1980 ging ich statt zur Uni in eine Spielhalle, ich habe 20 Jahre gespielt, studiert, gejobbt, tgelogen, geheiratet, Kinder bekommen, ein Haus gekauft. Meine Frau wurde tablettensüchtig. Die Schulden durch den Hauskauf und eine freiwerdende Hypothek meiner Schwiegereltern, die dann unbemerkt durch eine weitere Hypothek auf unser Haus in die Spielhalle gebracht wurde, weil gestopfte Löcher wieder aufgerissen wurde. Meine Frau verliebte sich in einen anderen Mann in der Klinik.. Ich habe nach einem Aufenthalt in einer anthroposophischen Klinik im Jahr 2000 offen alle Fakten auf den Tisch gelegt, und nie mehr gespielt. Die Familie reagierte mit Hass und Schuldzuweisung, ich wurde gesellschaftlich isoliert, Scheidung, langsames Befreien aus meinem Schuldgefühl. Ich zahle jeden Monat so viel ich kann, aber es gibt kein Vergeben, nach all den Jahren nicht. Meine Exfrau hat Verantwortung übernommen, wir haben ein gutes Verhältnis, meine jetzt 15 jährige Tochter weiss seit dem Jahr 2000 über alles Bescheid. Ich habe meinen Arbeitsplatz als Beamter nicht verloren und habe nie mehr das Bedürfnis gehabt, zu spielen. Ich habe mich immer gefragt, was ´danach´passiert. Ich möchte wieder ruhig schlafen, mache ein Praktikum in einer Spielsuchtklinik. Vielleicht kann ich mit meiner Erfahrung etwas bewegen, vielleicht kann ich auch mit einem Abschluß Geld dazu verdienen. Trotzdem werde ich keine Vergebung bekommen, und das läßt mich nicht ruhen. Ich werde wütend, weil ich so viel psychische Gewalt erfahren mußte. Ich bin einsam, auch wenn ich ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Kindern habe. Ich habe es satt, mich behandeln zu lassen. Ich habe gebüßt, und das war in Ordnung. Man hat mich Betrüger genannt, mich beschimpft... Mein Schwager, ein Freund seit unserer Schulzeit hat sich zum Sachwalter der Inquisition aufgeschwungen. Ich habe immer anderen Zuhören können als Spieler, aber nicht über mich reden können, aus Angst, Schuld, Peinlichkeit. Heute kann ich offen damit umgehen. Ein Keil zieht sich mitten durch meine Familie, und ich merke, dass ich schwächer werde, bitterer, kampfbereit. Ich weiss manchmal nicht mehr, wer ich bin, aber ich habe niemals gestohlen und meine Eltern haben mir eine gute Herzensbildung mitgegeben. Ich muss etwas tuen, es gab so viele Lügen über mich. Ich spüre diesen Hass auch aus der Ferne. Ich habe alles geduldet, die Isolation, die Trennung von der Frau, die ich liebe, die Schuldzuweisungen, dass ich meine Exfrau in die Tablettensucht getrieben habe, usw. Es war eine brutale Abrechnung des Systems. Ich brauche meinen Frieden...wo finde ich in der Literatur, in Begegnungen Impulse ? Ich möchte wieder weinen und lachen, ich hab es so satt, dieses Leben danach, diesen unauslöschlichen Hass einer christlichen Familie. Erst hat mich die Spielsucht gespalten und dann deren Folgen. Meine Eltern und meine Kinder und einige Freunde haben Vertrauen zu mir, sie haben gesehen, dass ich Verantwortung übernommen habe...ich bin 45 Jahre und in 10 Jahren schuldenfrei, wenn ich gesund bleibe. Ich kann wieder glücklich werden, aber ich muss etwas tun. Ich habe in den 4 Jahren 1000 Seiten geschrieben, und sie waren voller Selbstmitleid und Durchhalteparolen...Am schlimmsten war die Trennung von meiner Frau, sie wollte weg, zurück, weg, zurück. Es war die große Liebe zweier verlorener Kinder. Heute bin ich so verletzt, dass ich nicht mehr weiß, was ich empfinde. Sie hat mir sehr weh getan, so wie ich ihr. Sie hat alles erduldet, und ich habe es dann auch gemacht. Täter-Helfer-Opfer...wenig Raum für Selbstbestimmung. Heute wissen wir, dass jeder selber für seine Sucht Verantwortung übernehmen muss. Ich möchte diesen gordischen Knoten zerschlagen, der meine Seele von außen bedroht. Ich habe es verdient, denke ich. Ich möchte es auf meinem Weg tun, ohne Hass und Ressentiments...aber ich muss reden können...mir wird jedes Gespräch von dieser Familie verwehrt. Aber ich kann auch nicht gehen, meine Kinder sind in diesem System genau so verwurzelt wie in meiner Familie. Es sind nur kurze Auszüge eines Dramas mit immer wiederkehrenden Situationen von Abschied, Schmerz, Angst und Trauer. Ein Albtraum nach dem Albtraum. Das schlimmste dabei ist, das es gar nicht um Geld geht, es geht um Rache und Unverständnis, um Lebensglück und Frieden. Ich muss etwas tun, doch ich finde den Weg nicht, und es zerreisst mich innerlich.