Vorgestern war ein schöner Tag.

Ich hatte mich sehr gefreut, denn mein Mann hatte mir in einem Brief aufgeschrieben, was er mir bisher verschwiegen hat. Dass er seit zwei Jahren wieder gespielt hat und auch etliche andere Dinge. Das klang dieses Mal so einsichtig, er betonte immer wieder, wie er sich bei jeder neuen Lüge tiefer verstrickte, da nicht mehr raus kam, wie wenig er dabei lernte und wie sehr er mit meinen Gefühlen spielte und mein Vertrauen benutzte.

Er schrieb auch, dass er von seiner Sucht nun auch einigen Freunden und vor allem auch seiner Chefin erzählt habe.
Das fand ich besonders toll und sagte ihm das auch. Es war das erste Mal, dass so etwas wie Selbsterkenntnis bei meinem Mann zu spüren war.

Aber: sind das nicht alles nur leere Worte? Das denke ich jetzt, denn er erzählte mir, dass er Form und INhalt des Schreibens vorher mit seiner GA-Gruppe abgestimmt habe.
Außerdem ändert sich sein Verhalten überhaupt nicht. Immer noch leugnet er bei Mahnungen und Vollstreckungsbescheiden, dass er nicht gezahlt hat und schiebt alles auf Irrtümer bei Gläubigern und Inkassounternehmen.

Wenn ich ihn auf neue Mahnungen anspreche, sowie gestern, reagiert er sofort aggressiv. Er geht dann weg und beschuldigt mich, die Stimmung zu verderben.
Von allein spricht er nie offen über Sucht und die damit zusammenhängenden Probleme. Immer noch fragt er mich auf der anderen Seite nach jedem Kleinkram, darf ich dies oder jenes? Soll ich dies oder das tun?
Ich will nicht mehr sein Babysitter sein. Ich habe es satt. Immer wieder schöpfe ich Hoffnung auf Besserung, aber dann stellt sich heraus, es ist alles nur Makulatur.
Kann er ohne Therapie jemals aus diesem Jammertal herauskommen?
Liebe Grüße und eine schöne Adventszeit
Heide