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Thema: "Abschied"

  1. #51
    Registriert seit
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    Standard AW: "Abschied"

    Hallo Sivia,

    wie vor einem Jahr habe ich wie auch dieses Mal Deinen Abschiedsbrief gelesen, der mich auch wieder stark bewegt hat.

    Ich hatte bisher noch nicht in diesem thread geschrieben, ihn aber aufmerksam verfolgt.

    Ein Grund warum ich damals nichts geschrieben habe war der, dass ich geglaubt habe, dass bei mir ja alles anders sei.

    Unsere Liebe war nach der Abkehr von der Sucht neu erstarkt und wir hatten unser Zusammenleben "ganz neu definiert".

    Dein Abschiedsbrief von gestern hat mich da jedoch etwas nachdenklich gemacht. Auch bei uns ist ein weiteres Jahr vergangen, wir sind "am liebsten immer noch glücklich" aber ich glaube zu erkennen, dass sich durch die Spielsucht doch wesentlich mehr verändert hat.

    Ich denke gerade der gebeutelte Angehörige wird seinen Partner durch eine viel schäfere Brille betrachten und ganz andere Maßstäbe anlegen. Die Erwartungshaltung ist einfach eine andere.

    Dinge oder Handlungen, die früher hingenommen wurden oder vielleicht sogar als normal angesehen wurden wirken plötzlich irritierend, abstoßend, oder unbegreiflich für den Partner. Dies kann dann von einer Sekunde auf die andere zu heftigen "Gewittern" führen.

    Ich will jetzt auf keinen Fall sagen, dass Du unrecht hast alles das einzufordern was Du in Deinem Brief als Versäumnisse dargestellt hast.

    Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass man nach Abkehr von der Sucht ein viel "besserer Partner" sein muss, man soll sensibler, ehrlicher, liebevoller, verständnisvoller,............sein. Selbst für sein Äußeres muss man mehr tun um dem geschärften Blick zu gerecht zu werden.

    Aber das ist vermutlich eine der Strafen, die man bekommt und ich nehme sie für eine weitere gemeinsame Zukunft gerne auf mich.

    Ich wünsche Dir liebe Silvia für die Zukunft alles Gute und hoffe, Du findest jemanden der Deine Seele anrührt und Deine Liebe wieder erweckt.

    Alles Liebe

    K@rl

  2. #52
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    Standard AW: "Abschied"

    Liebe Silvia,

    ich hatte mit dir gehofft, dass dein Mann ein Einsehen mit sich und der ihm entgegengebrachter Liebe hat. Dem ist nicht so…stattdessen ist er weiter in sich gegangen, und kommt vor lauter Selbstmitleid nicht aus seinem Schneckenhaus.
    Was kann dir dein Mann auf deinen 2. Abschiedsbrief erwidern…???...

    Ich habe getan, was mein Innerstes zuließ.
    Ich habe das Spielen aufgeben wollen…doch meine Liebe zu den klingenden und leuchtenden Automaten war größer. Die Hoffnung, das verlorene wieder zu bekommen ist größer, als die Sehnsucht dich in meinen Armen halten zu dürfen.

    Ich habe getan, was meine Seele mir riet.
    Ich baute (baue) weiter an meinem Turm…ich weis, ich sitze innen, und der Lichtschein wird kleiner, trotzdem setze ich einen Stein auf den nächsten…ohne Unterlass.
    Ich versuche dich zu hören…zu verstehen…deine Worte verhallen innerhalb meiner selbst gebauten Röhre.

    Ich habe getan, was mein Herz mir sagte.
    Ich höre mein Herz…selbst wenn ich schlafe, spüre ich den Schlag. Jeder dieser Schläge haut mich aus dem Gleichgewicht…es ist wieder da…Verstand (Seele) gegen Herz…ein Kampf, den ich nicht vermag zu stoppen.

    Ich habe getan, was mein Körper vermag zu leisten.
    Ich klammer mich an meine eigens errichtet Mauer. Die Finger sind blutig…meine Hilferufe ersticken in mir. Ich sehe… nein…es ist kein Licht vorhanden…alles um mich herum ist dunkel…ich rutsche…in die Tiefe.

    Ich habe getan, dir zuzuhören.
    Deine Worte…ich verstehe dich nicht. Ich sehe, dass sich dein Mund bewegt. Doch ein Ton…nicht vorhanden.

    Ich habe getan, dich zu sehen.
    Meine Augen waren auf dich gerichtet…keine Farbe, keine Kontur…wo bist du…wo bin ich?

    Ich sitze hier…in meiner Röhre, ich friere, und ich höre und sehe nichts.
    Ich baue weiter Steine, hole mir das Material unter meinen Füßen heraus…Wie von allein setzen sich diese Steine oben auf die Röhre…doch ich kann das Ende nicht erreichen.
    Ist es das Ende…MEIN ENDE?
    Ich habe es vernommen…du verlässt mich…ich kann es verstehen…und doch wieder nicht.
    Ich habe Sehnsucht…nach klingenden Geräuschen und bunten Lichtern…es ist schön…harmonisch und warm.
    Ich lebe… da ich es sehen und hören kann…Hoffnung keimt auf in mir…ich schaffe es, der Jackpott ist mein. Bestimmt!!!!

    Silvia verlasse deinen Mann, und kümmere dich um dich selber…um deine verletzte Seele, dein zerrissenes Herz. Wärme dich mit den letzten sommerlichen Sonnenstrahlen…und fange an DEIN Leben zu geniessen. Du bist verantwortlich…nur für DICH.
    Versuche deinen Mann aus deinem Gewissen zu entlassen. Du wirst ihn nicht retten…

    Eine kleine Geschichte zum Schluß: Der Noch-Ehemann meiner Lebensgefährtin…(pathologischer Spieler), ist nach dem er von ihr verlassen wurde, in ein tiefes…sehr tiefes Loch gefallen. Keine Arbeit…keine Wohnung.
    Nach drei Jahren…Spielfreiheit…eigene Wohnung…Arbeit. Er sorgt gut für sich, und der gemeinsamen Tochter, die bei ihm geblieben ist. Er musste etwas tun…es hat gedauert…doch mit Geduld und den Tritten der Gesellschaft, ist er dabei, sich wieder etwas aufzubauen.

    Ich wünsche dir alles erdenklich Gute…Ruhe für dich…und nicht soviel Schmerz…
    Nimitz

  3. #53
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    Beitrag AW: "Abschied"

    Hallo Karl,

    danke für deine Antwort;
    ich glaube schon, dass die zuerst "rosarote" Brille, durch die wir einen Partner sehen, nicht nur wie bei allen Beziehungen im Laufe der Zeit "schärfer" sondern bei Suchtproblemen noch kritischer wird. Das mag wohl daher rühren, dass die Verletzungen und der Vertrauensverlust vielleicht häufiger und tiefgreifender sind, als bei anderen Paaren. Hinzu kommt, dass Verzeihen nicht automatisch Vergessen bedeutet, dass jede Verletzung Narben hinterläßt, die sich aufaddieren und bestimmt manchmal Mißtrauen auslösen, wo es nicht gerechtfertigt ist. Ich glaube nicht, dass deine Partnerin dich strafen möchte, wohl eher seid ihr beide durch eure gemeinsamen Erfahrungen besonders dünnhäutig und verletzbar. Ich denke schon, dass die Erwartungen besonders hoch sind, da aber niemand perfekt ist, solltest du dieses Empfinden - und auch deine Angst diesen Anforderungen nicht immer gerecht zu werden- unbedingt zur Sprache bringen (bevor der Druck, der sich dadurch aufbaut, sich ein anderes Ventil sucht!)
    Dein Wunsch für mich, ich möge jemanden finden , der meine Seele anrührt, finde ich besonders schön und danke dir dafür - ich habe immer davon geträumt, dass dies mein Mann sein würde....
    Ich hoffe, dass dieser Wunsch für dich schon in Erfüllung gegangen ist.
    Alles Liebe für dich
    Silvia

  4. #54
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    Standard AW: "Abschied"

    Hallo Nimitz,
    schön dass es dich noch gibt.
    Wie schon in deinem Beitrag im vergangenen Jahr hast du es auch diesmal wieder geschafft, mir die Welt eines Spielers von innen aufzuzeigen. Ich seh die Bilder, die du mir beschreibst und empfinde die Trostlosigkeit, die hinter der Mauer herrscht. Bei dem Versuch, diese Mauer abzutragen, habe ich mir selbst die Seele wundgerieben. Trotzdem würde ich selbst jetzt noch und sofort weitergraben, wenn ich spüren würde, mein Mann kämpft wirklich von innen dagegen an. Aber dazu hat er weder die Einsicht noch das Bedürfnis.

    Ich danke dir für deine Antwort.
    Alles Liebe für dich
    Silvia

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