und wie schwer der Weg doch ist, sich zu normalisieren.
Gerade in der ersten Zeit der Abstinenz scheint das Denken um die eigene Person und der eigenen Problematik doch sehr in den Vordergrund zu stehen.
Was ja auch durchaus nachvollziehbar ist. Denn zunächst muß ich mich ja bemühen, meine eigene Kraft wieder zu finden. Zu viel ist davon auf der Strecke geblieben. Das ewige Vertuschen meiner Spielerei - das erklären um den Verbleib des Geldes, die Neubeschaffung des selben zur Wiederaufnahme des Spiels - das Mißtrauen meiner Angehörigen - all das geht nicht spurlos an einen vorüber.
Obwohl ich ja alles wieder gutgemacht hätte - hätte ich gewonnen. Jetzt, wo ich das nicht habe, muß ich einsehen, das es so nicht weitergeht.Der Gerichtsvollzieher klopft an die Tür - meine Partnerin redet von Trennung - tja - und ich weiß beim besten Willen nicht mehr,wo ich das nächste Spielgeld auftreiben soll. Und einer meiner besten Kumpel kriegt ja auch noch ein hunni von mir. Also doch mal Zeit, mit meinen Lieben zu sprechen.
Erst mal ein wenig auf zerknirscht machen - und ich bekomme zu hören, ich habe schon lange gewußt etwas stimmt nicht. Die Tränen deiner Partnerin rühren dich kaum - mag doch dieses schreckliche Gespräch bald zu Ende sein.
Was hörst du von Ihr ? Eine Selbsthilfegruppe sollst du besuchen ? Eine Therapie machen ? Nein, das brauche ich doch wirklich nicht - das schaffe ich doch locker, weil ich es schaffen will.
Doch ich gehe zur Gruppe - letzlich um des lieben Frieden Willens - und schaden kann es ja auch nichts.
Ich höre, wie fremde Menschen fast das gleiche erlebt haben wie ich - schaue wie in einen Spiegel - un beginne langsam zu begreifen. Was bin ich - wer bin ich - was will ich sein ?
Und sehe mich vermutlich zum ersten Mal so wie ich bin - und höre mich Nachts beten, lieber Gott hilf mir anders zu sein. Und in mir entsteht der feste Wille anders zu werden - weg vom Spiel - weg von Lügen betrügen und den hintergehen. Ich spüre tief in mir, ich schaffe das und ein bisher nie gekanntes Wohlfühlgefühl ergreift mich.
Und ich schaffe es...
Bleibe dabei nicht stehen - ecke hier an, ecke dort an - aber komme unaufhörlich weiter - spüre ich in der eigenen Sicherheit nicht mehr spielen zu müßen - denn selbst verschiedene Knackpunkte habe ich schadlos überstanden.
Eigentlich will ich jeden nur an meinen Glück der Abstinenz teilhaben lassen - Jeden Leidensgenossen sagen, höre auf mit dem Spiel- es ist das Beste was dir geschehen kann. Manchmal erstick ich fast in meinen Eifer dies zu tun - und hoffe dann, andere haben ein Nachsehen mit mir.
Und oft wird es bestimmt so sein - und manchmal auch nicht weil auch andere nicht stärker sind.
Habe mir so feste Ziele gesetzt wie Wahrheit und Ehrlichkeit. Doch was ist Wahrheit und Ehrlichkeit ? Ist es nicht in erster Linie zu dem stehen was ich wirklich denke ?
Mich nicht hinter irgendwelchen stark erscheinenden Personen verstecken - ist das wahr sein ? Ist das ehrlich sein ? Und wie sieht es mit der Realität aus - darf ich die verleugnen ? Und darf ich weiter ignorieren was ich neben mir selbst auch anderen mit meiner Spielsucht zugefügt habe ? Muß ich nicht offen werden, mich dem zu stellen - weit ab von Schutzbehauptungen ?
Ich bin auf einen Weg dies zu tun - manchmal überfordere ich meine Umwelt damit - manchmal auch mich selbst.
Was ich nie tun wollte - aber vielleicht doch getan habe ist andere verletzen.
Vielleicht verletzt, weil ich mich selbst verletzt fühlte.
Erwischte mich dabei, das es mir zu wichtig war, das als richtig zu schildern, was ich als richtig empfand.
Das war absolut falsch - ich hätte da nachgeben müßen.
Besser nicht Recht zu bekommen - als andere verletzen.
Das ist eine Lehre die ich begriffen habe.
Gruß Rudi