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Thema: Zum Spielen verdammt ?

  1. #1
    Günter Gast

    Standard

    Hallo,
    nachdem ich am Wochenende wieder einmal mächtig viel Geld verzockt habe, bin ich auf dieses Forum gestoßen. Nun habe ich mir einen ersten oberflächlichen Eindruck von den Beiträgen verschafft und ich frage mich, ob ich nicht vielleicht einer der wenigen hoffnungslosen Fälle bin, die auf alle Ewigkeit zum Zocken verdammt sind. Ich spiele nun schon seit über 20 Jahren ausschließlich Roulette in Spielcasinos und habe in dieser Zeit geschätzt über 1 Mio DM verloren. Da ich gut verdiene, war ich nie in der Situation, dass ich völlig am Boden lag (ein Umstand, der mir paradoxerweise vielleicht sogar gut getan hätte) und hatte auch nie größere Schulden, außer den üblichen, großzügig bemessenen Dispokrediten, die ich nie unter Kontrolle halten konnte. Sobald ich aber Bares auf der Hand hatte, habe ich es sofort ins Casino getragen. Dazu gehört auch der Verkauf meiner lukrativen Eigentumswohnung und die Auflösung einer Lebensversicherung. Im Casino bin ich dann den hier im Forum schon oft beschriebenen üblichen Leidensweg gegangen, der natürlich auch euphorische Gewinnphasen eingeschlossen hat. Weiter lese ich überall von Therapie als erster wichtiger Schritt. Ich habe vor ca. 10 Jahren eine breit angelegte Psychotherapie/-analyse gemacht, die noch eine weiter reichende Symptomatik zur Grundlage hatte (Depressionen, Schlafstörungen)und sich über ca. 4 Jahre erstreckte. Begleitend habe ich mich 2 mal in allen deutschsprachigen Casinos sperren lassen. Einmal für 9 Jahre, habe die Sperre aber nach einem Jahr harter Entbehrungen wieder aufgelöst (was paradoxerweise möglich war) und ein zweites Mal für 3 Jahre, die ich dann sogar durchgehalten habe bzw. diesmal durchhalten musste. In dieser Zeit fühlte ich mich aber nicht als vollwertiger Mensch, sondern vielmehr meiner Freiheiten beraubt, kastriert. Vor gut 4 Jahren bin ich dann aus beruflichen Gründen in die Tschechische Republik gegangen, wo ich nun noch mehr verdiene als in Deutschland. Natürlich habe ich hier sofort ein Casino mit Roulette entdeckt, aber niemals gedacht, dass es schon bald dieselbe Anziehungskraft auf mich ausüben würde wie ein deutsches Casino. Mittlerweile trage ich genauso viel oder sogar noch mehr Geld dorthin wie in die deutschen Casinos, auch wenn die Einsatzstückelung hier geringer ist. Die Menge macht´s. Jetzt habe ich wieder den festen Vorsatz für immer damit aufzuhören, aber warum sollte es mir diesmal gelingen, ihn umzusetzen, wenn es mir in 20 Jahren nicht gelungen ist ? Spätestens am nächsten Wochenende werde ich wieder auf die harte Probe gestellt und der Ausgang scheint sicher.
    Günter

  2. #2
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Günther,
    wer da meint, er mache eine Therapie und ist dann von der Spielsucht geheilt, der irrt.
    Entscheident für einen Ausstieg bleibt der eigene Wille.
    Dieser klingt in deinen Eintrag nicht durch. Vielleicht weil du wirklich noch nicht am Boden warst - oder du vermutest, du müßtest eine Art "Pille" schlucken und dann ist die Sache erledigt.
    Wie der Ausgang mit der nächsten Herausforderung um das Zocken ausgeht liegt in dir.
    Es kann dir dabei geholfen werden - wenn dein Wille wirklich da ist und du mit voller Konsequenz hinter deiner Entscheidung aufhören zu wollen stehst.
    Wir sprechen ja von einer Sucht - nicht heilbar - wohl aber für uns isolierbar.
    Das heißt, das man sich auf dem Weg in die Abstinenz neben den eigenen Willen , Begleitung ins Boot holt, Auf jeden Fall eine Selbsthilfegruppe, die über einen langen - sehr langen - Zeitraum besucht werden sollte.
    Im übrigen gab es vor 10 Jahren durchaus Therapien - jedoch fachlich spezialisierte Therapien für Spielabhängige noch nicht.
    Also eventuell ein Grund den Versuch einer neuen Therapie zu wagen - wobei auch hier im Vordergrund steht - ich WILL aufhören.
    Auch gebrauchst du Worte die sehr häufig von Spielabhängingen benutzt werden - ich war noch nicht total am Boden - weisen darauf hin, so schlimm wie all die anderen Spieler bin ich ja eigentlich nicht. Da irrst du sehr.
    Bezeichnend ist auch, das du nicht von den Menschen aus deiner Umgebung sprichst - evtl. Partner oder Kinder - und wie diese unter deiner Sucht leiden oder gelitten haben.
    Ich selbst bin auch Spieler und habe über 30 Jahre lang gezockt.
    Mit viel Selbstdisziplin und konsequenten Handeln ist auch der Weg in die Abstinenz für dich durchaus machbar.
    Setze dich in Bewegung - und versuche es wirklich und nicht mit halben Herz.
    Ich wünsche dir die nötige Kraft und Hilfe.
    Alles Gute
    Rudi

  3. #3
    Karl Gast

    Standard Vollwertiger Mensch

    Hallo Günter,

    noch vor einem 3/4 Jahr ging es mir genauso wie Dir. Ich habe nicht nur das Geld was übrig war verspielt sondern Schulden gemacht und Versicherungen gekündigt.
    Das Du im Forum gelesen hast und auch Deine Geschichte hier niedergeschrieben hast, zeigt mir, dass Du im Grunde schon Hilfe suchst. Ich habe früher oft genug auf der Heimfahrt nach einem verspielten Tag überlegt, ob ich nicht die Nummer einer Beratungsstelle anrufen soll.
    Gemacht habe ich es dann aber doch erst, als ich keinen Ausweg mehr wußte.
    Du schreibst, Du hättest wärend Deiner Abstinenz nicht als vollwertiger Mensch gefühlt, und du wärst Deiner Freiheiten beraubt gewesen.
    Was hast Du in dieser Zeit entbehrt? Ist Dein Kopf überhaupt noch frei genug, um die schönen Dinge dieses Lebens mitzubekommen? Siehst Du überhaupt noch was Du sonst alles entbehrst?
    Wie kann man sich als vollwertiger Mensch fühlen, wenn man dem Zwang unterliegt spielen zu müssen, wenn die Sucht Macht über einen hat. Spielen hat nichts mit Männlichkeit zu tun, deshalb brauchst Du Dich auch nicht kastriert zu fühlen.
    Meinst Du nicht, dass Auslöser für Deine weiterreichenden Symtome wie Schlafstörungen und Depressionen die Spielsucht ist?
    Solange Du den Entschluß aufzuhören nicht in Dir selbst zu 100 % gefasst hast, werde ich oder jeder andere hier im Forum keine Chance haben, dass Du einen Rat annimmst.
    Ich kann Dir nur aus meiner Sicht sagen, dass ich mich seit ich nicht mehr spiele und das Kapitel für mich endgültig abgehakt habe, mir Hilfe geholt habe und vor allem diese auch dankend annehme, merke, was ich in den letzten Jahren entbehrt habe. Ich will nicht sagen, dass ich ein andere Mensch geworden bin, aber verkümmerte Eigenschaften von mir sind plötzlich wieder da. Natürlich werde ich mich mein Leben lang mit meiner Vergangenheit beschäftigen müssen, weil ich diese Vergangenheit mit in die Zukunft nehmen muß. Wie Rudi schon sagte ist diese Krankheit nicht heilbar, deshalb muß ich immer wieder Vorsorge betreiben und in mich reinhören.
    Ich jedenfalls bin sehr glücklich, dass ich mich so entschieden habe.
    Ich wünsche auch Dir, dass Du Dich entscheiden kannst. Dann kannst Du gerne wieder hier im Forum anklopfen und die Tür wird Dir aufgemacht.
    Schöne Adventsstunden
    Karl

  4. #4
    Günther Gast

    Standard

    (nicht zu verwechseln mit Günter, der diesen Thread eröffnet hat !)
    (ich (Günther) habe schon mehrere Beiträge geschrieben)

    Hallo Günter

    Es ist wirklich schwer, ganz mit dem Spielen aufzuhören. Ich spiele jetzt seit ca.6 Wochen nicht mehr (im Selbstversuch), merke aber, dass mich das Spielen noch sehr reitzen würde, und lese auch noch immer Systemvorschläge in Foren und Zeitschriften. Dadurch merke ich, dass ich eigentlich nicht 100%ig der Überzeugung bin, wirklich endgültig aufzuhören, weil ich immer noch nicht glauben kann, dass es nicht doch einen Weg gibt zu gewinnen.

    Darum glaube ich auch, dass man als Spieler nie ganz geheilt werden kann, man kann trocken sein, aber ganz kommt man nicht davon weg. Und dadurch ist eine Menge Selbstdisziplin notwendig, nicht mehr zu spielen. Eine Hilfe für mich ist auch dieses Forum, wo ich sehe wie es anderen geht, wo ich meine Gedanken austauschen kann und wo ich ermutigt werde, den Weg des Nichtspielens weiterzugehen.

    schöne Grüße
    Günther

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