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Thema: bitte um Erfahrungsaustausch von Co-Abhängigen

  1. #21
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Monika,
    danke für deine Mühe zu erklären. wie du es aus der Sicht der Angehörigen erlebt hast.
    Das ganze auf und nieder einer Partnerschaft mit einen Spieler.Mit einen bitteren Ende für alle Beteiligten.
    Durch deine Worte hatte ich Einblick in die Gefühlswelt der Angehörigen - die mir in ähnlicher Form auch von meiner Frau nahegebracht wurden.
    Für uns - nach all dem auf und nieder - allerdings mit positiven Ende.
    Und das sollte auch gesagt sein. Es gibt tatsächlich Spieler, die es wirklich schaffen spielfrei zu bleiben.
    Es ist nicht so, das eine Partnerschaft wegen dieser Sucht auseinanderbrechen muß.
    Doch die Weichen für den Fortbestand der Beziehung hat der Spieler selbst zu stellen. Er hat es in der Hand an sich zu arbeiten. Das kann ihn keiner abnehmen.Hilfreiche Hände sind nützlich - aber sie bewirken nichts ohne den entschiedenen Willen des Spielers aufzuhören.
    Deswegen gibt es auch keine Schuld durch die Angehörigen - diese Selbstvorwürfe hört man oft. Aber öfters eine an Naivität grenzende Hoffnung auf Erhaltung der Beziehung, obwohl bewiesen, das der Spieler nichts ändern will.
    Mit einen süchtigen, akut spielenden Spieler gibt es nichts wie Gemeinsamkeit oder Partnerschaft. Im Nachhinein betrachtet drehte sich fast alles ums Spiel - dessen Finanzierung und dessen Verheimlichung. Die Normalität bleibt auf der Strecke - und ist ausschließlich durch ein abstinenzes Leben wieder erreichbar.
    Für mich als Spieler hat das aufhören bedeutet, zurück zum Leben, zurück zur Liebe, zurück zu den Menschen.
    All das war über lange Zeit unter meiner Spielsucht verborgen. Ich bin glücklich wieder Mensch zu sein - und nicht der Spieler.
    Lieben Gruß
    Rudi

  2. #22
    Ute Gast

    Standard

    Hallo, Monika!
    Danke für deine ausführlichen Gedanken.
    Je mehr ich hier im Forum lese (das ich im übrigen auch sehr hilfreich finde), desto mehr stelle ich fest, dass SpielerInnen zwar auch wertvolle Gedanken und Anregungen geben können, aber die Co-Abhängigen die eigenen "Leute" besser verstehen (wenn auch nicht alles genau so lief und läuft wie bei dir).
    Es ist wahrscheinlich ähnlich wie unter Süchtigen: So ganz kann ich es als Nicht-Süchtige nicht fassen, warum man es immer wieder tun muss.

    Aber, danke auch dir Rudi, dass du ein Beispiel dafür gibst, dass es Hoffnung gibt.
    Ich hab sie auch noch nicht aufgegeben, ich leide aber auch noch nicht so lange wie andere hier im Forum.

    Ute

  3. #23
    Ally Gast

    Standard

    Ein Hallo an alle,

    möchte mich kurz aus dem Wochenende zurück melden, war bei meinen Eltern (ohne ihm) um etwas auszuspannen. Natürlich konnte ich meine Gedanken nicht abschalten. War aber auch nicht so gewollt.
    Dieses Wochenende ohne ihm tat auch ganz gut, aber
    naja um es kurz zu beschreiben: Himmel hoch jauzend und zu tode betrübt.
    Wie es nicht anders zu erwarten war, ich habe ihm schrecklich vermißt und wurde aber auch gleichzeitig auf den Boden der Tatsachen zurück beordert.
    Habe von der Bank meine von ihm genutzte Karte wiederbekommen und einen Kontoauszug gezogen,... - muß dazu doch nicht weiteres anmerken.
    Aber ich habe wieder deutlich gespürt, dass eine Trennung von ihm die einzigste Lösung war.
    Seine Eltern wissen Bescheid, diese Sucht hatte er auch schon bevor er mich kennenlernte.
    Über Unwissenheit von mir möchte ich nicht weiter ausführen, dass hatten wir bereits.
    Wo ich dann über die ganzen Ereignisse nachdachte, wurde mir eines klar:
    Ich weiß, dass er mich von Herzen liebt, er will auch wieder anfangen zu leben (ohne Sucht). Dafür möchte er alles tun, er setzt sich jetzt intensiv damit auseinander und arbeitet an sich. Und er möchte wieder an uns glauben.
    Er war schon zur Selbsthilfegruppe und möchte auch eine Therapie machen.

    Ich glaube der erste Schritt ist getan. Einer von sehr vielen.

    In Sachen Trennung bin ich aber konsequent, leider mußte es ja soweit kommen bis er es verstandt und aufwachte.

    Nun meine Frage an Euch, wie verhalte ich mich nun richtig ihm gegenüber?
    Es will nicht in meinem Kopf, dass er mir keine Antwort auf "Warum?" geben kann. Klar ich bin nicht der Therapeut und muß ihm Zeit geben.

    Ich versuche ihn auch nicht zu bedrängen, habe aber auch das Bedürfnis nach Aufklärung.

    Irgendwie hat man das Gefühl, man macht alles falsch.

    Kann mir einer Tipps geben, wie man so ein Dilemma bewältigen kann.

  4. #24
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Ally,
    wenn dein Freund sich wirkliche Hilfe in Form von SHG und Therapie holt, dann ist es mehr als der erste Schritt.
    Es ist das entscheidende - und bedeutet für uns als Spieler die Kehrtwendung- eine Drehung um 180°.

    Deine Frage nach dem Warum -
    Warum wird der eine Grippekrank , der andere nicht ?
    Diese Spielsucht ist eine wirkliche Suchterkrankung - und warum man krank wird, ist meißtens nicht nachvollziehbar.
    Diese für uns Spieler sehr nervende Frage, warum hast du gespielt- wird uns von unseren Angehörigen in der Anfangsphase der Spielfreiheit oft gestellt.
    Eigentlich ein sicheres Zeichen das der Angehörige noch NICHTS von dieser Sucht verstanden hat - und nur die Auswirkungen dieser Sucht begreift und versteht.
    Wir können uns selbst keine Antwort auf die Frage geben - und wenn wir uns auf der Suche nach einer Antwort machen, kostet es viel Kraft, die wir in der Anfangsphase wirklich für den praktischen Teil unsere Abstinenz brauchen.
    Auf der Suche nach dem WARUM begeben wir uns im Laufe der Zeit alle. Niemand jedoch hat den schlüssigen Beweis warum er spielt.
    Thesen und Vermutungen indess gibt es so manche - bei den einen soll es in der KIndheit liegen - bei den anderen in der Partnerschaft, oder oder
    Wenn ich meine Suchtkrankheit jedoch so begründe, versuche ich Schuld für meine Suchterkrankung zu finden. In meinen Elternhaus - bei meinen Partner - oder in mich selbst.
    Sollte eine Schuldfrage bei einer Erkrankung gestellt werden ?Ich für mich beantworte es mit nein.
    Ich habe oft den Eindruck, das der Angehörige von den Spielern Reue und Wiedergutmachung erwartet.Oft wird diese Wiedergutmachung auch von den Spieler versucht. Sie äußert sich in Mehrarbeit, Nebenjobs, den Verzicht auf Dinge die ihn wichtig sind, aber Kosten verurachen - in gewisser Weise eine Art Selbstbestrafung - auch wenn er es selbst noch nicht so erkennt.Ein neuer Kreislauf ist programmiert....
    GEMEINSAM AUS DER SUCHT. Das war unser Thema in unserer Beziehung. Hierzu war es wichtig das gewesene aufzuarbeiten. Ehrlich über Gefühle und Verletzungen zu sprechen. Aber auch ein erkennen der finanziellen Situation und die Beratschlagung wie geht es fortan weiter.
    Auch hier bedarf es rückhaltlose Offenheit, insbesondere von Seiten des Spielers. Ein gemeinsames Konzept wurde aufgestellt, im praktischen Teil, was bleibt uns zum Leben ?
    Nach Erfassung aller dieser Details haben wir beschlossen auf eine neue Basis, ohne Schuldvorhaltungen neu zu starten.
    Ich denke aber, unser Weg ist nur bei wirklicher Liebe
    machbar. Denn es ist nun mal sehr schwer , insbesondere für den sehr verletzten Partner, so ganz ohne Schuldvorhaltungen auszukommen.
    Manchmal höre ich auch heute - man, wo hätten wir stehen können - ich empfinde es allerdings dann nicht als Vorhaltung.Unser Leben ist eben so gelaufen. Außer meiner Spielsucht, gab es auch andere Prüfungen für uns, die wir beide als schwerer empfunden.
    Und dieses Prüfungen haben unser Leben geprägt - haben uns zu den Menschen gemacht, die wir heute sind.
    Wir sind glücklich miteinander, lieben uns - was kann uns besseres geschehen ?
    Ich denke, es gibt im Leben nie eine Beziehung, die keine Belastung verkraften muß. Manche scheitern schon bei der ersten Bewährungsprobe - manche aber auch wachsen mit jeder neuen Belastung - und das sind die glücklich machenden Beziehungen - in der die Liebe tief gepflanzt ist.
    Lieben Gruß
    Rudi






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