Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 16

Thema: Wieder alles nur leere Worte?

  1. #1
    Heide Gast

    Standard

    Vorgestern war ein schöner Tag.

    Ich hatte mich sehr gefreut, denn mein Mann hatte mir in einem Brief aufgeschrieben, was er mir bisher verschwiegen hat. Dass er seit zwei Jahren wieder gespielt hat und auch etliche andere Dinge. Das klang dieses Mal so einsichtig, er betonte immer wieder, wie er sich bei jeder neuen Lüge tiefer verstrickte, da nicht mehr raus kam, wie wenig er dabei lernte und wie sehr er mit meinen Gefühlen spielte und mein Vertrauen benutzte.

    Er schrieb auch, dass er von seiner Sucht nun auch einigen Freunden und vor allem auch seiner Chefin erzählt habe.
    Das fand ich besonders toll und sagte ihm das auch. Es war das erste Mal, dass so etwas wie Selbsterkenntnis bei meinem Mann zu spüren war.

    Aber: sind das nicht alles nur leere Worte? Das denke ich jetzt, denn er erzählte mir, dass er Form und INhalt des Schreibens vorher mit seiner GA-Gruppe abgestimmt habe.
    Außerdem ändert sich sein Verhalten überhaupt nicht. Immer noch leugnet er bei Mahnungen und Vollstreckungsbescheiden, dass er nicht gezahlt hat und schiebt alles auf Irrtümer bei Gläubigern und Inkassounternehmen.

    Wenn ich ihn auf neue Mahnungen anspreche, sowie gestern, reagiert er sofort aggressiv. Er geht dann weg und beschuldigt mich, die Stimmung zu verderben.
    Von allein spricht er nie offen über Sucht und die damit zusammenhängenden Probleme. Immer noch fragt er mich auf der anderen Seite nach jedem Kleinkram, darf ich dies oder jenes? Soll ich dies oder das tun?
    Ich will nicht mehr sein Babysitter sein. Ich habe es satt. Immer wieder schöpfe ich Hoffnung auf Besserung, aber dann stellt sich heraus, es ist alles nur Makulatur.
    Kann er ohne Therapie jemals aus diesem Jammertal herauskommen?
    Liebe Grüße und eine schöne Adventszeit
    Heide

  2. #2
    Claus Gast

    Standard Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen...

    und bleibe Konsequent bei deiner Linie. Das kommt mir alles sehr bekannt vor was Du schreibst..
    In meiner schlimmen Zeit, musste meine Partnerin lernen sich nicht meine "Jacken anzuziehen" und auch nicht mein Kindermädchen zu sein.
    Das "Nichthelfen und Einmischen" meiner Partnerin hat mich befähigt mit der Zeit selbst die Verantwortung zu übernehmen.
    Ich habe mich immer blöd angstellt um sie zu animieren "mein Dinge" zu erledigen, das ist vorbei.
    Ich wünsche Dir da viel Gelassenheit
    Gruss
    Claus

  3. #3
    anne Gast

    Standard

    hallo heide
    glaub dem kerl kein wort!

  4. #4
    Susi Gast

    Standard Claus

    Hallo Claus
    mein name ist susi und ich habe hier in dem forum schon (als angehörige) ein paar mal geschrieben. du schreibst als antwort für heide etwas, was mich vielleicht auch betrifft. ich möchte dich darum etwas fragen, oder auch andere betroffene, ob es bei langzeit-spielsüchtigen soweit kommen kann, dass sie die völlige verantwortung für sich nicht mehr übernehmen, bzw. übernehmen können?
    ich habe wohl in den letzten jahren meiner mutter sehr viel unbewusst abgenommen, und hatte immer schuldgefühle, wenn ich ihr in den alltäglichen dingen nicht half. z.b. umzug organisieren, oder telefonanschluss erledigen und eben solche sachen. da gab es vorfälle, dass sie umgezogen ist, und sie konnte kaum "zügelmänner" auftreiben. und 1x war ich praktisch alleine mit meinem schwager um ihre ganz wohnung zu zügeln... da war ich so sauer und konnte es gar nicht verstehen...
    jetzt ist sie nach 4 monaten therapie aus der klinik raus, aber sie hat seit über 1 woche den telefonanschluss in ihrer neuen 1-zimmerwohnung nicht zum "laufen" gebracht - sprich telecom anrufen, oder die steckdosen überprüfen lassen. sie sagt aber jedem, dass ihr anschluss nicht geht... auch wartet sie darauf, dass wir ihr z.t. kleinere sachen kaufen - sie sagt dann oft, ich habe halt jetzt kein geld um das zu bezahlen... aber sie kriegt ja geld vom sozialamt. auch motzt sie bei mir extrem über die klinik, aber bei den ärzten sagt sie dann immer, dass sie viel gelernt habe...
    meine frage ist; kann es sein, dass sie nie mehr für sich selbst sorgen kann, oder ist es am anfang normal, dass sich "trockene" spieler so schwer tun? ich habe nämlich riesige angst, dass sie es nicht schafft und sich was antun könnte, und würde am liebsten lossrennen um ihr zu helfen, aber irgendwie kann ich nicht mehr...
    freue mich über alle ehrlichen ratschläge von euch!!!???
    lieber gruss
    susi


  5. #5
    Rudi Gast

    Standard

    Liebe Susi,
    leider hast du auf dein Anschreiben noch keine weitere Zuschriften. Ich will hier ein wenig aus dem Behandlungskonzept des Fachkrankenhauses Nordfriesland zitieren :
    " Spieler stabilisieren sich im Behandlungsverlauf auffallend rasch, zumindest im oberflächlichen Sinn. Es treten meist keine unmittelbaren körperlichen Schädigungen auf. Sie sind verbal gewandt, zeitweise Überaktiv und überengagiert. Sie üben Druck auf ihre Umwelt aus und wollen viel Verantwortung abgeben. Sie probieren viel aus, provozieren und machen so die Therapie zum Risikospiel."
    Es sieht so aus, als wenn deine Mutter gerade diese Phase durchmacht - was also davon zeugt das sie noch viel an sich arbeiten muß. Und das vermutlich in Verbindung mit einen Therapeuten. Das Verhalten deiner Mutter scheint eher typisch zu sein.
    Nach meinen dafürhalten sollte sie nochmal Hilfe in Anspruch nehmen - in einer ambulanten Therapie - fachbezogen - versteht sich - und mit Hilfe einer Selbsthilfegruppe.
    Ich wünsche dir, das der Kampf um und für deine Mutter langsam erträglicher wird.
    Lieben Gruß
    Rudi



  6. #6
    Claus Gast

    Standard @Susi

    statt aus irgendwelchen Büchern- oder Therapiekonzepzen zitieren, mächte ich Dir meine ehrliche persönliche Meinung sagen. Denn ich bin kein Therapeut sondern lediglich ein süchtiger Spieler.
    Ich würde mir sehr stark verbeten, das mir eine meiner Töchter, oder meine Frau bei irgendetwas "Helfen" würden worum ich sie NICHT ausdrückliczh gebeten habe!
    Viele Angehörige wollen in Wahrheit gar nicht helfen, sondern nur den Spieler Kontrollieren, diese Art von Hilfe ist in Wahrheit sehr egoistisch.
    Du schuldest deiner Mutter gar nichts, warum auch. Lebe dein Leben, damit würdest Du ihr am meisten beistehen.
    ES IST NICHTS WEITER, ALS SICH IN DAS LEBEN EINES ANDEREN Einzumischen.
    Gespielt und auf Kosten anderer gelebt finanziell- und Sozial, habe ich doch schließlich, oder wer sonst???
    Ich habe nur dadurch eine Chance gehabt mich entwickeln zu können und zu genesen, weil mir Nicht mehr meine Probleme und Krisen von Anderen gestohlen wurden und ich daran wachsen konnte!!!!!!!!!!!
    Loszulassen ist NICHT Fallen lassen!
    Gruss
    Claus

  7. #7
    Susi Gast

    Standard Rudi und Claus

    hallo lieber rudi
    herzlichen dank für deine ehrliche meinung und den ratschlag des fachkrankenhauses nordfriesland. es trifft genau meine situation und so langsam verstehe ich immer mehr von alldem. und du hast wieder recht; es ist diese phase bei ihr. du hast mir wieder sehr geholfen rudi!!
    sie müsste auch in unseren augen (angehörige u. freunde) eigentlich weitherhin in therapie...aber keiner von uns weiss es ob sie es auch macht. gesagt hatte sie es. es ist ihre entscheidung und ich kann es ihr nicht(mehr)abnehmen. das musste ICH lernen...

    hallo claus
    auch dir ganz lieben dank für deine zeilen... ich musste schon etwas schlucken, wenn ich ehrlich bin. aber ich wollte ja nur EHRLICHE antworten...
    als erstes mal vorweg; ich würde meine mutter NIE fallen lassen. ich liebe sie claus. auch haben wir 3 kinder NIEMALS sie kontrolliert, ausser jetzt in den letzten 4 monaten. wir kannten diese sucht nicht, und wollten wissen ob sie "lügt" oder ein "wahrnehmungsproblem" hat, oder ob sie die verantwortung "abschieben" möchte. vor allem deine beiden beiträge bestätigen mir ja das letztere...
    nun möchte ich dir etwas sagen claus, warum ich sie nicht loslassen konnte (was du wirklich recht hast) ist, ich hatte so panische angst, sie würde sich was antun, weil sie es mir schon angedroht hat. sie hatte auch 2 oder 3x gesagt, das WIR kinder daran schuld sind... du empfindest es als "ins leben einmischen" - kann ich verstehen, es war aber sorge claus, extrem riesige, fassungslose, ohnmächtige sorge, da sie zeitweise sehr sehr schwach war...
    jetzt weisst du aus sicht einer anderen angehörigen wie angst man kriegen kann, und man fühlt sich als angehörige zuerst mal nur "machtlos, hilflos" (und schuldig wenn man es immer gesagt kriegt von der eigenen mutter). die letzten tage aber hat sich bei mir das blatt gewendet, jetz fühle ich mich eben nicht mehr "verantwortlich" für sie und nicht mehr schuldig - und das macht ihr sehr mühe, nähmlich mühe MICH loszulassen... aber ich fühle mich jetzt endlich frei...
    wie gesagt, niemals lasse ich sie fallen, aber helfen muss sie sich ganz alleine und ich habe es geschafft und kann frei mein leben leben.
    rundum ich habe losgelassen!

    ich wünsche euch ein schönes wochenende, vielen lieben dank für eure hilfe,
    susi

  8. #8
    Rudi Gast

    Standard

    Lieber Claus,
    es ist sehr schön, das du weitgehend genesen bist.
    Aber ich will dir auch eine ehrliche Antwort geben.
    Mich stößt deine Ignoranz gegenüber Angehörigen förmlich ab.
    Angehörige sind es, die das Päckchen unser Suchterkrankung weitgehend mittragen - aus Sorge um uns. Und Angehörige sind es, die einige von uns vor eine Menge Dummheiten bewahrten, wobei ich Suizid nicht ausschließe.
    Es kann nicht sein, das wir als Abhängige den Angehörigen ihre Fehler vor der Nase halten ohne uns an die bewußte eigene Nase zu fassen.
    Ich denke, das ein Miteinander von Abhängingen und ihren Angehörigen das erstrebende Ziel bei einer Suchttherapie sein sollte. Was nützt mir das gesunden, wenn ich all die Menschen verliere, die ich liebe ?
    Mag sein, das der eine oder andere verbittert ist - auf Grund das Angehörige die Last nicht mehr tragen konnten oder wollten. Aber wer, so frage ich, hat diesen Angehörigen die Last aufgebürdet ?
    Wir sind ja meißtens nach einigen Jahren Abstinenz wunderbar cool - und haben für alles eine Erklärung.
    Erklären können wir jedoch nur aus unseren eigenen Erfahrungsbereich. Und bei mir ist es so, das meine Angehörigen unglaublich zu mir standen. Einzig das gab mir anfänglich die Kraft und den Mut mich aus meiner Abhängigkeit zu lösen.
    Ich denke, das viele Angehörige für Abhängige in ihrer Familie das gleiche tun, wie ich es von meinen Angehörigen erfahren habe.
    Auf Grund dessen bin ich jedesmal bei Rundumschlägen gegenüber Angehörigen sehr empfindlich getroffen.
    Ich mag und liebe meine Angehörigen - und sie haben genau das gleiche Recht fehlbar zu sein, wie ich auch.
    Lieben Gruß
    Rudi

  9. #9
    Hotte Gast

    Standard an Rudi und Claus

    Hallo,
    Ihr seid in meinen Augen Experten oder auch alte Hasen
    was das Thema Spielsucht betrifft. Ich denke jeder sollte
    seine Meinung frei aüßern und auch die Meinung des anderen respektieren. Hier geht es nicht um eine Mathematikaufgabe
    bei der es nur richtig oder falsch gibt. Soll oder muß nicht jeder seinen Weg gehen und für sich seine Lösung finden?. Das habe ich eigentlich aus Euren Beiträgen gelernt. Ich finde die Diskussion zwar interessant aber doch nicht notwendig. Auch ich möchte meinen Weg finden und hole mir bei Euch Anregungen mit denen ich mich identifizieren kann. Vielen Dank dafür..und helft uns weiter mit Euren Erfahrungen.
    Danke und alles Gutte
    Hotte (72 Tage spielfrei---ein Anfang

  10. #10
    Rudi Gast

    Standard

    Lieber Hotte,
    nein ich bin es nicht der Experte oder alte Hase.
    Ich bin jemand, der genau wie du den dauerhaften Weg in die Abstinenz will.
    Ich schätze immer sehr, was Claus schreibt - aber da wir den Weg in die Ehrlichkeit suchen, kann ich doch nicht bei einer Sache, von der ich ein ganz anderes Bild habe, schweigen. Es ist doch der Austausch untereinander, der uns weiterbringt.
    Ich habe meine Ansicht zur Disposition gestellt, ohne den Anspruch zu hegen, das meine Erfahrungen auf jeden zutreffend sind.
    Ich suche gerne den Dialog - auch und insbesondere mit Menschen, die auch zu einer Sache einen eigenen Standpunkt haben. Und zu diesen Menschen zählt Claus ganz bestimmt - und ich denke das er meinen Eintrag nicht als Kritik einschätzt, wohl aber als die Beschreibung eines anderen Standpunktes. Wenn auch mit Emotionen getragen.
    Aber ich bin froh diese Emotionen Leben zu dürfen - habe ich mich doch so lange versteckt - hinter den Geldspielgeräten.
    Ich finde es Schade, das du daraus eine Art Streitgespräch siehst - so war es eigentlich nicht gemeint - wohl aber die Herausforderung an Claus mit mir in diesem Punkt den Dialog aufzunehmen.
    Ich freue mich für dich Hotte, das du 72 Tage Spielfrei bist - das ist mehr als nur ein kleiner Schritt.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deinen Bemühungen.
    Lieben Gruß - Und gute 24
    Rudi

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •