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Thema: spielsucht und Kriminalität

  1. #1
    Marija Gast

    Standard

    Auf Wunsch der Userin wurde der Beitrag gelöscht.
    Geändert von Katharina Weege (27.02.2009 um 15:10 Uhr)

  2. #2
    claus Gast

    Standard "Du schaffst es nicht allein- Du mußt es aber allein schaffen"

    Hallo Marija,
    mein Name ist Claus bin ein süchtiger Spieler, obwohl ich seit fast 18 Jahren abstinent vom Spielen bin, habe ich momentan eine Anzahl von Problemen die Ich aber nur "spielfrei" lösen kann. Habe ZB, grosse Schulden und verliere wohl meinen Azshilfsjob nach fast 7 Jahren in der Firma. Ergo Probleme kriege ich auch ohne Spielen.
    Ich kann dir zu deiner Situation nur sagen, wenn Du glaubst "es nicht zu schaffen" dann hol Dir Hilfe wo du sie nur kriegen kannst!
    Alles Gute für Dich und viel Mut, Kraft und Klarheit
    Gruss Claus

    ************************
    Hier habe ich meine Geschichte aufgeschrieben, vielleicht ist es dir eien Hilfe


    Ich bin jetzt 56 Jahre alt verheiratet habe 2 Kinder und ich bin vor fast 19 Jahren durch die Initiative einer Sucht-Beratungsstelle zu einer Spielergruppe gekommen, ohne diese Möglichkeit wäre ich wohl Heute nicht mehr am Leben. Habe mal versucht meinen Weg heraus aus der Sucht zu beschreiben.

    Mein Genesungsweg:
    Ich kann Heute aus meiner persönlichen Erfahrung sagen, das Spielen gehen müssen ist nicht mein Problem. Heute weiß ich, kein Mensch muss Spielen gehen um zu leben, der Punkt ist - ich kann nicht mehr in Würde leben- wenn ich spiele.
    Ich wollte leben, das ging aber nur, wenn ich Abstinent vom Spielen bin. Mir haben es die Menschen vorgelebt in den Gruppen und in der Therapie die Sucht (Krankheit) ist nicht das Problem, sondern Ich selbst.
    Das heisst, da ich das Problem bin, bin ich auch die Lösung. Es ist in mir selbst (nicht außerhalb von mir). Ich brauche natürlich Hilfe wo ich sie nur kriegen kann und für mich war es schluss-endlich als ich alle meine Helfer meine Partnerin, Freunde, Kollegen, Vorgesetzten, Ärzte, Therapeuten und sogar die Freunde in der Spielergruppe, verarscht- belogen und verprellt hatte.
    Ich nicht mehr unterscheiden konnte was wahr oder gelogen- echt oder falsch ist, was ich tue und sage. Dann erst konnte ich das 12-Schritte Programm der Anonymen annehmen - studieren und auch befolgen - nie perfekt- aber es heißt ja dort auch: "Wir streben keine äußere Vollkommenheit an, sondern lediglich innerlichen Fortschritt", das ist für mich die Lösung bis Heute.
    Was nutzte es mir denn z.B. Wissen zu müssen was Spielsucht ist und warum ich gespielt habe, mir reicht es vollkommen zu wissen - das wenn ich mal anfange mit "zocken" einfach nicht mehr aufhören kann!
    Ich bin halt ein Mensch. ich weiß nicht warum ich einfach in der Lage war "Ratschläge" anzunehmen. Eine Ver-Änderung war bei mir nur möglich als ich total fertig war mit allem, meine Frau wollte mich verlassen, mein Chef mir kündigen, die Bank gab mir kein Geld mehr und ich war körperlich und seelisch total am Ende. Alles was ich zu meiner vermeintlichen Genesung tat, war nur Schau für die anderen.
    Trotz Gruppenbesuche, ambulanter Therapie habe ich mich selbst in diese Lage gebracht. Erst dann war ich in der Lage abstinent zu bleiben, denn in mir stieg auch die Angst hoch in die Psychiatrie, oder im den Knast zu kommen. Ich habe einige Menschen in den Gruppen erlebt denen das widerfahren ist, oder die Selbstmord begingen, dass wollte ich jedoch nicht. Ich wollte Leben.
    Zur Festigung meiner Abstinenz vom süchtigen Spielen und auch dem Alkohol, habe ich eine Therapie in einer psychosomatischen Klinik Heilung von meinen Ängsten und Depressionen finden können.
    Die Lösung liegt für mich in dem Bemühen "mir selbst gegenüber absolut ehrlich zu sein". Das Lesen und Anhören des Programms der Anonymen reichte nicht aus, weil es ein Lebensprogramm ist. Ich habe lernen dürfen was "Kaptitulieren" heißt nicht mit Worten, sondern mit Taten. Nicht mit Bittgebeten (An wen auch immer) sondern mit Dankgebeten an eine Kraft die größer ist, als ich selbst. Ohne das ich gleich religiös werden musste. Es ist im spirituellen Bereich und das hat nichts mit Kirche zu tun, so dass ich es für mich annehmen konnte.
    Wenn bei mir Heute etwas schief läuft und ich mich gestört fühle, rücke ich durch Besinnung die Reihenfolge durch arbeiten in den Stufen des Programms zurecht. Die Fehlerursache die zugrunde liegt bei mir ist immer das ich "Meine höhere Kraft" nicht an die erste Stelle setze, sondern das ich selbst oder andere Menschen oder Dinge mich innerlich beherrschen, dann bin ich weg von mir und es geht mir nicht schlecht Erst wenn ich das zurecht rücke in mir und loslasse und Gott übergebe, kann ich handeln und das notwendige einfach tun. Ich bin nicht mehr "Chef" in meinem Leben sondern Er. In meinem Leben ist also die Reihenfolge jetzt mit dem kapitulieren: Gott, ich selbst, meine Familie, die Gruppe, Arbeit etc. Oft verdrehe ich das aus Eigenwillen, aber durch den regelmäßigen Gruppenbesuch komme ich immer wieder auf Kurs. In den Jahren in denen ich zur Gruppe gehe, habe ich so oft gesehen, das Spielerfreunde glauben wenn sie ab und zu mal kämen und ein bißchen sich mit dem Programm beschäftigen und nicht mehr spielen gehen,. das das reicht, aber früher oder später, rutschen sie wieder aus oder sie fühlen sich innerlich nicht wohl. Über Gruppendynamik weiss ich auch nur soviel, es hat sich bewährt hat das immer einer nach dem anderen spricht und nicht durcheinander und jeder nur von sich selbst und seinen eigenen Erfahrungen berichtet. Hier lerne ich immer wieder neu: "Nicht in den Köpfen anderer denken, sonder nur in meinem eigenen Kopf.
    Das habe ich nur schaffen können mit Hilfe meiner Partnerin, die mich loslassen konnte und meine Probleme hat selber lösen lassen, mit ihr habe ich jetzt eine wunderbare Beziehung bereits schon über 33 Jahre. Natürlich und vor allem den Menschen in den Spielergruppen, die es mit mir durch gestanden haben und dafür danke ich jeden Tag, indem ich versuche meinen Teil zum weiter bestehen dieser Gemeinschaft zu tun z.B. durch regelmäßige Meetingbesuche.
    gute 24 Stunden Claus

  3. #3
    norbert/spieler Gast

    Standard

    hi, im verhältnis zu dir hatte ich noch glück. aber wenn ich deine zeilen richtig lese hast du noch einiges in deinem leben was dir wichtig ist, wofür es sich lohnt zu kämpfen. setze deine therapie fort.gehe zur schuldnerberatung, schon im vorfeld des prozesses kann das sehr helfen. es gibt genug leidensgefährten die haben nicht mehr die möglichkeiten sich an anderen festzuhalten. der juni kommt näher und ich verstehe das du angst hast. aber wenn der strafrechtliche aspekt abgearbeitet ist, wirst du erleichtert sein, kann dieses lebensgefühl etwas sein was es festzuhalten lohnt, es kann zur basis einen dauerhaften spielfreiheit werden. nicht das schuldgefühl, sondern die erleichterung nimm dir als motiv. such dir positive lebensgefühle als fundamente. allen gute 24 stunden. gruss norbert

  4. #4
    Marija Gast

    Standard Dankeschön an Claus

    hallo Claus, herzlichen Dank für deine offenheit und zutreffende Beschreibung eines jeden Spieler. Es ist in der tat so, das problemverlagerung und die Frage nach "warum" nicht weiter hilft, sondern die kosequente Analyse unseres Lebens mit dem ziel nach vorne und nicht nach hinten zu schauen. vom intellekt her, wissen wir dies wahrscheinlich alle, dennoch die umsetzung ist wesentlich schwerer. Durch meine Therapie habe ich einiges über mich erfahren, leider zu spät. Die spirituelle Kraft die du beschreibst ist sicherlich für mich auch die kraft die mich hält, denn trotz dem verständnis und liebevollen unterstützung seitens meiner familie und freunde wäre ich wahrscheinlich nicht mehr am leben, gebe es nicht immer wieder die innere stimme, die mich trägt. anstatt einer flucht in die ewige ruhe suche ich immer noch nach einem weg der nicht einfach wird, aber wie du schon erwähntest mir meine würde zurück gibt. Ich weiß es nicht, ob ich es schaffe, dennoch will ich es versuchen, denn ich möchte auch leben.
    herzlichen Gruß Marija

  5. #5
    Marija Gast

    Standard danke an Norbert

    Hallo Norbert,zunächt einmal herzlichen dank.
    sicherlich hast du damit recht, wenn du sagst, dass die schuldgefühle nicht die basis für ein weiteres dasein sein können, dennoch kann ich in moment noch nicht anders. Es sind durch mich ganz viele menschen verletzt worden, menschen die mir vertraut haben, die ich liebe und die mich lieben. nach 30-jähriger ehe mit einem menschen der immer für mich da war, der jetzt auch ein ungeheurliches potential an verständnis aufbringt, denke ich einfach, ich bin ein ungehäuer, ein mostrum, der alles niederweltzt und verletzt. ich habe nicht mal angst vor einer strafe, die habe ich bei gott verdient, ich habe nur angst davor, wie verkraften dies meine familie, meine freunde...in moment empfinde ich einen ekel wenn ich nur daran denke eine spielbank zu betreten, aber wie lange wird das anhlaten?
    herzlichen gruß und danke
    marija

  6. #6
    kary Gast

    Standard

    Liebe Marija,

    ich schicke Dir einfach nur gute Energien, um diese Situation durchzustehen.
    Wenn Du sie meisterst, werden Deine Lieben es auch schaffen. Wo Kraft ist, ist auch Wirkung von Kraft.

    Alles Gute
    Kary

  7. #7
    Marija Gast

    Standard Danke Kary

    Liebe Kary/lieber Kary,
    Danke für Deine guten Wüsche. Manchmal schließe ich die Augen und spüre die positive Energien meiner Umgebung, leider nur für Sekunden. Es tut gut zu wissen, oder zu denken es gibt auf dieser Welt auch Menschen die nicht nur urteilen. Danke und lieben Gruß

    Marija

  8. #8
    andreas Gast

    Standard Mitgefühl

    Liebe Marija,
    ich weiß, ich kann ganz einfach schreiben daß ich nicht kriminell gewoden bin. Als der Staatsanwalt 1989 mein Verfahren zerschlagen hat war ich ja erleichtert. Dabei haben die ermittelnden Kripo - Beamten nicht das ganze Ausmaß meiner Sucht ergreifen können. Sonst wäre ich wegen Scheckbetrugs im Gefängnis gelandet. Das schlimme ist: Daß diese Betrügereien in meiner Familie stattfanden und letztendlich mußte ich das meiner Familie auch eingestehen. Das war für alle Betroffenen ein schwerer Schritt. Aber als ich mit Hilfe meiner GA-Gruppe spielfrei wurde, konnte ich auch das Geld zurückzahlen,(ich selber habe meinen Schuldenberg - durch Scheckbetrügereien ausgerechnet) und erlangte auch durch zunehmende Spielabstinenz Akzeptanz in meiner Familie. Kurz ich bin heute unendlich froh, daß alles aufgeflogen und so seinen Weg gegangen ist, denn HEUTE bin ich (12 3/4) Jahre spielfrei.
    Vor ein paar Wochen habe ich Post aus dem Gefängnis erhalten, von einem Spieler, der Lebenslang einsitzt. Es ist nicht meine Aufgabe ihn zu verurteilen, sonder zu sehen, was für ein Mensch schreibt dir da.Durch den Weg meiner Kapitulation und Genesung hoffe ich ihm irgend wie eine Brücke bauen zu können. Vielleicht, daß ich doch einmal in den Knast gehe, mit Besucherkarte. Aber wichtig ist mir , mein Gegenüber soll Verstehen,
    und das wünsche ich Dir auch Marija, daß Du als Spielerin/Spieler nicht aleein bist.
    Schöne 24 Stunden
    Andreas

  9. #9
    erik76 Gast

    Standard

    Hallo Marija,

    Deine Beiträge haben mich sehr nachdenklich gemacht. Schrecklich, wie Du Dich selbst zerfleischst. Ich will nur ein bisschen Mut machen. Es beeindruckt mich, was Du schon erreicht hast. Genauso Dein (übergroßes?) Verantwortungsgefühl.
    Ich bin 26 und seit 10 Jahren Spieler. In dieser Zeit habe ich eine Menge Scherben produziert, habe meine Eltern und viele Freunde enttäuscht und verletzt. Mit Verwunderung ist mir eben aufgefallen, dass mich das alles nicht so sehr quält. Wahrscheinlich bin ich dafür einfach noch zu "nass", Schuldgefühle habe ich verdammt gut unterdrücken gelernt. Ich fürchte, dass mich meine unrühmliche Vergangenheit aber noch einholt. Der lange Weg, den Du schon ein gutes Stück weit gegangen bist, steht mir also noch komplett bevor.

    Kannst Du darauf nicht enorm stolz sein? Und Dir mit diesem Stolz selbst helfen? Bei allem Schaden, den Du mit Deiner Krankheit vielleicht angerichtet hast: Zählt nicht vor allem, wie Du JETZT damit umgehst? Es klingt so, als seien Dein Partner, Deine Familie und die Freunde glücklich über den Weg, den Du eingeschlagen hast. Du BIST ehrlicher und verlässlicher als früher, Du BIST jetzt für Deine Mitmenschen Anlass zur Freude. Also kein Grund für Ekel und Abscheu vor Dir selbst.
    Ich hab höchsten Respekt vor Dir - und wünsche, dass Du so stark bleibst.
    Liebe Grüße von
    Erik

  10. #10
    Rolf Gast

    Standard Hallo Erik76

    Du zeigst Mitgefühl. Mitgefühl für einen Menschen, der die gleiche Krankheit hat wie Du. Du empfindest Mitgefühl und Respekt. Das macht dich für mich zu einem liebenswerten Menschen und Du verdienst den gleichen Respekt. Ob Du nun trocken bist oder nass. Muss denn dein Weg der Genesung unbedingt schmerzvoll sein? Vielleicht ist er auch spannend und Du lernst dich neu kennen. Bestimmt hast Du sehr viele positive Eigenschaften, die Krankheit steht nur noch ein bisschen im Weg. Vielleicht magst Du das Mitgefühl und den Respekt, für andere, mal dir selbst geben. Das hast Du nämlich genauso verdient. Ich erinnere mich gerade an meine Pfadfinderzeit. Wir hatten uns mal nachts im Wald verlaufen, war total übel. Ich bekam fürchterliche Angst. Freunde nahmen mich dann an die Hand, da fühlte ich mich schon viel besser. Es war zwar immer noch dunkel, aber ich hatte keine Angst mehr. Ich war ja nicht allein. Die Dunkelheit hatte in diesem Moment ihren Schrecken für mich verloren.

    Ich wünsche dir einen schönen Tag

    Rolf

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