Ich brauche dringend einen Rat

Hallo an alle Betroffenen,

Ich bin zum Glück auf diese Seite gestoßen und habe mir schon viele Beiträge durch gelesen die mir eigentlich schon Antwort gaben aber ich möchte euch mein Leid mitteilen und hoffe jemand kann mir einen Rat geben.

Ich bin seit 10 fast 11 Jahren mit meinem Freund zusammen, seit ich 16 Jahre bin.
Er hat schon immer ein Suchtverhalten, ob es Drogen sind, wenn wir dann mal weg gehen hat er nur Spaß mit viel Alk. u weis nie wanns reicht, aber das was jetzt seit über 1 1/2 Jahren ist, übertrifft meiner Meinung alles:-(
Es find an das er Nächte lang am PC saß und spielte. Irendwann kam er immer später nach Hause, sogar schon die ganze Nacht nicht.
Ich erreiche ihn dann nie auf dem HAndy und irgendwann kommt dann eine SMS "bin gleich da oder fahr gleich los", Stunden später ist er immer noch net da.
Ich denke er spielt an Automaten oder im Casino, er hat seit Sommer nur noch GEldprobleme. Er konnte schon immer nicht mit Geld umgehen aber das übertrifft alles. Er hat mich sogar schon beklaut 150 Euro und streitete es total agressiv ab.
Seine Mutter hat endlich einen Einblick letzte Woche über sein Konto getätigt (wir wussten nicht das dies geht die ganze Zeit), da er ja 27 Jahre ist.
Er ist ein ganzes Monatsgehalt im Minus und dazu hat er noch einen Kredit von 4000 Euro.
Ich habe ihn schon oft angesprochen auf die Sucht, aber er streitet es total ab und sagt ich wäre krank und solle den Mund halten.
Ich komme überhaupt nicht an ihn ran, er sieht nix ein.
Wir reden nur noch das nötigste und Zuneigungen sind schon länger vorbei:-(
Ich kann mir trotz allem kein LEben ohne ihn vorstellen und habe auch Angst das wenn ich es viell schaffe mich zu trennen, er seine Existenz verliert und sogar selbstmordgedanken haben könnte.
Ich habe Angst das er sich immer mehr in SChulden stürtzt und mich viell mit.
Habe bereits nie Bargeld bei mir und meinen SChmuck habe ich auch in Sicherheit gebracht.
Was ist das für ein LEben :-(

Viell. könnt ihr mir einen Rat geben!!???

Danke euch

Lieber Gruß
Shiva

Guten Morgen Shiva,

ich bin süchtiger Spieler und seit einigen Monaten spielfrei. Ich kann Dir
nur beschreiben, was mich auf den Weg der Spielfreiheit gebracht hat.

Zuerst einmal musste ich "ganz unten" ankommen, begreifen, das ich spielsüchtig bin. Solange ich das bestritten habe, war ich noch lange nicht so weit, ernsthaft aufhören zu wollen. Und selbst als ich mein Problem des dauerhaften Kontrollverlustes beim Spielen erkannte, habe ich noch solange weitergespielt, bis ich wirklich ein finanzielles und vor allem geistiges und körperliches Wrack war.
Jede finanzielle Hilfe und jedes mitgemachte Versteckspiel meiner Angehörigen hat meine Sucht verlängert. Ich habe auch meine Frau manipuliert und Sie dazu gebracht, die Situation gegenüber anderen geheim zu halten oder schön zu reden, mir die größten Lügen abzunehmen, damit Ruhe ist.

Angehörige haben m.E. nur ganz wenige Einflussmöglichkeiten auf den Spieler. Dieser muss selber begreifen, was er sich und seinem Umfeld antut. Verleihe kein Geld, gehe offensiv mit seiner Sucht gegenüber Euren Freunden und Deinen/Seinen Eltern um und lasse Dich nicht verbiegen. Du hast keine Schuld an der Situation - also musst Du nicht für Ihn lügen.

Schau auf Dein eigenes Leben und versuche Deine Finanzen abzugrenzen.
Überlege Dir gut, wie lange so eine von Dir beschriebenes Beziehung Sinn macht.

Hole Dir aktiv Hilfe, dafür gibt es auch in Deiner Umgebung Angehörigen - Gruppe, therapeutische Hilfe.
Hier wirst Du Menschen mit gleichen Problemen begegnen, die Ihre Erfahrungen teilen bzw. fachlichen Rat erhalten.

Viel Kraft und einen lieben Gruss,
Joachim

Vielen Dank Joa für deinen Rat.
Das werde ich auch gleich am Mo in Angriff nehmen und schauen wo so eine Angehörigengruppe gibt.
Eine Frage habe ich noch, hat dich deine Frau verlassen müssen?

Ganz lieber Gruß
Janina

Guten Morgen Shiva,

nein, wir sind seit über 20 Jahren zusammen. Meine Frau war aber absolut konsequent, sie hat mir mit Hilfe Ihrer und meiner Familie sowie besten Freunden nach Einholung von professioneller Hilfe keine Geldmittel mehr zur Verfügung gestellt, ich habe sogar zu der Zeit meine Kontovollmacht abgegeben und an Sie übertragen.

Ich hatte aber dann auch den festen Willen, mit dem Spielen aufzuhören und
habe aktiv mit Selbsthilfegruppen was dafür getan und gehe auch heute regelmäßig in die Gruppe. Ich habe eingesehen, das ich spielsüchtig bin und mein Leben zerstöre und nicht mehr meistern kann.

Nur dieses Einsehen, dieser Wille, mit dem Spielen aufzuhören, ist der Antrieb für den Spieler, etwas für seine Gesundung zu tun.
Wenn nur Du oder seine Umgebung das wahr nimmt, er selber aber immer noch den Reiz des Spielens über die Konsequenzen seines Handelns stellt, dann habt Ihr Angehörigen keine Chance, das zu ändern.

Darum muss der Spieler seinen persönlichen Tiefpunkt erreichen, um diesen festen Willen mit dem Spielen aufzuhören zu erreichen.
Jedes (finanzielle) Entgegenkommen und jede Lüge, mit der der Spieler durchkommt, verlängert die Zeit bis zum Tiefpunkt.

Es ist prima, das Du Dir Hilfe holen willst. Diese Hilfe wird erst mal Dich stärken und Dir Wege aufzeigen, wie immer diese aussehen. Hier kannst Du auch die Sucht verstehen lernen und vor allem, Dich um Dich selber zu kümmern. Alles andere ergibt sich.


Lieben Gruss,
Joachim

ICh danke dir nochmals, denn du hast mir wirklich klar gemacht, das er wohl wirklich erst ganz unten sein muss um es einzusehen und sich einzugestehen.
Grade heute bin ich wieder durch die Hölle gegangen sozusagen, er hatte wieder einmal total miese LAune (zur Zeit kommt er nicht an sein Konto, seine KArte ist gebrochen, davon habe ich mich selbst überzeugt, aber zu dem ist sein Dispo ausgeschöpft). Er fragte mich ob ich ihm meine EC-KArte gebe für Zigaretten zu holen, darauf sagte ich "nein", dies lies ihn total aus der Haut fahren und beschimpfte mich "ich sei das Letzte".
Heute war der Tag wo seine Mutter vorbei kam und mit ihm reden wollte, da sie ja auch endlich was unternehmen wollte, durch ihr nachfragen bei der Bank haben wir ja erst erfahren wie es um seine Finanzen steht.
Aber er hörte ihr gar nicht zu, streitete alles ab und behauptete ich hätte sie aufgehetzt. Zum SChluss sagte er, ich sei für ihn gestorben..:-(
Naja, wollte eigentlich soweit gar nicht mehr ausholen und dir eigentlich nur noch ma danken.

Ich drücke dir und deiner Familie ganz fest die Daumen das du es weiterhin schaffst !!! Ganz viel Glück für Euch !!!

LG
Janina