für Sabiene: "UNERGRÜNDLICHE WEGE"

Anonyme Spieler Übersetzt aus dem ‘GA-Life-Line-Bulletin’ 1992

UNERGRÜNDLICHE WEGE
Ich hatte niemals Zeit, etwas über acht Freunde zu schreiben, die mir in der Gemeinschaft der Anonymen Spieler sehr nahe standen und in den letzten Jahren verstorben sind.
Es waren Dr. Robert Custer, Irving aus New York City, Mel und Phil aus Kalifornien, Ralph aus Georgia sowie Don und Kevin aus North Carolina;
ich glaube, ich habe noch meinen Sponsor vergessen, Larry aus San Diego.

Mir kommt es heute so vor, als müsste ich mich dafür schämen, immer so beschäftigt gewesen zu sein und nie die Zeit dafür gefunden zu haben,
über diese Menschen etwas zu schreiben, deren Freund ich war und die jetzt
alle an einem ‘großen Meeting’ anderswo teilnehmen.
Ich schreibe aber heute über Nina aus Las Vegas, dem ältesten weiblichen Mitglied der Anonymen Spieler dort, was die Spielfreiheit angeht. Sie hatte Krebs und starb am 4. Oktober 1992.

Es ist schon ein kleines Wunder, wie sie das Genesungsprogramm der Anonymen Spieler (GA) verstand.
Sie hatte sich anfangs eine ganzen Weile abgemüht, und es ging auf und ab mit ihr.
Im Oktober 1979 bekam sie dann einen Telefonanruf von einem für sie total Fremden. Er sagte nur: „Hi, ich heiße Tom.

Ich war gerade in meinem ersten Meeting und dort gaben sie mir diese Telefonliste und sagten mir, ich solle Leute anrufen. Und so hab ich dich einfach rausgepickt.“
Sie sagte: „Aber ich lebe nicht mehr im Programm.“ Er fragte: „Warum nicht? Bist du kuriert?“
Und sie antwortete ihm, dass man niemals wirklich kuriert sei, sondern dass man versuchen könne, die Krankheit zum Stillstand zu bringen - immer nur für einen Tag.
Er fragte sie daraufhin, warum sie nicht mehr in die Meetings ginge.
Sie räusperte sich, begann zu stottern und versuchte, sich um die Antwort zu drücken.
Aber der Anrufer blieb hartnäckig und sehr neugierig und fragte weiter und weiter.

Und letztendlich erzählte sie ihm, dass sie spielen gewesen sei,
und dass es ihr peinlich und unangenehm sei, wieder in die GA-Gemeinschaft zurückzukehren.
Er fragte dann weiter, ob man sie denn dort bestrafen würde,
weil sie gespielt habe. Sie sagte: „Nein. Sie nehmen dich dort mit offenen Armen auf.
Aber ich schäme mich, weil ich schon so viele Rückfälle hatte,
und ich möchte einfach nicht zurückgehen und dies zugeben.“

Sie sprachen so noch eine ganze Weile weiter und sie erwähnte dabei auch, dass sie ihren Wagen verloren hätte,
so dass er ihr anbot, sie mit seinem Auto abzuholen und sie mit zum nächsten Meeting zu nehmen.
Sie lehnte anfangs ab, doch er gab nicht auf.
Und so kamen sie beide ins Meeting, an einem Mittwochabend im Oktober 1979.
Dieses Meeting unterschied sich von einem normalen Meeting insofern, als eine Gastrednerin
von den Anonymen Alkoholikern zu Besuch war, eine Frau, die schon 18 Jahre nüchtern lebte.
Ein anderer Gastredner war Bill aus Cleveland, der wegen einer Konferenz der Bergarbeiter gleichfalls in Las Vegas war.
Und es gab noch drei weitere GA -Mitglieder, die an diesem Abend sprachen.
Der Meetingsraum war sehr voll und es war ein sehr schönes Meeting.
Tom brachte Nina nach dem Meeting wieder nach Hause. Und Nina kam nach diesem Abend wieder regelmäßig in die Meetings.

Sie hatte noch einige Rückfälle, doch im Jahr darauf begann ihre Periode der Spielfreiheit,
die bis zu ihrem Tode fortdauerte. Und nebenbei gesagt, Tom wurde niemals wieder in unseren Meetings gesehen.
Es ist schon erstaunlich, auf welche Weise Gott hier am Werke war.
Ich weiß aus meiner eigenen Zeit der Genesung, dass die Dinge, die ich mir vornehme zu tun,
immer zum Besten geraten.
Ich möchte hier abschließen und noch wünschen, dass jeder, der dies liest,
bei guter Gesundheit ist und sein glückliches Leben genießt, das ihm in seiner Spielfreiheit zuteil geworden ist.

Oktober 1992 Howie, Las Vegas, Nevada