Meine Sucht hat mich besiegt

[Mariella]

Ich bin 26 jahre alt und habe mich immer für eine Gelegenheitspielerin gehalten. Habe vor ca. 4 Jahren angefangen zu spielen - anfangs meinte ich, mich unter Kontolle zu haben. Ich weiß nicht, wann ich bemerkt habe, dass ich süchtig bin. Vielleicht vor einem Jahr, vielleicht erst gestern. Gestern habe ich nämlich das letzte Geld verspielt und bin finanziell total am Ende. Es ist schon so weit, dass ich meinem Sohn nichts zum Essen kaufen kann.

Ich habe alles verloren - mein Schatz hat mich vor 2 Wochen wegen meiner Sucht verlassen. Er droht mir mit Jugendamt und es wird noch ein Gutachter kommen, denn er will Markus für sich haben. Wir waren nicht verheiratet - ich gehe morgen zu einem Rechtsanwalt, der mich beraten wird, wie es rechtlich in so einem Fall mit Sorgerecht aussieht..

Ich kann nicht mehr denken, nicht mehr schlafen, arbeiten gehe ich seitdem mein Schatzi weg ist auch nicht mehr. Es ist auch keiner da, der mich trösten kann - meine beste Freundin will mit mir nichts zu tun haben - das Geld, was ich von ihr geliehen habe, habe ich nicht zurückgegeben.

Ich lese auf dieser Seite, dass es meistens Männer von der Sucht betroffen sind. Warum muss ausgerechnet ich eine AUSNAHME sein?? Wie soll es denn mit mir weitergehen?? Wenn Markus nicht da wäre, hätte ich mich längst umgebracht....

Kann mir einer helfen? Mit einem Rat, mit lieben Worten..Bitte...

Grüße,

Mariella

[Claus]

Hallo Mariella,
Mein Name ist Claus komme aus Eschborn bei Frankfurtund ich bin ein süchtiger Spieler seit langem abstinent von Glücksspielen jeder Art- ich weiss janicht wo Du lebst in welchem Ort, aber versuche doch mal Kontakt zu einer Spielerselbsthilfegruppe aufzunehmen dort wirst Du Menschen finden die Verstehen können was los ist mit Dir!
Falls Du kein finden kannst, bin Ich dir gerne behilflich (siehe mein Mail) ich antworte Dir..
Du kannst mich auch anrufen 06173-61575
Gruss
Claus

[Rudi]

Hallo Marielle !
Was ich so lese erschüttert mich. Und Schuld bist nicht du, sondern unsere Krankheit, an der ich auch leide.
Auch wenn ich diese bei mir zum Stillstand bringen konnte.
Ich weis nicht in welcher Stadt du lebst und wenn es mir möglich wäre, würde ich dich an die Hand nehmen und dir zeigen, wie du Hilfe bekommen kannst.
Finde es sehr gut, das du dich öffnen konntest und in diesem Forum gekommen bist. Wie Claus schon so treffend schrieb, du bist nicht allein, wenn du es willst.
Ich denke, das du hier Menschen findest, die ihr Herz für dich öffnen werden.
Claus hat auch sehr recht, das du unbedingt eine Selbsthilfegruppe aufsuchen solltest. Auch dort sind Menschen, die die gleiche Verzweiflung durchlebten, wie du jetzt.
Doch ich denke, für dich ist am Schlimmsten, das dein Sohn mitleiden muß.
Du kannst und wirst alles wieder in der richtigen Reihe bekommen, wenn du Hilfe annimmst. Auch mit deinen Kind.
Es ist noch nichts verloren.
Wenn du möchtest, kannst du auch mich über E- Mail ansprechen. Du kannst es schaffen.
Liebe Grüße
Rudi

[Anna]

Hallo Mariella,

das was Du schreibst, kommt mir nicht unbekannt vor. Ich bin wie Du Mitte 20 und mein erster Casinobesuch war mit 18. Der Übergang vom gelegentlichen Spielen bis hin zur Súcht war bei mir fließend.Oft schon schon hatte ich das Gefühl "durch die Hölle zu gehen" - das Gefühl, was man hat, wenn man sich Geld leiht und es nicht zurückzahlen kann kenne ich nur zu gut. Vielleicht können wir uns ein bisschen austauschen über unsere Erfahrungen.Ich hoffe, Du meldest Dich nochmal.

[andreas]

Hallo Mariella,
Ich bin Spieler, bin Esssüchtig, habe Suchtkranke Beziehungsstörungen, bin meiner Destruktivität gegenüber machtlos.
Ich weiß es ist nicht leicht eine "männliche" Sucht als Frau zu haben und es ist nicht leicht eine "weibliche" Sucht als Mann zu haben.
Fakt ist: bei den Treefen der Selbsthilfegruppe von Spielern bin ich meistens - aber Gottlob nicht immer - unter Männern.
Bei den Treffen der Essgestörten bin ich meist unter Frauen aber - Gottlob - kommt dann und wann auch ein Zweieinhalbzentnertyp durch die Tür.
Es ist manchmal eine Frage der Geduld - oder der Bedürfnisse - für mich. In meiner Gemeinschaft lebt eine Spielerin die ich wirklich sehr gerne mag.Punkt. Von ihr durfte ich dsehr viel lernen (in einem Dreiergespräch).
Daran denke ich gerne, wenn ich wieder Streit mit meiner Anima habe.
Außer Geduld, Mariella, wünsche ich Dir offene Ohren, helfende Worte und Vertrauen, - vielleicht beim Anwalt?
Schöne 24 Stunden
Andreas

[Olli]

Hallo Mariella,

nein alleine bist Du wirklich nicht.

Neben den schon aufgezählten Hilfestellungen möchte ich noch eine nicht außer Acht zu lassende Hilfe aufzeigen.

DAS FORUM, DER CHAT.

Mir selber hat gerade in der ersten Zeit das Forum sehr geholfen. Und eine Spieler Selbsthilfegruppe kann ich aus eigener Erfahrung wirklich nur wärmstens emphehlen. Denn da sitzen wirklich Leute, die Dich und Deine Probleme verstehen können, und Verständniss ist etwas was Du momentan sehr nötig hast.

Nur laß bitte nicht den Kopf hängen, ich finde es sehr gut, daß Du Dich hier im Forum beteiligst, mach weiter damit, schreibe immer wenn es Dir schlecht geht, aber auch wenn Du vielleicht einen guten Tag gehabt hast. Und glaube mir, der wird auch kommen!!!

Ich würde mich freuen, sehr bald wieder etwas von Dir lesen zu können.

Gruß

Olli


P.S.: In meiner SHG sitzen auch 2 Frauen!!!

[Mariella]

Hallo zusammen!! ;-) :-(

Ich möchte mich herzlichst für Euere Beiträge bedanken. Allein die Tatsache, dass es Menschen gibt, denen ich nicht egal bin und die sich Mühe geben, mich zu trösten, hilft mir ein wenig. Mir standen Tränen in den Augen, als ich die Beiträge gelesen habe. Ich freue mich für jeden, der nicht mehr spielt - ich beneide jeden, der es geschafft hat.

Mir geht’s total beschissen - ich vermisse meinen Freund so sehr. Ich verstehe, dass ich keine gute Partie bin und dass ich ihn nicht verdient habe. Am Sonntag habe ich ihn zufällig in der Stadt getroffen - wahrscheinlich mit einer neuen Freundin. Er hielt ihre Hand und sie lächelte. Sie ist hübscher als ich - oder sehe ich im Moment wie eine Vogelscheuche aus??!! Ich bin dann heulend weggelaufen - in die Spielhalle, nicht, weil ich dort zocken wollte, sondern weil dort eine Klassenkameradin von mir arbeitet. Gespielt habe ich seit Donnerstag nicht mehr - ich habe auch keine Kohle dafür. Kann ich von einer 5-tägiger Abstinenz sprechen? Am Montag bin ich arbeiten gegangen, ich wollte mich damit ablenken . Auf der Arbeit konnte ich keinen klaren Gedanken fassen und die Tränen nicht halten. Meine Kollegen haben mitgekriegt, dass mit mir etwas nicht in Ordnung sei - ich sagte nur, dass ich noch nicht ganz gesund bin und nahm einen weiteren Krankenschein. Meine Eltern nahmen meinen Sohn zu sich - sie meinten ich sei nicht in der Lage, mich um Markus zu kümmern.

@ Claus : Ich komme aus Herten (NRW, bei Recklinghausen). Ich habe mich bereits informiert - ich habe eine SHG in meiner Nähe, aber bin noch nicht bereit, mich dieser anzuschließen. Ich schäme mich viel zu sehr; ich brauche Zeit, bis ich offen darüber reden kann. Sorry, aus dem gleichen Grunde werde ich Dich nicht anrufen - ich traue mich nicht (noch nicht). Danke für Verständnis!

@ Rudi: Hmm, wie kannst Du mir sagen, dass ich nicht schuld bin? Außerdem bin ich auch nicht krank, sondern neige zu übermäßigem Spiel *grins*. Sicher bin ich schuld daran - ich bin doch nicht mit Spielsucht geboren. Mit Deiner Aussage könnte man sich alles viel zu leicht machen - ich kann nichts dafür, es ist alles die Krankheit....

@ Anna: Ich möchte an dieser Stelle nichts vergleichen, aber ich hoffe, Dir geht’s besser als mir. Wenn Du noch nicht ganz unten bist, denk dran - Du konntest auch alles verlieren. Das Geld ist nur ein Mittel - die Freundschaft bedeutet Liebe und Glück. Wenn Du über mich liest, mach Dir Gedanken, dass Du auch so weit fallen kannst. Eine eigene E-Mail habe ich nicht - wir hatten eine gemeinsame Mail-Adresse. Weißt Du, Männer mögen spielsuchtige Frauen nicht...

@ Andreas: Du bist mir voraus - Du erkennst Deine Süchte und unternimmst was dagegen! Es ist bestimmt nicht einfach, sich unter Frauen zu befinden, die an Esstörungen leiden. Wünsche Dir alles Gute bei der Heilung!

@ Olli: Danke, ich sehe, dass ich HIER nicht allein bin! Du hast Recht, das Forum hilft - man kann hier Sachen loswerden, über die man nicht sprechen traut. Ich würde gerne auch chatten, aber es ist leider keiner da, wenn ich vorbeischaue. Eigentlich hat mich Dein Beitrag am meisten bewegt, mich hier wieder zu postieren. Dein Satz, „ich würde mich freuen, sehr bald etwas von Dir lesen zu können" ist wie ein Sonnenschein am Ende des Tunnels! Ich hoffe, es wird auch für mich ein guter Tag kommen, ich glaube aber leider nicht dran...

Viele Grüße,

Euere Mariella

[Rudi]

Hallo Mariella !
Nach deinen ersten Eintrag hast du wohl die nötige Resonanz erfahren. Ich freue mich, wenn es dich ein wenig
besser geht.
Und das zeigst du ,indem du wieder die alte Spielstätte aufsuchst. Auch wenn du "nur" eine Freundin besuchst.
Die könntest du ja auch außerhalb ihrer Dienstzeiten aufsuchen.
Meine offene Frage an dich, was muß noch passieren?
Dein Freund hat das fürchten bekommen. Deine Eltern haben deinen Sohn aufgenommen.
Alles das bewegt dich zu sagen, ich tue immer noch nichts für mich. Denn das ist es, wenn du sagst, ich schäme mich in einer Selbsthilfegruppe zu gehen.
Als Alternative kann man ja auch eine ambulante Therapie ansteuern. Ansprechpartner findest du hier auf der Homeseite.
Du warst so sehr unten, weil du nicht einmal mehr deinen Sohn ernähren konntest. Gut, da hat sich wohl eine Lösung gefunden. Aber wie geht es in wenigen Wochen weiter ?
Im übrigen bist du wirklich nicht Schuld wegen deiner Spielsucht. Jedoch muß man dann Hinterfragen wenn die Sucht erkannt ist und es wird nichts unternommen.
JEDER KRANKE HAT AN SEINEN GESUNDUNGSPROZESS MITZUWIRKEN.
Das bezieht sich nicht nur auf Suchterkrankungen, aber auch.
Ich wünsche Dir, das du für dich hilfreiche Schritte einleitest. Du hast jetzt alle Möglichkeiten, wenn du es willst.
Wünsche dir vom Herzen spielfreie Zeit.
Alles Gute
Rudi

[Mariella]

Kein Wunder, dass Du mich nicht verstehst, mich versteht einfach KEINER!

Ich habe keinen Plan, wie es in den nächsten Wochen weiterläuft. Man kann es nicht wissen, vielleicht werde ich morgen von einem Auto überfahren und lebe nicht mehr.

Hauptsache, Markus gehts bei meiner Mutter gut. In dem Sinne, schönen Abend,
mariella

[Rudi]

Hallo Mariella !
Möchte ein wenig gerade rücken.
Natürlich verstehe ich, wie schwer es ist wegzukommen von der Spielsucht. Auch alle Zusammenhänge, die Spielerei bis zum Exess. All dieses habe ich selbst am eigenen Leib erlebt. Und mein Verständnis geht so weit, das ich dich ganz ernsthaft bedauere.
Mein nicht verstehen bezieht sich auf die Tatsache, das du auch jetzt noch nichts entscheidendes für dich tun willst.
Aber das ist ja von Spieler zu Spieler unterschiedlich.
Manch einer bereitet sich Schmerzen (seelischer Art ) , bis zum erbrechen, anderen gelingt es etwas früher für sich zu arbeiten.
Und das vermisse ich leider bei dir.Oder es kommt für mich nicht rüber. Du solltest Hilfe suchen und annehmen und die Bereitschaft in dich tragen ein Ende mit der Zockerei zu machen. Allein hat es wohl kaum einer geschafft. Jedenfalls kenne ich immer noch niemand. Wohl Versuche, die früher oder später total in die Hose gingen.
Es liegt in uns neu durchzustarten. Auch du hast diese Möglichkeit. Heute etwas leichter als vielleicht in 2 oder 3 Jahren. Und das geht zunächst von Tag zu Tag.
Und dahingehend hast du ja die ersten Tage überstanden.Das ist schon etwas, wo du stolz drauf sein kannst.Baue weiter darauf auf.Du schaffst es. Auch wenn es dir im Moment wahnsinnig schwer vorkommt.
Nimm dir auch nicht zu viel vor. Sage dir jeden Tag, heute spiele ich NICHT.
In diesem Sinne wünsche ich dir gute 24 Stunden.
Herzliche Grüße
Rudi