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Thema: über die "Kleinigkeit trocken zu werden"....

  1. #1
    Rudi Gast

    Standard

    und wie schwer der Weg doch ist, sich zu normalisieren.
    Gerade in der ersten Zeit der Abstinenz scheint das Denken um die eigene Person und der eigenen Problematik doch sehr in den Vordergrund zu stehen.
    Was ja auch durchaus nachvollziehbar ist. Denn zunächst muß ich mich ja bemühen, meine eigene Kraft wieder zu finden. Zu viel ist davon auf der Strecke geblieben. Das ewige Vertuschen meiner Spielerei - das erklären um den Verbleib des Geldes, die Neubeschaffung des selben zur Wiederaufnahme des Spiels - das Mißtrauen meiner Angehörigen - all das geht nicht spurlos an einen vorüber.
    Obwohl ich ja alles wieder gutgemacht hätte - hätte ich gewonnen. Jetzt, wo ich das nicht habe, muß ich einsehen, das es so nicht weitergeht.Der Gerichtsvollzieher klopft an die Tür - meine Partnerin redet von Trennung - tja - und ich weiß beim besten Willen nicht mehr,wo ich das nächste Spielgeld auftreiben soll. Und einer meiner besten Kumpel kriegt ja auch noch ein hunni von mir. Also doch mal Zeit, mit meinen Lieben zu sprechen.
    Erst mal ein wenig auf zerknirscht machen - und ich bekomme zu hören, ich habe schon lange gewußt etwas stimmt nicht. Die Tränen deiner Partnerin rühren dich kaum - mag doch dieses schreckliche Gespräch bald zu Ende sein.
    Was hörst du von Ihr ? Eine Selbsthilfegruppe sollst du besuchen ? Eine Therapie machen ? Nein, das brauche ich doch wirklich nicht - das schaffe ich doch locker, weil ich es schaffen will.
    Doch ich gehe zur Gruppe - letzlich um des lieben Frieden Willens - und schaden kann es ja auch nichts.
    Ich höre, wie fremde Menschen fast das gleiche erlebt haben wie ich - schaue wie in einen Spiegel - un beginne langsam zu begreifen. Was bin ich - wer bin ich - was will ich sein ?
    Und sehe mich vermutlich zum ersten Mal so wie ich bin - und höre mich Nachts beten, lieber Gott hilf mir anders zu sein. Und in mir entsteht der feste Wille anders zu werden - weg vom Spiel - weg von Lügen betrügen und den hintergehen. Ich spüre tief in mir, ich schaffe das und ein bisher nie gekanntes Wohlfühlgefühl ergreift mich.
    Und ich schaffe es...
    Bleibe dabei nicht stehen - ecke hier an, ecke dort an - aber komme unaufhörlich weiter - spüre ich in der eigenen Sicherheit nicht mehr spielen zu müßen - denn selbst verschiedene Knackpunkte habe ich schadlos überstanden.
    Eigentlich will ich jeden nur an meinen Glück der Abstinenz teilhaben lassen - Jeden Leidensgenossen sagen, höre auf mit dem Spiel- es ist das Beste was dir geschehen kann. Manchmal erstick ich fast in meinen Eifer dies zu tun - und hoffe dann, andere haben ein Nachsehen mit mir.
    Und oft wird es bestimmt so sein - und manchmal auch nicht weil auch andere nicht stärker sind.
    Habe mir so feste Ziele gesetzt wie Wahrheit und Ehrlichkeit. Doch was ist Wahrheit und Ehrlichkeit ? Ist es nicht in erster Linie zu dem stehen was ich wirklich denke ?
    Mich nicht hinter irgendwelchen stark erscheinenden Personen verstecken - ist das wahr sein ? Ist das ehrlich sein ? Und wie sieht es mit der Realität aus - darf ich die verleugnen ? Und darf ich weiter ignorieren was ich neben mir selbst auch anderen mit meiner Spielsucht zugefügt habe ? Muß ich nicht offen werden, mich dem zu stellen - weit ab von Schutzbehauptungen ?
    Ich bin auf einen Weg dies zu tun - manchmal überfordere ich meine Umwelt damit - manchmal auch mich selbst.
    Was ich nie tun wollte - aber vielleicht doch getan habe ist andere verletzen.
    Vielleicht verletzt, weil ich mich selbst verletzt fühlte.
    Erwischte mich dabei, das es mir zu wichtig war, das als richtig zu schildern, was ich als richtig empfand.
    Das war absolut falsch - ich hätte da nachgeben müßen.
    Besser nicht Recht zu bekommen - als andere verletzen.
    Das ist eine Lehre die ich begriffen habe.
    Gruß Rudi

  2. #2
    susi Gast

    Standard an Rudi

    hey Rudi...
    mein internet funktioniert endlich auch wieder zu hause. jetzt sehe ich, dass du noch keine mail bzw. keine resonanz erhalten hast..
    rudi...du hast hier eine sehr schöne mail geschrieben und ich spüre ein versuch, dass du dich erklären möchtest. ich verstehe nicht viel von spielsucht und den folgen, aber ich bin mir sicher, dass du schon sehr sehr viel gepackt hast, seit deinen letzten 4 jahren spielfreiheit. dass von solch einer "zockerei" noch letzte zweifel übrig bleiben, ist irgendwie doch ganz logisch. ebenfalls möchte mann seine gute erfahrungen unbedingt immer wieder anderen mitteilen, dass ist ein ganz normales verhalten für mich. denk an freunde oder verwandte die aufgehört haben zu rauchen - das sind die "ekelhaftesten" nichtraucher!! ich bin selbst nichtraucher, aber ich liess raucher immer gewähren und unter uns (und ca. 1'000'000 forumleser) ich küsse gerne raucher ;-))
    trotzdem würde ich einem ehem. raucher niemals den mund verbieten, nur weil er etwas "überspitzt" rüberkommt. mensch, das ist doch schön wenn jemand etwas für sich geändert hat, was ein problem war vorher.
    du hast deine sucht sehr intensiv beschrieben vorhin, und es macht einfach nur "happy", das du trotz einigen kritischen beiträgen hier, bei DIR bleibst. das ist es was wir alle haben müssten - nächstenliebe! aber es ist auch ganz normal, dass es symphatie und antiphatie gibt und man einfach nicht mit allen menschen auskommen kann. warum mal nicht eine kritik geben oder erhalten, es kann mich nur weiterbringen. aber es muss in meinen augen immer respektvoll sein und man kann viel kritik auch in "gute" worte packen - das machst du und ich glaube ich auch.
    wir haben alle einen wunden punkt wo wir uns verletzt fühlen können, dafür bist du doch nicht schuld! das tust du ja nicht extra! das zeigt mir hier eichfach das es "lebt" in uns allen...
    glaube mir, ich schreibe meinem freund im ausland seit 4 jahren mails und sms's. was glaubst du wieviele missverständnisse es da gibt, und verletzungen, worte die man eben in einer mail oder sms nicht so ausdrücken kann, wie von gesicht zu gesicht... das ist verdammt schwer und braucht fingerspitzengefühl. ich mag es ehrlich auch wenn es manchmal weh tut.
    wenn ich irgendwann mehr von meiner mutter erfahre, wie es ihr geht, dann werde ich es vor allem dir erzählen wollen.

    bis bald und grüsse mal deine familie von mir.
    susi

  3. #3
    Boomer Gast

    Standard

    Hallo Rudi

    Dem Eintrag von Susi gibt wohl kaum noch etwas bei zu fügen -Nur ich bin von den "ekelhaften" die sich das Rauchen abgewöhnt haben ;-)) (Hi Susi aber Raucher Küsse ich trotzdem gerne :-)!

    Liebe Grüsse Boomer

  4. #4
    Susi Gast

    Standard Boomer

    hallo boomer

    jetzt musste ich lachen, da bin ich ja froh nicht die einzige zu sein ;-)))

    wünsche dir ein ganz schönes wochenende...

    und en liäbe gruess
    susi


  5. #5
    dirk Gast

    Standard raucher küssen...

    rauchen habe ich mir "leicht" abgewöhnt, küsse raucherinnen aber gern weiterhin...
    ob ich mir das spielen auch abgewöhnen kann? kennt ihr den easyway von allen carr? kann man ihn auch auf spielsucht anwenden?

    lieben gruss von eurem dirk

  6. #6
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Susi, hallo Boomer,
    schön das ihr Raucher küssen wollt. Schließlich bin ich ein Raucher und das baut ja auf. Wie auch die Worte, die ihr für mich hattet.
    Du hast Recht Susi, es wäre schade, wenn man nach kritischen Bemerkungen aus seiner Spur weicht.
    Aber wichtig ist bei allen Zielen, die man für sich setzt, auch immer wieder das Überdenken der eigenen Meinung.Vor allen Dingen, wenn es dann kritische Hinweise gibt.
    Nur kann ich reichlich wenig daran machen,wenn ich für Verhaltensweisen von spielabhängingen Menschen kritisiert werde, die ich lediglich aus Vervollständigungsgründen meines Postings mitaufgeführt habe.
    Diese Verhaltensmuster sind ja sehr detailliert in Fachliteratur wiedergegeben. Seltsam, das diese Literatur so kritiklos hingenommen wird.
    Meine Behauptungen kann ich auch nicht revidieren - weil der Wahrheit entsprechend - jedoch hätte ich wissen müßen, das sich andere betroffene Personen dadurch doch verletzt fühlen könnten. Das habe ich nicht bedacht - und das allein sehe ich als meinen Fehler.Dadurch ist eine fruchtlose Diskussion entstanden, die niemand wirklich etwas gebracht hat. Außer ein paar Erfahrungen mehr.
    Ich denke auch, das gerade Menschen die sich - wie ich - in öffentlichen Foren bewegen, lernen sollten ein gehöriges Mass an Toleranz zu bewahren.
    Wenn Beleidigungen und Beschimpfungen an anders Denkenden erfolgt, sollte ich für mich überdenken weiterhin öffentlich zu Schreiben. Das habe ich für mich getan - aber nicht gesehen, wo ich jemand beleidigt oder beschimpft habe.
    Nun ist es aber so, das ich als Suchtkranker in der Regel auch sehr sensibel bin. Insbesonders was mich selbst betrifft.
    In den Umgang mit den Angehörigen und Mitmenschen aber diese Sensibilität nicht immer zum tragen kommt.Und das ist ein Schwachpunkt - den es für mich als Spielsuchtkranken gilt zu überwinden. Manch einer scheitert an diesen Schritt - oder versucht ihn erst gar nicht zu gehen.
    Manchmal kann man es kaum mehr hören ich ich ich ...
    Natürlich bin ich nicht Schuld an meine Spielsucht - aber haben den meine Anghörigen und Mitmenschen die Pflicht unter MEINER Spielsucht zu leiden ? Ich denke mal nicht - das muß ich wohl mit mir selbst ausmachen - und kann jeder Hilfe die mir Zuteil wird nur dankbar annehmen.
    In diesen Augenblick die Eure.
    Danke
    Rudi



  7. #7
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Dirk,
    ich bin Raucher - und Spielabhängig.
    Mit dem Rauchen habe ich nicht Schluß gemacht - mit dem Spielen aber sehr.
    Bei dir ist es wohl im Moment eher umgekehrt. Was aber doch zeigt, das du schon ein gewisses Maß an Selbstdisziplin besitzt.
    Diese ist sehr wichtig um von den Spielen abzurücken. Natürlich kannst du es schaffen. Wie so manch ein anderer es auf diesen Seiten auch schaffte.
    Hilfreich wäre es auf jeden Fall, wenn du dabei eine Selbsthilfegruppe besuchst. Oder zumindest mal einen Chat mit den Fachtherapeuten dieser Seite machst. Sie können dir bestimmt hilfreiche Schritte nennen.
    Wenn du den festen Willen besitzt aufzuhören, wird es dir gelingen. Davon bin ich überzeugt.
    Nur nimm es nicht auf die leichte Schulter - es ist kein Selbstläufer. Du mußt voll hinter deinen Entschluß stehen.
    Bis bald
    Rudi

  8. #8
    Registriert seit
    30.07.2009
    Beiträge
    132

    Standard AW: über die "Kleinigkeit trocken zu werden"....

    für mich auch nach mehr als 5 Jahren immer noch aktuell.
    Ehrlichkeit und Wahrheit ist der Weg in die Abstinenz.
    Lügen und Selbstbetrug der Feind.
    Gehe ích ehrlich mit meinen Rückfällen um, werde ich Spielfreiheit erreichen - meine Sucht letztlich besiegen - auch wenn sie im tiefen Winkel immer in mir schlummern wird.
    Jede Lüge im Bezug auf die eigene Sucht ist ein Schritt zurück ins Suchtverhalten - jedes Wort der Wahrheit bedeutet einen Schritt heraus.
    Deswegen wünsche ich allen Suchtkranken, das sie den Mut und die Kraft in sich finden, sich zu dem was und wie es ist zu bekennen.

    Rudi

  9. #9
    Registriert seit
    15.04.2008
    Beiträge
    277

    Standard AW: über die "Kleinigkeit trocken zu werden"....

    Hallo Gerri

    Wie recht du hast, lügen und mich selbst anlügen ist das schlimmste was ich machen kann.

    Bin erleichtert wenn ich die Wahrheit sagen kann, nur so kann ich unbeschwehrt Leben.

    Liebe grüße Sabiene

  10. #10
    Registriert seit
    23.04.2006
    Beiträge
    344

    Standard AW: über die "Kleinigkeit trocken zu werden"....

    Hallo ihr Lieben,

    wenn es nur 3 Sekunden sind, die ich das Ausüben eines Spielvorgangs denke und dabei systematisch die Straßenseite quere um mich von der nähher rückenden Spielstätte zu distanzieren - habe ich dann meine Wahrheit begriffen?
    Natürlich hätte ich lieber, nie, nie wieder an das Spielen denken zu müssen, aber auf einmal ist es da und ich bleibe stehen, sehe in mich hinein und spüre den Drang - frei zu sein. In der nächsten Minute wird mir deutlich, daß ich nicht weiß, wie Geldspielautomaten Heute aussehen und in den Folgesekunden schon wird deutlich wie groß meine Abneigung ist.
    Das alles entscheidende ist es, in dieser bedrängtrn Sekunde intuitiv auf die Gute Seite zu wechseln.
    Ich kenne die Gründe des Sekundenkicks und werde mich Heute Mittag auf den Weg machen, darüber ein seelsorgerisches Gespräxh zu führen. Im Grunde - meine Soziale Angst, die immer wiederkehrt, alte Bekannte. Heute Morgen trübes Wetter, aber beim Frühstück schon steigt die Lebensfreude wieder auf. Zum Glück bin ich nicht alleine.
    Schöne 24 Stunden
    Andreas

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