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Thema: Kontrolliertes Spielen ???

  1. #1
    Rudi Gast

    Standard

    Ihr Lieben !
    Immer wieder liest man, selbst in Flyers von Fachkliniken, das ein Spieler nach gewisser Zeit der Abstinenz versuchen soll, kontrolliert zu Spielen.
    In der Nähe von Spielstätten zu parken und mit einer bestimmten Summe eben versuchen " normal " zu Spielen.
    Ich selbst halte da gar nichts von und es widerspricht meinen Erfahrungen in der Selbsthilfegruppe, wie auch meine eigenen.
    Die immer wieder kehrenden Themen des kontrollierten Trinkens bei Alkoholikern oder das kontrollierte Spielen bei Spielsüchtigen halte ich persönlich für unglaublich gefährdend.
    Vielleicht bin ich aber noch nicht " gesund " genug ?
    Doch sprechen Therapeuten und die großen Selbsthilfeorganisationen von einer nicht Heilbarkeit bei Suchterkrankungen.Was dann eindeutig oben genannte Verhaltensweise unmöglich macht.
    Der Versuch begrenzt zu Spielen, sich Limits zu setzen,
    brachte auch so manchen therapierten Spieler und Alkoholiker zurück in seinen Dilemma.
    Für mich ist es verantwortungslos, derartige Themen -und das
    von Seiten der Fachkliniken unausgereift zur Debatte zu stellen.
    Die Versuchung sich gerade diese These zu eigen zu machen - und so eine unglaublich gute Ausrede für das nächste Zocken oder Saufen zu haben ist groß - besonders bei Suchtkranken, die gerade die ersten Schritte in die Abstinenz gehen.
    Sie erhalten den falschen Spiegel. Ich kann irgendwann wieder normal Trinken oder Spielen.
    Einfach eine Lüge.
    Wie seht ihr das ? Und unser Fachstellenteam ?
    Habt ihr Erfahrung mit den Versuch, kontrolliert zu spielen ?
    Hoffe auf ein paar Antworten.
    Gute 24
    Rudi



  2. #2
    Marcus (Fachstellenteam) Gast

    Standard

    Hallo Rudi,

    das Thema "Kontrolliertes Spielen" ist ein sensibles und berechtigterweise umstrittenes Thema.

    Mein Kollege und ich haben vor zwei Jahren bei Joachim Körkel (bekannt durch sein Gruppenprogramm "Kontrolliertes Trinken") eine Fortbildung gemacht.

    Ich gebe dir recht, dass es THERAPIERTEN bzw. ABSTINENTEN Spielern gegenüber unverantwortlich ist, das kontrollierte Spielen als Alternative anzubieten. Das sagt Körkel übrigens selbst!
    Diese Personengruppe würde auch keinesfalls in ein Gruppenprogramm aufgenommen werden!

    Das Angebot richtet sich eher an Menschen, die für sich noch in einer Klärungsphase sind, die erkannt haben, dass ihr Konsum problematisch ist, die sich aber (noch) nicht zu einer Abstinenzentscheidung durchringen können.

    Diese Personen haben wir häugfig in unserer Beratungsstelle. Gerade am Anfang sehen viele in der Abstinenz keine Alternative für sich. Zu wichtig scheint das Spielen.
    Diese Personen möchten für sich versuchen, kontrolliert zu spielen. Meist ohn zu wissen was das wirklich bedeutet.
    Wer sich einmal mit den inhalten eines solchen Programms auseinandergesetzt hat, der merkt meist sehr schnell, dass hierin dauerhaft keine wirkliche Alternative zu sehen ist, dafür ist der Aufwand der Kontrolle zu hoch!
    Es ist der Begriff "Kontrolliertes Trinken/Spielen" der die Meinungen spaltet. Die Inhalte an sich swind durchaus abstinenzorientiert/abstinenzmotivierend.

    Aber zunächst möchten viele den Weg über das "Kontollierte Spielen" gehen. Da unsere Beratungsphase zieloffen ist, sagen wir nicht gleich: "Das geht nicht!" sondern erklären genau, was es heißt, sich und sein Spielverhalten zu kontrollieren.
    - Spieltagebuch (Selbstbeobachtung, lückenlose Dokumentation der Spielzeiten, Einsätze.)
    - Definition von Grenzen (max. Einsatzhöhe/Tag und Woche, max. Spielzeit/Tag und Woche, Abstinenzphasen, etc.)

    Bisher wurde diese (einzige) Form des Kontrollietrten Spielens für keinen unserer Klienten zur Alternative, da sie
    a) erkannt haben, dass es für sie nicht funktioniert oder
    b) die Arbeit, sich zu kontrollieren, der Aufwand unverhältnismäßig hoch ist und es somit leichter fällt zu sagen, na dann höre ich lieber gleich ganz auf (übrigens ein sehr häufiger Effekt!).

    Also abschließend bleibt zu sagen:
    Kontrolliertes Spielen liegt als niedrigschwelliges, sekundärpräventives Angebot vor einer Abstinenzentscheidung.
    Kontrolliertes Spielen stellt demnach keine Konkurrenz zur Abstinenz dar, sondern ist vielmehr als Schritt in die Abstinenz zu betrachten.

    -


  3. #3
    norbert Gast

    Standard

    halte die herangehensweise um den spieler zur erkenntnis zu bringen, das ein suchtverhalten vorliegt, daß er hilfe braucht und das nur totaler verzicht wirklich funktioniert, für interessant. als möglichkeit auf dauer weiter spielen zu können taugt es sicher nicht. es sei den für wissenschaftler und verhaltensforschen die den krankhaften spieler wie ein versuchskanninchen bei seinem leiden beobachten wollen. aber selbstversuche kann ich nicht empfehlen. gruß norbert. allen gute 24 stunden

  4. #4
    Claus Gast

    Standard Es gibt keine Mauseloch in Punkto Spielen

    Hallo Rudi,
    solange ich noch "Drauf" war in Punkto Spielen habe ich jede erdenkliche Möglichkeit gesucht "kontrolliert zu spielen" und bin jämmerlich und kläglich gescheitert, Jedesmal und immer wieder.
    Ich persönlich bin abstinenet von jeglicher Form des "Glücksspiels ob mit oder ohne Einsatz dabei!!
    Meine Erfahrung ist, dass die "Kontrolliert" spielen wollen oder nach einer Möglichkeit suchen dazu, in Wahrheit gar nicht mit dem Spielen aufhören wollen (können) und immer noch spielen.
    Auf dem Bein "spielen" kann ich also abstinenter Weise nicht mehr stehen und muß andere Möglichkeiten finden.
    Da ist die Gruppe eine gute Hilfe.
    Ich habe aber auch schon gehört, das Spieler die als Patient einer Klinik zum Abschluß der Therapie eine "Feuertaufe" in einer Spielhalle bestehen müssen. Das zeigt doch wohl die Hilflosigkeit der Helfer recht deutlich finde Ich.
    Lieben Gruss
    Claus



  5. #5
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Claus !
    Gerade das von dir geschilderte ist es, was ich auch hörte und was mich eigentlich zu meinen Posting veranlasste.
    Während das von Marcus geschilderte Vorgehen wohl noch nachvollziehbar ist - obwohl ich es nicht gut finde - ist die Sache mit der sogenannten Feuertaufe aber ein ganz anderes Kapitel.
    Denn das schlägt den Fass den Boden aus und widerspricht jeglicher Vernunft. Eigentlich sollte verboten werden diese schädlichen Thesen zu veröffentlichen. Deswegen will ich auch nicht mehr darin rühren denn eine ausgiebige Diskussion über dieses Thema ist ein absurdum.
    Vielen Dank für deinen Beitrag !
    Lieben Gruß
    Rudi

  6. #6
    Hans Gast

    Standard

    Lieber Rudi ,

    ich denke , dass es trotz unterschiedlicher Meinungen
    immer möglich sein sollte, über ein Thema zu diskutieren .
    Gerade im Verdrängen, im Wegschieben absurd wirkender Themen
    liegt doch oft ein Stück eigener Verletzbarkeit , die man vielleicht nicht wahr haben möchte .Zugeben , der Terminus
    des kontrollierten Spielens ist ein Widerspruch in sich , denn die Spielsucht ist medizinisch definiert als eine Im-
    pulskontrollstörung , d.h. der Spieler hat ähnlich dem
    Pyromanen oder Kleptomanen im Moment des Geschehens die
    Kontrolle über sein Handeln verloren . Dennoch , auch wenn
    es außerhalb der eigenen Vorstellungskraft liegt , sollten
    andere Ansätze nicht grundsätzlich ins Reich der Fabel ver-
    wiesen werden . Jeder , der von dieser furchtbaren Krankheit
    auf einen Weg zum Nachdenken , Reflektieren und Lernen an-
    geregt wird , verdient unseren Respekt , auch hier gilt : der Weg ist das Ziel. Zu heilen , mein lieber Rudi , sind
    ohnehin nur eine Minderzahl von Krankheiten , es gilt mit ihnen umzugehen und da muss jeder seien Weg finden.Provokant
    formuliert : gäbe es jemanden , der mit gelegentlichen Spielen umgehen könnte , so wäre dies besser , als der
    Zustand des Vollbildes eines pathologischen Spielers . Es
    gibt nicht nur schwarz und weiß , nicht nur gut und böse,wenn wir nicht selbst erkennen , dass beides in uns ist,wird es eine langfristige Lösung nicht geben .

    Gruß Hans

  7. #7
    Rudi Gast

    Standard

    Lieber Hans !
    Es ist schön nach längerer Zeit von dir zu hören.
    Natürlich stimmme ich dir zu, eine Diskussion, also ein Meinungsaustausch ist schon erstrebenswert.
    Worum ich bat war jedoch Ansichten in dieser Sache, oder gar Erfahrungen.
    Ich bezeichnete ja schon eine Diskussion über diesen Punkt als absurdum .Hier somit die Unsinnigkeit eine Behauptung zu beweisen.
    Ich denke wohl das die Beweisbarkeit oder auch der Gegenbeweis nicht durch eine Diskussion ausgefochten werden kann. Und die Beweisbarkeit meiner Gefühle - naja Hans, das wäre dann schon wieder absurd.
    Was ich also einbrachte sind in diesen Punkt emotionale Gefühle - eigentlich nicht diskutierfähig.
    Wünsch dir gute 24
    Rudi

  8. #8
    Kary Gast

    Standard Rückfälle sind keine Katastrophen

    Hallo Ihr Lieben,

    lange habe ich nicht mehr geschrieben und nur sporadisch gelesen. Bei diesem Thema regt sich doch einiges in mir, weil ich zu der Fraktion gehöre, die es bisher nicht erreicht hat dauerhaft spielfrei zu bleiben, obwohl ich seit nunmehr über elf Jahren an meiner Sucht arbeite und mich sehr bewußt mit mir, meinen Verhaltensweisen und meinem Umfeld auseinandersetze.

    Wenn ich manchmal so lese, dass diejenigen, die über ein paar Jahre hinweg trocken sind, ihren Weg so anpreisen, dann wird mir doch ganz anders. Ich verstehe schon, dass man das, was einem selbst geholfen hat, auch gerne an noch leidende Spieler weitergeben möchte, dennoch bin ich der Ansicht, dass hier mehr Toleranz angebracht wäre.

    Aus meiner Perspektive habe ich oft keine Lust mehr zu schreiben, weil ich die ganzen guten Tipps doch schon alle tausend Mal gehört und mehr oder weniger erfolgreich angewendet habe. Trotzdem bin ich immer wieder rückfällig geworden.

    In den Foren hört es sich oft so an, als müsse man nur die paar Hinweise beachten und schon ist man spielfrei. So einfach ist es aber nicht!!! Mein Erleben zeigt mir, dass es recht einfach ist spielfrei zu werden. Viel schwerer ist es spielfrei zu bleiben.

    Oft werden die "Neueinsteiger" gefördert, aber was ist mit den alten Hasen?? Was ist mit den vielen Menschen, die lange spielfrei waren und dann rückfällig werden? Ich selbst fühle mich wie ein Aussätziger unter Aussätzigen. All die guten Tipps haben immer nur eine zeitlang geholfen, bis zum nächsten Rückfall.

    Was tun, wenn all das Erlernte nicht mehr fruchtet und ich trotz meiner Rückfälle nicht aufgebe, weitermache, immer wieder aufstehe.

    Rückblick:
    In dem ersten Jahr meiner Gruppenzugehörigkeit habe ich weitergespielt, aber die Abstände wurden immer größer bis ich es schaffte vier Jahre lang (immer nur für heute) spielfrei zu bleiben. Die letzten sechs Jahre hatte ich jedes Jahr meinen Rückfall, der sich über +- vier Wochen hinzog. Ist das kontrolliertes Spielen? Sicher nicht, denn während des Spielens hatte ich absolut keine Kontrolle über mein Handeln. Aber ich habe gelernt damit umzugehen und den Ausstieg immer wieder zu schaffen.

    Ich möchte keinen dazu ermuntern das auch so zu praktizieren, denn es ist ein Kraftakt und kostet mich jedesmal erneut meine Spielfreiheit. Was das heißt, brauche ich niemandem zu erzählen.

    Was ich damit sagen will ist, dass ich trotz Rückfällen gelernt habe mit mir und meiner Krankheit zu leben, ohne mich jedesmal wieder total selbst zu verurteilen und als Versager zu fühlen. Mein Ziel ist ganz klar die dauerhafte Freiheit vom Spiel. Bisher ist es mir leider nur noch nicht gelungen das umzusetzen. Ich sehe es als Teilerfolg und wie schon einige vor mir geschrieben haben, es ist ein Stück auf dem Weg in die Spielfreiheit.

    Leider ist es nicht jedem gegeben von heute auf morgen aufzuhören und spielfrei zu bleiben und davon gibt es eine ganze Menge Menschen. Für die möchte ich hier mal eine Bresche schlagen und sagen: Lasst Euch nicht entmutigen, es geht immer weiter, bloß nicht aufgeben, auch wenn es langwierig wird und manchmal zum Verzagen ist. Vielleicht ist das die Lektion, die wir nun lernen sollen: Geduldig bleiben und sich immer wieder selbst verzeihen.

    Den Beitrag "Ein Rückfall beginnt schon lange vorher im Kopf" fand ich äußerst treffend und bedanke mich nochmal dafür. Es gibt so viele Wege, aber letztlich verbindet uns doch einzig und allein unser gemeinsames Ziel.

    Lasst es Euch gut gehen,
    das geht eh immer nur für heute,
    ebenso wie es immer nur für heute wichtig ist spielfrei zu sein.

    Herzliche Grüße
    Kary


  9. #9
    spy Gast

    Standard hallo kary

    hallo kary ,wie geht es dir ?gruß spy.

  10. #10
    kary Gast

    Standard @spy

    Hallöle lieber Spy,

    soweit ganz gut.
    Bin nur ziemlich ausgepowert und zähle die Tage bis zum Urlaub.

    Habe die letzten Tage öfters an Dich gedacht und Dir die Daumen gedrückt, dass Du dem Spieldruck nicht nachgeben mußt. Konnte Deine Zeilen sehr gut nachempfinden. Diese Art von Gefühlen habe ich ja nun auch schon oft genug erlebt und bin nicht immer standhaft geblieben.

    Wünsche Dir ein schönes Wochenende und schicke Dir liebe Grüße,
    Kary

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