Muss ich alles verteufeln, was mit meinem Spielen zusammenhängt um davon loszukommen????????????

[Karl]

Hallo Exspielgemeinde,

ich habe bis vor 2 Monaten teilweise ziemlich heftig gespielt. Bin nun in Behandlung und habe mich auch meinem Umfeld offenbart.
Heute in der Sitzung tauchte die Frage auf, ob ich alles verteufeln muß, was mit meinem Spiel zu tun hatte um damit fertig zu werden.
Die Frage konnte nicht generell beantwortet werden.
Wenn ich so über mein Spielen nachdenke gibt es immer noch Momente die ich schön fand, wie z.B. das besondere Flair in einem Casino, die Glitzerwelt, das Gefühl, wenn man einen größeren Gewinn eingefahren hatte......
Muß ich auch das alles verteufeln, wenn ich endgültig davon loskommen will und letztendlich jeden Gedanken daran aufgeben irgendwann mal wieder kontrolliert spielen zu können?
Würde gern Eure Meinung dazu hören.

Gruß Karl

[Claus]

Hallo Karl,
zu deiner Anrede "Exspieler..." kann ich nur sagen ich betrachte mich nicht als Ex...sondern als Spieler denn ich habe gelernt das ein Rückfall auch nach langer Abstinenz kommen kann, ich bin jetzt fast 19 Jahre abstinent vom Glücksspielen in jeder Forn!
Den Respekt vor der Zockerei, habe ich nicht verloren. Die Spielfreiheit ist mir das wichtigste im Leben, ohne sie wäre nichts mehr.

Zu deiner Frage bezüglich "kontrolliertem Spielen!", kann ich dir nur sagen wenn Du eine konkrete Lösung oder Möglichkeit findest, lass es mich wissen. Ich kenne keine und wenn ja würde ich trotzdem nicht mehr spielen wollen warum auch?
Lieben Gruss
Claus

Literatur der Anonymen Spieler zu diesem Thema:

"Die meisten von uns gaben nur widerstrebend zu, dass das Spielen für sie ein Problem ist. Niemand mag sich von anderen unterscheiden. Typisch für unsere "Spielerkarriere" sind daher unzählige Versuche zu beweisen, dass wir genauso spielen können wie andere auch. Der Gedanke, eines Tages das Spielen irgend-wie unter Kontrolle zu bringen, ist die fixe Idee eines jeden süchtigen Spielers.
Die Beharrlichkeit, mit der wir diese trügerische Idee verfolgten, ist erstaunlich; viele unter uns führte sie an die Schwelle von Gefängnissen, Wahnsinn und Tod.
Wir haben gelernt, dass jeder von uns sich selbst in aller Ehrlichkeit eingestehen muss, ein süchtiger Spieler zu sein.
Das ist der erste Schritt zur Genesung.
Vor allem müssen wir den Selbstbetrug erkennen, dass wir so sind oder jemals so sein werden wie andere, wenn es ums Glücksspiel geht.
Wir sind anders!
Wir haben die Fähigkeit verloren, kontrolliert zu spielen. Wir wissen, dass ein süchtiger Spieler diese Fähigkeit niemals wiedererlangt.
Jeder einzelne von uns hat irgendwann einmal geglaubt, er wäre in der Lage, die Kontrolle Zurückzugewinnen. Aber auf diese meist sehr kurzen Phasen folgte unausweichlich noch mehr Kontrollverlust, der allmählich zum körperlichen und seelischen Verfall führte. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir an einer fortschreitenden Krankheit leiden.
Im Laufe der Zeit verschlimmert sich diese; solange wir spielen, geht es uns stets schlechter, niemals besser.
Steht jemand erst einmal unter diesem Spielzwang, verliert er drei grundlegende Dinge: Zeit, Geld und sein Wertgefühl. Zeit und Geld sind verspielt –unwiederbringlich-, das Wertgefühl aber lässt sich wieder herstellen."

[norbert]

... sich im casino aufhalten, ohne zu spielen ? ... kontrolliert spielen ? ist es das wert, daß du dir dies für die zukunft als erstrebenswertes ziel ersehnst. mal ganz abgesehen davon, daß ich der auffassung bin das es nicht geht. natürlich hat es immer wieder euphorische momente gegeben, die ohne spiel kompensiert werden müssen.aber das ganze andere elend ..., darauf kann man doch gut verzichten. Mir geht es im moment nicht gut, viele unwegbarkeiten haben sich aufgebaut und bilden eine erdrückende last. es ist für mich eine gefährliche situation, eine in der ich mich immer durch spielen ablenkte, die eiserne klammer ums hirn versuchte zu vergessen. meine frau merkt diese veränderung natürlich und bekommt angst. aber ich werde ohne rückfall da durchkommen.... und ich werde morgen in meine gruppe gehen. ich bin zwar fußballverrückt, aber ich werde gehen, es wird mir hoffe ich helfen. ich hätte nicht gedacht , daß es mich nach 20 monaten noch mal so erwischt. allen gute 24 stunden. gruß norbert

[Karl]

Hallo claus, hallo norbert,

danke für eure spontanen Antworten. Das man vor einem Rückfall nie gefeiht ist weiss ich aus eigener Erfahrung, denn ich war auch schon mal für ein Jahr trocken, meine fordergründige Frage war, ob ich Spielen für mich auch bei anderen, die damit umgehen können verteufeln muß, ob ich es abartig böse ....finden muß und ob mir dies hilft, als ich aufgehört habe zu rauchen war das so ähnlich, ich habe andere Raucher teilweise gehaßt.
Das sich in meine Frage wieder ein Funken Hoffnung auf Heilung gemischt hat mögt ihr mir nachsehen, ist menschlich, weiss es aber auch selbst besser.

Wäre schön, wenn man sich mal im Chat trifft.

Gruß Karl

[claus]

bin auch ich, hat einemal ein Freund im Meeting gesagt.
Ob andere spielen huren rauchen saufen interessiert mich nicht.
Auch wenns mich stört Alkoholfahne, Nikotingeruch, wenn jemand lügt oder mich beklaut wegen der Zockerei dann sag ich schon was ich empfinde.
Es ist nicht leicht anderen die eigenen Fehler nachzusehen, aber wir können das ja ÜBEN; ÜBEN ÜBEN
Gruss
Claus

[Rudi]

Hallo Karl!
Ich kann der Antwort von Claus und Norbert viel abgewinnen.
Es ist schon sehr wichtig, die eigenen Belange und Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Und unser wichtiges Bedürfnis ist die Abstinenz vom Glücksspiel.
Es ist nun mal so, das in Casinos und mittlerweile auch in Spielhallen eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen worden ist.
Das einen Spieler vorgegaukelt wird, hier ist die schöne heile Welt Das es ihm Spaß machen soll, der Traum vom Gewinn. Denn mehr ist es nicht. Bewußt wird hier den Spieler vorgemacht, er könne den Jackpot holen - oder den großen Gewinn einfahren. Wohin das führt, haben wir ALLE am eigenen Leib erfahren.
Und wo war das Wohlfühlgefühl, wenn wir aus dem Casino oder der Spielhalle kamen ?
Wenn wir verzweifelt nach Hause gingen oder fuhren und wir uns eine Lügengeschichte ausdachten, die den Verbleib des Geldes erklären konnte - oder der Zeit, die wir da verbrachten. Wie unsere Partner erst einmal annahmen, da wäre eine andere Beziehung im Spiel oder Ähnliches. Die Verzweiflung unserer Partner und unsere Eigene !
Vergiß die nie !
Ja, du hast ein Recht das alles zu verdammen. Denn was man wollte, war dein Geld - und somit deinen sozialen Abstieg. War nichts mit der heilen Glitzerwelt!
Glitzern ist wunderbar - aber das Glitzern eines Sees ist 1000mal schöner, als das künstliche Glitzern in dieser Scheinwelt.An dem Glitzern des Sees sollst du dich erfreuen -und alles was damit im Zusammenhang steht. Z. B. auch die frische Luft, den Strand und einen schönen Tag mit der Familie an solch einen See. Das ist die uns gegebene wahre Welt. Setz nicht weiter auf Illusionen !
Illusionen, die aus reiner Habgier der Spielstättenbetreiber in uns gesetzt werden.Die Schönfühlmomente werden von diesen Abzockern bewußt projektiert.
Das mußt du dir bewußt machen. Und dein Recht wirklich alles in dieser Hinsicht verdammen zu dürfen.
Es gab nichts Gutes in der Spielerwelt - gar nichts. Nur Lüge und Betrug und ein vorgaukeln reeller Schanzen.
Bedaure die Menschen, die noch immer den Weg in diese Scheinwelt gehen. Sie haben dein Mitleid verdient nicht den Hass. Den hebe dich für die wahren Übeltäter auf.
Bewußte Manipulation durch Lichteffekte an den Spieler.
Egal, ob der eine oder andere, oder alle daran zerbrechen.
Wir können uns nur durch "nicht mehr spielen " retten.
Dem Gesetzgeber ist es wohl anscheinend egal, was da abgeht.Er verdient ja auch daran sehr gut.
Mittlerweile mehr durchs Glücksspiel als durch Alkoholsteuer.
Karl, mach dir nichts vor, suche nicht die guten Momente - siehe wie es ist. Es gibt sie nicht, die Spielstätte, die dir positives bringen will.
Somit begegne diese Stätten, wie es gebührt. Mit Ablehnung und meinetwegen auch negativen Aussagen und Gedanken.
Wünsche dir weiterhin viel Erfolg auf deinen Weg . Insbesondere im Punkt Abstinenz vom Spiel.
Schönen Gruß
und bis bald
Rudi

[Karl]

hallo rudi,

wieder mal recht herzlichen Dank für deinen Beitrag, ein Glitzern hast du vergessen, dass in meinen Augen als ich deine Worte gelesen habe.
Hatte das Thema heute auch mit Markus, dass die Spielhöllenbetreiber sich immer mehr Mühe geben, den falschen Eindruck des Geborgenseins, Behütetseins und Zuhauseseins zu vermitteln, aber ich habe mitlerweile erkannt, dass es tausendmal mehr bedeutet wenn meine Tochter meine Frau oder mein Sohn mich in den Arm nehmen wenn ich "scheiße" drauf bin als all der heiße Kaffee, die Bockwurst oder die Süßigkeiten die man in dem scheinbaren "Zuhause" bekommt.
"Gut dass mein Monitor senkrecht steht, sonst wäre jetzt die Tinte verlaufen."
Zum Thema Gesetzgeber, kann man da nicht mehr erreichen?
Warum sind die Warnhinweise auf den Automaten nicht so deutlich wie mitlerweile auf den Zigarettenpackungen, warum kündigt sich die Pause vorher an, so dass man Gelegenheit hat, das Geld rauszudrücken um anschließend direkt weiterzuspielen, warum gibt es EC Automaten in Spielhallen.....

Ich werde meine Chance nutzen, denn ich weiss es ist die letzte und es wird mir langsam klar was ich alles aufs Spiel gesetzt habe.

gruß karl

[Rudi]

Hallo Karl !
Genau das, was du beschreibst macht es aus. Wie viel wichtiger ist die Umarmung derer , die wir lieben, als vorgegaukelte Anerkennung derer die nur unser " Bestes " wollen. Nämlich unser Geld. Geld, was wir für unsere Familie brauchen. Geld, wofür wir evtl. hart arbeiten müßen und dazu gedacht ist, einen Ausgleich für unsere täglichen Bemühungen zu schaffen.
Wie gut tut es uns, unserer Familie das Leben lebenswerter zu machen. Mal mit der Frau ins Kino - oder mit den Kindern einen Ausflug, oder einen gemeinsamen Urlaub. All eben die Sachen, die wir tatsächlich in einen Automat oder Casino verspielten. Von wegen Blumen für die Frau ( wann war es bei dir das letzte Mal ?) Und wenn dann aus einen schlechten Gewissen, oder dann, wenn nicht die Zeit war, alles zu verzocken.
Es wird oft gesagt - und das ist nicht meine Meinung - Spieler wären scharf auf dem Gewinn. Das ist für mich nur begrenzt richtig. Spieler wollen den Gewinn, um ihr Spiel fortzusetzen. Also unmöglich für uns einen Gewinn zu erzielen. Unser Glück beim Spiel bestand doch wohl höchstens darin, bei einer Ausschüttung länger zu spielen.
Verloren haben wir auf jeden Fall auch dann. Zumindest die Zeit, die unwiderruflich weg ist.Und das Vertrauen unserer Partner, was wir gleich mit verzockten.Wenn ein Gedanke am Partner während des Spiels dann nur der, was erzähle ich für eine Geschichte.
Man, was kam ich mir mies vor. Und die Vorwürfe die ich hörte, die ich wohl zu kontern wußte - aber mit dem ganz schlechten Gefühl, man, Sie hat doch recht, was bist du für ein A...
Das eingestehen der eigenen Schwäche, der eigenen Fehler.
Ein Gebiet, was wahrscheinlich jeder von uns Spieler ganz neu erarbeiten muß, um zur Ehrlichkeit zu gelangen.
Eine Ehrlichkeit, die es ermöglicht, das verloren gegangene Vertrauen des Partners weitgehend wieder aufzubauen.
Es ist mir gelungen - weitgehend. Es war vermutlich der wichtigste Schritt zur dauerhaften Abstinenz. Denn das neu aufgebaute Vertrauen wieder zu gefährden, baut eine enorme Hemmschwelle auf. Somit eine zusätzliche Sicherheit.
Man will das neu eroberte Feld unter keinen Umständen wieder verlieren.
Insbesondere wenn man seinen Partner wirklich liebt.
Im diesen Sinne, lieber Karl - dein Weg lohnt sich- auch wenn er schwer ist.
Bis bald
Rudi

[andreas]

Hallo Karl,
Wen willst Du verteufeln und wer gibt Dir Recht, daß Spielhöllenbetreiber Schuld haben.
Ich lebe in einem Bild, daß die Hölle bequeme Ledersitze hat, Kaffee gratis, bei schwülem Wetter Klimaanlage, keine äußeren Störungen, Ruhe vor dem eigenen Ich, vor der eigenen Wirklichkeit, Distanz zu allem was liebens und lebenswert ist.
"Werd' je einst ich mit Vergnügen sagen, verweile doch, du bist so schön, so magst du mich in Ketten schlagen, dann will ich gern' zu Grunde gehn..."
Die Deutsche Literatur gibt schließlich Auskunft - wie der Pakt mit dem Teufel aussieht.
Nur unter Spielern - die alles - dafür tun um ihre Genesung vom Spielen; - einen Tag zur Zeit - zu Leben und zu Teilen ,(Erfahrung,Kraft und Hoffnung) wirst Du die Hölle nicht finden.
Hier in diesem Forum wirst Du niemanden finden, der Dich verteufelt!!!
Go to the mirror, boy
und werde Dir ein Guter Freund.
Schöne 24 Stunden
Andreas

[Karl]

Hallo Andreas,

über Deinen Satz, "Ruhe vor dem eigenen Ich, vor der eigenen Wirklichkeit, Distanz zu allem was liebens und lebenswert ist." habe ich lange nachgedacht. Ich habe das Gefühl als hätte ich Teile meines eigenen Ich´s in der Vergangenheit einfach ausgeschaltet. So langsam bemerke ich, dass ich dass sich der Platz in meinem Kopf vergrößert und wieder Raum für andere Dinge vorhanden ist.
Ich gewinne so langsam meine Kreativität wieder.
Langsam wird mir wieder bewußt, was alles liebens und lebenswert ist, das alles hatte ich "auf meiner Festplatte gelöscht" Es drehte sich alles nur um das Spiel, Freunde, wofür braucht man die? Wenn meine Kollegen feierten, bin ich ins Casino gefahren, selbst an meinem Gebutstag habe ich meine Gäste warten lassen................die Distanz war für mich gar nicht mehr sichtbar, weil ich den Weg nicht mehr kannte.
Nun bewege ich mich hoffentlich unaufhaltbar auf dem richtigen Weg und merke wie die Distanz sich verringert, ich freue mich über Bilder, die mir zugeschickt werden (Danke) und verschicke selbst welche, ich kann wieder weinen..........auch über die schönen Dinge dieser Welt.
Es macht wieder Spaß zu leben und ich freue mich nächste Woche auf meinen Geburtstag und meine Gäste.
Schöne 24 Stunden????(Warum nicht ein schönes neues Jahr)

Karl