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Thema: Zahlenspiele...

  1. #1
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo,
    immer wieder lese ich in Eintragungen über Verluste, Gewinne, beinahe Gewinne.
    Das führt ja wohl dazu, das ich Gewesenes verarbeite. Jedoch ist unüberhörbar das Bedauern,welches bei diesen Erörterungen mitschwingt. Also auch ein gewisses Selbstmitleid über die nicht eingetroffenen Möglichkeiten. Es ist natürlich verständlich, wenn ich eigene Fehler bedauere. Allerdings darf ich in meinen Leben nicht immer wieder meine Fehler sehen, sondern ich muß mich zu einen positiven Denken erheben.
    Das ist nicht ganz einfach - aber unausweichlich um dauerhaft trocken zu sein.Solange ich mit Verlust - oder Gewinngedanken beschäftigt bin, sehe ich mich trotz Nichtspielens doch noch in der nassen Phase.
    Mein Denken, was nicht ablassen will von den Vorstellungen was wäre wenn, sind quälend - und für uns nicht förderlich.
    Wir müßen diese Gedanken abstellen - und wenn wir dieses nicht alleine bewerkstelligen können, ist fachliche Hilfe notwendig.Nach meinen Denken ist also jemand, der eventuell schon eine Weile nicht spielt, nicht wirklich trocken, solange diese Aufrechnungen erfolgen.
    Die Konsequenz meines Denkens lies für mich nur den Schluß zu,mich zunächst von meinen Spielerleben abzuschotten - theoretisch und praktisch. Der praktische Teil ist bekannt - abschotten von Geld und Spielstätten. Meine finanzielle Inkompetenz zugebend - und vertrauten Menschen die Finanzen überlassend.
    Der andere Teil ist wesentlich schwerer. Für mich habe ich eine starke Linie gezogen - eine Linie, die zu einer neuen Basis für mich wurde. Ohne Schuldzuweisungen läßt sich so das eigene Leben neu ordnen. Versäumtes jeglicher Art kann mit der Zeit aufgeholt werden - ich lebe ein glückliches Leben seitdem.
    Für mich sehe ich allerdings als falsch an, sich in einer Form gegen die Vergangenheit abzuschotten, indem ich so tue, als wenn es bei mir nie Spielsucht gegeben hätte.
    Nein, auch diese Sucht - diese Krankheit muß ich für mich akzeptieren, denn ich habe sie.
    Muß mir bewußt halten, wie schwer unsere Suchtkrankheit ist- wie sehr sie mich aus meinen jetzigen zufriedenen und glücklichen Leben holen kann.
    Nach all meiner Spielerzeit - und den unzähligen Versuchen es alleine einzuschränken oder abzustellen - sehe ich Heute die Notwendigkeit, für mich Vorsorge zu treffen.
    Manche sehen das vielleicht anders - viele seit längerem Zeitraum Spielfreie, machen es genau wie ich.
    Sie haben erkannt das der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe für uns diese Vorsorge ist.Eine Vorsorge, die greift - und eigentlich nicht austauschbar ist.
    In diesem Sinne
    allen Spielfreiheit
    Rudi



  2. #2
    Karl Gast

    Standard Leben bedeutet Veränderung

    Hallo Rudi,

    Du hast wieder mal in vielen Punkten recht. Wir leiden an einer Suchtkrankheit, die vermutlich nicht zu heilen ist.
    Ohne den praktischen Teil geht es meiner Meinung nach auch nicht, denn am Anfang ist es wichtig nicht wieder rückfällig zu werden.
    Verlust und Gewinngedanken sollte man auch nicht mehr haben, dass habe ich glücklicherweise auch geschafft. Ich trauere meinen Verlusten auch gar nicht mehr nach sondern schaue konsequent nach vorne und freue mich, dass sich unsere finanzielle Lage immer weiter verbessert.
    Natürlich kommen in Konfliktsituationen immer noch Vorwürfe meiner Familienmitglieder "Was wäre wenn Du nicht ........"
    Aber da kann ich nun mit umgehen. Ich stelle mich jetzt meiner Verantwortung und lasse die Vergangenheit das sein was sie ist, eben Vergangenheit, die nicht zu äöndern ist.
    Du hast recht, dass man niemals so tun sollte, als hätte es die Sucht nie gegeben. Aber wie sieht dieses Tun aus?
    Muss ich ein mal die Woche in die Kirche gehen und beichten?
    Du hast für Dich eine neue Basis geschaffen. Ich habe zusammen mit meiner Familie unser Leben auch auf eine neue Basis gestellt. Diese neue Basis hat sehr viele Veränderungen in unserm und vor allem in meinem Leben bedeutet. Ich blicke konsequent nach vorne, habe mir realistische Ziele gesetzt, die ich erreichen will. Bin mir bewusst, dass dies auch Zeit braucht. Ich will nicht mehr wie beim Spiel den schnellen Erfolg suchen. Ich habe im zurückliegenden Jahr mehr gewonnen als ich jemals verloren habe; nämlich Liebe, Vertrauen, Zuneigung, Verständnis, Geborgenheit, Nähe.....
    Meine Basis ist das Leben und die stetige Veränderung.
    Da es keine Medikamente für unsere Krankheit gibt und man den "Tumor" nicht einfach entfernen kann, muss ich darauf hinarbeiten, dass der "Tumor" schön abgekapselt bleibt und nicht weiter wächst aber ich weiss natürlich, dass ich ihn noch habe.
    Ich wünsche Dir auf Deiner Basis alles Gute.

    Liebe Grüsse Karl

  3. #3
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Karl,
    ich bin mir sicher, das auch du für dich die neue wichtige Basis geschaffen hast.
    Du hast durch deine Familie viel an Hilfe und Verständnis bekommen - und ich denke, du bist stark genug deinen Weg fortzuführen.
    Mein Weg unterscheidet sich von deinen, indem ich eine Selbsthilfegruppe aufsuche. Ansonsten sehe ich in unserer Art mit unserer Sucht umzugehen keinen großen Unterschied.
    Ich toleriere und akzeptiere wie du das machst - und vielleicht beneide ich dich ein klein wenig, wie scheinbar einfach du es schaffst. Doch beim genauen Hinsehen spüre ich doch, das es auch bei dir gar nicht so einfach geht. Auch du kämpfst um ein Vorwärtskommen.
    Das unglaublich bestärkende auf den Weg weiter zu gehen, ist das Vertrauen und die Zuneigung die uns schon nach relativ kurzer Zeit (gemessen an der Spielphase), von unseren Partnern, Familien und Freunden zurückgegeben wird.
    All das führt zu meinen Wohlfühlgefühl, was ich nicht mehr missen möchte.
    Wünsche dir weiterhin die Kraft mit der du deine Sache in die Hand nimmst.
    Dir und Deiner Familie alles Gute.
    Lieben Gruß
    Rudi


  4. #4
    Registriert seit
    30.07.2009
    Beiträge
    132

    Standard AW: Zahlenspiele...

    Wenn ich heute meinen vor mehr als 5 Jahren alten Eintrag lese, wird mir bewußt welche Fehler ich in den letzten 5 Jahren machte.
    Ich hatte mich an manchen meiner Vorsätze, die sich im nachhinein als richtig erwiesen, einfach nicht gehalten.
    Für mich zählte es zeitweise nicht mehr, weil ich mich zu stark fühlte.
    Die Konsequenz ist eingetreten.
    Eine langjährige Beziehung zerbrach.
    Heute habe ich mich wieder einigermaßen erholt. Es geht mir wieder gut.
    Doch alles was ich durch Sucht zerstöre, bleibt letztlich zerstört.
    Nichts bleibt wie es ist - bei keinem.
    Doch lebe ich Sucht weiter, so wird sich alles zum negativen wenden - ohne wenn und aber - unwiderruflich.
    Wir alle haben nur ein Leben.
    Jeder Tag den ich in Sucht verbringe ist ein verlorener Tag.
    Mache ich nichts gegen diese Sucht - habe ich letztlich ein verlorenes Leben.
    Das sollte jeden Spielkranken klar sein.
    Ich spielte seitdem ich 17 war - vielleicht auch etwas jünger. Heute bin ich über 59 - der Großteil meines Lebens ist um.
    Es ist kein verlorenes Leben, weil ich immer wieder gegen meine Sucht ins Feld zog - nie resignierte. Doch ich kann euch heute sagen, ich habe es mir sehr schwer gemacht.
    Mein Fazit - resigniert niemals nach einen Rückfall - aber jeder von uns wird wesentlich besser Leben, wenn er Rückfälle zumindest
    weitgehend vermeidet.
    Ich wünsche allen Abhängingen und Co Abhängingen ein Leben ohne Rückfälle, mit dem inneren Gefühl frei von Sucht zu sein.

    Rudi

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