Seite 2 von 3 ErsteErste 123 LetzteLetzte
Ergebnis 11 bis 20 von 30

Thema: Schuld Unterhaltungsindustrie

  1. #11
    Rolf Gast

    Standard Hallo HoJo

    Eins vorweg. Ich wollte dich in keinster Weise angreifen. Jeder hat seinen Weg um mit seiner Krankheit fertig zu werden. Und jeder, ob er es nun geschafft hat oder erkannt hat etwas zu tun, verdient mehr als meinen Respekt. Ich mag nur den Begriff "Schuld" nicht in diesem Zusammenhang. Ich kann mich nur all zu gut an meine Gefühle während meiner nassen Phase erinnern. Schließlich hat sie mit kleinen Unterbrechungen über 20 Jahre gedauert:) Zwei Gefühle waren übermächtig. Schlechtes Gewissen und Schuld. Dieses Gefühl, an allem Schuld zu haben, hat mich auch sehr oft wieder zurück zur Flasche oder zum Spielen gebracht. (Ich bin Alkoholiker und Spielsüchtig) Wie oft hatte ich kurze trockene Phasen in meinem Leben. Dann hatte ich wieder etwas aufgebaut und bin rückfällig geworden. Da habe ich mir natürlich immer die Schuld gegeben. Ich war dann für mich selbst der größte Versager der rumläuft. Nur, in dieser Zeit hatte ich noch kein Mittel in der Hand. Ich hatte noch nicht akzeptiert, dass ich krank bin und das man eine Krankheit behandeln kann. Leider ist Sucht nicht heilbar, aber durch Abstinenz kann die Krankheit gestoppt werden. Sie schreitet dann nicht fort. Aber sie ist da!! Als ich das irgendwann erkannt hatte( ich hatte therapeutische und Gruppen Hilfe)wurde manches leichter für mich. Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben oder mich schuldig zu fühlen. Und zu schämen brauche ich mich erst recht nicht. Auch nicht wegen eines Rückfalls. Aber, jetzt greift der Begriff "Verantwortung". Wenn ich weiß, das ich eine sehr, sehr ernste Krankheit in mir trage, sollte ich alles tun um deren Ausbruch zu verhindern. D.h. für mich, nachdem ich meine Krankheit als solches akzeptiert hatte, hatte ich ein Mittel in der Hand. Erst von da an war ich in der Lage Verantwortung zu übernehmen. Ich vergleiche das gerne mit einer schweren Zuckerkrankheit. Wenn ein Zuckerkranker vergisst Insulin zu spritzen kann er sterben.(er muss aber erst wissen, dass er Zuckerkrank ist) Wenn ich vergesse, dass ich suchtkrank bin, kann ich sterben. Ich stehe nun in Verantwortung mir gegenüber. Aber, um diese Verantwortung übernehmen zu können, musste erst ein neues Bewußtsein geweckt werden. Ein Bewußtsein für meine Krankheit. Mir persönlich ist es immer lieber, wenn wir sagen "Verantwortung" und nicht "Schuld". Keiner wird absichtlich krank und keiner wird absichtlich Rückfällig. Er hat nur nicht genug auf sich aufgepasst. Das ist nicht seine Schuld. Das Unterbewußtsein hat ihm einen Streich gespielt. Aber, er kann noch lernen, mehr Verantwortung für sich zu übernehmen.
    Das Bewußtsein schärfen. Das Bewußtsein für die Krankheit. Aber, letztendlich ist es egal, wie ein Mensch mit seiner Krankheit umgeht. Hauptsache, er lässt sich nicht von ihr besiegen. Wenn jemand zu mir sagt, er hätte 10 Jahre gesoffen oder gespielt, und ist jetzt 5 Tage trocken, dann ziehe ich meinen Hut. Jeder trockene Tag ist eine echte Leistung und verdient den allergrößten Respekt. Und wenn er nach 5 Tagen rückfällig wird, so waren doch diese 5 Tage ein Geschenk. Und vielleicht sind es das nächstemal 14 Tage. Und wenn er sich vielleicht irgendwann nicht mehr schuldig fühlt, für seine Krankheit, ist Platz für positive Gefühle. Schuld und schlechtes Gewissen sind negative Gefühle. Sie beeinträchtigen die Genesung. So sehe ich das. Und wie alles in diesem Forum, ist das subjektiv. Heute bleibe ich trocken,

    viele liebe Grüße (natürlich an alle)

    Rolf

  2. #12
    HoJo Gast

    Standard Hallo Rolf

    Ich kann deinen Ausführungen nur voll und ganz zustimmen.

    Was mich aber auf die Palme bringt ist wenn ich diese allgemeinen Schuldzuweisungen lese die da lauten " Ja wenn der nicht das gemacht hätte , oder wenn das nicht gewesen wäre !!!" Dann hätte ich nicht gespielt oder dann hätte ich beim spielen nicht so viel Geld verloren.

    Genauso ist es wenn mann nach den Ursachen seiner Sucht(Krankheit) sucht. Auch dort findet mann immer einen oder sogar mehrere die "Schuld" haben und darin sehe ich die Gefahr zu schnell seine Verantwortung abschieben zu können, was manch einer dann auch dankend ganz schnell macht.

    Deshalb habe ich in der Art auf die Kommentare geantwortet um nicht andere in eine falsche Richtung zu schicken.
    Klar ist das Wort Schuld ein hartes Wort und schreck auch manch einen ab und stempelt ihn schnell als Versager ab, aber ich kann mittlerweile die Dinge für mich richtig einordnung und habe meine Eigenverantwortung endlich angefangen zu übernehmen.

    Alles Gute und viele Grüße an alle
    HoJo

  3. #13
    Rolf Gast

    Standard Guten Abend HoJo

    Nun weiß ich wie Du es gemeint hast. Da hast Du völlig recht mit. Verantwortung abwälzen kann nicht gut gehen. Ich habe jetzt das Bedürfnis etwas zu dem ganzen Thema raus zu schreien:

    GEBT EUCH NICHT DIE SCHULD AN EURER KRANKHEIT; ABER VERDAMMT NOCHMAL, GEBT ANDEREN AUCH NICHT DIE SCHULD. SO EINFACH IST ES NICHT.

    So, jetzt ist mir wohler.

    Liebe Grüße

    Rolf

  4. #14
    Wolfgang Gast

    Standard Was ist Schuld

    Jeder versucht zunächst die Schuld bei einem anderen zu finden. Sei es bei einem Autounfall oder eben auch wie hier bei Süchten.
    Zur Schuldfrage: Es ist wohl unbestritten, dass einige Leute im Leben anfälliger für bestimmte Krankheiten sind. Da die Spielsucht auch eine Krankheit ist, gibt es sicherlich bei jedem von uns gewisse Auslöser die zu dieser Sucht führen. Da bin ich mir absolut sicher!
    Entweder sind es wie bei allen psychosomatischen Krankheiten, Probleme die man nicht verarbeitet hat oder einfach ein schwacher Wille.
    Meine Ansicht was den Staat angeht: Er ist sicherlich daran interessiert, dass er weiterhin hohe Einnahmen durch das Glücksspiel erzielt. Leider verdient der Staat bei allen Süchten fleissig mit. Sei es Alkohol, Zigaretten oder eben das Spielen. Und das wissen die verantwortlichen Stellen auch genau!
    Nur dann erwarte ich im Gegenzug auch wieder eine Leistung! Warum könnten nicht beispielsweise 5% der Einnahmen aus dem Glücksspiel für Rehabilitationsmassnahmen zurückgelegt werden. Die Therapien sind nun leider einmal sehr teuer, da finde ich es gerecht zu sagen nicht die Allgemeinheit mit ihren Beiträgen zur Krankenversicherung zu belasten, sondern nein--der Staat hat eine MitSCHULD und muss sich dieser auch bewusst sein.

  5. #15
    Rolf Gast

    Standard Hallo Wolfgang

    Die Allgemeinheit sind doch wir. Wir sind der Staat. Das heißt, wir sind gefordert. Ich gebe dir völlig recht, es muss noch mehr getan werden. Nun steht es ja mit unserem Gesundheitswesen schon längst nicht mehr zum besten. Die Kassen sind leer und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Also, was kann die Allgemeinheit,wir, tun? Wir leben in einer süchtigen Gesellschaft. Es gibt ja nicht nur die Spiel und Alkoholsucht. Und ich rede auch nicht von offiziellen Zahlen, ca.2 Millionen Alkoholiker. (die offizielle Zahl der Spieler kenne ich nicht, vielleicht kann die Fachstelle da weiterhelfen) Wie hoch ist die Dunkelziffer? 5-6-7- Millionen ? Nun ist es erwiesener Maßen so, das Betroffene anderen Betroffenen sehr gut helfen können. Indem ich mich an diesem Forum beteilige leiste ich also schon einen bescheidenen Beitrag. Jeder der sich beteiligt tut das. Der Staat, als unsere Verwaltung, steht allerdings in der Pflicht ( da gebe ich dir auch völlig recht). Es geht nicht an, dass ich die Zeitung aufschlage und lese, gemeinnützigen Vereinen( Suchtkrankenhilfe) werden die Untestützungen drastisch gekürzt. Das ist sparen am falschen Ende. Aber jeder Betroffene ist auch in der Pflicht. In dem Moment, wo ein Betroffener Hilfe in Anspruch nimmt, und vielleicht ohne Sucht besser leben kann, entlastet er die Gesellschaft. Also, da ich Teil des Staates bin, kann ich indem ich mir helfe, dem Staat helfen. Wenn ich diesen Gedanken weiterführe, hieße das, nachdem ich mir geholfen habe, mir helfen ist ja erstmal die Hilfe anderer annehmen,kann ich widerum anderen helfen. Schneeballprinzip. Es ist sicherlich noch ein sehr langer und schwerer Weg, aber vielleicht ist es einer. Jeder, der hier etwas ins Forum schreibt, ist ein Helfer. Er hilft sich und Anderen. Ist doch schön, oder?

    Viele Grüße

    Rolf

  6. #16
    norbert Gast

    Standard märchen nützen nichts

    hallo rolf, glaubst du ,daß was du schreibst. der staat sind wir. amenmärchen !!! ansonsten müßte ich jetzt vor mir ausspucken, weil ich mich gerade einem staat anbiedere der einsetztbare "kleine" atomwaffen entwickelt. es ist der falsche platz für dieses thema. aber an der geldwäsche in den kneipen und spielcasinos verdient sich dieser staat dumm und duslig und er tut es bewust, er kalkuliert die einnahmen aus der geldwäsche in seinen haushalt ein. dies bin ich nicht. ich bin krank, aber mir ist noch zuhelfen, diesem staat, egal welche partei nun gerade die hand aufhält, nicht. all das was sozial und erstrebenswert an ihm für mich war, wird zugunsten der geldgier geopfert. woher sollte also der sittlich anspruch kommen der ständig propagiert wird. hier hilft nur ein anspruch:hilf dir selbst und versuche anderen damit zu helfen. ich bin suchtkrank und ich hoffe nie in die verlegenheit zu kommen macht zu haben und sie ausüben zu dürfen und zu müssen. die letzten monate haben mir eine ilusion geraubt. ich bin wieder an dem punkt an dem ich glaube, daß der mensch in erster linie ein tier ist. er braucht einen leithammel und manchmal ist dieser eben faschistoid. mir fängt es an zu gruseln bei diesem gedanken. die einzige hoffnung die dieser doch so hochbegabten menschheit bleibt,ist die das die jeweiligen leitbullen die interessen der mehrheit vertreten. ich weis thema verfehlt: 6 . aber ich habe nicht damit angefangen "der staat sind wir..." ich bitte alle die sich jetzt verletzt fühlen sollten um vergebung. ich wünsche euch gute 24 stunden und laßt euch nicht zuviel verantwortung aufbürden. gruss norbert

  7. #17
    Rolf Gast

    Standard Hallo Norbert

    Ich kann deinen Frust verstehen. Du schreibst, du hättest in den letzten Monaten Illusionen verloren. Ist es das was dich so wütend macht? Oder ist es meine Aussage, der Staat sind wir. Ist es richtig, zu sagen, die da Oben? Ich sehe da eine Resignation. Ich bin auch sauer auf unsere Regierung, aber ich muss sie ja nicht wiederwählen. Ist resignieren der richtige Weg? Ich kann mich erinnern. das resignieren mich immer wieder zurück an die Flasche oder den Automaten geführt hat. Du hast mich gefragt, ob ich an das glaube was ich sage. Das tue ich. Ich würde mir selbst am meisten schaden, wenn ich das Gegenteil von dem sage was ich denke. Schließlich bin ich Suchtkrank. Ich habe genug gelogen und Märchen erzählt in meinem Leben :)

    Viele liebe Grüße

    Rolf

  8. #18
    Marija Gast

    Standard schuld oder nicht schuld das ist hier die frage

    Hallo Wolfgang, Hallo Rolf,

    ich denke wir sind uns alle einig, der staat sind wir, und wir sind schuld. nun gut, wir sitzen in dem schlamassel und können uns gegenseitig entweder helfen in dem wir uns selbstschuld geben und daran arbeiten,dass wir die schuldgefühle verdrängen, aber dann haben wir auch die macht (als staat) anderen zu helfen, d. h. denen, die noch nicht in dem teufelskreis sind, all den jugendlichen, oder den studierenden, die es glauben, wenn sie ein paar mal in die spielbank gehen und ein paar € für ihr lebensunterhalt dazu verdienen, niemals süchtig werden können. wäre es doch eine möglichkeit (wir als staat) uns mit den regierenden auseinander zu setzen in dem wir uns nicht als opportunisten sondern als oposition zu wort melden. wir können natürlich auch weiter schweigen und uns eigentlich eingestehen, dass wir nur schwächlinge sind, die erbarmungslos versagt haben und die dunkelziffer wird niemals erfasst, denn wir sind anonym. ich kann norberts wut sehr gut verstehen und ich denke, wir sollten alle wütend werden, nich auf uns und unsere krankheit sondern an die korruption des staates. in diesem sinne schöne grüße marija

    p.s. vielleicht denken wir mal alle nach und schreien unser wut nach aussen.

  9. #19
    Rolf Gast

    Standard Hallo Marija

    Ich finde das ganze ziemlich destruktiv. Was heißt denn, korrupter Staat, kann ich nicht viel mit anfangen. Wut ist auch ein sehr schlechter Ratgeber. In den meisten Fällen ist es doch sowieso bloß die Wut auf sich selber, getarnt mit dem Deckmäntelchen, der Staat oder sonstwer ist verantwortlich, also zentriert sich die Wut darauf. Dann hat man ja ein prima Ventil für seine Wut. Ist bloß nicht gerade konstruktiv. Schon garnicht bei Suchtkrankheit. Ich glaube, es ist wichtiger, sich selbst mal zu fragen, warum bin ich jetzt wütend.So ehrlich wie möglich. Also, wie wäre es, wenn wir uns wieder mit dem befassen, worum es geht. Was kann ich tun um trocken zu werden oder um weiterhin trocken zu leben.

    Liebe Grüße

    Rolf

  10. #20
    claus Gast

    Standard Vorbild sein, das reicht völlig..

    Hallo zusammen,
    an und für sich beteilige ich mich nicht mehr über Schuld-diskussionen bezüglich Spielsucht und Verbote...Ähemm was eigentlich soll verboten sein oder werden???
    In den fast 18 Jahren meiner völligen Abstinenz vom Glücksspiel in jeder Form habe ich keine staatliche Unterstützung bzw. Kontrolle benötigt. Das musste ich selbst Tun, sonst hätte ich wohl wieder anfangen müssen..
    Wer sind denn die??? Anderen) doch auch Ich, oder?? Du??
    Handeln, statt behandelt werden: das ist meine Devise.
    Die Heilung von gefühlsmässigen Erkrankung des "Spielen Müssens, konnte doch auch nur von meinen Inneren kommen, nicht von aussen.
    Denn kein Mensch muß "spielen gehen müssen" um zu Leben, aber ich kann nicht Leben wenn ich spiele!
    Oder anders gesagt wenn ich das Spielen lasse, dann kann ich auch nicht süchtig davon werden.
    gute 24 Stunden
    Claus

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •