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Thema: Mein Freund hat ein Problem

  1. #1
    Dorit Gast

    Standard

    Mein freund (wir sind seit einem halben Jahr zusammen) hat mir gleich ziemlich am Anfang erzählt, dass er spielsüchtig war, er seine Familie und ehemalige Freunde belogen hat usw. aber das wäre jetzt vorbei. Das habe ich ihm natürlich geglaubt, weil ich mir über Spielsucht noch nie Gedanken gemacht habe und mich auch noch nie damit beschäftigt habe. Mir war nicht bewusst, wie schlimm so etwas sein kann. Wir wohnen auch ziemlich weit auseinander, deshalb kann ich nicht jeden tag bei ihm sein.
    Gestern hat er mich angerufen und mir erzählt, er wäre schlecht drauf wüsste aber nicht wieso...eine Stunde später hat mir eine sms geschrieben: ich bin strak gefährdet zu zocken - ich habe ihn dann natürlich sofort angerufen, aber da saß er schon an so einem bescheuerten Automaten und hat sein geld verzockt.
    ich bin natürlich voll ausgeflippt und habe gesagt er soll sofort nach hause gehen....
    Man, was soll ich denn jetzt machen? er kommt morgen zu mir...ich kann doch davon ausgehen, dass er spielt....weil ein bißchen Alkoholiker gibt es auch nicht.
    Bitte helft mir, ich weiß nicht wie ich darauf reagieren und wie ich damit umgehen soll. Er verdient gut und ist meiner Meinung nach sehr intelligent....ich weiß, es ist ein Klischee, wenn man denkt nur Sozialfälle setzen sich in Spielhallen..
    ich bin einfach nur so durch den Wind, weil ich nicht weiß, wie ich reagieren soll

  2. #2
    Ann Gast

    Standard Hallo Dorit

    Bleib erstmal ruhig und rede mit ihm.

    Weißt du, wie lange er spielt, ob er eine Therapie macht, wie lange er schon nicht mehr gespielt hat (vor dem letzten Mal, von dem du weißt)?

    Mir ist es genauso ergangen wie dir, mein Freund hat mir am 3.Tag gesagt, daß er spielsüchtig ist, aber nicht mehr spielt. Ich hab ihm geglaubt. Aber ich hab ihm Löcher in den Bauch gefragt. Weil sich auch bei mir eine Unruhe eingestellt hat, da mein Vater Alkoholiker ist.

    Es hat sich bei mir gezeigt, daß das Reden sehr hilft und ja - er ist tatsächlich spielfrei geblieben.

    Also: Zeig ihm deine Unruhe und deine Unsicherheit, erklär ihm wie du dich fühlst und warte ab, wie er reagiert.
    Und meld dich mal, wenn du willst, wie es gelaufen ist!

    Ann

  3. #3
    Dorit Gast

    Standard

    Ja, das werde ich heute auch machen, bin seit 2 Tagen Tag und Nacht im Internet unterwegs um etwas über Spielsucht zu erfahren, da ich überhaupt keine Erfahrungen damit hatte....aber soll ich mal was sagen? Wenn ich lese, wie sehr die Freundinnen und Frauen der Spieler leiden, da habe ich richtig Angst. Ehrlich! Mir war nicht bewusst, wie schlimm Spielsucht überhaupt ist und wie schlimm es um manche Leute bestellt ist. Es ist alles so super mit ihm, er ist so nett und ich möchte ihn nicht verlieren - aber Spielsucht ist nicht heilbar, man wie schlimm das ist und ich weiß nicht, ob ich das alles so ertragen könnte, die Lügen und das alles....

    Ich werde mit ihm reden und da ich in 2 Tagen schon ziemlich viel gelesen habe, kriege ich das auch hin. Man, er tut mir so leid!

  4. #4
    Ann Gast

    Standard

    Hallo Dorit,
    So hilflos und überfordert wie du dich zur Zeit fühlst, das kann ich gut nachempfinden. Mir ging es am Anfang ganz genauso wie dir. Nur durch die zahlreichen Gespräche mit meinem Freund und in den Foren habe ich gelernt, damit umzugehen.

    Tu dir selbst einen Gefallen - versuche, das Mitleid auszuschalten. Versuche von Zeit zu Zeit, weiterhin in ihm den Menschen zu sehen, in den du dich verliebt hast. Ich nehme mir einmal am Tag bewußt Zeit, in der ich an meinen Freund denke und die Spielsucht bewußt ausklammere.
    Damit ist die Spielsucht nicht immer vordergründig (aber auch nicht ganz vergessen). Denn der Mensch ist doch immer noch der gleiche.....

    Das schaffst du!

    Ann

  5. #5
    Dorit Gast

    Standard

    Ich habe mit ihm geredet und es ist schlimmer als ich es erwartet hatte oder sagen wir mal gehofft hatte. Er ist jetzt 34 und spielt seit er 16-17 ist. Er hat auch einmal eine Therapie gemacht, die hat ihm auch nicht geholfen und soll ich mal sagen, warum es ihm nicht geholfen hat? Weil er es gar nicht will! Ich habe ihn gefragt, warum er damals die Therapie gemacht hat und er hat gesagt, weil es nicht anders ging! Seine Bank und die Umstände etc. hätten ihn mehr oder weniger dazu gezwungen!
    Aber er würde ja nicht mehr so viel spielen und so wie es jetzt wäre wäre alles okay blabla...ich habe ihn gefragt, warum er mir das nicht gleich gesagt hat, aber er empfindet es so, "Er ist kein Spieler mehr, auf jeden Fall nicht so wie früher" - tolle Aussage echt!
    Ich habe ihm gesagt, er muss damit aufhören und endlich Verantwortung für sich und sein leben übernehmen!
    Mal im Ernst, ich könnte das nie ertragen, so wie ihr alle, ein leben neben einem Süchtigen, diese Hilflosigkeit ihm nicht helfen zu können und zu sehen wir er gar nicht aufhören will.
    Ich denke seit gestern abend daran, die Beziehung zu beenden, aber das Schlimme ist, ich liebe ihn so - man was soll ich denn bloß machen?

  6. #6
    Ann Gast

    Standard

    Liebe Dorit,
    mein Freund ist 38, Spieler seit er 17 ist.
    Auch bei ihm hat es lange gedauert, bis es "klick" gemacht hat. Das ist die Krux bei der ganzen Sache: Der Spieler muß selbst erkennen, daß er ein Problem hat. Tut er das nicht, wird er jeden Versuch, ihn zu einer Therapie zu bewegen, als Angriff werten. Nur ist es so, daß ein kontrolliertes Spielen für einen Spieler genauso unmöglich ist, wie kontrolliertes Trinken für einen Alkoholiker. Also mußt du davon ausgehen, daß er noch ziemlich tief drin hängt. Und um selbst da rauszukommen mußten die meisten erst ziemlich tief fallen (das können dir die Spieler hier auch bestätigen).

    Du tust gut daran, auf dich selbst zu achten. Zu schnell werden auch die Angehörigen mit hineingezogen. Und ich sage dir ganz ehrlich, jahrelang würde ich das auch nicht mitmachen. Wenn es anfängt, mich zu zerfressen und "klein" zu machen, gehe ich. Auch wenn ich meinen Freund über alles liebe.

    Wichtig ist, daß du ihm jetzt unter keinen Umständen mehr Geld leihst oder ihm sonst irgendwie aus der Patsche hilfst. Damit verlängerst du nur den Weg zu seiner Erkenntnis, daß er krank ist. Wenn du ihm Konsequenzen (also z.B. Trennung) androhst ohne dies auch wirklich durchzuziehen, wird er schnell herausfinden, daß er mit dir alles machen kann. Drohe ihm also nur mit Dingen, die du auch wirklich tun wirst.

    Ann

    PS: Ich würde dir auch gerne per email schreiben. Leider bin ich in einem anderen Forum unter diesem Nicknamen belästigt worden, so daß ich meine email-Adresse nicht öffentlich hier hinschreiben möchte. Wenn du dich bei Rolf (www.spielsuchtgruppe.de) oder Christine (www.die-spielsucht.de) anmeldest, kann ich dir eine Private Nachricht mit meiner Email-Adresse schicken, wenn du möchtest.

  7. #7
    Dorit Gast

    Standard

    Ich melde mich mal bei Rolf an! Danke Dir

  8. #8
    Ilona Gast

    Standard

    Ich finde, daß er dir von Anfang an erzählt, wie es um ihn steht und sogar zugibt, Menschen belogen und betrogen zu haben - das ist schon viel wert! Dann hat man nämlich die Möglichkeit, noch bevor die Beziehung gefestigt wird, zu entscheiden: Will ich damit leben oder nicht. Steckt man emotional erstmal drin und liebt diesen Menschen über alles, ist man für seine Fehler oft blind, will vieles nicht wahrhaben, versucht zu verdrängen, zu beschönigen... Ich weiß, wovon ich spreche/schreibe. Habe erst viel später - durch eigene Nachforschungen - erfahren, wie es um ihn steht. Hinzu kam noch eine massive Beschaffungskriminalität, in die ich und sogar meine Kinder! mit einbezogen wurden. Kam man ihm auf die Schliche kam, hat er es glattweg abgestritten - sowohl bei mir als auch bei sämtlichen Arbeitgebern zuvor, Ex-Partnerinnen... Ich befand mich auch in einem riesigen Konflikt: Um selbst nicht weiter in diesen Sumpf hineinzugeraten, müßte man sich trennen von einem Menschen, den man liebt. Und ihm nicht helfen zu können - es sei denn Hilfe durch Nichthilfe... Bin noch mittendrin. Und habe auch erfahren, daß man (jeder: ich und auch ihr) viel Hilfe erfahren kann durchs Gebet zu Jesus. Er kann freimachen! Sowohl Spieler als auch Angehörige. Und einem die Einsicht schenken, welches Verhalten "dran" ist, während wir Menschen oft hilflos herumeiern...Sorry, jetzt ist es ein ganzer Roman geworden, aber das wollte ich mal loswerden. Gruß, Ilona

  9. #9
    Ann Gast

    Standard

    Dorit, nur ganz kurz, ich bin grade im Stress. Habe deine Anmeldung gesehen und melde mich, kann aber morgen werden...

    Ann

  10. #10
    Dorit Gast

    Standard

    Danke Ilona für deinen Zuspruch, habe gestern noch mal mit ihm geredet und er ist schon sehr offen, ich glaube, er ist froh, dass er mit jemandem reden kann - aber ich liebe ihn ja jetzt schon über alles und deshalb werde ich ihn nicht verlassen. Ich muss nur aufpassen, dass ich mich nicht emotional zu doll reinziehen lasse. Das ist schwer!

    Ich muss versuchen ihm eine Freundin zu sein und hoffe, dass er es schafft.

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