Hallo an Alle,

ja, die Suchtverlagerung ist ja glaube ich das Problem aller. In der ersten Zeit meiner Abstinenz habe ich auch nach den alten Verhaltensmuster gesucht, allerdings ohne Erfolg. Ich habe vor meiner Spielerkariere unglaublich gerne gelesen, Bücher über Bücher. Am Anfang der Abstinenz konnte ich mich auf gar kein Buch konzentrieren, in meinem Kopf drehte sich alles um das Spiel. Nicht mal die Schulden oder das schlechte Gewissen hatten mich beschäftigt. So demmerte ich vor mich hin, nicht im Stande ein vernünftiges Gespräch zu führen (mein Gott, wie tief kann man sinken), erst Monate später, nach intensiven Gesprächen mit meiner Therapeutin, fing es an langsam zu dämmern und ich gewann immer mehr an Sicherheit. Ich fing an zu laufen, und ich glaube ich lief vor mir selbst. Es sind fünf Jahre her und ich laufe immer noch, jeden Morgen vor der Arbeit und jeden Abend nach der Arbeit, mal alleine mal mit meiner Tochter. Nach dem Laufen habe ich für Stunden einen freien Kopf und all die Ängste und Sorgen sind wesentlich erträglicher. Das Alkohol halte ich allerdings auch für sehr gefährlich, gerade bei uns Menschen mit unseren Suchtpotential. Ob das Computer Suchtverlagerung ist, mag ich nicht sagen, zumindest ist es eine Ablenkung für einige Stunden . Allerdings weiß ich nicht, ob es wirklich gut ist, sich täglich mit der Problematik zu konfrontieren und ob es nicht vielleicht sinnvoller wäre sich andern Dingen zu widmen, es gibt so viel neues, was man entdecken kann, man könnte z.B. Fremdsprachenkurse oder Schreibkurse besuchen, man könnte ein Buch schreiben oder Fotografieren...

Ach übrigens Rudi, Ironie liegt mir fern, denn ich habe zu großen Respekt vor Gefühlen anderer Menschen, denn ich weiß genau wie verletzlich gerade wir in unserer Spielerseele sind.

Schöne Grüße

Annamarie