Empfindung eines Spielers
Liebe Andrea !
Erst einmal bin auch ich sehr traurig über Eure Situation.
Leider ist bei Euch das eingetroffen, was bei 99 % aller Partnerschaften mit Suchtabhängigen passiert.
Eine riesige Enttäuschung und ein enormer Vertrauensverlust. Die Versuche, von denen ich weiß, allein und nur mit Hilfe des Partners aus dem Kreislauf zu kommen, sind ALLE gescheitert. Mein eigener eingeschloßen.
Das du jetzt total am Boden bist, kann ich voll verstehen. Aber auch Ihm wird es ganz ähnlich gehen. Er hat an seine Kraft geglaubt und auch an die Kraft der Liebe zu dir.
Und hat nicht begriffen, das der böse Geist in der Ecke lauert und jede kleine Schwäche voll ausnutzt.
Ich spreche so darüber, weil ich das alles selbst erlebte.
Mit dem Gedanken, meine Liebe ist so stark , ich werde IHR beweisen, das ich die Sache im Griff bekomme.Genau wie er, habe ich mich stark genug gefühlt doch alles wieder in die Hand zu nehmen. Auch um zu zeigen, man kann sich wieder auf mich verlassen. Aus dieser Situation heraus entstand ungefähr das gleiche wie bei euch. Und glaube mir, ich rede nicht von einer Beziehung, sondern von meiner Lebensliebe, deren Enttäuschung und Kummer nur ich zu verantworten hatte.
Sie gab mir eine zweite Chance. Bis zu den heutigen Tag
läuft es super. Aber wir sind uns bewußt, auch bei uns lauert der böse Geist in der Ecke und wird wenn ich nachlasse für mich weiter etwas zu tun, bestimmt wieder zuschlagen.Deswegen meine Selbsthilfegruppe , deswegen das Forum. Ich will und muß wach bleiben. Und mir nicht zu sicher werden.Beispiele wie das Eure rütteln mich natürlich wieder ganz auf und wach. Und ich ziehe daraus, auch wenn ich es gar nicht will, Kraft meinen bösen Geist im Zaun zu halten.
Dieses Wachhalten ist ungeheuer wichtig. Das geschärft sein auf böse Situationen. Meine Wächter , wenn ich mal übermüdet bin und nicht mehr kann, sind meine Gruppenmitglieder - und meine Freunde hier im Forum. Ich brauche das, wie jeder Abhängige. Und mit Sicherheit auch dein Freund.
Deswegen gib nicht auf, auch wenn du fürchterlich enttäuscht bist.
Er will an sich arbeiten und das ist erkennbar. Nur so wie jetzt geht es natürlich nicht. Auch wenn er noch so frisch ist - irgendwann wird jeder müde - und dann braucht er, genau wie ich, seine Wächter.Die muß er sich ins Boot holen, denn
sonst geht es nicht. Wir sind in der Gruppe - und auch hier im Forum unsere gegenseitigen Wächter.
Darauf bauen sich Gruppen - und auch dieses Forum auf.
Ich denke, das du bestimmt bald wieder stolz auf deinen "Spieler" sein kannst.
Im übrigen sollte eine finanzielle Kontrolle nach meinen
dafürhalten mindestens ein Jahr dauern.
Und dann setzt man sich zusammen und beratschlagt über finanzielle Gebiete, die der Betroffene übernehmen könnte.
Z.B. die Urlaubsfinanzierung eigenverantwortlich übernehmen, oder die Ansparung für eine Anschaffung.
Die wesentliche Verantwortung, sprich Miete, Strom etc.
und natürlich Kontenverwaltung sollten auch nach einen Jahr unbedingt in die Hand des Partners bleiben,
Denn wenn es Rückschläge gibt, muß da die Sicherheit
des Weiterbestehens gewährleistet sein. Das bedeutet die
Benutzung der Konten durch den Spieler abzustellen.
Aber auch das kann ein Spieler , wenn er alle Sicherheiten einbaut - und seine Wächter hat - wieder lernen. Der Umgang mit Geld ist das große Problem aller Spieler.
Nicht das verdienen, das haben sie gelernt um zocken zu können.
Ich hoffe, liebe Andrea, das ich dir zeigen konnte, das du wirklich nicht allein mit dieser Sache bist.Auch solltest du für dich überlegen, das du evtl. ab und zu mal mit in der Gruppe gehst, um die Schärfe deines Blicks zu erhalten.
Ich denke an Euch - und wünsche Euch einen positiven Ausgang dieser Geschichte.
Lieben Gruß
Rudi