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Thema: Sandra....

  1. #1
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Sandra !
    Möchte hier auf deinen Eintrag eingehen, den du hier im Forum unter "Caritas und Spielsucht" eingetragen hast.
    Wie du schreibst, bist du Partnerin eines Spielers.
    Es ist eigentlich mit wenigen Worten gesagt, was ich dazu sagen will. Ich bin wie du erkannt hast selbst Spieler und seit ein paar Jahren trocken.
    Habe durch meine Partnerin auf meinen Weg in die "Trockenheit" viel Hilfe erfahren. Insbesondere durch ihre ultimativen Bedingungen, die sie im Bezug mit meiner Spielsucht und unserer Beziehung stellte.
    Ohne diese Bedingungen -ich sollte mir Hilfe suchen - die ich dann auch Taten folgen lies, wäre ich wohl kaum meinen Weg in die Abstinenz so konsequent gefolgt. Denn ich liebe meine Frau und ohne ihren Druck hätte ich es vermutlich doch alles viel lockerer angehen lassen. Und mit einer " Lockerheit" läßt sich der Weg aus unserer Spielkrankheit nicht finden.
    Insbesondere das nicht umgehen können mit Geld - und das verheimlichen unserer Spielsucht gegenüber unseren Angehörigen ist bezeichnend.Zu diesen Verheimlichen zählt dann letzten Endes auch das konstruieren eines Lügennetzes, das immer dichter wird. Zur Finanzierung unserer Sucht wird zudem häufig unsere Angehörigen,Partner und Freunde ausgenutzt.Was dem Spieler zusätzliche Isolation einbringt.
    Aus diesem Gründen ist ein ultimatives Handeln gegenüber deinen Freund dringend erforderlich.
    Was auch eine finanzielle Kontrolle über einen gewissen Zeitraum einschließt. Der Besuch einer Spielerselbsthilfegruppe wird bestimmt der richtige erste Schritt zur Hilfe für deinen Partner sein.
    Will dein Partner nichts gegen seine Sucht unternehmen,
    werden auf Euch verstärkt Probleme zukommen, die irgendwann
    Eure Partnerschaft zerstören werden.
    Deinen Partner Hilfe infinanzieller Form zukommen lassen, ist das Gleiche, als wenn du einen Alkoholkranken mit Alkohol versorgst. Also mit Sicherheit falsch.
    Ich wünsche Euch, das ihr den richtigen Weg findet.
    Alles Gute
    Rudi

  2. #2
    Sandra Gast

    Standard @ rudi

    hallo rudi,

    vieles das du geschrieben hast, kenn ich zu genüge, leider. doch es war nicht so, dass mein partner mir seine spielsucht verschwiegen hat. gut, es hat eine weile gedauert, aber dann hat er mir von alleine davon erzählt. auch wie es ausgeartet ist und das er eine therpie dagegen gemacht hat. nicht die erste.... er sucht schon hilfe, doch bis zu diesem entgültigen helfen, dass ihm dann hilft, soweit geht es nicht. irgendwie macht er da vorher immer einen rückzieher. ich habe ihm angeboten, seine finanzen zu verwalten. das will er nicht, aus angst vor der totalen kontrolle, wie er es bezeichnet. er meint zwar schon immer, dies wäre der richtige weg, aber lässt es eben einfach nicht zu. klar, ich unterstütze ihn in dem ganzen scheiß wohl auch, indem ich die zeitweisen prikären finanzsituationen auszugleichen versuche, doch was bleibt mir anderes übrig? ich kann nicht mit dem gewissen, irgendwo etwas nicht bezahlt zu habe, miete etc. leben. ich brauche auch mein dach über dem kopf. im mom weiß ich echt nicht mehr was ich machen soll. ich hoffe, das ganze bessert sich ein bisschen, wenn er jetzt dann wieder arbeiten geht, denn dann is er erst mal ne ganze weile unterwegs und wieder beschäftigt.
    wünsche dir noch alles gute,
    sandra

  3. #3
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Sandra !
    Vieles gehört zum Spiel des Spielers.
    Auch mitunter scheinbar Hilfe anzumehmen um den Partner und die Angehörigen zu beruhigen.
    Eigentlich ein Zeichen, das der Spieler eigentlich noch nicht so weit ist, aufzuhören. Dieses aufhören funktioniert auch nur, wenn er mit aller Konsequenz dahinter steht.
    Bisher scheint es mir, als ob dein Partner sich immer ein Hintertürchen aufhält. Z. B. das nicht zulassen von finanzieller Kontrolle. Das ist auch ein sehr eigenes Kapitel bei jeden Spieler. Denn das hat letzten Endes die Konsequenz tatsächlich das Spielen sein zu lassen.
    Also ist es wahrscheinlich möglich, gerade mit diesen Punkt die tatsächlichen Absichten deines Partners zu erkennen. Ich denke mal, wenn du dieses sehr energisch forderst, wird es bei Euch dicke Luft geben.
    Gegen seinen Willen ist eine Kontrolle ja auch nicht möglich.
    Nun mußt du dich selbst fragen, was du für dich tun kannst. Geht es so weiter, zieht er dich mit in den Sumpf.
    Du solltest in dieser Situation an dich denken. Auch du hast nur das eine Leben und wenn er weiter derart inkonsequent bleibt, ist der totale finanzielle Zusammenbruch vorprogrammiert. Egal, was er auch verdient.Seine Sucht frißt allles auf.
    Du hast eine ganz wichtige Aufgabe : Du mußt dich selbst schützen.
    Alles Gute Rudi

  4. #4
    Bianka Gast

    Standard Er zieht Dich mit runter...

    Hallo Sandra!!
    Glaub mir, ich weiß sehr genau wovon Du redest. Mein Freund (oder soll ich besser EX-Freund sagen?) ist auch spielsüchtig. Wir sind vor etwas über einem Jahr zusammen gezogen und am Anfang lief auch alles ganz gut. Bis auf seine Launen, die konnte ich nicht zuordnen.Aus heiterem Himmel hat er los gemeckert und ich konnte das gar nicht verstehen.
    Dann sind immer und immer wieder irgendwelche unbezahlte Rechnungen, Mahnbescheide und Vollstreckungsbescheide angekommen und als antwort habe ich immer gehört :" Ich weiß wirklich nicht was das ist. Da ist nie ne Rechnung gekommen!!" Klar, wenn ich meine ganze Post nicht aufmache, weiß ich ja wirklich nicht was da ganz genau drin steht...
    Nun gut, ich habe also irgendwann seine kompletten Sachen durchgesucht und festgestellt das er in dem Jahr bevor wir zusammen gezogen sind, nichts aber auch wirklich nichts bezahlt hat. Keine Miete, keinen Unterhalt für seine Exfrau und sein Kind, kein Strom - einfach nichts. Das fand ich nun wirklich nicht lustig, aber ich habe mir nichts anmerken lassen, weil ich hoffte er erzählt mir das sicher von alleine. Hat er aber nicht. Im Gegenteil. Je mehr Sachen bezahlt waren desto weniger Geld hatte er. Und genauso wie bei Dir habe ich ständig draufgezahlt.
    Er hat sogar kontoauszüge gefällscht um mir zu beweisen, das er Telefonrechnungen etc. bezahlt hat.
    Bis dahin wusste ich nicht wirklich was er mit seinem Geld trieb und warum er nie Geld hatte.
    Anspielungen von seiner Exfrau habe ich oft bekommen, habe mir aber leider nichts draus gemacht, da sie nicht wirklich gut auf ihn zu sprechen war. Erst als das Telefon mal wieder gesperrt war(obwohl natürlich alles bezahlt) und der Gerichtsvollzieher zu MIR kam weil ne Tierarztrechnung nicht bezahlt war (von der ich aber keine Mahnung gesehen hab) habe ich eins und eins zusammen zählen können...
    Ich habe daraus meinen Entschluß gefaßt und bin ausgezogen. Schließlich arbeite ich bei ner Bank und habe Angst meinen Job zu verlieren wenn ich noch weiter mit runter gezogen werde und habe auch noch mein eigenes Leben. Ich habe ihn als Voraussetzung gegeben ne Therapie zu machen und dann können wir gerne noch mal über ne Beziehung reden, aber im Moment kann ich ihm sonst einfach nicht trauen.
    Nach diesem Schritt hat er zumindest schon mal geschafft, mir die Wahrheit zu sagen, sich einen Termin zu einem Beratungsgespräch geben zu lassen und mir seine Kontovollmacht - Karte und Onlinebankingunterlagen zu geben.Ich habe ihm übrigens auch mehrmal angeboten seine Finanzielle Seite zu übernehmen, wurde aber auch immer abgelehnt.
    Nun höre ich mir jeden Tag Vorwürfe und Selbstmorddrohungen an und werde dadurch von Morgens bis abends unter Druck gesetzt, aber ich habe mir ganz fest vorgenommen ihm daraus zu helfen - aber halt in getrennten wohnungen!!!
    Aber so langsam denke ich, das ich wohl auch bald ne Therapie anfangen muß, denn das ganze nagt schon sehr an mir und über irgendwelche Tips würde ich mich auch sehr freuen...
    Danke fürs zuhören.

  5. #5
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Bianka !
    Du beschreibst in deinen Posting einen typischen Spielabhängigen.Über das verheimlichen seines Spiels,seinen Lügen und das entzwecken eures Geldes.
    Eigentlich kann ich dir nur wenige Ratschläge geben.
    Das Wesentliche hast du bereits getan. Deine Konsequenz und deine ultimative Forderung ihn gegenüber ist nach meiner Sicht der einzig gehbare Weg.
    Mit deinen Angebot, für ihn die finanziellen Sachen zu regeln,liegst du auch volllkommen richtig. Denn Spielkranke müßen unbedingt den Umgang mit Geld wieder lernen - oder überhaupt lernen.
    Er verweigert das. Wahrscheinlich, weil er noch nicht bereit ist, sich helfen zu lassen.
    Was bedeutet das für dich ?
    Sicher ist es gut, das er einen Termin für ein Beratungsgespräch machen will. Doch bei wem und wann ?
    Du solltest ihm sehr nahelegen, umgehend regelmäßig eine Spielerselbsthilfegruppe aufzusuchen. Vielleicht eine SHG in der auch Angehörige willkommen sind. Denn dadurch würdest auch du im Umgang mit deinen Freund viele Erkenntnisse sammeln können.Er kann auch hier in der Glücksspielsucht Verbindung mit einen Therapeuten aufnehmen. Auch das wäre sehr ratsam.
    Es gibt also Wege zur Hilfe für ihn. Er muß sie nur gehen.
    Ohne Hilfe aus dieser Sucht heraus zu kommen ist sehr schwer. Eigentlich kenne ich niemand, der es auf Dauer geschafft hat. Wenn, dann nur über kürzere Zeiträume um danach noch exessiver zu spielen.
    Ich wünsche dir sehr, das du mit deinen Handeln den nötigen Erfolg hast. Und ich bestätige dir gerne noch einmal, das dein jetziges konsequente Handeln das einzig mögliche ist. Bei aller Hilfe für ihn, vergiß dich selbst nicht dabei.Mach ihm klar, das es so keine Zukunft für Euch geben kann. Er hat das alles selbst in der Hand.
    Mach ihm das bewußt.
    Alles Gute
    Rudi ( Spieler )

  6. #6
    Mai-Lee Gast

    Standard helfen, ohne sich selbst zu verlieren...

    Liebe Sandra,
    liebe Bianka,
    lieber Rudi,

    bist Du es Bianka(?) oder habe ich einen Beitrag geschrieben, von dem ich nichts weiß? Das ist die Geschichte einer Co-Spielerin, in diesem Fall läuft sie absolut parallel zu meiner. Und ich denke, etliche laufen ähnlich. Ich bin immer wieder sowohl überrascht, als auch völlig niedergeschmettert, wie viele Frauen sich in den finanziellen Ruin stürzen aus Liebe zu einem Mann, der spielt. Ich habe das genauso getan- jeden Tag und immer wieder. Obwohl ich glaube, einigermaßen intelligent zu sein, seine "Spielchen" durchschaut hatte und zusehen konnte, was er tut, hat mich nichts davon abhalten können,
    seinen Worten immer wieder zu glauben. Ein ganzes Jahr lang und darüber hinaus. Er hat leider nicht nur sein Geld verspielt, auch meine Kinder beklaut, meine Wertgegenstände versetzt und immer wieder gelogen. Ich lebte immer in der Hoffnung, dass er es ernst meint, etwas zu ändern- zumal er nach einem privaten Treffen mit Rudi (ja unser Rudi, mein lieber Elefant!) wirklich Anstalten machte, jetzt tu ich was...
    Sechs Wochen ging es gut. Ich glaube, für ihn ist das ein halbes Leben! Für ein gemeinsames Leben reicht es leider nicht. Seine Sachen stehen gepackt in meiner Wohnung, nachdem ich die Nase voll hatte und ich die räumliche Trennung wollte. Wenn ihm so viel an mir liegt, hat er alle Chancen, das zu beweisen.
    Bislang kam er jeden Abend wieder. Mittlerweile habe ich ihm den Schlüssel abgenommen- dann klingelt er Sturm. Ich habe zwei Kinder und Nachbarn, was soll ich anderes tun als öffnen? Ich habe gerade zehn Stunden Arbeit hinter mir, er ist in neuem Outfit auf der Rolle, hat bislang 500€ abgehoben und der kleine Rest ist auch bis morgen weg...
    Ich hatte auch seine Karte, aber es ist sein Konto und ich kann ihn nicht zwingen, sie bei mir zu lassen-die Karte!
    Und ich glaube, wirklich alles getan zu haben. Er hätte mir meinen halben Hausstand geklaut, wenn ich nicht so wache Augen hätte. Wahrscheinlich habe ich vieles noch gar nicht gemerkt!

    Bianka, Du hast den einzig wahren Schritt getan und es fiel Dir bestimmt nicht leicht, das beweist Stärke und enormen
    Mut! Lass Dich von seinen Drohungen nicht erweichen, er wird diesen Schritt sehr wahrscheinlich niemals wagen. Es ist ein Mittel, Dich auf seine Seite zu ziehen!

    Liebe Sandra, Du machst den Fehler, den alle machen! Wenn er nicht bereit ist, seine Finanzen in Deine Hände zu legen, musst DU alle finanziellen Belange trennen. Dich finanziell vollkommen unabhängig von ihm machen. Gleiche bloß nichts aus, was Du nicht verantwortet hast- dann läuft es ja für ihn! Tust Du das nicht, sind ein Teil seiner Schulden bald DEINE Schulden! Dieser Tatsache musst Du ins Auge sehen. Mein Defizit beläuft sich auf etwa 4000€. Ein Vorstrecken kleiner Beträge immer und immer wieder, die man kaum merkt- und das kommt in einem Jahr zusammen. Mir geht es hier bestimmt nicht um Summen, aber ich möchte Dir vor Augen führen, dass ein recht hoher Betrag verdammt schnell zusammenkommt, ohne dass Du es merkst! Löse Dich ganz schnell aus diesem Kreislauf! Er wird sich von alleine nicht ändern- aber DU kannst Dein Verhalten ändern! Wenn er es nicht zulässt, sich zu schützen, setze alles dran,DICH zu schützen! Du hast auch nur das eine Leben!

    Lieber Rudi, wie immer bin ich fasziniert davon, wie sehr Du auch, oder vor allem, Verständnis für die Angehörigen zeigst. Sei mir nicht böse, aber wirklich nachfühlen kannst Du es nicht! Du hast auch nie illegale Dinge getan und bist nie an die Substanz Deiner Familie gegangen. Und ich bin mir nicht mehr sicher, ob Diebstahl in den eigenen vier Wänden, massive Lügen in ALLEN Bereichen (fern vom Geld) noch etwas mit Spielsucht zu tun haben oder einfach einen miesen Charakterzug preis geben.
    Ja, ich dachte, etwas bewirken zu können, vielleicht habe ich einfach an zuviel Einfluss meinerseits geglaubt. Ich habe seine Stärken gesehen und wollte nicht, dass sie durch seine Sucht verloren gehen. Ich weiß nicht woher, er diesen "Helfersyndrom"-Wahn hat... Klar wollte ich etwas bewirken, ich möchte auch gerne mein Geld zurück. Aber dahingehend weise ich kein "Krankheitsbild, das sich aus dem Zusammentreffen verschiedener charakteristischer Symptome ergibt" auf. Ich halte mich für recht normal!
    Und was ist naheliegender, als dem Menschen, den man liebt, helfen zu wollen? Euch hat er scheinbar auch um den Finger gewickelt, warum sollte ich an seinen Worten zweifeln?
    An den vielen Versprechen, an jeden Versuch, den er unternommen hat? Ja, mein Glaube war auf Hoffnung gebaut-
    ich hätte alles daran gesetzt- nee... ich habe es getan! Und fast geglaubt... den Weg daraus habe ich für mich geebnet und heute wieder gesehen, dass dieser Weg für mich der Richtige ist. Die Frage, warum er nicht entgültig geht- bislang- brauchst Du mir nicht beantworten.
    Es tut einfach nur fürchterlich weh!
    Schön, dass es Dich gibt!

    Finde einen Weg hinaus, einen Weg für Dich, liebe Sandra-
    sonst verlierst Du Dich selbst!

    Eure weinende Mai-Lee

    PS.: Gibt es wirklich die Möglichkeit, bei der Caritas sein Geld verwalten zu lassen? Wenn ja, wie soll das funktionieren?



  7. #7
    Rudi Gast

    Standard Die Veränderung des Spielers...

    Hallo, ihr Lieben !
    Es kommt für mich doch ein wenig so rüber, als wenn bei Euch ein gewisser Tenor herrscht. Die Spieler...
    Ihr habt recht, Spieler haben eines gemeinsam - ihre Sucht.
    Doch hinter dieser Sucht verbergen sich die verschiedensten Charaktere.
    Zum einen Spieler, die tatsächlich aus ihren Spielerdasein heraus wollen, zum anderen aber auch Spieler, die noch nicht soweit sind und evtl. auch gar nicht soweit kommen wollen. Zu den zuletzt genannten gehören nun leider auch Spieler, denen schon maßgeblich geholfen wurde.
    Da wird eine neue Beziehung eingegangen und nachdem die Sache mit dem Spielen auffliegt, rückhaltslos geholfen. Und diese Hilfe sieht zunächst so aus, das die Partner in die Bresche springen. Besonders finanziell. Denn was ist denn Geld, gemessen an unserer Liebe ?
    So macht der Spieler, der vielleicht schon sehr tief unten war, die Erfahrung, das ohne viel eigenes Zutun seine Probleme erst mal gelöst werden. Auf einmal hat man wieder ein Dach über den Kopf, kann auf gesunde Konten des Partners zugreifen und hat somit sehr wenig Anlass persönlich die Sucht anzugehen. Das diese Situation nur über einen gewissen Zeitraum läuft, ist klar. Aber für den Spieler hat das doch prima geklappt.
    Oft ist es dann für den Spieler am bequemsten, die Partnerschaft zu kippen. Es findet eine Schuldzuweisung statt. Der Partner leidet an einen Helfersyndrom oder ist Co - Abhängig. Gerade mit diesen Zuweisungen kommen zusätzliche Probleme auf. Die evtl. vom Spieler gewollt sind,um für sich einen Grund zu finden, die Beziehung zu beenden. Denn irgedwo wartet die nächste Naive, mit gesunden Konten - und den Himmel voller Geigen.Für was soll sich ein Spieler mit den gemachten Erfahrungen auch weiter anstrengen ? Und dann klingen in meinen Ohren die Beteuerungen der Angehörigen. Ich habe ihn so geholfen, habe alles für ihn getan, ein Zuhause gegeben, aber was ist der Dank ?
    Hier sieht man dann, das Hilfe nicht gleich Hilfe ist. Der Spielsüchtige muß sich seine Erfolge erkämpfen. Dann gewinnt er auch an Selbstsicherheit und kann ein gesundes eigenes Ego aufbauen.
    Das es geht, haben viele trockene Spieler gezeigt.
    Ganz frisch kommt mir da Jens aus Dresden in den Kopf. Ein Mann, der sehr an sich arbeitet. Wenn ihr seine neuen Postings mit seinen vor wenigen Monaten geschriebenen vergleicht, fällt euch das auf. Aber auch so manch anderer.
    Claus, Rolf, Neon , Jürgen, Hans, Andreas...ich könnte die Liste sehr weit führen. Damit will ich eigentlich nur deutlich machen, das es Suchtkranke gibt, die hart an sich arbeiten und es sich nicht leicht machen. Oder Boomer, die sehr frisch, aber mit viel Energie ihre Sucht angeht.
    Also Spieler ist gleich Spieler ???
    Diese Antwort kann sich jeder selbst stellen.
    Für mich gibt es keine gleichen Menschen - somit auch keine gleichen Spieler.
    Es macht mich traurig, wenn ich als letzte Zeilen lesen muß, Eur weinende Mai Lee.Ich werde dir, liebe Mai Lee
    eine Mail senden, denn da besteht doch neues Klärungspotential.
    Bis auf bald ..und laßt Euch nicht unterkriegen.
    Liebe Grüße
    Rudi

  8. #8
    Hans Gast

    Standard

    Danke , lieber Rudi , dafür , dass du dieses heikele
    Thema so behutsam aufgeriffen hast . Es ist in der Tat ein
    unglaublich sensibler Punkt: im (naiven) Glauben dem
    Partner so zu helfen , wird für ihn das Konto ausgeglichen,
    die Schulden bezahlt....Der Weg aus der Sucht ist ein
    langwieriger Lernprozeß , den der Süchtige meiner Meinung
    nach selbst wollen und selbst vollziehen muss.Wohl dem , dem
    ein Partner hilfreich zur Seite steht , aber Vorsicht bei Massnahmen , die dem Süchtigen den Lernprozeß ersparen .

    Die Kontrolle der Finanzen ist ein Kernpunkt des Genesungsprozeßes , ich habe damals diese Aufgabe wohlweisslich nicht meiner Frau übertragen : Als Süchtiger
    reagiert man leicht aggressiv , wenn einem der Geldhahn zu-
    gedreht wird , dies ist bei ohnehin schon belasteter Be-
    ziehung eine zusätzliche , die man , wenn möglich jemand
    anderem übertragen sollte ( in meinem Fall ein guter Freund).

    Ja , und da sollten keine Illusionen aufkommen , der Weg aus der Sucht ist hart und steinig , verbunden mit Rück-
    schlägen , die verkraftet sein wollen , aber mit dem
    Ziel vor Augen sein Leben wieder frei von dieser zerstörerischen Sucht leben zu können , hat man doch immer das Licht am Ende des Tunnels vor sich . Man verändert sich:
    manches wird als positiv empfunden werden, manches wird zu
    Tage treten , was durch die Sucht verschüttet war und dann,
    wie eine Blume auf steinigem Boden zum Vorschein kommt . Es werden aber auch Eigenschaften zu Tage treten , die im
    täglichen Leben eher Schwierigkeiten bereiten ; auch diesen
    Veränderungen muss man klar kommen . Und Eins ist das wichtigste: man muss lernen zu akzeptieren , das was war und der Zustand, der ist. Dann ist der Weg geebnet .

  9. #9
    Mai-Lee Gast

    Standard genau auf den Punkt...

    habt Ihr es gebracht, lieber Rudi, lieber Hans. Aber dennoch
    denke ich, dass das Thema mit der Hilfe für die Angehörigen noch etwas umfangreicher ist. Natürlich sehe ich im Nachhinein viele Dinge, die ich falsch gemacht habe und heute niemals mehr so tun würde. Aber es ist nicht so, dass ich seine roten Zahlen ausgeglichen hätte, ihm ständig Geld geliehen hätte. Es summiert sich einfach eine ungeheure Summe im alltäglichen Leben zusammen. Anfangs sind wir hin und wieder nach der Arbeit essen oder was Trinken gegangen. Ich habe immer bezahlt. Nun hätte ich wählen können: gar nicht weggehen oder ihn mit seinem Deckel sitzen lassen? Es gibt viele solcher Beispiele. Sollte ich das Brot und die Wurst nicht kaufen? Aber was essen dann meine Kinder? Hinzu kam, dass er mir eine Menge Geld und Wertsachen gestohlen hat, was ich aber teilweise erst Monate später bemerkt habe. Damals hätte ich schon einen Schlussstrich setzen sollen, aber ich habe seinen Worten geglaubt und er hat ja definitiv an sich gearbeitet. Warum sollte ich daran zweifeln? Auch Ihr, lieber Rudi habt daran geglaubt.
    Traurig macht mich die Tatsache, dass es ihn in keinster Weise zu einer Änderung im Umgang mit mir bewogen hat. Er nur neue Strategien entwickelte, mich hinters Licht zu führen. Natürlich ärgere ich mich auch über mich selbst, so naiv gewesen zu sein. Er hat den Weg trocken zu werden nicht wirklich gewollt. Diesen Eindruck muss ich leider gewinnen, wenn ich ihn nun sehe. Nichts hat sich geändert, nein, es ist eigentlich fast noch schlimmer geworden. Neue Arbeitsstelle, neue Menschen, die ihm Geld leihen, seins ist eh schon verspielt. Bei mir sind nun alle Schotten dicht. Es tut mir sehr leid und Du hast vollkommen Recht, Rudi: dieser Mann hat einfach Glück- er findet immer wieder Menschen, die ihm seine Geschichten glauben. Nicht nur Partnerinnen, auch Bekannte, Freunde, sofern er sie noch hat oder Arbeitskollegen. Er fällt immer wieder auf die Füße. Warum sollte er einen Weg aus seiner Sucht suchen? So klappt es schließlich auch. Aber ich glaube, ich bin einen ganzen Schritt weiter hinaus aus der Co-Abhängigkeit- und das ist doch schon was?!!!
    Aber es tut schon verdammt weh!

    Wünsche Euch eine spielfreie Zeit und vielen Dank fürs lesen!

    Liebe Grüße, Mai-Lee

  10. #10
    Rudi Gast

    Standard

    Ihr Lieben !
    Wir haben hier einen Punkt im Gespräch, der eigentlich das wesentliche Leben des Spielers und seine Angehörigen und Partner prägt.
    An diesen Punkt angekommen müßen Entscheidungen getroffen werden. Für den Spieler, für den Partner. Entscheide ich mich als Spieler für ein "normales " Leben, arbeite ich an mich, lasse Hilfe zu . Eine Entscheidung, die jedoch nicht von jeden Spieler so gefällt wird.
    Auch der Mitbetroffene ist nun an den Punkt, wo er merkt, es geht so nicht, es geht alles den Bach runter, wenn es so weitergeht. Und der Mitbetroffene wird Hilfe suchen und geben wollen. Und glaube mir, Mai Lee, ich kann die Hilflosigkeit der Mitbetroffenen wohl nachfühlen. Die verzweifelten Versuche, zu Retten, was zu Retten ist, die Liebe zueinander stärker einzuschätzen, als die verdammte Sucht. Und wie leer bin ich, wenn ich erleben muß das all meine Kraft und Hoffnung die ich einsetze vergebens sind.
    Sehe kein Licht am Horizont - fühle mich, als wenn ich niedergeschlagen wäre - und versuche trotz all meiner Schmerzen aufzustehen. Und suche doch wieder Hoffnung und das Licht am Horizont. Und werde doch wieder nur enttäuscht....
    Du richtest dich auf, du hast Verantwortung für deine Familie - und bist doch selbst so sehr erledigt. Wo bleibt der Dank, der Erfolg für deine Bemühungen ? Doch, den gibt es, liebe Mai Lee. Du wirst gestärkt und erfahrener neue Schritte im Leben gehen und du wirst dich sagen Hören, das nichts ohne Sinn im Leben geschieht. Auch wenn wir den heute nicht erkennen.
    Ich kann dich nicht trösten..und die vielen anderen, die dein Schicksal teilen. Aber ich kann dir sagen, ich verstehe dich.
    Im Bewußtsein dessen, was ich hier schrieb, appeliere ich an jeden Spieler, der diese Zeilen liest, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Es lohnt sich für dich...und für die Menschen, die dich lieben.
    Hans habe dank für deine Zeilen. Alles was du in deinen Posting schriebst, trifft den Nagel auf den Kopf.
    Bis auf bald
    Rudi

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