Ergebnis 1 bis 3 von 3

Thema: Ich habe es wieder getan!

  1. #1
    Alexander Gast

    Standard

    Eigentlich besteht mein ganzes Leben daraus immer wieder zu spielen. Mal mehr mal weniger, aber immer mit dem gleichen Ergebnis. Es geht mir schlecht dabei u. vor allem danach. Als Kind habe ich mich schon für die Geldspielautomaten in Spanien interessiert, wo ich mit meinen Eltern im Urlaub war. Ich habe an diesen Geräten hier u. da mal 5 Pisetas Stücke verloren u. wenn dann mal was rauskam war es ein wahnsinns Gefühl. Später wurden diese Beträge natürlich größer, 25 Pistas, 100 Pisetas, aber auch da war erst Schluß mit dem Spiel wenn alles weg war u. ich mir nicht mal mehr was Süßes für mein Geld kaufen konnte. Ich war ca. 10 Jahre alt!

    Jetzt, mehr als 20 Jahre danach kann ich auf eine lange Spielerkarriere zurückblicken. Es ging weiter mit Vier gewinnt, Backgammon selbst Canasta u. so ein tolles Spiel wie Schach habe ich nur um Geld gespielt. Habe mit Freunden, später mit Fremden in irgendwelchen Cafés gepokert, Daht wurde um Geld gespielt und auch Billiard wurde nur mit Einsatz gespielt. Dann kamen die Spielautomaten dazu. Erst 5 DM, dann 50 DM nachher Hunderte. Das Taschengeld war immer weg. Es kam zu Schulden bei Freunden und ich habe sogar mehrere Hundert Mark Scheine meinen Eltern geklaut, wofür ich mich heute noch sehr schäme. Als ich mein erstes eigenes Geld verdient habe musste ich feststellen, das ich trotz eines monatlichen Geldeingangs von ca. 1.300 DM spätestens 5-6 Tage danach wieder pleite war u. den Rest des Monats schauen musste wie ich über die Runden kam. Ich hatte ja keine Verantwortung für jemanden anderen! Es ging weiter mit Casinos, in Holland, Spanien, Deutschland, auch Monte Carlo, Nizza war dabei. Vor zwei Jahren wäre ich beinahe nicht mehr aus meinem Urlaubsland Costa Rica zurückgekommen, weil ich in 3 Wochen fast 10.000 Dollar verpielt hatte u. ich am Flughafen nicht mal mehr die 17 Dollar TAX zahlen konnte. Ein netter Amerikaner hat mir dann geholfen. Wenn ich das so schreibe wird mir ganz schlecht.

    Natürlich gab es immer eine Steigerung, als ich das Casino für mich entdeckt hatte, waren Spielautomaten absolut uninterssant, da ich im Casino endlich mal richtige Beträge gewinnen konnte. Und im Gegensatz zum Pokern war es annonym und man tat niemandem Weh wenn man dann mal gewonnen hat. Trotz gelegentlicher höheren Gewinne war mein Konto niemals im Plus. Eigentlich war mein Dispo immer voll ausgereizt u. Kredite hatte und habe ich immer noch abzubezahlen. Nach dem Casino kam mein wohl größter Ruin, die Börse. Anfangs hatte ich wie wohl jeder riesige Gewinne, später noch größere Verluste die mich ohne die Hilfe meiner Eltern wohl für immer vernichtet hätten.

    Nach dieser heftigen Börsenzeit habe ich nur vereinzelt Casinos besucht und nie mehr als 1000 Euro verspielt. Wahnsinnig viel Geld, aber da ich überhaupt kein Verhältnis zum Geld habe kam es mir nicht als sehr viel vor. Ich dachte immer, ich arbeite viel, verdiene nicht so schlecht und was ich mit dem Geld mache ist meine Sache, ich muss nur für mich sorgen. Das ist natürlich ein Trugschluss denn wenn ich ehrlich bin, war es meine Mutter die mir jedes Jahr mein Konto ausgeglichen hat, als ich weinend vor ihr stand und ihr eine verharmloste Geschichte erzhält habe wie es dazu kommen konnte. Sie wußte das ich Geld verloren habe u. ich habe ihr immer wieder hoch und heilig versprochen das ich mir helfen lasse und das es diesmal das letzte mal sei. Innerlich habe ich das Unwissen und die Großzügigkeit meiner Mutter mißbraucht u. fühle mich deswegen minderwertig und mies.

    Im Sommer letzten Jahres bin ich nach 10 Jahren Spielautomaten freier Zeit in eine Spielhalle gegangen. Alle Freunde waren im Urlaub, auf der Arbeit war super Stress und ich war zu faul extra nach Holland ins Casino zu fahren, da ich in den deutschen Casinos auch seit einigen Jahren gesperrt bin. Am ersten Tag dachte ich mir 100 Euro tun nicht sonderlich weh. Am zweiten Tag habe ich 800 Euro verloren und von dem Tag an habe ich fast 4 Monate Tag täglich zwischen 250 und 700 Euro verspielt. Ich war in meinem Leben nie exessiver als im letzten Sommer. Ich konnte nicht mehr schlafen, arbeiten u. für meine Freundin und die Freunde die längst wieder aus dem Urlaub zurück waren hatte ich keine Zeit mehr. Ich war wie im Rausch, habe jeden Cent an den ich besorgen konnte verspielt, neue Kredite aufgenommen u. hatte Ende Oktober 2004 über 35.000 Euro Schulden. Nur durch Spielautomaten. Ich konnte das erstemal in meinem Leben nicht meine Miete bezahlen und die kommenden Rechnungen machten mir solche Sorgen das ich Nachts nicht mehr schlafen konnte und mit offenen Augen im Bett lag. Die Tage im Büro waren die Hölle und ich habe keinen Sinn mehr im Leben gehabt.
    Ich wußte nicht mehr weiter! Ich stand wieder unter Tränen vor meiner Mutter und habe ihr alles gebeichtet. Sie hat sich rat geholt und ist in eine Selbsthilfegruppe für Spieler und Angehörige gegangen. Sie hat mir von dem Tag an Gott sei Dank keinen Cent mehr gegeben um mir damit helfen zu wollen. An dem Tag war mir klar das für mich ein für alle male Schluss ist, nachdem ich sie wegen mir habe weinen sehen. Aber es war nicht ein normales weinen, es war als wäre ich ihr fremd, nicht mehr ihr Sohn, sie hat mich als eine Bedrohung gesehen, die mich innterlich zerfraß.

    Seitdem sind ca. 5 Monate vergangen, und ich habe keine Möglichkeiten mehr an Geld zu kommen, außer meiner wöchentlichen 100 Euro Taschengeld, von denen ich alles bezahlen muß was anfällt. Außer meiner Miete. Zudem gehe ich 1 mal die Woche Taxi fahren und verfüge somit pro Woche zwischen 200-250 Euro womit ich mir im Februar sogar ein kleinen Urlaub leisten konnte. Doch seit ca. 3 Wochen bin ich wieder in der Spielhalle und verpiele Sonntags nachdem ich 10 Stunden dafür Samstagsnachts schwer gearbeitet habe mein Zusatzverdienst und reiße mich bis zum nächsten Taschengeld zusammen.

    Ich weiß ich brauche dringenst Hilfe, aber ich bringe es nicht fertig eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen. Ich habe auch Angst das mir ein wichtiger Teil meines Lebens genommen wird, auch wenn dieser für all meine Sorgen und meinen Kummer verantwortlich ist und vor allem der meiner Mutter. Ich habe schrecklich Angst vor der Zukunft.

    Ich denke einige erkennen sich hier und da auch wieder wenn sie das lesen und vielleicht hat ja einer von euch einen guten Tip für mich. Ich möchte Leben und das Leben ohne diese Bestie in meinem Kopf genießen können!

    Alexander

  2. #2
    Nordtstern Gast

    Standard

    Es ist schon heftig, die heutigen neuen Beiträge zu lesen.Sicher erkennt man sich selbst in Teilen darin wieder. Das Ausmaß ist da wohl untergeordnet aber grenzt meiner Meinung nach schon an Harakiri und Selbstzerstörung. Ich habe Gott seiDank lange vorher den Absprung geschafft und mit Hilfe meiner Frau und unseren 4 Kindern den Absprung geschafft. Meine Gruppe und auch Foren wie dieses sowie auch meine persönlichen Erfahrungen mit dem Zocken und der Genesung davon bewahren mich hoffentlich davor, wieder in alte Denk- und Verhaltensweisen abzudriften.Ich kann nur jedem raten,welcher ein Suchtproblem hat, dieses zu erkennen und dagegen anzugehen. Hilfe gibt es, annehmen und nach vorn schauen.
    Auf gehts, viel Glück (bei der Bewältigung der Probleme)

  3. #3
    Kary Gast

    Standard

    Hallo Alexander,

    da wo die Angst ist, ist der Weg.
    Du weißt was zu tun ist.
    Bei einer anderen Krankheit würdest Du auch zum Doc gehen, oder? Übernimm die Verantwortung für Dein Leben, dann wird das NICHT-Spielen kein Verlust sein, sondern eine unglaubliche Befreiung.
    Trau Dich!

    Grüßli
    Kary

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •