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Thema: Wie soll es denn bloß weitergehen?!

  1. #1
    Judith Gast

    Standard

    Hallo!

    Mein Freund ist auch spielsüchtig, und je mehr ich die Beiträge von Angehörigen und Spielern lese, umso mehr finde ich sein und mein eigenes Verhalten darin wieder.

    Er spielt jetzt seit gut 2 Jahren. Am Anfang habe ich es nicht gewusst. Habe mich natürlich gewundert, dass er sich so verändert. Wir hatten damals nur noch Streit. Er hat mich ständig belogen und betrogen und in jeder Hinsicht hintergangen. Das war (und ist) nicht mehr der Mensch, in den ich mich einmal verliebt habe. Aber ich liebe ihn trotzdem und wir sind jetzt etwas mehr als 3 Jahre zusammen.

    Als ich dann langsam dahinter gekommen bin, dass das Spielen ihn zu so einem -tschuldigung- Arschloch gemacht hat, war ich regelrecht erleichtert. Er war nicht wirklich so, es gab eine logische Erklärung und etwas wogegen man ankämpfen konnte. Ganz so einfach war es leider nicht...

    Erschwerend waren dabei natürlich die äußeren Umstände. Ich werde nächsten Monat 18, er ist 21. Wir haben zusammen eine 2-jährige Tochter. Mein Freund hat zwar immer bei uns geschlafen, er fühlt sich hier jedoch nicht wohl, da mein Vater ihn nicht ankzeptiert und wir nie ungestört und wie eine Familie zusammen leben können. Nächsten Monat wollen wir dies nun ändern und in unsere eigene Wohnung ziehen. Im Moment ist jedoch alles so durcheinander, dass ich bezweifle, dass wir gemeinsam einziehen.

    Seit ich weiß, dass er spielsüchtig ist, hab ich immer verwucht ihm zu helfen. Am Anfang wahrscheinlich nicht besonders gut. Ich habe ihm oft eine Szene gemacht, wenn er Geld verspielt hat, das eigentlich für etwas anderes gedacht war. Danach ist er natürlich erst Recht weggefahren. Meine Vorwürfe haben seine Schuldgefühle nur noch verschlimmert. Mit der Zeit bin ich etwas abgehärtet (wenn man das so überhaupt sagen kann). Ich frage zwar immernoch nach, wenn etwas nicht zusammenpasst, aber ich habe es aufgegeben, mich darüber aufzuregen. Ich nehme es hin und versuche zu retten, was zu retten ist.

    Zeitweise hat er es ganz gut im Griff gehabt, aber genau das ist ja das tückische an dieser Sucht. Hat er gerade gespielt, ist er plötzlich wieder (fast) normal. Ein liebevoller Freund und Vater - der Mann, den ich liebe. Wir verbringen dann ein paar wunderschöne Tage, ich fange an, mir wieder Hoffnungen zu machen, ihm wieder mehr zu vertrauen... Und dann kommt der nächste Schlag. Er wird wieder nervös, denkt an nichts anderes, ist aggressiv und streitsüchtig. Wenn es dann zum Streit kommt, fährt er so schnell es geht ins Casino zu seinen Automaten und "seinen Freunden". Die Leute dort müssen wirklich unheimlich nett sein...

    Er hat mit dem Spielen schon sehr viel kaputt gemacht. Schulden hat er bei der Bank, bei mir, bei meiner Mutter (die im Moment mehr oder weniger sein Geld verwaltet, damit er wenigstens die Rechnungen bezahlen kann) und immer mal wieder bei verschiedenen Leuten. Um diese Schulden bei Bekannten aus dem Spielcasino zu begleichen, leiht er sich bei anderen Bekannten und kommt so natürlich auch nicht weiter. Er hat sich nach einem Autounfall bei der Bank Geld für ein neues Auto geliehen, dieses jedoch komplett verspielt. Oder er hat meine Bankkarte genommen und mit meinem Geld gespielt. Mittlerweile habe ich jedoch sowieso eine neue Karte, von der er den PIN nicht weiß und auch nicht erfahren wird.

    Auf der Arbeit läuft es natürlich für ihn auch nicht mehr so gut. Er ist schön öfter zu spät gekommen, weil er die ganze Nacht im Casino verbracht hat. Er ist dann auch oft tagelang kaum etwas und trinkt literweise Kaffee und Red Bull o.ä. Magenkrämpfe sind natürlich die Folge... Da er vorher eine Lehre abgebrochen hat, ist er jetzt noch in der Ausbildung. Daher verdient er sowieso nicht sooo viel und er muss sehr große Strecken fahren, um auf die Berufsschule und Handwerkskammer gehen zu können. Der Großteil des Geldes geht also schon fürs Tanken drauf, meist verspielt er aber auch davon einen Teil, sodass meine Mutter ihm dann wieder etwas leiht, damit er nicht noch seinen Ausbildungsplatz verliert.

    Zuerst hat er es mit einem Gespräch bei der Caritas versucht. Die haben ihm dort seltsamerweise versucht einzureden, er sei nicht spielsüchtig, sondern laufe vor seinen Problemen weg. Letzteres ist sicherlich ein Zeichen der Spielsucht (habe mittlerweile ja auch schon sehr viel über die Krankheit gelesen), aber spielsüchtig ist er auf jeden Fall! Er hat es dann wieder alleine versucht - es hat natürlich nicht geklappt. Dann haben wirn uns um einen Termin bei einem Psychologen bemüht. Fehlanzeige, weil diese alle ein halbes Jahr Wartezeit haben oder erst gar nicht zurückrufen. Jetzt hat er bei der Caritas einen Antrag auf eine stationäre Therapie gestellt. Meiner Meinung nach das einzig Richtige für ihn. Allerdings hat er den Bogen, den der Hausarzt ausfüllen muss, erst nicht dorthin gebracht, weil er die 10 Euro Praxisgebühr vom letzten Arzttermin noch nicht bezahlte hatte (sondern natürlich verspielt). Als der Fragebogen dann endlich beim Arzt war, war dieser in Urlaub. Daher ist der Antrag jetzt immernoch nicht weg, obwohl das Gespräch bei der Caritas schon 4 Wochen oder noch länger her ist. Es wird dann außerdem noch weiter 2 Monate dauern, bis der Antrag durch ist und er in die Klinik kann. Dort wird er voraussichtlich 3 Monate bleiben müssen...

    Das schlimme, wenn man mit einem Spielsüchtigen zusammen ist, ist das ständige hoch udn runter. Es ist wie Achterbahn fahren. Erst ist wieder alles prima, man kann miteinander reden, schöpft neue Hoffnung, dass er es doch schafft und endlich alles wieder normal ist. Ich mache dann jedes Mal den gleichen Fehler, dass ich anfange zu planen. Was machen wir heute Abend, was machen wir morgen usw. Die Kleine freut sich ja auch, wenn ihr Papa kommt. Er bleibt jedoch immer nur ein paar Tage so. Dann fährt er z.B. nur schnell in die Videothek einen Film ausleihen oder nur mal eben Zigaretten holen o.ä. und kommt nicht mehr zurück. Das ist das schlimme, wenn man zu Hause sitzt und wartet, dass das "kurz" vorübergeht und er wiederkommt, aber er kommt und kommt nicht. Ich kann die SMS nicht mehr zählen, die ich in solchen Situationen schon abgeschickt habe - Antworten bekomme ich jedoch meist keine... Wenn ich anrufe, ist er entweder total patzig und beschuldigt mich noch, oder er legt gleich auf, macht das Handy aus.

    Dann kommt noch dazu, dass man alles abkriegt. Er hat mir schon so oft gesagt, dass er sich von mir trennen will, damit ich mir nicht so viele Sorgen machen muss. Aber ich brauche ihn und ich mache mir auch so Sorgen. Ich will ihn nicht verlieren und er liebt mich doch auch! Außerdem sagt er solche Sachen immer nur, wenn er gerade am spielen bzw. kurz davor ist. Er will dann doch eigentlich nur weg, damit er ungestört spielen kann. Das hat aber doch mit unserer Beziehung nichts zu tun. In den anderen Phasen nach dem Spielen verspricht er mir immer das Gegenteil "wir bleiben zusammen, wir schaffen das...". Einmal, als wieder mal "alles schief ging", hat er deswegen mit mir Schluss gemacht!! Aber er sagt nie, dass es wegen dem Spielen ist. Wie alle Spieler, ist er im Lügen und Schauspielern perfekt. Angeblich sind wir einfach zu verschieden und streiten uns deswegen so oft usw. Und ich falle jedes Mal wieder drauf rein. Suche die Fehler bei mir, denke drüber nach, was ich in unserer Beziehung falsch gemacht habe. Klar ist nicht immer alles prima gewesen, aber unsere Streits, die nicht das Spielen als Thema oder zumindest als (Hinter)Grund haben, sind eigentlich immer noch im Rahmen des Normalen.

    Am Schwesten ist es für mich, dass ich nie weiß, ob er nun wirklich so ist, sich also bewusst so verhält, oder ob er (bewusst oder unbewusst) durch das Spielen bzw. die Sucht danach so ist. Ich kann ihn nicht mehr einschätzen und ich kann ihm nicht mehr vertrauen. Ich versuche ihm beizustehen, für ihn dazusein, mit ihm zu reden - meistens macht er jedoch dicht, ist wie besessen oder total zurückgezogen.

    Im Moment habe ich ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Er ist wieder voll in der Sucht gefangen. Habe das Gefühl, dass ich ihm total egal bin. Maile ihm, dass er doch bitte kommen soll, weil ich ihn so vermisse usw., aber er kommt nicht. Gestern hat er unsere Tochter abgeholt und mit ihr den Nachmittag verbracht. Warum nicht auch mit mir? Warum lässt ihn das so kalt? Will er wirklich Schluss machen? Ich will das aber nicht. Die 2 Monate bis zur Klinik sollten wir auch noch schaffen. Ich will nicht einfach kalt gestellt werden. Er sagt dann immer, er muss erst sein Leben in den Griff kriegen. Aber wenn er in der Klinik ist, können wir ja sowieso nicht zusammen sein. Dafür braucht er sich doch nicht von mir zu trennen! Ich habe nix gesagt, als er gestern hier war. Wollte, dass er mal den ersten Schritt macht und mir zeigt, dass ihm noch was an mir liegt. Es kam nix. Er hat mich angeguckt (oder auch nicht) und ist dann wieder gefahren. Jetzt ist er schon so weit, dass er nach einer Spielphase noch nicht mal mehr versucht zur Normalität und zu mir zurückzukehren. Oder war diese Phase vielleicht noch gar nicht vorbei? Oder ist er wirklich so und will nichts mehr von mir wissen bzw. erst "wenn er sein Leben wieder im Griff hat"? Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf reagieren soll. Es tut so weh, wenn der Mensch, den man liebt, einen wie der letzte Dreck behandelt! Meist kommt er ja nach den paar Tagen zocken zu mir/uns und tut so, als wäre er nur mal eben Zigaretten holen gewesen. Wenn ich ihn darauf anspreche und frage, ob er das für normal hält, wird er sofort aggressiv und ist schneller wieder weg, als ich gucken kann. Aber soll ich denn sein Verhalten immer einfach so hinnehmen mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es nach der Klinik bestimmt besser wird? Und soll ich es akzeptieren, wenn er "mal wieder" mit mir Schluss machen will, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass er bestimmt wieder zu mir zurückkommt, wenn er erst mal in der Klinik war? Aber wer sagt mir denn, dass das auch wirklich so ist?

    Das Problem ist ganz einfach, dass ich ihn liebe, auch wenn er sich mir gegenüber so verhält!! Ich will auch nicht, dass diese Sucht auch noch unsere Beziehung zerstört, nachdem wir schon so viel zusammen geschafft haben! Ich brauche ihn - aber braucht er mich auch?!

    Wahrscheinlich gibt es sowieso keine Antwort auf diese Fragen und es wird sich alles erst mit der Zeit zeigen. Ich wünsche mir nur, dass er später nicht sagen muss, ich habe nicht nur mein Geld, sondern auch meine Beziehung verspielt...

  2. #2
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Judith !
    Eigentlich habe ich für mich eine Schreibpause hier im Forum beschlossen. Leider hat noch niemand auf deinen Eintrag reagiert obwohl doch wichtiges zu sagen ist.
    Zunächst einmal finde ich sehr gut, das du den Weg zu uns gefunden hast. Herzlich willkommen !
    Ich spreche aus meinen gemachten Erfahrungen, bin selbst viele Jahre Spielabhängig und seit ein paar Jahren "trocken".
    Ganz wichtig ist zunächst, das dein Freund in keiner Weise finanziell unterstützt wird. Weder von dir, noch von deiner Mutter oder Freunden. Um das zu erreichen sollte auch den geldgebenden Freunden reinen Wein eingeschenkt werden. Auch damit sie sich ihr persönliches Risiko bewußt sind, falls sie deinen Freund Geld geben.
    Nur so kann er für sich aus dem Teufelskreis heraus. Er muß spüren, wie sehr er sich und andere mit seinen Verhalten schadet.
    Gut finde ich, das deine Mutter erst mal sein Geld verwaltet. Jedoch bringt es gar nichts, wenn er auf anderen Weg ständig neue Schulden macht. Dann hebt sich die Hilfe deiner Mutter auf.
    Es ist auch nicht so, das ihr 2 Monate warten müßt um Hilfe zu erhalten. Zumindest sollte er ab sofort eine Selbsthilfegruppe für Spieler aufsuchen. Evtl. kannst du ihn sogar dahin begleiten. Auch könnte er mit Marcus Nebel von der Glücksspielsucht sofort Kontakt aufnehmen. Auf dieser Startseite findest du die Rufnummer und E-mail.
    Marcus und seine Kollegen machen auch ambulante Therapien.
    Und da wäre dein Freund in sehr guten Händen.
    Ich kann dir natürlich nicht sagen, ob das mit eurer Beziehung Sinn hat. Wenn er nicht sofort gegen seine Sucht
    angeht, hat es wohl wenig Aussicht. Denn dann ist das warten auf die Therapie eine Entschuldigung für ihn im Moment nichts tun zu müßen. Was wiederum beweißen würde, das er nicht voll und mit ganzen Willen an sich arbeiten will.
    Auf Grund Eures jungen Alters bleibt es abzuwarten, ob dein Freund schon die Einsicht hat, wie gefährlich seine Sucht für ihn - und bei weiteren Bestand der Beziehung mit dir - auch für dich und euer Kind ist.
    Der soziale Verfall bei seine weiterzocken ist unaufhaltbar. Und macht letzten Endes jede Liebe kaputt.
    Also liegt sehr viel an seinen tatsächlichen Willen. Hilfe ist da - er muß sie aber annehmen.
    An einer Verbesserung seines Verhaltens muß er entscheidend mitarbeiten. Sonst ist alles für die Katz -
    ob er das will, muß abgewartet werden.
    Du solltest ihn durch ultimatives Handeln auch den nötigen Druck geben. Das ist die einzige Hilfe, die du ihn geben kannst. Auch wenn es dir wahrscheinlich sehr schwer wird konsequent zu Handeln.
    Das heißt eigentlich mit klaren Worten - Du und das Kind -
    oder sein Spiel. Das mußt du dir klarmachen, um nicht eine sehr bittere Erfahrung zu schlucken.
    Ich wünsche dir, das alles nach deinen Wünschen läuft - und dein Freund an sich arbeitet. Das wäre Eure Chance.
    Lieben Gruß
    Rudi

  3. #3
    Marcus (Fachstellenteam) Gast

    Standard

    Hallo Judith,

    zunächst einmal vielen Dank für Ihren langen Beitrag.
    Ich habe einige Zeit gebraucht, um ihn zu lesen. Es ist wirklich sehr eindrücklich, was Sie als Angehörige eines Spielers schildern. Ich denke, dass viele andere Angehörigen ähnliches erleben oder erlebt haben.

    Sie wirken auf mich mit der Situation überfordert: Was können Sie ihm glauben? Was wird er morgen wieder tun? Wird er seine Therapie überhaupt antreten, wo er doch zur Zeit so massiv dem Spielen "verfallen" ist? Will er die Beziheung zu Ihnen überhaupt noch?

    Es dreht sich alles um ihn. Doch was ist mit Ihnen?
    Sie sehnen sich nach Sicherheit, Geborgenheit und Liebe, die Ihnen als Partnerin und Mutter einer 2jährigen Tochter sicherlich auch zusteht.

    Es steht für mich nach ihren Schilderungen außer Frage, dass ihr Freund spielsüchtig ist, allerdings ist er meines Empfindens noch weit davon entfernt sein "Leben in den Griff zu bekommen". Ich vermisses sein Engagement! Bisher haben alle anderen für ihn gearbeitet: seine Mutter, die Caritas, der Hausarzt und an allererster Stelle SIE!
    Aber was tut er? Wie steht er denn einer Therapie und einem spielfreien Leben gegenüber? Ist dies überhaupt sein Ziel? Ich vermisse diese Motivation: weiß er wofür es sich lohnt aufzuhören oder was er mit seinem Spielen riskiert? Warum läßt er sich beispielsweise nicht sperren? Bei staatlichen Casinos ist das möglich!

    Fakt ist, dass alle um ihn herum, ihn immer wieder versuchen aufzufangen. Ein Verhalten, dass ich als Berater nur allzugut kenne, dass aber in der Regel nicht zum erwünschten Ziel führt.
    Dadurch dass ihre Mutter ihn finanziell immer wieder auffängt, dadurch, dass sie ihn immer wieder aufnehmen, entlasten Sie ihn, es ist für ihn so nicht notwendig sich zu ändern.

    Wesentlich für die Unterstützung einer Veränderungsmotivation ist KONSEQUENTES Verhalten und ABGRENZEN der Angehörigen.
    Sie, ihre Mutter, die Caritas und sogar der Therapeut in der Klinik können sein Problem nicht lösen, das muß er selber tun!
    Konsequenz und Abgenzen kann auch so beschrieben werden: ich spiele dein Spiel nicht mehr mit! Er spielt nämlich nicht nur im Casino, sondern auch mit Ihnen, ihren Gefühlen.

    Ich kann gut verstehen, dass sie nicht wissen, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollen, die Konsequenzen ihres Verhaltens nicht abschätzen können.
    Es ist schwierig diese Situation auszuhalten. Aber auch sie können sich Hilfe holen.
    Auch für Angehörige besteht die Möglichkeit Beratungsgespräche zu führen und so mehr Sicherheit im Umgang mit sich selbst und dem Partner zu etnwickeln.
    Wenn Sie mir Ihren Wohnort nennen, dann suche ich nach einer geeigneten Beratungsstelle vor Ort.

    Alternativ kann ich Ihnen anbeiten, mit mir einen Online-Beratungstermin zu vereinbaren. In unserem Beratungschat hätten Sie die Möglichkeit mit mir konkrte über ihre Situation zu sprechen und gemeinsam mit mir nach Lösungen zu suchen.
    Falls Sie einen Beratungstermin wünschen, schreiben Sie einfach eine eMail an nebel@spielsucht.net

    Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche Ihnen, dass Sie die Kraft haben, für sich selbst Hilfe suchen und finden.

    Liebe Grüße aus Neuss,
    Marcus Nebel

  4. #4
    Jörg Gast

    Standard

    Hallo Judith,

    zuerst vielen, vielen Dank für deinen Beitrag zu meinem (s.Aktuelles).

    Wie sich doch, bis auf Nuancen, die Bilder gleichen. Wir beide wollen unseren Partnern helfen, nicht aufgeben, festhalten. Warum machen sie es uns so schwer?

    Unsere Trauer, unsere Hilflosigkeit, unser Wunsch, doch alles wieder wie früher werden zu lassen erreicht sie nicht. Unsere Hoffnungen, wenn sie zwischen den Spielphasen wieder normal und liebevoll erscheinen, wie trügerisch! Wenn alles verspielt und kaputt ist sind sie wieder da, dann Versprechungen, betteln um Hilfe - dann der Rückfall! Das Chaos, die Enttäuschungen - alles wieder da.

    Deine Situation wird verschäft durch euer gemeinsames Kind, dem auch soviel Leid angetan wird. Und das jugendliche Alter deines Partners. Männer reifen später als Frauen.

    Mein Partner ist 40, ich bin Ende 50. Sein Verhalten unterscheidet sich aber nicht von deinem Partner. Bei meinem Partner kommt erwschwerend dazu, dass das Glückspiel in SO-Asien und auch in China wesentlich verbreiteter ist und somit auch gesellschaft viel akzeptierter ist als in Europa. Ich kenne viele Menschen aus SO-Asien, meistens Frauen, die mit deutschen Männern verheiratet sind. Bis auf wenige haben alle Probleme mit dem Spielen. Sie unterscheiden sich nur in den Ausmaßen, in der Art des Spielends (Kartenspiele, Automatenspiele, Pferderennen usw) und in der Höhe der Einsätze und der damit verbundenen Verluste. Oft bilden sich geheime Zirkel, in den eine Art Lotterie gespielt wird. Die Männer wissen oft nichts oder nur ansatzweise über die Aktivitäten ihrer Frauen. Werden die Verluste zu groß, prostituieren sich die Frauen in der Arbeitszeit der Männer, die nichts ahnen, um an Geld zu kommen oder es werden illegale Geschäft (Drogen usw) gemacht. Es ist eine nach Außen stark abgeschottete Gemeinschaft, die nichts nach Außen dringen läßt und zusammenhält. Dazu gehört auch der Geldverleih zu Horrorzinsen untereinander und das Verpfänden von Wertgegenständen (Gold).

    Das ist ist kein rassistischer Bericht, es ist die Realität. Wäre ich ein Rassist, wäre ich nicht mit einem Asiaten zusammen. Da ich ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu einigen asiatischen Freundinnen habe und ihnen auch schon bei Schwierigkeiten geholfen habe (z.B. Notunterkunft)und ich schwul bin und sie wissen, dass ich nichts von ihnen will, habe ich einen sehr guten Einblick in die Szene.

    Entschuldige meine Abschweifungen. Ich wünsche uns und allen anderen Betroffenen Kraft und Mut. Es würde mich sehr freuen, wenn wir in Kontakt bleiben.

    Herzliche Grüße

    Jörg


  5. #5
    Kati Gast

    Standard

    Hallo Judith,

    Bevor ich weiterschreibe, möchte ich Dir sagen, daß ich Dich SEHR gut verstehe. Deine Schilderung ist fast wie ein
    Deja-vu-Erlebnis für mich. Ich kenne das alles nur zu gut, mit dem Unterschied, wir haben kein gemeinsames Kind zusammen und meiner hat zumindest noch mit mir geredet und ich bin zumindest zeitweise zu ihm durchgekommen.

    Mir ist in Deinem Beitrag als erstes aufgefallen, daß Du immer wieder schreibst:

    "Aber ich brauche ihn ...

    Ich will ihn nicht verlieren und er liebt mich doch auch!"

    Du kannst ihm nicht helfen, wenn ER nicht will. Eigentlich kannst Du ihm überhaupt nicht wirklich helfen. Wenn überhaupt, kannst Du ihn nur unterstützen und für ihn da sein, wenn er Dich braucht und es möchte! Bei dem, was Du schreibst, möchte er das aber überhaupt nicht! Mir scheint, es daß er noch nicht einmal ansatzweise begriffen hat, was er da tut und welche Probleme er tatsächlich hat.

    Tut mir leid, wenn Dir alles ein wenig hart klingt, was und wie ich schreibe, aber ich mußte zu diesem Punkt kommen, da es leider anderes nicht geht. Mit einem Spieler vernünftig reden zu wollen, ist nur bedingt möglich. Ich vergleiche es gerne mit einem Drogensüchtigen - solange der auf seinem Trip ist, ist auch nicht mit ihm zu reden. Man kommt nur manchmal durch, aber letztendlich nutzt es trotzdem alles nichts. das einzige, das hilft, sind Konsequenzen!

    Ich schließe mich den anderen an. Sorg dafür, daß niemand ihm mehr Geld leiht! Sonst ist immer jemand da, der für seine Problem gerade steht - nur er selbst nicht. ER muß die Folgen seiner Handlungen spüren.

    Und Du solltest unbedingt anfangen, Dich um Dich selbst zu kümmern. Du brauchst ihn ... wofür? Freunde Dich mit dem Gedanken an, daß er nicht da ist und sein wird, wenn Du ihn brauchst! Warum brauchst Du ihn?

    Ich bin vor langer Zeit mal über einen sehr schönen Spruch gestolpert: "Ich brauche Dich nicht für mein Leben, aber ich hätte Dich gerne an meienr Seite!"

    Wenn Du sagst, Du brauchst ihn, sagst Du damit, daß Du auf die ein oder andere Weise abhängig bist von ihm. Warum willst Du ihm helfen (schön und lobenswert, daß Du es versuchst - nur warum hast Du das Bedürfnis jemand zu retten, der sich nicht retten lassen will)?

    Mich hat eine Freundin mit der Nase auf ein Buch gestossen und mich gedrängt es zu lesen: "Wenn Frauen zu sehr lieben". Ich bin sehr froh, daß ich es gelesen habe.

    Wir Angehörige müssen lernen, daß der andere ein erwachsener Mensch ist, der für sich selbst verantwortlich ist (auch wenn er krank ist). Wir können ihm beistehen, wenn er das möchte, aber es ist SEINE Entscheidung. Wir können versuchen ihm die Augen zu öffnen und ihn ein wenig zur Genesung zu drängen, aber wir können ihn nicht ändern, wenn ER es nicht will.

    Er hat eine Mutter, nimm nicht diese Rolle für ihn ein. Behandele ihn wie einen erwachsenen, vollwertigen Menschen und laß ihn die Konsequenzen seines Tuns spüren, denn das ist (meiner bescheidenen Meinung nach) der einzige Weg, damit er beginnt ernsthaft nachzudeneken. Nur wenn er am eigenen Leib SPÜREN muß, welche Auswirkungen seine Spielerei hat, hast Du eine Chance, daß er seine Probleme erkennt und irgendwann einmal selbst den unbändigen Wunsch verspürt, es in den Griff bekommen zu wollen.

    Er muß erst ganz unten sein (und das heißt für jeden etwas anderes), bevor es soweit ist. Verhindere seinen Absturz nicht, indem Du ihm "hilfst" seine finanziellen Dinge zu regeln, denn sonst hat er keinen Grund etwas an seiner Situation zu ändern. Die einzige sinnvolle finanzielle Hilfe ist anfangs (aber nur anfangs, denn man sollte niemand entmündigen!) wie ihr es macht, daß Deine Mutter sein Geld verwaltet. Gut wäre eine wöchentliche, bei schweren Fällen tägliche Zuteilung von Geld. Er muß lernen damit umzugehen. Verspielt er sein Geld zum Tanken, gibt es Tankkarten. Hat er kein Geld mehr fürs Benzin, muß er eben mit dem Fahhrrad fahren! Jede Entscheidung im Leben hat Konsequenzen.

    Und BITTE - Denk an Dich und Dein Kind!!! Du hast nur ein Leben und Du kannst ihm nicht helfen, wenn er Dich soweit mit runterzieht, daß Du selbst irgendwann am Ende mit deiner Kraft und Deinen Nerven bist. Nur, wenn es Dir gut geht, kannst Du auch für ihn und Dein Kind da sein.

    Hier mal ein Link zu all den Dingen, die mir geholfen haben: http://am.s01.user-portal.com/

    Ich verstehe gut, daß Du ihn liebst, auch wenn er sich wie ein Arschloch verhält ... nur wie lange noch? Wieviel muß er Dir noch antun, bist Du zu der Erkenntnis gelangst, daß Du Dich nicht so behandeln lassen möchtest, daß Du so einen Umgang nicht verdient hast. Er verletzt Dich immer wieder und tut Dir weh. Sicher, er macht es nicht bewußt und nicht absichtlich - er ist krank. Aber macht es das besser? Tut es Dir deshab weniger weh?

    Es hilft vielleicht zu wissen, warum der andere lügt und betrügt, aber ist es deshalb akzeptabel und entschuldbar? Nein! Ich habe irgendwann aufgehört zu fragen, was er gemacht hat, was aus seinem geld wurde - damit er nicht lügen muß. Aber ich habe ihn mit den Konsequenzen konfrontiert und ihm Grenzen aufgezeigt. Auch wenn er krank ist, muß er meine Grenzen respektieren und eine davon ist "Lüg mich nicht an!!!" Im Gegenzug mache ich ihm keine Vorwürfe und keine Szene und frage nicht. Will er mir etwas nicht sagen "OK.

    Du kannst für ihn keine Entscheidungen treffen, aber Du kannst für Dich selbst entscheiden. Es ist traurig, aber je mehr er süchtig ist, desto stärker mußt Du sein, um damit klarzukommen und Dich auf DEIN Leben zu besinnen. Ihm nicht alles durchgehen zu lassen, heißt nicht ihn fallen zu lassen.

    Mein Freund hat es mir auch übel genommen, daß ich ihm finanziell nicht ausgeholfen habe, obwohl ich es gekonnt hätte. Er hat sich alleine gelassen gefühlt und mir Vorwürfe gemacht. Laß Dich von sowas nicht beeindrucken - er weiß es (noch) nicht besser. Heute ist er stolz drauf, daß er seine Schulden alleine bezahlt hat (er braucht so ein Erfolgserlebnis fürs Selbstbewußtsein) - und weiß, daß er sowas nun auch alleine schafft. Und jetzt ist ihm auch wieder eingefallen, daß ich die tollste Frau bin, die er je kenenngelernt hat ...

    Nur, wenn Du Dein Leben in die Hand nimmst, kannst Du ihm den Weg zeigen, damit umzugehen - und - so Gott, eine höhere Macht oder was auch immer will - wird er sich irgendwann entscheiden, Dir zu folgen.

    Nimm das Angebot von Marcus an und geh zu einer Selbsthilfegruppe oder so.

    Euer dickes Plus: ihr seid noch jung, er kann nicht Haus und Hof verspielen, da ihr erst am Anfang steht, Euch etwas aufzubauen. Selbst, wenn's jetzt noch weiter richtig bergab geht, er seinen Ausbildungsplatz verliert wegen seiner Spielerei usw ... mal ehrlich ... ihr habt materiell gesehen noch relativ wenig zu verlieren, weil ihr noch am Anfang steht. Also besser, er stürzt jetzt richtig ab als später, wenn ihr Euch schon gemeinsam etwas aufgebaut habt und er sich dann in größeren Dimensionen über beide Ohren verschuldet.

    Ich schreibe das deshalb, weil mein Ex-Freund 45 ist und zur Zeit richtige Depressionen hat (die er mit Spielen kompensiert), weil er für sich keine Perspektiven mehr sieht. Er kann sich nicht darüber freuen, daß er das Schlimmste abwenden konnte und sieht nicht die Chance, jetzt noch die Kurve zu kriegen - er träumt immer noch davon, daß ihm irgend etwas "in den Schoss fällt". Er hat immer noch nicht die Verantwortung für sein Leben übernommen, sondern flüchtet in die Traumwelt der Spielerei und Illusionen ... insofern weiß ich, was die bei der Caritas damit gemeint haben: "er läuft vor seinen Problemen weg".

    Sorry, ist nun auch etwas länger geworden ...

    Liebe Grüße & viel Kraft
    Kati

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