getroffen, was auch mich im Moment umtreibt. Ach ich benötige etwas Abstand weil ich Angst habe mich im Kreis zu drehen. Auch ich habe mein Leben mit vielen neuen und vergessenen Dingen füllen können, die mir auch nicht mehr die Zeit einräumen täglich ins Forum zu schauen. Vielleicht komme ich ja auch irgendwann wieder zurück.

Bis dann und genieße die Schönen Dinge des Lebens.

Liebe Grüße Karl

Hallo Karl,
ich finde es schade, das du dich so weit zurücknimmst.
Habe immer viel Wert auf deine Meinung gegeben - auch wenn wir nicht in Allem auf einer Frequenz liegen.
Jeder muß seinen Weg gehen - ich wünnsche dir, das du für dich den richtigen Weg gefunden hast.
Ich habe eine andere Linie mit meiner Spielsucht klar zu kommen. Ich brauche den Austausch - meine SHG, schon alleine um wach zu bleiben.
Vor etwas längerer Zeit habe ich es auch mal so ganz ohne Gruppe und Hilfe versucht. Ich hatte darüber gesprochen.
Ich persönlich hätte für mich Angst den Weg ohne Hilfe noch einmal zu versuchen - weil gebranntes Kind...
Wünsche dir vom Herzen alles Gute und Spielfreiheit.
Vielleicht läßt du dann und wann etwas von dir hören, würde mich freuen.
Lieben Gruß
Rudi