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Thema: Schuld an der Spielsucht

  1. #1
    Klaude Gast

    Standard

    Hallo CHBE

    Spielsucht hat nix mit guter oder schlechter Beziehung zu tun, auch wenn der Suchtkranke das so darstellt. Mach Dich nicht mit solchen Gedanken verrückt. Bist Du sicher, dass er spielt? Hohe Geldausgaben können auch andere Gründe haben, oder gibt´s da noch mehr Anhaltspunkte?

    Viele Grüsse

    Klaude

  2. #2
    andreas Gast

    Standard Beziehungssüchtig

    Hallo Klaude;
    lieber würde ich deinen Beitrag unbeantwortet hinnehmen, aber wenn ich so meine eigene Leidens - Geschichte betrachte, möchte ich einfach heftigst Deiner These widerspechen.
    Jede ausgelebte Sucht ist eine Beziehungsstörung in ihrem Wesen!
    Natürlich ist es für jeden Betroffenen selber zu entscheiden, ob er sich damit auseinandersetzen möchte,Vorschriften möchte ich Niemandem machen.
    Grund ist z.B. bei mir Körperlicher und Seelischischer Mißbrauch in meiner Ursprungsfamilie; vermutlich sexueller Mißbrauch im Kinderheim (als 2 - 3,5 jähriges Kind).
    Das Ausleben der Spielsucht gewährt mir die "Sicherheit" mich vor unliebsamen Begegnungen zu schützen. z.B. in der Imbíßstube, wenn ich mir meinen Panzer anfresse und den Frust mit den Routierenden Scheiben des Geldspielautomaten überspiele. Kellerlokale in schummriger Umgebung eignen sich bestens, ebenso in Kabinen eingeteile Spielstätten mit Künstlichem Licht.
    Vielleicht ist mir jetzt erst in der Therapie meine Beziehungs (mager) sucht bewußt geworden - und ich bin z.B. eifriger Vertreter der Meinung, daß Meetings Genesung bringen. Vor allem Wichtig: Ständige Konfrontationen in "Sorgender Haltung" also nicht irgend etwas dem anderen überstülpen, sondern seine Meinung haben und fragen, ob der oder die Andere BEREIT ist sie zu Verstehen.
    Klaude, auch dir wünsche ich viele gute positive Begegnungen
    Andreas

  3. #3
    Hans Gast

    Standard

    Hallo Klaude ,
    den Satz, dass eine Sucht nix mit partnerschaftlicher Beziehung zu tun hat,würde ich auch auch nicht so einfach
    als gegeben hinnehmen . Die Sucht an sich ist ein Spiegel-
    bild seelischer Vorgänge, Andreas hat dafür ein Beispiel genannt , man könnte ihrer unendliche benennen . Ich würde niemals so weit gehen, Beziehungsprobleme als Ursache einer
    Sucht zu bezichtigen , halte es aber für doch gewagt , beides getrennt betrachten zu wollen . Ganz offen meine
    Meinung : eine Sucht in einer als völlig intakt bezeichneten
    Beziehung ist für mich eine schwer nachvollziehbare Betrachtung .

    ich freue mich auf hoffentlich viele andere Meinungen zu diesem wichtigen Thema

    Gruß Hans

  4. #4
    Ann Gast

    Standard

    Hallo ihr,
    CHBE hat in dem Thread "total der Spielsucht verfallen" gepostet und sich mehr oder weniger die Schuld für die Spielsucht ihres Partners gegeben.
    Klaude hat hier einen neuen Post für CHBE geöffnet.

    Ich gebe Klaude Recht:
    Es kann doch nicht sein, daß sich der/die Angehörige Schuldgefühle einredet, weil der Partner spielt! Damit landet der Angehörige voll im Sog der Co-Abhängigkeit.
    Schuldgefühl bedeutet doch auch: Verstecken vor anderen, auf jeden Fall zum Partner halten, egal was noch kommt.

    Den Ansatz erkennen und sich nicht jeden Schuh anziehen, das ist wichtig für die Angehörigen. Oft genug werden uns Dinge vom Süchtigen "eingeredet", damit es für ihn "einfacher" wird!

    Natürlich kommt eine Sucht nicht von allein und logisch - jeder sucht sich den Partner aus, den er/sie "braucht", aber trotzdem würde ich mich niemals in die Richtung "Du bist Schuld, daß ich spiele/gespielt habe" drängen lassen...


    Ann

    (die grade langsam wieder auf den Teppich zurückkommt.... grins)

  5. #5
    therapeutin Gast

    Standard

    hallo ann,
    ich versuche es so einfach, als möglich zu erleutern:
    die schuld... das ist ein thema für sich, weder der spieler/in noch der partner/in sollten keine schuldgefühle haben, denn der eine hat eine störung und der andere leidet mit. stelle es dir vor, du hast einen menschen ganz doll lieb, er erkrankt und stirbt, du bleibst alleine, traurig, verlassen, einsam mit unendlichem schmerz, und plötzlich bietet dir ein freund/in ein glas wein an, um zu entspannen, du findest daran ein gefallen, weil es dir für eine oder mehrere stunden möglich war, ein bisschen zu vergessen, ein bisschen normalität zu erlangen. nächsten tag sitzt du alleine in der leeren wohnung und die realität ist noch grausamer als davor, und du denkst, nach dem glas wein ging es mir gestern so gut, also versuche ich heute noch einmal, um den schmerz zu betäuben, und schon bist du im sog, dem du nur schwer entrinnen kannst. ganz banal würdest du sagen, so ist das auch... und schon ist es aus einer großen liebe die sucht entstanden, da gibt es keine schuld, der eine wollte nicht sterben, der andere nicht allein bleiben.
    es gibt menschen die die stärke besitzen (egal was für schicksalsschläge sie erleiden) ihr leben weiter völlig "normal" zu gestallten, und wiederum gibt es die anderen, die tendenziel schon immer eine schwäche für irgendeine sucht haben, und in extremen situationen leben sie diese schwäche aus. es gibt partner die jahrzehnte mit einander leben, ohne sich zu kennen, und auf einmal hält der eine nicht mehr aus, sucht einen ausweg, kann mit dem partner darüber nicht reden (es ist fast die normalität)und landet entweder in einer kneipe oder in einem spielcasino. so einfach ist das ann, daher schuld zu suchen bei dem einen oder dem anderen ist völlig falsch, richtig ist, jede sucht ist genetisch bedingt, kann lange untedrückt werden (vielleicht auch ein leben lang) und in bestimmten extremsituationen bricht die krankheit aus, ähnlich wie beim krebs oder auch anderen krankheiten.
    insofern ist es richtig, dass eine nicht intakte beziehung auch eine spielsucht hervorrufen kann.

    schöne gruße

  6. #6
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Therapeutin !
    Hervorgerufen werden kann die Spielsucht auch durch eine nicht funktionierende Beziehung.
    Oder durch 1000 andere Gründe.
    Hier scheint doch vor allen Dingen wichtig, das der Eine empfänglich ist für eine Sucht, der Andere weniger.
    Die Sucht liegt also ,nach deinem Brief, bereits verschüttet in uns und wird durch äußerliche Anlässe geweckt.
    Es ist also demnach nicht eine Beziehung oder ein anderer Anlass, sondern die Veranlagung, bestimmte Situationen nicht verarbeiten zu können.
    Nach erkennen der eigenen Veranlagung darf es jedoch für den Erkrankten nur einen Weg geben. Der Versuch mit aller Hilfe und all dem mir zur Verfügung stehenden Mitteln für meine Gesundheit arbeiten.
    Dieses geschieht nach meinen Wissen bei vielen Suchtkranken nicht. Vielmehr wird häufig durch den Suchtkranken die Verantwortung für seine Erkrankung auf Umstände oder bestimmten Personen abgewälzt. Inklusive weiteres Suchtverhalten auch bei eigener Erkennung der Situation.
    Es wird mir zu häufig die Flucht in die eigene Krankheit vorgeschoben ( irgendwas kam über mich..) um eine Konsequenz aus dem eigenen Handeln zu vermeiden. Ich armer Mensch kann ja nichts dafür, - auch nichts ,wenn ich nichts gegen meine erkannte Krankheit tue ?
    Das es geht ,beweisen viele " Trockene ". Auch viele trockene Spieler und Alkoholiker, die lediglich durch den regelmäßigen Besuch einer SHG abstinent wurden.
    Der eigene Wille scheint also die wesentliche Voraussetzung für eine Abstinenz.
    Will auch noch anfügen, das sehr viele trockene Spieler und auch Alkoholiker heute von sich erzählen, es ohne den Partner/in wahrscheinlich nicht geschafft zu haben.
    Der Antrieb für viele Suchtkranke gegen die Krankheit zu arbeiten, kommt in sehr vielen Fällen doch wohl vom Partner, der einen gewissen Druck ausübt.
    Auch für uns Suchtkranken ist unsere Beziehung zum Partner und zur Familie der soziale Mittelpunkt, dem es gilt zu bewahren und zu stärken.
    Dieses sollte auch das Augenmerk professionäler Hilfe sein.
    Liebe Grüße
    Rudi (Spieler )

  7. #7
    therapeutin Gast

    Standard

    hallo rudi,

    dem ist ja nicht zuzufügen, nur so viel, es vergehen unter umständen auch jahre, bevor ein süchtiger seine sucht annerkennt, bzw. erkennt. druck auszuüben kann auch das gegenteil bewirken (ist sehr individuell), denn hier geht es um menschen als individuum. dass die familie, vorausgesetzt intakte familie, die größte hilfe sein kann ist unbestrittbar, und ob die süchtigen (ausgenommen rauschgift) die schuld auf die anderen abschütteln wollen, ist auch sehr verschieden, denn die meisten spieler oder alkoholiker leben mit enormen schuldgefühlen, die sich auch kontraproduktiv auf die therapien und genesung auswirken. sich helfen lassen in der anfangsphase tun die wenigsten, aber das weißt du sicher aus eigener erfahrung. und noch eines, ich sagte nicht alle menschen sind potentiele spieler, und nicht alle haben die gleiche genetik, aber der spieler ist prädestiniert und entweder bricht die sucht aus (extreme situation, wie im positiven als auch im negativen) oder sie schlummert in dem menschen bis zum tod. und was ist eigentlich schuld, und wer kann darüber urteilen? jeder der unrechtes getan hat, muss mit seinem gewissen leben, aber ist die spielsucht unrecht? die süchtigen tun natürlich vielen menschen weh, bereiten sich selber aber die meisten schmerzen, weil sie einerseits zum größten teil realisieren, was sie den familien, freunden und auch sich selbst antun, andereseits können zum größten teil, bis zum völligen zusammenbruch nicht aufhören und genau diese ambvivalenz ist dies was einen menschen zerreist. eine selbstgeiselung tut niemandem gut, einsicht bringt weiter, muss aber erlernt werden, verzeihen ist eine edeltat, verzeihung annehmen können ist ein geschenk, und wenn die famile oder freunde verziehen haben, soll man es annehmen und versuchen, auf dem richtigem weg zu bleiben, die wunden heilen nur dann, wenn man sie nicht ständig aufreisst.

    schöne grüße

  8. #8
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Therapeutin !
    Spielsucht ist kein Unrecht .
    Doch Unrecht ist das, was wir damit den Menschen abfordern, die uns sehr nahe stehen. Unrecht ist häufig auch die Art und Weise, mit der ich meine Sucht finanziere. Wo also fängt Recht und Unrecht an ?
    Das eine negative Beziehung der Gesundung im Weg steht, oder auch andere negative Dinge, bezweifel ich überhaupt nicht. Allerdings gibt es viele nicht funktionierende Beziehungen - nicht nur bei Suchtkranken.
    Für mich sehe ich also die Fähigkeit mit Belastungen umzugehen bei Suchtkranken als gestört an. Woran weder der Suchtkranke, noch dessen Partner oder Familie in irgendeiner Form Schuld trägt. Sicher kann ein falsches Verhalten des Partners evtl. auslösend werden.
    Um zur Frage dieser Rubrik zurück zu kehren, liegt deswegen für mich niemals ein schuldhaftes Verhalten des Partners vor, vielleicht aber ein Falsches .
    Es stimmt natürlich, das sich viele Spielsüchtige in der Anfangsphase nicht helfen lassen, weil sie meinen es alleine schaffen zu können.
    Auf Grund meiner Gruppenerfahrung muß ich aber noch etwas hinzufügen.
    Es gibt immer wieder Spielsuchtkranke, die wohl erkennen, wo ihr Problem liegt. Aber sie fühlen sich wohl in ihrer Rolle als Zocker - und betätigen sich als Abzocker bei ihren Partnern oder auch Firmen. Und hat der Partner keine Kohle mehr, wird halt gewechselt. Das wird hier totgeschwiegen. Und da fange ich an, die Schuldfrage neu zu bedenken.
    Nein, der Spieler ist nicht immer das arme Opfer, das er oft so gerne wäre. Sein erstes Ziel ist häufig die Beschaffung neuen "Betriebskapitals".Und da sind manchmal keinerlei moralische Bedenken angezeigt.Ich bitte natürlich,die letzten Sätze nicht zu verallgemeinern. Es sind wenige Spieler die tatsächlich so sind - ganz wenige sogar. Aber ich hatte die Freude, auf ein paar zu treffen.
    Was micht dazu veranlasst hat, mehr und besser aus den Augen des Mitbetroffenen zu sehen.
    Bestimmt bin ich jetzt wieder in ein Fettnäpfchen getreten, macht nichts. Ich meine, das mußte gesagt werden.
    Alles Gute
    Rudi

  9. #9
    Ann Gast

    Standard

    Hallo Rudi,
    für mich hast du kein Fettnäpfchen getroffen, sondern einfach das gesagt, was du denkst. Und das spricht mir aus der Seele.

    Fehlerfrei ist niemand, jeder macht Fehler. Nur daß sich diese in einer Suchtbeziehung stärker auswirken können. Ich bewundere auch jeden Spieler und jeden Angehörigen, die es ZUSAMMEN schaffen, den Weg aus der Sucht zu finden. Das ist für beide nicht einfach. Denn da stehen Mißtrauen und Kontrolle und Vorwürfe im Raum, die nicht einfach verschwinden.

    M.E. verpassen viele Angehörige diesen Zeitpunkt und machen dem trocken werdenden Spieler das Leben mit Kontrolle und Mißtrauen absolut schwer. Aber das sind eben Fehler, aus denen man lernen muß.

    Ich persönlich habe gemerkt, daß nur eines hilft: Reden. Ohne Vorwürfe. Gefühl zeigen. Über Gefühle sprechen. Der Weg dahin ist weit, aber wenn beide es geschafft haben ist das Resultat eine spielfreie, feste, von Vertrauen geprägte Beziehung. Mit Schuldzuweisungen - egal von welcher Seite - kann das nicht funktionieren.
    Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

    Gruß
    Ann

  10. #10
    claus Gast

    Standard Gute Gedanken

    Hallo Therapeutin! Hallo Rudi,
    ihr habt beide Recht mit dem was ihr sagt. Es tut gut eure Erfahrungen zu lesen.
    Aus gutem Grunde schreibe ich meine eigene Gedanken Hier in diesem Forum nicht mehr auf.
    Lieben Gruss
    Claus

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