Vor zwei Jahren kam heraus, dass unser damals 20jähriger Sohn spielsüchtig (an Automaten) geworden war. Im Zusammenhang mit Schulden war er dann auch noch polizeiauffällig; es ging noch ohne Strafe ab, wofür er sehr dankbar zu sein schien. Für mich brach eine Welt zusammen, denn ich empfand dieses Spielenmüssen um jeden Preis derartig destruktiv, seine ganze Zukunft zerstörend, dass es mir eine riesige Angst machte. Ich suchte selbst Hilfe in einer Therapie und mein Mann besuchte eine Angehörigengruppe. Unser Sohn zog wieder bei uns ein, suchte ärztliche und therapeutische Hilfe, war acht Wochen stationär zur Behandlung; im Anschluss auch Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe - mit alledem hörte er aber nach einigen Monaten wieder auf. Er meinte, weil sich sehr viel in seinem Leben positiv verändert hatte (er war mit seiner Freundin zusammengezogen, hatte Perspektive in Richtung Ausbildungsplatz) sei er sicher vor der Versuchung. Leider eine Täuschung: Nun hat er wieder sehr viel Geld verspielt, sein Konto überzogen, bei Freunden Geld geliehen, die Freundin enttäuscht. Zerknirscht erzählte er mir davon. Nicht einmal mehr Geld für Lebensmittel ist da. Und immer wieder stelle ich mir die Frage: Was mache ich richtig, was mache ich falsch? Der erste Impuls, zumal bei einer Mutter, ist ja: Ich kann mein Kind doch nicht hungern lassen. Außerdem habe ich Angst, er könnte klauen, dabei erwischt werden und dann auch noch die Arbeit verlieren. Aber damit hat er mich ja bereits wieder in der Hand. Und ich kenne die warnenden Stimmen: er verlässt sich darauf, dass ihm die anderen aus der Patsche helfen, lass ihn damit allein fertig werden. Ich bin sehr traurig, weil ich keine Lösung weiß. Ich möchte nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig machen. Wie aber finde ich das passende Maß?