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Thema: Meine Geschichte

  1. #11
    Verena Fachstellenteam Gast

    Standard Reaktion auf Marco

    Hallo Marco,
    ich komme erst jetzt dazu auf Deine Antwort vom 16.10. zu reagieren. Natürlich gibt es unterschiedliche Phasen in der Entwicklung einer Glücksspielsucht.
    Also, was ist Sucht. Hier eine Definition "Sucht ist ein unabweisliches Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet"( Wanke 1984). D. h. mit analytischem Denken alleine ist ihr nicht beizukommen. Die typischen Merkmale sind: Der Kontrollverlust, die Bindung an das Glücksspiel, die Eigendynamik des Suchtprozesses. Der Verlauf der Entwicklung vom steuerungsfähigen Gelegenheitsspieler, über den Gewohnheits- bis hin zum süchtigen Glücksspieler, lässt sich prozesshaft in drei Stadien unterteilen, die keineswegs gradlinig verlaufen.
    Im Anfangsstadium steht eine positiv erlebte Gewinnphase. Gewinne werden in dieser Zeit als persönliche Fähigkeiten erlebt und heben das Selbstwertgefühl. Im Sinne eines Verstärkungslernen wird wiederholt was positiv erlebt wurde. Über ein sich zunehmend einschleifendes Gewöhnungsstadium, dass häufig auch Verlustphase genannt wird entwickelt sich unmerklich fortschreitend die süchtigen Chronifizierung des Verhaltens, die sog. Verzweiflungsphase. Im Vordergrund steht also die psychische Abhängigkeit. D.h. also, der Glücksspieler spielt um einen bestimmten psychische, als positiv erlebten Zustand zu erreichen. Die schnelle Abfolge von Gewinn und Verlust führt in einen rauschähnlichen Zustand. (Kick) Fast alle Spieler sprechen von Entspannungs- und Erleichterungsgefühlen während des Glücksspieles.
    Wichtig ist mir noch, dass es zu m Auseinandersetzungsprozess gehört, mit sich zu hadern, ob man nun noch kontrolliert spielen kann oder nicht. Die Gefahr ist, daraus einen intellektuellen Machtkampf b zu inszenieren.
    Dabei wird übersehen, dass man kann ein bestimmtes Verhalten nur dann zum Stillstand bringen, wenn klar ist welche psychische Funktion dieses bei der Ausbalancierung des Gefühlshaushaltes übernimmt.
    Denn die zentrale übergeordnete Funktion von Suchtmitten und Glücksspielen aller Art ist die Beeinflussung der Stimmung, des Antriebes etc. Welche Gefühle das im einzelnen sind muss jeder für sich erarbeiten.
    Grundsätzlich denke ich, dass Du noch relativ am Beginn Deines Auseinandersetzungsprozesses stehst. Eine Frage: Überwiegen für Dich die Vorteile oder Nachteile des Glücksspielverhalten? Ich weiß es nicht. Ob Du ein süchtiger Spieler bist oder nicht ist eine Frage des Selbsterlebens, der Eigendefinition. Vielleicht bist Du auf dem Weg dahin, wenn Du Dein Spielverhalten nicht änderst. So ist es nur gut, dass Du Dein Verhalten derzeit reflektierst und hinterfragst. Es muss nicht jeder den Weg bis in die totale Überschulden gehen.
    Die Antwort ist nun doch etwas länger geraten.
    Mit herzlichen Grüßen Verena Verhoeven (Fachstellenteam)

  2. #12
    Marco Gast

    Standard glück / erfolg

    Lieber Rudi, lieber Jürgen, liebe Verena,

    Herzlichen Dank für Eure Antworten; ich spüre, dass Ihrs ehrlich meint!

    Ich hatte heute einen völlig beschissenen Abend. Ein Date ging total in die Hose, so schlimm hab ich's noch nie erlebt. Der "Spass" dauerte satte 20 Minuten, und ich bin froh, dass es keine Minute mehr war. Jedenfalls fühl ich mich sowas von down jetzt, und wenn ich zu den Spielbanken noch Zutritt hätte, so ginge ich jetzt garantiert hin, so nach dem Motto "Wenn schon Pech in der Liebe, dann wenigstens Glück im Spiel".

    Ich denke, ein Gewinn im Glücksspiel könnte mich jetzt echt aufbauen. Nach einem Verlust hingegen würde ich mich kaum beschissner fühlen als ohnehin schon. Aber eben, ich habe mich ja sperren lassen und kann nicht spielen jetzt. Das ist bestimmt gut so, aber irgendwie fehlt mir jetzt ein Ventil, um mich abreagieren zu können.

    Verena, Du schreibst, dass ein Spieler glaubt, aufgrund seiner Fähigkeiten das Glück beeinflussen zu können. Das glaube ich nicht. Ich weiss, dass ich das Glück nicht beeinflussen kann, und das macht für mich erst den Reiz des Spieles aus. Ich will Glück haben, von Fortuna begünstigt werden, nicht, weil ich glaube, den Fall der Roulettekugel beeinflussen zu können, sondern einfach weil ich ja auch mal Glück haben könnte.

    Mein Problem, so glaube ich, ist nicht das Spiel an und für sich, sondern das Glück. Ich habe festgestellt, dass ich versuche, wenn ich irgendwo Pech habe, das Glück irgendwo anders zu kompensieren. Konkret heisst das: Wenn ich Pech im Spiel habe, mach ich mich auf die Suche nach dem Glück in der Liebe. Wenn ich in der Liebe Pech habe, so mache ich mich auf die Suche nach dem Glück im Spiel. Vielleicht habe ich zwischendurch auch mal einen beruflichen Erfolg. Dann habe ich Glück im Job, das ist auch gut. Ich stelle also fest: Es geht mir nicht so sehr ums Glück im Spiel, als viel mehr ums Glück im Leben.

    Heute, wo ich Pech in der Liebe habe und danach nicht spielen konnte, habe ich Fastfood und Schokolade in mich hineingefuttert. Und es scheint, als hätte ich auch dadurch eine Art Glückszustand erreicht. Wobei mir klar ist, dass ich das nicht regelmässig tun kann, muss ja auch aufs Gewicht achten. Abgesehen davon habe ich auch festgestellt, dass ich einen ähnlichen Glückszustand erreiche, wenn die Wage mal wieder ein paar hundert Gramm weniger anzeigt.

    Wie ich da so schreibe, fällt mir auf, dass es mir vielleicht nicht nur ums glück geht, sondern vielmehr um den erfolg. glück und unglück - erfolg und misserfolg, gibts da einen unterschied? ich hoffe, Ihr versteht, was ich sagen will. Und wenn nicht, ist's auch nicht schlimm – verstehe es ja selbst nicht ganz.

    Liebe Grüsse,
    Marco

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