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Thema: Der beste Mensch

  1. #1
    Topinambur Gast

    Standard

    Vor einiger Zeit lernte ich eine verheiratete Frau kennen. Ihr Ehemann hatte sie vernachlässigt. Als sie sich darüber beschwerte, empahl er ihr, sich einen Liebhaber zu suchen, der sie bei Laune halte. Ob er, damit gerechnet, hat, dass die Frau der Empfehlung nachkam, weiß ich nicht. Jedenfalls hat sie es getan.
    Nach außen ist der Ehemann der beste Mensch. Außenstehende beneiden die Frau um diesen Mann. Er ist so verständnisvoll, hat einen guten Job, verdient gutes Geld. Auch ich lernte ihn kennen und hatte nur den besten Eindruck von ihm.
    Die Ursache, dass er seine Frau - und, wie ich später auch bemerkte, seine gesamte Familie (3 Kinder)- vernachlässigte, war für mich zunächst, dass er offensichtlich in seinem Job voll aufging. Er hat einen Beruf, wo er sehr viel unterwegs ist und in dem er von Seiten seines Arbeitgebers sehr große Freiheiten genießt. Wichtig ist für den Arbeitgeber lediglich der Erfolg. Er muss keine starren Arbeitszeiten einhalten, kann die Arbeit auch zu Hause verrichten. Ich lernte ihn kennen, dass er sogar am Wochenende und im Urlaub vor dem PC saß.

    Mittlerweile kenne ich die Familie sechs Jahre. Meine Bekannte erklärte mir, dass Ihr Ehemann seit Jahren spiele, dass der Ehemann vor dem PC nicht nur arbeite. Auch wenn er geschäftlich unterwegs ist, besuche er häufig Spielcasinos.
    Diese Besuche schlugen sich dann auf dem gemeinschaftlichen Bankkonto durch Abhebungen am Geldautomaten, z.B.morgens um 3.00 Uhr, in der Nähe einer Spielbank, nieder. Auch über Visa wurden Geldbewegungen abgerechnet, die nur von der Spielbank herkommen können. Der Ehemann hatte die tollsten Ausreden parat. Einmal lieh er angeblich Geschäftsfreunden Geld, dann war er zwar im Casino, hatte aber nicht gespielt, nur einem griechischen Steuerberater, von dem er den Namen nicht wisse, 1.000 EUR geliehen. Das Geld bekomme er aber sicher zurück.

    Es ist ca. 3 Jahre her, da wunderte sich meine Bekannte, dass das Gehalt des Ehemannes, welches immer spätestens am 28. des Monats eingegangen war, immer später dem gemeinschaftlichen Konto gutgeschrieben wurde. Auch die Reisekostenerstattungen (Größenordnungen bis zu 1.000 EUR/Monat),welche ansonsten monatlich erfolgten, wurden äußerst unregelmäßig geleistet. Das Konto lief immer mehr ins Soll. Erst durch Zufall, vor ca. 6 Monaten kamen meine Bekannte und ich auf die Ursache. Der Ehemann hatte bei der Direktbank "Diba" ein Konto eröffnet. Dieses hatte er seinem Arbeitgeber als Gehaltskonto und Reisekostenkonto angegeben.
    Sämtliche Zahlungsströme des Arbeitgebers wurden somit zunächst dorthin geleitet. Von diesem Konto aus zockte er auch. Vor allem im Internet bei Bedandwin. Dann erfolgten "verkürzte" Überweisungen auf das gemeinsame Bankkonto. Ein Beispiel. Wenn das tatsächliche Gehalt 10.000 EUR war, welches auf das Diba-Konto überwiesen wurde, wurden nur 8.000 EUR an die Familie weitergeleitet. Diese Weiterleitung wurde aber bestens getarnt. Die Überweisung vom Diba-Konto auf das Familienkonto war so eingerichtet, dass nicht einmal die Hausbank Verdacht schöpfte. Auf dem - vom Ehemann generierten - Überweisungsträger war angegeben: Als Auftraggeber der Arbeitgeber des Ehemannes, als Zweck: Lohn, Gehalt und die Personalnummer des Arbeitgebers, dann der vom Ehemann für seine Familie erübrigte EUR-Betrag.
    Es wird immer schlimmer. Letzte Woche hat er 8.000 EUR verzockt.
    Meine Bekannte will jetz Gütertrennung. Der Familienunterhalt muss sichergestellt werden. Das ist das Problem.

    Topinambur








  2. #2
    Heide Gast

    Standard

    Hallo Topinambur,
    das, was du beschreibst, kenne ich gut. Genauso ist es bei meinem spielsüchtigen Mann auch gelaufen. Diegleichen Ausreden, dasselbe Procedere. Die meisten Spieler sind ja auch nach außen sehr angepasste, freundliche Menschen, bei denen man nie auf den Gedanken käme, dass hinter der Fassade irgend etwas nicht stimmt.
    Ja, und dann ist es irgendwann so wie bei deiner Bekannten. Hat sie denn schon mit ihm gesprochen und nach gemeinsamen Lösungen gesucht, hat er das Spielen zugegeben?
    Will er etwas unternehmen, um trocken zu werden?
    Wenn nicht oder auch dann, deine Bekannte muss unbedingt Geld auf die Seite legen und ihn daran hindern, ihr gemeinsames Geld zu verspielen . Hat sie Kinder, hat sie eigenes Geld? Sie ist ja verheiratet, da kann es sein, dass Gütertrennung etwas bringt, aber als Akutmassnahme muss sie sehen, dass ihr Geld, evtl. Kindergeld und angemessener Unterhalt nicht verzockt werden.
    Ich habe meinen Mann dazu bringen können, dass er alle Kontovollmachten abgibt. Das war der einzige Weg, der sicherstellte, dass er nicht spielt. Nun ist er quasi finanziell entmündigt. Das geht auch nicht anders, denn er hat ja als Suchtmittel das Geld, wie andere den Alkohol oder die Droge. Also muss das Suchtmittel erstmal unerreichbar sein. Anders kann ich mir nicht vorstellen, dass deiner Bekannten zu helfen ist. Ihm kann man nicht helfen, das habe ich hier gelernt, er muss selbst drauf kommen, etwas zu unternehmen gegen die Sucht, meiner Meinung funktioniert es nur, wenn man ihn vor die Wahl stellt, ich (oder wir) oder die Sucht.
    Anders hätte mein Mann nie etwas unternommen. Er hätte weitergemacht bis heute und wohl immer weiter. Es war ja auch bequem, ich nahm ihm die Sorgen um unbezahlte Rechnungen und den Ärger mit Gläubigern ab, regelte alles und kam selbst unter die Räder...so läuft es immer.
    Mehr Tips kann ich dir leider nicht geben, aber es gibt hier im Forum viele, die genau Bescheid wissen und viel Erfahrung haben, da kommt sicher noch einiges.
    Ich wünsch deiner Bekannten jedenfalls viel Power und Selbstbewusstsein, um die Krise zu bestehen.
    Lieben Gruß
    Heide

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