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Thema: Sucht und Arbeitslosigkeit

  1. #1
    Rolf Gast

    Standard

    Hallo Weggefährten

    Ich bin 41 Jahre jung und seit etwas über 3 Jahren Arbeitslos. Trocken bin ich seit einem Jahr und vier Monaten. Gerade in letzter Zeit stelle ich fest, wie sehr die Arbeitslosigkeit mich belastet. Dann noch die täglichen Meldungen, Geldkürzungen usw.. Gut, es gibt viel, wo ich mich mit beschäftige. Aber es ist immer das Gefühl da, nicht so richtig gebraucht zu werden.
    Gott sei Dank hat meine Lebensgefährtin eine gute Arbeit, so das wir trotz meiner Schulden einigermaßen zurecht kommen. Ich habe im Laufe der Zeit, was einen Job betrifft, auch einiges an Selbstvertrauen verloren. Einige gute Stellen habe ich früher durch meine Krankheit verloren. Was mich sehr freuen würde, wäre ein Gedankenaustausch mit anderen Betroffenen (Suchtkranken), die Arbeitslos sind. Oder Gefahr laufen ihren Job zu verlieren. Vielleicht mag auch jemand berichten, wie er/sie einen Weg aus der Arbeitslosigkeit gefunden hat.

    Ich freue mich darauf von Euch zu hören

    Viele Grüße, Rolf

  2. #2
    kary Gast

    Standard Arbeitslos und glücklich dabei

    Hallo Rolf,

    ich bin seit einem halben Jahr arbeitslos und mir geht es ähnlich wie Dir. Ich hab mich am Anfang richtig ein bißchen geschämt arbeitslos zu sein, obwohl ich kein Arbeitslosengeld bekam (wegen Aufhebungsvertrag und Abfindung). Zuerst dachte ich noch, naja, in 2-3 Monaten hast Du wieder eine Stelle, doch als ich feststellte, dass ich auf dem Arbeitsmarkt zur Zeit wohl nicht gebraucht werde, ist mir doch komisch geworden. Ich wußte nicht so recht, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte und hatte dauernd das Gefühl ich müsse die Wohnung und alles 150%ig sauber haben, damit mein Mann nicht das Gefühl hat, dass ich nichts zu unserem Lebensunterhalt beitrage. Ich kam mir auch so nutzlos und ungebraucht vor. Und hatte einen Rückfall, der mich ziemlich umgehauen hat.
    Mittlerweile habe ich verstanden, dass nichts zufällig passiert und ich versuche das Beste daraus zu machen. Ich bin zu meinem alten Therapeuten gegangen und nutze die Zeit, um mit mir und meinen veränderetn Umständen ins Reine zu kommen. Das hilft schon mal über das Gröbste hinweg. Da war aber immer noch so viel Zeit übrig, trotz der ganzen Dinge die zu erledigen sind und ich dachte mir "Mensch carpe diem", tu endlich mal das, was Du schon immer tun wolltest. So habe ich angefangen ehrenamtlich bei einer Bürgerhilfe zu arbeiten und mir einen Herzenswunsch erfüllt: Ich mache den Motorrad-Führerschein. Im Haus gibt es auch genug zu tun, ich bin ständig am Renovieren, hab zusammen mit meinem Mann die Küche umgebaut......
    Kurz gesagt, als ich anfing die Situation zu akzeptieren, hat es auf einmal geklappt. Und jetzt nutze ich die Zeit und genieße es mal endlich Zeit zu haben, Menschen zu treffen usw. Es gibt so viel zu tun, zu helfen und zu erfahren. Parallel bewerbe ich mich weiter und glaube, dass alles zu mir kommt, wenn der Zeitpunkt dafür reif ist.
    Lass Dich nicht entmutigen.
    Wir können uns ja gegenseitig ein bißchen unterstützen, wenn Du willst.

    Alles Gute
    Kary

  3. #3
    Rolf Gast

    Standard Hallo Kary

    Ich freue mich über deine ausführliche Antwort. Ja, den Tag nutzen. Das versuche ich. Ich kümmere mich um den Haushalt, bastele an meiner Homepage, ich schreibe sehr gerne, halt einiges. Nur, Verstand und Gefühl! Mein Kopf sagt, es ist ok. Im Moment ist es wie es ist, also mach das Beste daraus. Aber da sind ja noch die Gefühle. Vielleicht ist es dieses alte Rollendenken. Ein Mann kann doch nicht Zuhause sitzen und die Frau geht arbeiten. "Gruß ans Eltern ich" :)))
    Hinzu kommt noch mein Hang zum Perfektionismus, typisch Suchtkranker. Das Problem, wie Du es ja auch schreibst, liegt einzig und allein im emotionalen Bereich. Ich merke, wie ich in letzter Zeit anfange zu versuchen, die Dinge mit dem Kopf zu lösen. Die Erfahrung reichlicher Rückfälle und vieler Therapiestunden hat mich allerdings gelehrt, dass das nicht sonderlich hilfreich ist. Das Ganze artet dann sehr schnell in Grübelei und Selbstvorwürfe aus. Ich möchte nicht behaupten, dass ich vor einem Rückfall stehe, aber es hakt. Verstand und Gefühl fangen an auseinander zu driften. Ich werde arg Kopflastig. Und wie heißt es so schön, wehret den Anfängen. Gerade merke ich, wie aus einem Thema zwei werden. Macht nichts, ist auch wichtig.

    Und natürlich freue ich mich über weiteren Kontakt

    Viele Grüße

    Rolf

  4. #4
    kary Gast

    Standard Kopf und Gefühl

    Hi Rolf,

    oja, das kenne ich nur zu gut. Im Moment kriege ich es ganz gut auf die Reihe, Kopf und Gefühl sind einigermaßen im Einklang. Wahrscheinlich weil ich sehr sensibel und bewußt damit umgehe. Das ist ziemlich anstrengend, aber auch sehr erfüllend. Ich denke auch immer, ich kann doch nicht als "Luxusweib" zuhause sitzen, mir ein schönes Leben machen und mein Mann verdient das Geld. Aber wenn ich dann mit meinem Mann darüber rede, ist es für ihn völlig in Ordnung. Er ist ja auch dadurch entlastet, dass ich zuhause den Laden am Laufen halte und er eine ausgeglichene Frau hat, die Zeit für ihn hat, wenn er das möchte oder Dinge für ihn erledigt, die ihm lästig sind. So unterstützen wir uns beide und uns geht es beiden sehr gut damit. Schlecht geht es mir bloß, wenn ich mich frage was andere darüber denken oder wie Du schreibst, ich zu kopflastig werde. Das ist gefährlich. Dann versuche ich meine Gefühle und meinen Körper anzusprechen, z.B. indem ich joggen gehe oder meditiere oder mich mit Menschen treffe. Dann kommt das Gefühl wieder stärker durch. Wenn ich mich zu sehr abschotte und nicht aus den vier Wänden rausgehe, dann passiert das meistens mit der Grübelei. Handeln statt denken ist im Moment meine Devise. Aber wir werden bestimmt auch noch Kontakt an Tagen haben, wo das nicht so gut gelingt. Heute war es klasse und das ist die beste Basis für die nächsten 24 Stunden. Mehr geht eh nicht.

    Ich wünsche Dir einen schönen abend,
    Kary

  5. #5
    Rolf Gast

    Standard Hallo Kary

    Handeln statt denken. Das ist es. Gerade heute war wieder solch ein "Grübeltag" für mich. Na, und dann noch das Wetter. Fürchterlich. Heute Nachmittag hatte ich einen totalen Hänger. Aber dann fielen mir auch diese drei Worte ein. Habe dann erstmal meinen Arzt und Therapeuten angerufen zwecks Treffen. Es geht gleich morgen, was mich natürlich gefreut hat. Da fühlte ich mich gleich wohler. Danach habe ich noch ein paar Fruchttörtchen gemacht, richtig lecker mit Pudding und so, wovon mir natürlich 2 auf den Boden geklatscht sind:)) Bei der Gelegenheit konnte ich dann noch den Küchenboden wischen. Und so hat sich mein Gemütszustand merklich gebessert. Aber ich merke immer wieder, die Arbeit geht weiter. Das ganze Leben ist Therapie. Und wahnsinnig spannend. Was Du sagst ist richtig, das Heute zählt. Früher hätte ich mich an solchen Tagen besoffen oder hätte gezockt. Aber zu spüren, wie sich miese Gefühle langsam wieder in positive verwandeln, das hat was. Ist besser als sich zu betäuben. Manchmal reißt es zwar recht heftig, aber dann gibt es ja Hilfe. Na ja, ich freue mich, morgen einen guten Freund zu sehen und nun gehe ich schlafen.

    Gute Nacht und Tschüss

    Rolf

  6. #6
    Claus Gast

    Standard Hoffnung

    Hallo Kary, Hallo Rolf
    das Thema spricht mich sehr an, da ich wenn nichts anderes
    passiert ich ab 1.07.03 arbeitslos sein werde. Ihr habt mir Mut gemacht ein paar Schritte einzuleiten, wae bereits aufn demAmt und habe auch sonst schon ein paar Vorbereitungen getroffen (Le´benslauf+Bewerbungen schreiben etc., habe auch eine Klage eingereicht auf Weiterbeschäftigung, denn mir wurde gar nicht ordentlich gekündigt!! Mal sehen was gerum kommt. Auch ´habe ich Klarheit in einige andere Dinge bringen können die mich drücken, habe einfach angefangen damit.
    Habe zur Zeit Urlaub zu Hause (kein Geld zum wegfahren), aber Trotz dem Wetter geniese ich es, vor allem Dinge in Ordnung zu bringen auch mich selbst. Das ist gar nicht so teuer
    gute 24 Stunden
    Claus
    Ich hoffe auf ganz viele Beiträge zu diesem Thema

  7. #7
    Rolf Gast

    Standard Hallo Claus

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen das Du vielleicht doch nicht arbeitslos wirst. Als ich gestern diesen Beitrag gestartet habe ging es mir ganz schön schlecht. Ich glaube es war auch ein Hilferuf. Du schreibst, es hat dir Mut gemacht die Beiträge zu lesen. Mir geht es ganz genauso. Ich war auch heute mal wieder bei meinem Therapeuten. Es gibt einiges wo ich noch dran arbeiten möchte. Und du hast völlig Recht. Glücklichsein muss nicht teuer sein. Das habe ich früher nicht begriffen. Ist schon komisch, obwohl ich manchmal Kopfschmerzen vor lauter rechnerei bekomme, trotzdem reicht das geld meistens nicht für alle Rechnungen, bin ich heute glücklicher als je zuvor. Ich hoffe auch auf eine rege Beteiligung zu dem Thema.


    Viele liebe Grüße

    Rolf

  8. #8
    claus Gast

    Standard Hallo Rolf

    Schön, das Du Zeit gefunden hast zu schreiben, ich lebe hier in Eschborn bei Frankfurt und besuche die Gruppen hier in Eschborn, Hanau, Darmstadt und Wiesbaden.
    Ich kenne eine Menge Spieler denen es auch so geht in Punkto Arbeitslosigkeit etc....
    Eine Gruppe hat ihre Treffen in einem Arbeitslosenzentrum, die in MGladbach..
    Ich lasse nochmal wirken, was jetzt so passiert.
    gute 24 stunden
    Claus

  9. #9
    Rolf Gast

    Standard Hallo Claus

    Wollte gerade ausmachen, aber nun kann ich ja gleich nochmal Antworten:) Ich bin hier in Hannover beim VMPB (Verein für medizinische und psychosoziale Beratung, Behandlung und Betreuung). Wir haben auch einige Gruppen, ich muss allerdings zugeben, das ich mich mal eine Weile aus der Gruppentätigkeit zurückgezogen habe. Das wird sich jetzt wieder ändern. Ich musste Kraft tanken und einiges verarbeiten. Aber ich merke langsam wie sehr mir die Gruppe fehlt. Das Forum hier ist allerdings auch eine ganz tolle Sache, bin froh das ich es entdeckt habe. Ich freue mich sehr auf weiteren Kontakt mit Euch.

    Nochmal Grüße, Rolf

  10. #10
    Kary Gast

    Standard Gerade wenig Zeit

    Hallo Rolf, Hallo Claus,

    war gestern den ganzen Tag unterwegs und habe auch jetzt gerade wenig Zeit. Melde mich aber später nochmal. Wollte nur sagen, dass ich es schön finde, dass wir uns hier ein wenig austauschen und unterstützen.

    Bis später
    Kary

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