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Thema: Ich würde mich gerne mit jemandem austauschen dem es ähnlich geht

  1. #1
    Sandra Gast

    Standard

    Meine ganze Geschichte würde ziemlich viele Seiten füllen - aber ich denke, da gibt es noch viele, viele, viele andere, denen es genauso geht. Mein erster Besuch im Casino liegt nun fast 6 Jahre zurück. Damals war ich 18. Nachdem ich bei meinen ersten 3 Besuchen Geld verloren habe und es mir auch ziemlich "weh" tat, z. B. 100 DM zu verlieren und ich mich die ganze Zeit ärgerte und darüber nachdachte, was ich alles davon hätte kaufen können, wollte ich das Geld zurückgewinnen.....Heute habe ich, nachdem ich meine sämtlichen Ersparnisse und eine zeitlang auch komplette Monatsgehälter verspielt habe, einen Schuldenberg von über 100.000 EUR (der sich auf Bank, Verwandte, Freunde und Bekannte verteilt). Ein stolzes Sümmchen, dessen Abzahlung nun in Raten erfolgt, die meine monatlichen Einkünfte fast "auffressen" und mir kaum noch etwas bleibt. So kann ich mir kaum noch etwas leisten. Natürlich bin ich selber schuld, und weiss, dass ich durch mein ständiges "1-mal-fahr-ich-noch-und-diesmal-gewinn-ich-ganz-bestimmt" Motto vieles kaputt gemacht habe und dieser Schuldenberg nun längst nicht so groß wäre...
    geht es jemandem ähnlich????

  2. #2
    Matthias Gast

    Standard Ende vom Spiel = Beginn des Lebens

    Hallo Sandra,

    schön daß du hierher gefunden hast.
    Du schriebst es zwar nicht, aber ich unterstelle einfach mal, das du mit dem Spielen aufhören willst und wieder ein normales Leben führen möchtest.

    Die Aufgaben, die vor dir lagen und die Lasten, die auf deinen Schultern liegen, scheinen auf den ersten Blick sehr schwer zu sein. Aber ich hoffe für dich, das es dir so ergeht wie mir: Wenn du es schaffst spielfrei zu werden, und das Leben mit anderen Augen sehen kannst, dann wird es dir besser gehen (auch wenn immer noch Schulden da sind).

    Ich habe es mit Hilfe von Selbsthilfegruppen geschafft, das Spielen aufzuhören. In welcher Stadt lebst du? Vielleicht kann ich dir eine Selbsthilfegruppe nennen oder besser noch, du machst dich selber auf den Weg, um Hilfe zu suchen. Diese Seiten hier sind ein erster Schritt. Ich hoffe du suchst auch noch andere Kontakte, wie Beratungsstellen, Therapeut und Selbsthilfegruppen.

    Viel Kraft
    und gute 24 spielfrei Stunden
    Matthias

    P.S: Nimm dir nicht zuviel vor, beherzige dir folgendes Motto: Einen Tag zur Zeit (Versuche immer nur einen Tag spielfrei zu sein, nämlich heute).

  3. #3
    Marcus (Fachstellenteam) Gast

    Standard

    Hallo Sandra,

    ich bin Mitarbeiter der Fachstelle Glücksspielsucht und möchte Ihren Wunsch nach einer Austauschmöglichkeit aufgreifen.

    Ich kann Ihnen gerne behilflich sein bei der Suche nach Beratungsstellen und/oder Selbsthilfegruppen. Dazu müßten Sie mir einfach kurz mailen, wo sie wohnen.

    Weiterhin hat die Fachstelle ein Online-beratungsangebot. Ich biete Ihnen gerne einen Termin für eine Chat-Beratung an. Natürlich sind diese Beratungen kostenlos. Falls Sie einen Termin mit mir vereinbaren möchten, können Sie mir gerne mailen!

    nebel@spielsucht.net

    Liebe Grüße
    Marcus Nebel

  4. #4
    Lutz Gast

    Standard

    Hallo Sandra,
    deine Geschichte hat mich stark berührt. Ich selbst habe vor längerer Zeit durch das Roulette eine Riesensummer Geld verspielt und sehr viel Schulden gemacht. Das war in den Jahren von 1988 bis 1990. Mein Zusammenbruch kam, als sich bei der Arbeit vor meiner Bürotür meine Gläubiger mit Handschlag begrüßten. Ich verlor die Arbeit und war ziemlich am Ende. Zwar konnten meine Ex-Frau und ich die Schulden (ca. 120 000,-- DM) innerhalb kurzer Zeit bezahlen. Doch auch meine Ehe war zerrüttet. Wir blieben zwar noch bis 1998 papiermäßig ein Ehepaar, aber sonst war da nichts mehr. Ich habe damals gedacht, daß ich es alleine schaffe nicht mehr zu spielen. "Spielsüchtig war ich ja nicht." Ich konnte je aufhören. Ich habe 1991 eine neue Arbeit gefunden und mich hineingestürzt. Täglich hab ich zwischen 12-17 Stunden gearbeitet. Das ging soweit, daß ich ein Streßsyndrom bekam und lange Zeit krank war. Das heißt, ich habe meine Sucht verlagert. Jetzt 2004 habe ich wieder angefangen zu spielen und zwar in den Spielotheken. In kürzester Zeit habe ich wieder über 10 000,-- Euro verspielt. Ich hatte Anfang Februar meinen Sohn und meine Enkeltochter durch einen Autounfall verloren. Ende April war es dann wieder soweit. Ich wußte nicht mehr ein noch. Das Geld war alle, Schulden waren wieder da und ich selbst war körperlich krank. Ich versuchte mir das Leben zu nehmen. Als das nicht klappte sah ich ein, daß ich etwas unternehmen müßte und zwar für mich. Meine neue Lebensgefährtin gab mir noch eine Chance. Ich suchte eine Suchtberatungsstelle auf, meldete mich bei einer Selbsthilfegruppe und beantragte eine Therapie. Seit dem 28. April bin ich spielfrei. Ich bin regelmäßig zu einer ambulanten Vorsorge gegangen und besuchte einmal in der Woche die Selbsthilfegruppe. Das half mir schon einmal unheimlich gut weiter. Seit Ende Juli befinde ich mich in einer Therapie für 3 Monate. Es ist sehr schwer, aber in diesen wenigen Tagen habe ich schon mehr über meine Sucht, die ich mein ganzes Leben behalten werden, als in den ganzen Jahren. Ich weiß, daß es noch ein steiniger Weg wird, aber ich muß es einfach schaffen. Eins weiß ich sicher. Ohne fachliche Beratung der Therapeuten würde ich es nicht schaffen. Ich fühle mich richtig gut zur Zeit. Jeder Tag, an dem ich spielfrei bleibe, ist für mich herrlich. Ich kann jetzt endlich wieder Emotionen haben, vor allen Dingen: ICH KANN WIEDER WEINEN!
    Für Dich denke ich, daß es auch das Beste ist, wenn Du eine Therapie machst. Überdenke noch einmal Deine Situation. Alleine wirst Du es nicht schaffen!!!

    Ich wünsche Dir von ganzen Herzen, daß Du spielfrei bleiben kannst.

    Lutz

  5. #5
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Lutz !
    Deine Erzählung hat mich sehr berührt.
    Es ist gut, das du die entsprechende Hilfe gesucht und gefunden hast.
    Ich bin mir sicher, mit Geduld , deinen festen Willen und auch der Hilfe deines Therapeuten und der Selbsthilfegruppe, wirst du deinen Weg gehen.
    Ich will dir nur meine Wünsche für eine Zukunft in Spielfreiheit mit auf den Weg geben. Es wird Zeit, das du zu dir findest.
    Viel Erfolg und alles Gute
    Rudi

  6. #6
    Sandra Gast

    Standard

    Hallo Matthias, Marcus, Lutz und Rudi,

    danke für eure Antworten. Sorry, dass ich mich ein paar Tage nicht gemeldet habe. Ich habe viel nachgedacht und manchmal denke ich, meine Gedanken machen mich noch ganz verrückt, zumal ich das Geschehene nicht mehr rückgängig machen kann.

    Zu Matthias: Du hast geschrieben, dass ich mir nicht zu viel auf einmal vornehmen, und mit einem spielfreien Tag beginnen sollte. Hierzu möchte ich (das hatte ich nämlich nicht geschrieben), anmerken, dass ich nun seit Anfang Juni diesen Jahres nicht mehr spiele. (Das ist nun meine dritte Selbstsperre). Die ersten Tage habe ich mich auch ganz gut gefühlt, aber je länger der Zeitraum wird, den ich "spielfrei" bin, desto öfter muss ich ans Spielen denken.

  7. #7
    Sandra Gast

    Standard

    Ich habe auch Angst davor, was sein wird, wenn ich irgendwann einmal wieder in die Versuchung komme, zu spielen. Es ist so verrückt - selbst während ich am Roulette-Tisch stehe und spiele, weiss ich ja, dass ich das Geld nicht verlieren darf und es besser wäre zu gehen, aber trotzdem habe ich immer und immer wieder gespielt und konnte einfach nicht aufhören. Selbst wenn ich an einem Abend gewonnen habe und das Geld (manchmal sogar mehrere Tausende Euros) mit nach Hause genommen habe (kaum zu glauben), bin ich ein paar Tage später wieder spielen gegangen und habe wieder alles und noch mehr verloren. Es ist so absurd und es tut so weh und ich verstehe mich selber nicht. Nie hätte ich geglaubt, dass mir das passieren würde, dass ich süchtig werden und mein ganzes hart erarbeitetes Geld verspielen würde und noch viel viel mehr. Aber das hätte vermutlich niemand, der hier ist, von sich geglaubt, bevor es passiert ist. An manchen Tagen habe ich das Gefühl ich gehe kaputt und ich kann nicht mehr und ich werde von dieser ganzen Schulden-Last erdrückt. Dann gibt es wieder Tage, an denen ich mich besser fühle. Wenn ich mir ansehe, wie viele Jahre nun meine Kredite noch laufen, wird mir ganz schlecht. Es tut mal gut, sich mit jemandem auszutauschen, dem es ähnlich geht und zu sehen, dass ich nicht alleine bin mit dieser Sucht.

  8. #8
    Lutz Gast

    Standard an Sandra

    Hallo Sandra,
    sei froh über Deine spielfreie Zeit. Denke jeden Abend daran, daß Du wieder nicht gespielt hast. Wir alle standen oder stehen immer wieder vor dem selben Problem. Aber wir haben auch Menschen, die zu uns stehen, mit denen wir in aller Offenheit und Ehrlichkeit reden können. Du hast bisher noch nicht davon geredet, daß du etwas in Richtung Selbsthilfegruppe, Suchtberatung oder Therapie unternommen hast, so wie Marcus dir vorgeschlagen hast. Denke immer daran, daß Du alleine es nicht schaffen kannst und wirst. Das erkennst Du alleine schon aus der Tatsache, daß der Drang in dir zum Spielen immer größer wird. Du denkst jetzt sicher, daß ich gut reden kann, denn ich bin ja auch in Therapie. Aber bevor ich meine Therapie begann, war ich auch zwei Monate spielfrei. Das konnte ich aber nur durchhalten, weil ich in Wolfsburg eine Selbsthilfegruppe gefunden hatte, bei der ich frei und offen reden konnte. Ich hatte auch Spieldruck, aber konnte jederzeit, auch mitten in der Nacht, Freunde aus dieser Gruppe anrufen, die dann mit mir redeten. Es hat mir über die Zeit bis zur Therapie geholfen. Jetzt warte ich schon sehnsüchtig auf die Zeit, in der ich mich mit den Freunden/innen aus der Gruppe wieder treffen kann.

    Ich wünsche Dir schöne 24 Stunden!

    Lutz

  9. #9
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Sandra !
    Ja, das hätten wir alle kaum geglaubt, das es uns mit einer Sucht erwischt.
    Aber ganz ehrlich mal gesagt - es ist nicht leicht aus unserer Sucht heraus zu kommen. Aber durchaus machbar.
    Es ist nicht unabänderbar, wie so manch andere Krankheit.
    Aber wir müßen daran arbeiten. Wie auch Kranke ihre Arznei nehmen müßen, ist es für uns eigentlich unabänderbar Hilfe zu holen. Hilfe, die uns in Selbsthilfegruppen gewährt wird - auf Dauer gewährt wird. Anders als in einer Therapie, die ja immer zeitlich begrenzt ist. Aus diesem Grund ist der Besuch einer SHG wohl der wichtigste Schritt. Aber ein Schritt, zu den man sich überwinden muß - denn wer sucht beim ersten Mal schon gerne eine SHG auf ?
    Irgendwie hat man ja da eine Scheu vor - vielleicht auch, weil man sich so etwas wie abgestempelt fühlt.
    Aus diesen Grund hat es bei mir sehr lange gedauert bis ich mir Hilfe holte. Immer wieder Versuche, allein aus der Spielsucht zu kommen - bis irgendwann eine persönliche Bankrotterklärung für mich kam - ich schaffe es nicht allein.
    Bis dahin war bei mir viel Kraft und auch Geld verloren gegangen. Meine Versuche es allein zu schaffen scheiterten nach eine gewissen Zeit - und mein Spiel wurde exzessiver.
    Als ich dann schließlich in die Gruppe ging, mußte ich zu meinen Erstaunen feststellen, das dort genau so "normale" Menschen waren, wie ich selbst. Was ich nicht für möglich gehalten hatte - nach kurzer Zeit fühlte ich mich ausgesprochen gut in der Gruppe - und sogar der eine oder andere private Kontakt entstand.
    Es war für mich der richtige Schritt - ein Schritt, zu den ich dich ermuntern will. Die innere Scheu oder auch Angst nicht in eine Spielerselbsthilfegruppe zu gehen ist eigentlich nur Dummheit - geboren aus unsrerer Unwissenheit.
    So kann ich eigentlich Lutz nur im vollen Umfang zustimmen, wenn er sagt, hole dir Hilfe.Es ist alleine wohl nicht möglich, damit klar zu kommen.
    Ich selbst kenne trotz meiner langen Zeit in der Gruppe - und auch aus diesen Forum - leider keinen Spieler, der es allein schaffte. Wohl unzählbare Versuche, die wahrscheinlich jeder Spieler getätigt hat, bevor er sich Hilfe nahm.
    Ich wünschte, du findest die Kraft dir Hilfe zu holen - gepaart mit deine Willen aufzuhören, wirst du reelle Schanzen haben deine Spielsucht zu bändigen.
    Ich wünsche dir dabei den nötigen Willen und Erfolg.
    Gute 24
    Rudi

  10. #10
    stefanstfnoa Gast

    Standard spielsucht

    ich war jahre lang süchtig
    und bin schon über ein jahr spielfrei
    ohne fremde hilfe

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